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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Abu
Huraira gilt als einer der bekanntesten
Überlieferer [rawi] gemäß
Betrachtung der
Sunniten und
als einer der unglaubwürdigsten gemäß Betrachtung der
Schiiten. Viele Unterschiede
zwischen den
Rechtsschulen
können auf seine
Überlieferungen [hadith] zurückgeführt werden.
Abu Hurairas Herkunft und Abstammung gelten als
strittig, auch wenn oft als sein eigentlicher Name Abd al-Rahman
ibn Sachr al-Azdi angegeben wird. Er ist besser unter seinem
Beinamen Abu Huraira (Vater des Kätzchens) bekannt. Er gehörte zum
jemenitischen Stamme der Dus, welcher Dus bin Adnan zum
Urahn hat. Sein Vater könnte Umair gewesen sein. Jener war Sohn
von Ibn Amir bin Abde-Sisch Schari bin Tarif usw. bis Dus. Der
Name Abu Hurairas Mutter war Ummaima. Sie war die Tochter von
Safih bin Haris bin Abi Sab usw. bis Dus. Den Beinamen Abu
Huraira bekam er deswegen, weil er ein kleines Kätzchen hatte,
das er sehr mochte.
Abu Huraira verbrachte seine Kindheit am Geburtsort im
Jemen,
wobei sein Geburtsdatum nicht bekannt ist. Er blieb dort, bis
er über dreißig Jahre alt war und hatte wenig Bildung. Nach
der Schlacht von
Chaybar nahm er den
Islam an. Alle Historiker stimmen
darüber überein, dass dies im siebten Jahr nach der
Auswanderung erfolgte. So ist die Zeitspanne als
Gefährte beim
Propheten
Muhammad (s.) nicht mehr als drei Jahre, wie es auch vom
Buchari bestätigt wird.
Nachdem er den
Islam angenommen hatte, gesellte er sich zu
den
Leuten der Arkaden und blieb dort bis zum Lebensende des
Propheten
Muhammad (s.). Gemäß einer
Überlieferung bei
Buchari erzählte Abu Huraira selber, dass er sich dicht am
Propheten
Muhammad (s.) aufhielt, um eine volle Mahlzeit zu
bekommen, die von Spendern verteilt wurden.
Dschafar ibn Abu Talib war einer der Großzügigsten im
Erweisen solcher Mildtätigkeit für die
Leute der Arkaden, so dass Abu Huraira ihn als den
verdienstvollsten Mann gleich hinter dem
Propheten
(s.) ansah.
Abu Huraira wird zu Lebzeiten des
Propheten
Muhammad (s.) bei keiner Schlacht erwähnt und bei
keinem Ereignis des Friedens, aber es wird berichtet, dass er
am Tage der
Schlacht von Mutah dem Heereszug entfloh; in dieser
Schlacht wurde sein großer Gönner
Dschafar ibn Abu Talib
Märtyrer.
Der Name Abu Hurairas wird bei den Ereignissen der
Regierungstage des ersten
Kalifen
Abu Bakr
und des zweiten
Kalifen
Umar kaum erwähnt, außer dass im Jahre 21 n.d.H. (ca. 642
n.Chr.) der zweite
Kalif
Umar ihn zum Gouverneur von
Bahrain ernannte, aber schon zwei Jahre später, im Jahre
23
n.d.H. (ca. 644 n.Chr.) ihn wieder absetzte
und statt dessen
Uthman ibn Abul-Aas Thaqafi ins Amt brachte. Mit der Absetzung
wurde Abu Huraira von
Umar aufgefordert, eine Summe von 10000
Dirham
an die
islamische Gemeinwohlkasse zurückzahlen, die Abu Huraira
unterschlagen hatte. Detaillierte Berichte dazu gibt es u.a.
bei
Ibn Abdurraab in seinem Buch "Iqdul Farid". Abu
Huraira vertrat in jener Zeit das
Überlieferungsverbot.
Während der Herrschaftstage des
Kalifen
Uthman blieb Abu Huraira an die Familie von
Amr
ibn Aas gebunden und baute seine spätere Verbindung zu den
Umayyaden durch die Nähe zu
Marwan ibn al-Hakam auf. In dieser Zeit entstanden die
ersten lobpreisenden
Überlieferungen für die
Umayyaden, wie z.B. die Behauptung Abu Hurairas:
"Ich hörte den Propheten Gottes sagen: "Uthman
ist so keusch, dass selbst die
Engel
keusch vor ihm sind."
In einigen Fällen verdrehte Abu Huraira gemäß den Analysen
von
Sayyid Abdalhussain Scharaffuddin al-Musawi den wirklichen Sinn
einer
Überlieferung, um es so erscheinen zu lassen, als solle
ein Angehöriger der
Umayyaden gepriesen bzw. geschützt werden. Beispielsweise
gibt es die allgemein akzeptierte
Überlieferung, dass
Prophet
Muhammad (s.) sagte: "Bald nach mir geschehen Unruhen
und Spaltungen." Die Leute fragten: "Was gebietest du
uns, was wir dann tun sollen, o Prophet Gottes?" Er sagte dann
auf
Ali ibn Abu Talib (a.) zeigend: "Ihr solltet diesem Amir
(Führer) und seinen Gefährten folgen!"
Abu Huraira verdrehte demnach den Sinn; der Prophet habe auf
Uthman gezeigt und später rief er die
Muslime auf, sich ganz herauszuhalten.
Während der Regierungstage des
Imam Alis (a.) arbeitete Abu Huraira für
Muawiya gegen den amtierenden
Kalifen. Abu
Huraira hielt sich zwar bei der Schlacht von
Siffin
außen vor, versuchte aber durch erfundene
Überlieferungen
Muawiya zu unterstützen.
Aus der späteren Herrschaftszeit
Muawiyas stammen wohl die meisten seiner
Überlieferungen, darunter auch die absurdesten, wie z.B.:
Abu Huraira erzählt: Ich hörte den
Propheten sagen: "Allah beauftragte drei Personen mit
seiner Offenbarung: Mich (Muhammad), Gabriel und Muawiya."
Die Werke von
Buchari und
Muslim enthalten etliche
Überlieferungen, die von Abu Huraira auf diesem Muster
aufgebaut sind und in diesem Stil erzählt wurden.
Für derartige
Überlieferungen wurde Abu Huraira nach Ansicht von
Scharaffuddin al-Musawi von den
Umayyaden belohnt, in deren Regierungszeit er
Buschra bint Ghaswan ibn Dschabir heiratete.
Abu Huraira hat als Einzelperson die noch bekannte größte
Anzahl an
Überlieferungen erzählt, wobei ihm weit über 5000
Überlieferungen zugesprochen werden. Allein bei
Buchari sind mehr als 400 davon eingetragen. Er übertrifft
damit alle Gefährten, die viel längere Zeit mit dem
Propheten verbracht haben. Allerdings behauptet Abu Huraira
nicht sein gesamtes Wissen preisgegeben zu haben. Er sagte:
"Ich habe vom Propheten Gottes zwei Behälter mit
Überlieferungen empfangen, und ich habe nur den einen
Behälter geleert, aber müsste ich auch den zweiten Behälter
entleeren, würde meine Gurgel auseinander reißen." Und er
sagte: "Würde ich euch alles enthüllen, was ich weiß,
würden die Leute mich mit Steinen bewerfen und sagen, Abu
Huraira sei verrückt."
Eine ganze Reihe von Fehlinformationen über den
Propheten
Muhammad (s.), wie Fehler beim
Ritualgebet und merkwürdiges Verhalten gegenüber
Gefährten, die später Imam
Ali ibn Abu Talib (a.) unterstützen, gehen auf Abu Huraira
zurück. Allerdings wurden diese - entgegen der allgemeinen
Ansicht - auch von den Gründern der
sunnitischen
Rechtsschulen total ignoriert. So gibt es die von Abu
Huraira geschilderte Begebenheit, wonach
Prophet
Muhammad (s.) angeblich ein
Ritualgebet mit vier
Gebetsabschnitten [raka] versehentlich nur mit zwei
Gebetsabschnitten betet, das Gebet beendet, im Anschluss
von den
Mitbetenden auf den Fehler aufmerksam gemacht wird und
sich dann erneut hinstellt und die fehlenden zwei
Gebetsabschnitte nachholt. Eine solche
Fehlerkorrekturpraxis gibt es bei keiner
Rechtsschule im
Islam.
Abu Huraira erfand gemäß den Analysen von
Scharaffuddin al-Musawi auch schmähende
Überlieferungen über andere
Propheten, die das extreme Fehlverhalten
umayyadischer
Kalifen
relativieren sollten. So behauptete er, dass
Moses
(a.) nackt hinter einem Stein durch die Stadt gelaufen
sei, der ihm die Kleider beim Baden gestohlen habe, und dass
er dem Todesengel ein Auge ausgeschlagen habe. Er dichtete dem
Propheten
Lot (a.)
Mangel an Gottvertrauen an und gab den
Propheten
Adam (a.),
Noah
(a.),
Abraham (a.) und
Jesus
(a.) Eigenschaften, die nicht zu ihnen passen. Abu Huraira
erzählte, der Prophet
Salomo
(a.) habe ein Urteil seines Vaters
David
(a.) aufgehoben.
Abu Huraira erdichtet über
ALLAH,
was nicht zu Gott passt, weder gemäß der Vernunft noch gemäß
Glaubensdoktrin. So würde beispielsweise die
Hölle
erst dann total gefüllt werden, wenn Allah Seinen Fuß
hineinstelle! Und Abu Huraira erzählte, dass Prophet
Adam (a.)
nach dem Ebenbild Allahs geschaffen sei mit außergewöhnlichen
Längemaßen für einen
Menschen.
Entgegen der obigen Darstellung wird er heute noch von
Sunniten als einer der zuverlässigsten Überlieferer
verehrt, weil unter anderem
Buchari sich auf ihn bezieht. Zu den oben genannten
Darstellungen gibt es in vielen Fällen (bis auf die
nachgeholten
Gebetsabschnitte) Rechtfertigungsversuche.
Viele der innerislamischen Missverständnisse und
Unterschiede können auf die
Überlieferungen Abu Hurairas zurück geführt werden. Dabei
spielt seine
Überlieferung, dass alle
Gefährten wie die Sterne im Himmel seien und man sich nach
allen orientieren könne, als Basis für spätere Konflikte, da
es allen
Gefährten - und damit auch Abu Huraira - eine Art
Fehlerlosigkeit bei den
Überlieferungen andichtet, obwohl viele von ihnen im
teilweise kriegerischen Widerspruch zueinander standen. In der
schiitischen Version jener Überlieferung beschränkt sich
die Fehlerfreiheit auf die
Ahl-ul-Bait (a.).
Abu Huraira leitete beim Ableben
Aischas ihr Totengebet.
Abu Huraira starb im Jahre 57 n.d.H. (etwa 677 n. Chr.)
oder gemäß anderer Auffassung im Jahre 58 oder 59
n.d.H.. Sein
Alter war dementsprechend ca. 78 Jahre.
Unter seinen Erben sind sein Sohn Muharrir bin Abu
Huraira und eine Tochter bekannt. Es ist auch bekannt, dass Abu
Huraira einen Enkel namens Naim hatte. Abu Huraira ist in
Yibna in
Palästina begraben, wo ein Mausoleum für ihn errichtet
wurde.
Die ehemalige Siedlung
Siffin
ist nach Abu Huraira benannt.