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Als "Die Büßer" bzw. "die Reuigen" [tauwabin] werden
diejenigen bezeichnet, die wenige Monate nach
Aschura unter Führung von
Sulaiman ibn Surad
einen Aufstand gegen die
Umayyaden in
Kufa
durchgeführt haben, der nach sechs Jahren niedergeschlagen
wurde.
Der Aufstand der Büßer (Tauwabin) gilt als der erste
Aufstand von Anhängern der
Ahl-ul-Bait (a.) nach dem Ereignis von
Aschura. An diesem Aufstand beteiligten sich
Muslime aus vielen Regionen unter Führung von
Sulaiman ibn Surad, um die Armee der
Umayyaden in Ayn al-Warda zu besiegen.
Der Begriff der "Büßer" ist darauf zurückzuführen, dass es
Sulaiman ibn Surad und weitere waren, die
Imam Husain (a.) nach
Kufa
eingeladen und ihm die Treue geschworen hatten. Danach hatten
sie ihn aber am Tag von
Aschura in
Kerbela in Stich gelassen und fühlten sich später
mitverantwortlich für das Massaker. Sie bereuten und wollten
die Ermordung
Imam Husains (a.) und seiner Getreuen rächen. Nach
zahlreichen geheimen Sitzungen kamen sie zu dem Schluss, dass
der einzige Weg, um diese Schande abzuwaschen, darin bestand,
sich im Kampf dem Gegner zu stellen und
Märtyrer zu werden. Als Argument wurde diesbezüglich auch
der
Heilige Qur'an (2:54) genannt.
So sammelten sich einige Monate nach
Aschura ungefähr einhundert
Schiiten im Haus von
Sulaiman ibn Surad, der als einer der prominentesten und
frommsten Männer von
Kufa
galt. Er sprach zu seinen Mitkämpfern: "Wir haben der
Familie des
Prophet (Muhammad (s.)) geschworen, sie zu unterstützen,
haben es aber nicht getan. Wir haben gewartet, bis das
Ergebnis des Ereignisses zu sehen war, bis der Sohn des
Propheten getötet wurde. Jetzt wird
ALLAH nicht mit uns zufrieden sein, bis wir gegen
Imam Husains (a.) Mörder kämpfen. Schärft eure Schwerter
und sammelt eure Pferde und eure Kraft, bis ihr zum Sammeln
gerufen werdet."
Nach dieser Rede haben andere bekannte
Schiiten wie Musayyib ibn Nadschaba al-Fazarai, Rifa'a ibn
Schaddad al-Badschali, Abdullah ibn Wal al-Taymi und Abdullah
ibn Saad al-Azdi ihm die Unterstützung zugesagt. Schließlich
wurde
Sulaiman ibn Surad zum Anführer des Aufstandes gewählt.
Aus den vorliegenden Dokumenten wird deutlich dass vor allem
zwei Ziele verfolgt wurden: Rache an den Mördern von
Imam Husain (a.) und Übergabe der Macht an die
Ahl-ul-Bait (a.).
Die Büßer hielten im Jahr 61
n.d.H. (680-681 n.Chr.) heimlich wöchentliche Sitzungen
über die Entwicklung ihres Aufstands ab, in denen sie sich
organisierten. Sie sammelten heimlich Waffen in
Kufa,
um sich auf ihren Kampf vorzubereiten. Drei bis vier Jahre
dauerten die Vorbereitungen. Im Jahr 64
n.d.H. sandte
Sulaiman ibn Surad Briefe an Saad ibn Hudhayfa, dem
Anführer der
Schiiten in al-Madain und Muthanna ibn Makhrama al-Abdi,
einem bekannten
Schiiten in
Basra,
um sie zum Aufstand einzuladen. Die
Schiiten von
Basra
und al-Mada'in versprachen ihre Unterstützung.
Historiker vermuten, dass der Ausbruch des Aufstands Anfang
Rabi-ul-Awwal des Jahres 65
n.d.H. (Mitte Oktober 684 n.Chr) datiert werden kann. Eine
Armee unter Führung von
Sulaiman ibn Surad bestehend aus mehreren Tausend Männern
marschierte auf einen Ort namens Nuchayla zu, während sie ihre
Parole riefen. "Ya la-tharat al-Husayn" (Arabisch: یا لثارات
الحسین, O, Rächer von al-Husayn). Allerdings war
Sulaiman ibn Surad enttäuscht, als eine große Gruppe von
Schiiten von
Basra
und al-Mada'in, ihr Versprechen brachen. Von 6000 Zusgen
hielten nur 4000 ihr Versprechen ein und kamen nach Nuchayla.
Man sagt, dass
Muchtar ibn Abu Ubaida Thaqafi die politischen und
militärischen Fähigkeiten von
Sulaiman ibn Surad angezweifelt hat. Infolgedessen
begannen weitere Truppenteile die Armee zu verlassen. Am 5.
Rabi-ul-Awwal (23. Oktober 684 n.Chr) zog die restliche
Armee von Nuchayla in Richtung
Damaskus. Als die Armee
Kerbela erreichte, stiegen alle von ihren Pferden und
besuchten die Begräbnisstätte von
Imam Husain (a.). Dort beteten sie, dass ihr Aufstand
angenommen werden und ihnen vergeben werden möge. Die Armee
zog weiter nach Ayn al-Warda und wartete dort fünf Tage lang
auf das Eintreffen der umayyadischen Armee aus
Damaskus.
Bevor die Schlacht begann, sagte
Sulaiman ibn Surad sinngemäß: "Falls ich getötet werde,
wird der Anführer der Armee Musayyib ibn Nadschaba, nach ihm
Abdullah ibn Saad ibn Nufayl, nach seinem Tod Abdullah ibn Wal
und Rifaa ibn Schaddad.
Am 25.
Dschumada al-Ula 65
n.d.H. (10. Januar 685) standen sich die beiden Armeen in
einer erbitterten Schlacht gegenüber. Die syrische Armee wurde
von 'Ibn
Ziyad angeführt.
Nach vier Tagen der Schlacht wurden viele der Büßer
getötet. Ihre Anführer wurden nacheinander getötet und die
wenigen verbliebenen Soldaten wurden umzingelt. Sie hatten
keine andere Wahl, als sich unter der Führung von Rifa'a ibn
Schaddad al-Badschali zurückzuziehen. Auf dem Rückzug trafen
sie
Schiiten aus
Basra
und al-Mada'in, die nun doch gekommen waren, um ihnen zu
helfen. Es war zu spät. Die Truppen zogen sich zurück
Als die besiegte Büßer-Armee
Kufa
erreichte, versprach
Muchtar ibn Abu Ubaida Thaqafi, der inhaftiert war,
Sulaiman ibn Surad und die anderen
Märtyrer zu rächen, um das
Martyrium von
Imam Husains (a.) ebenfalls zu rächen.
Bei aller Niederlage verweisen die Historiker darauf, dass
es die erste organisierte Aktion einer großen Zahl von
Schiiten in der Geschichte war. Allerdings bliebt unklar,
wie der amtierende Imam dazu stand.
Ein sehr umfangreicher Film über diese Bewegung wurde 2009
unter dem Titel
Muchtarname in der Islamischen Republik Iran
veröffentlicht.
Imam Chamene'i sagte bei seiner Botschaft zu
Aschura im Jahr 2010 n.Chr.: "Eine Anzahl von
Einwohnern der Stadt Kufa hat einige Monate nach dem
Aschura-Ereignis unter der Bezeichnung "Tauwabin“ (die
Reuigen) sich zum Aufstand erhoben und fand den Märtyrertod.
Sie bekannten sich zu
Imam Husain (a.) und - so Gott will - werden sie dafür von
Ihm belohnt. Aber sie haben die Pflicht, rechtzeitig zu
handeln, versäumt, weil sie den entscheidenden Augenblick und
die
Aschura-Frage nicht erkannt haben."