.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Sergius Bahira
Rahab war um das Jahr 600 ein legendärer früher
jüdischer, später nestorianisch
christlicher Mönch, der im Kloster der Christen in Bosra,
einer Stadt im Süden
Syriens lebte.
Manche Quellen geben als Namen Dscherdschis, Georgius,
Sergius, Sarjisan, Buairah, Bohaara. Bahira bedeutet in
aramäischer Sprache "Ausgezeichneter".
Als
Prophet Muhammad (s.) je nach Quelle zwischen 9 und 12
Jahre alt war, begleitete er seinen Onkel
Abu
Talib und dessen Handelskarawane nach
Syrien.
Auf dem Weg kamen sie am Kloster des Mönchen Bahira vorbei und
machten dort rast. Bahira war dafür bekannt, dass er glaubte,
noch zu seinen Lebzeiten, werde ein
Prophet unter den
Arabern erscheinen. Bahira hatte die alten Schriften
studiert und ihnen entnommen, dass das Kommen des letzten
Propheten unmittelbar bevorstehe. Um zu überprüfen, ob er mit
seiner Vermutung richtig lag, sprach er vor allem mit den
arabischen Händlern auf der Durchreise.
Die Karawane mit dem jungen
Muhammad (s.) erregte aufgrund verschiedener Zeichen seine
Aufmerksamkeit. Als die Karawane in der Nähe seines Klosters
anhielt, lud Bahira alle Reisenden zu einem Mahl ein. Als er
aber in keinem ihrer Gesichter ein Merkmal des von ihm
erwarteten
Propheten fand, fragte er, ob man jemanden bei der
Karawane zurückgelassen habe. So erfuhr er, dass
Muhammad (s.) dort geblieben war, um aufzupassen. Bahira
bestand darauf, ihn kennen zu lernen, und erkannte sofort,
dass der Junge alle Zeichen trug, die der zukünftige
Prophet den Schriften zufolge aufweisen sollte. Er riet
Abu
Talib ihn vor potenziellen Feinden zu schützen.
In
Busra (Bosra) gibt es heute noch eine Kirche, die nach Bahira benannt
ist.
Die Erkenntnis
Bahiras ist unter anderem in dem Geschichtswerk von
Ibn Ishaq beschrieben (Siri
Ibn Ishaq):
Abu
Talib
zog eines Tages als Händler mit einer
Karawane nach
Syrien. Nachdem er die Vorbereitungen beendet und sich für die
Reise entschieden hatte, wurde er vom
Propheten leidenschaftlich bedrängt, so
dass er Mitleid mit ihm empfand und sagte: "Bei
Gott, ich will ihn mitnehmen, und
wir wollen uns niemals trennen."
So machte er sich mit ihm auf die Reise. In
Busra in Syrien, wo die
Karawane anlangte, lebte ein Mönch namens Bahira in
seiner Klause. Er kannte die Bücher der
Christen. Schon immer hatten in jener
Klause Mönche gelebt, die ihr Wissen aus einem Buch schöpften, das sie, so wird
behauptet, einer zum anderen weitervererbten. Die
Mekkaner waren früher schon
oft bei diesem Mönch vorbeigekommen, doch hatte er nie mit ihnen gesprochen noch
sich irgendwie um sie gekümmert. Als sie aber in diesem Jahr in der Nähe seiner
Klause lagerten, bereitete er ihnen ein großes Mahl. Er hatte nämlich in seiner
Zelle gesehen, dass eine Wolke den
Propheten in der sich nähernden
Karawane
beschattete. Und nachdem diese dann herangekommen war und sich in der Nähe unter
einem Baum gelagert hatte, bemerkte er, wie die Wolke Schatten über den Baum
breitete und dessen Zweige sich so über
Muhammad
(s.) bogen, dass er darunter Kühlung
fand. Als Bahira dies sah, kam er aus seiner Klause und ließ ihnen sagen: "Ich
habe euch ein Mahl bereitet, Männer von
Quraisch. Ich möchte,
dass ihr alle kommt, jung und alt, Sklave und freier Mann."
"Bei Gott, Bahira, Bedeutsames ist heute an
dir", erwiderte einer von ihnen und fuhr fort: "Noch nie hast du dies für uns
getan, und wir sind schon oft bei dir vorbeigekommen. Was ist heute mit dir?" -
"Du hast recht. Es ist, wie du sagst. Aber ihr seid Gäste, und ich möchte euch
mit einem Mahl ehren, an dem ihr alle teilhaben sollt." Da kamen sie alle zu
ihm. Nur Muhammad (s.) blieb wegen seines jungen Alters beim Gepäck unter dem Baum
zurück. Als nun Bahira sich unter seinen Gästen umsah, erblickte er nicht das
Zeichen, das er aus dem Buche kannte. Deshalb sprach er "Nicht ein einziger von
euch, Männer von Quraisch, soll meinem Mahle
fernbleiben!"
"0 Bahira", antworteten sie ihm, "keiner, dem es
gebührte, zu dir zu kommen, ist zurückgeblieben. Nur einen Knaben, den jüngsten
von uns, haben wir bei unserem Gepäck gelassen." - "Tut dies nicht!" bat er uns,
"ruft ihn, damit er mit euch am Mahle teilnimmt!" Und ein Mann von den
Quraisch
pflichtete ihm bei: "Bei den Göttinnen
Lat und
Uzza, wir haben Tadel verdient,
dass wir den Sohn
Abdullah, des Sohnes des
Abdulmuttalib,
zurückgelassen haben."
Und er ging zu Muhammad (s.), trug ihn in seinen
Armen herbei und ließ ihn unter seinen Gefährten sitzen. Als Bahira ihn sah,
begann er ihn eindringlich zu beobachten und die Merkmale an seinem Körper zu
betrachten, von denen er aus seinem Buche wusste, dass sie ihn kennzeichneten.
Nachdem seine Gäste das Mahl beendet hatten und weggingen, trat Bahira zu
Muhammad (s.) und flehte ihn
an: "Oh Knabe, ich bitte dich bei
Lat und
Uzza,
beantworte mir, was ich dich frage".
Die beiden Göttinnen rief er vor
Muhammad (s.) nur
deswegen an, weil er zuvor seine Begleiter bei ihnen hatte schwören hören (oder
um ihn zu prüfen). Der Prophet erwiderte: "Bitte mich nicht bei
Lat und
Uzza, denn nichts hasse ich mehr als diese beiden!"
"So bitte ich dich denn bei
Gott", sprach Bahira,
"mir meine Fragen zu beantworten!"
Muhammad (s.) willigte ein, und der Mönch
begann, sich nach seinen Träumen, seinem Körper und anderem zu erkundigen.
Muhammad (s.) erzählte es ihm. Alles stimmte mit den Merkmalen überein, die Bahira
aus seinem Buche kannte. Schließlich betrachtete er auch seinen Rücken und sah
an der bestimmten Stelle zwischen seinen Schultern das Siegel der
Prophetenschaft. Nachdem er dies alles erfahren hatte, brachte er
Muhammad (s.) zu
seinem Onkel Abu Talib zurück und fragte ihn:
"Wie steht dieser junge zu dir?" - "Er ist mein Sohn."
"Dies kann nicht sein, denn sein Vater sollte
nicht mehr leben." - "Ja, er ist der Sohn meines Bruders." - "Und was ist mit deinem
Bruder geschehen?" - "Er ist gestorben, als seine Frau mit dem Jungen schwanger
war." - "Nun hast du die Wahrheit gesprochen. Bringe deinen Neffen zurück in
seine Heimat und nehme ihn in Acht vor einigen
Juden, denn wenn sie sehen und erkennen
werden, was ich an ihm bemerkt habe, werden sie ihm Schlimmes antun. Überaus
Großes wird mit deinem Neffen geschehen. So bringe ihn schnell zurück!" Nachdem
Abu Talib in
Syrien seine Handelsgeschäfte beendet hatte, zog er deshalb eilends
mit Muhammad (s.) zurück nach
Mekka.
Einer Legende nach soll Bahira im Anschluss an die Begegnung
das
Muhammad-Gemälde angefertigt haben.