Chosrau
Nasser Chosrau

Aussprache: nasser-e chosrow
arabisch:
ناصرخسرو
persisch:
ناصرخسرو
englisch: Naser Khosrow

394 - 481 n.d.H.
1003 – ca. 1088 n.Chr.

Bild: Gedenkbriefmarke zu Nasser Chosrau im Iran 1975

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Nasser Chosrau war ein persischer Theologe, Dichter und Philosoph.

Sein vollständiger Name ist Abu Muin Nasir ibn Chosrau ibn Harith al-Qubadiyani. Er ist im Monat Dhul-Qada im Jahre 394 n.d.H. (1003 n.Chr.) in Qabadiyan in der Nähe von Balch geboren. Den Werken von Nasser Chosrau ist zu entnehmen, dass er in einer gebildeten Familie aufwuchs, deren Mitglieder als Schreiber dienten. Er erfuhr von Kind auf Unterricht. Dank Intelligenz und Wissensdurst schöpfte er aus den Wissenschaften seiner Zeit.

Chosrau studierte u.a. Auslegung [tafsir], Mathematik, Griechische Philosophie, Astronomie, Geographie, Kosmologie, Medizin, Mineralogie, die euklidische Geometrie, Musikwissenschaft, Religionswissenschaften, Malkunst, Rhetorik und Literatur. Er war Amtsträger am Gerichtshof des Seldschuken-Reichs, doch war er geprägt von der Suche nach Wahrheit.

Die rastlose Suche des iranischen Dichters Chosrau endete angeblich mit einem Traum, den er Ende des Monat Dschumada al-Uchra im Jahre 437 n.d.H. (1045 n.Chr.) geträumt haben soll. Er war damals 43 Jahre alt. In diesem Traum zeigte jemand in die Gebetsrichtung [qibla] und auf die Wahrheit. Nach diesem Traum trat Chosrau zusammen mit seinem Bruder die Hadschreise an, um zur Wahrheit zu gelangen. Seine Reise dauerte sieben Jahre. Sie gilt als Beginn eines neuen Abschnittes im Leben des Nasser Chosrau.

Wissenschaftler, die sich mit den Werken von Nasser Chosrau auseinandergesetzt haben, beschreiben seine innere Wandlung. Plötzlich verspürte er keinerlei Verlangen mehr nach dem Leben am Hofe und kein Verlangen mehr nach den weltlichen Freuden, die ihm als ungefähr Vierzigjähriger noch erwartet hätten. Das Leben am Hofe, welches geprägt war von Heuchelei, Lüge und Unrecht, empfand er als abstoßend. Also suchte er nach einer Sinngebung im Leben und wandte sich einem Ort zu, in dem es Zeichen für Sinngebung und das Wahre gab. Er sagte sich von der Heimat los und ging auf die Reise nach Mekka. Während der sieben Jahren, die er der Heimat fernblieb, hat er viermal die Pilgerfahrt [hadsch] vollzogen und er blieb ungefähr drei Jahre in Ägypten. Er führte mit Gelehrten Gespräche, schloss sich der Weisheit der Korankenner an und wurde ein Ismailit. Nach Anschluss an diese schiitische Rechtsschule kehrte in den Iran zurück. Sein Reisebericht Safarnameh beschreibt diese siebenjährige Reise ausführlich.

1045/46 n.Chr. begann er eine siebenjährige ca. 20.000 km lange Reise durch die islamische Welt. Er besichtigte viele Städte vom Iran bis in den Sudan und berichtete nach seiner Rückkehr 1052 n.Chr. ausführlich darüber. In Ägypten traf er den Kalifen Al-Mustansir aus der Dynastie der Fatimiden, der 1035-1085 n.Chr. regierte und gewann dort einiges Ansehen.

In seiner Dichtung kommt mehrmals sein eigener Name und der Name seines Vaters vor, und sein Ehrentitel Hudschat oder Hudschat Zamin Chorasan (der Beweis des Bodens von Chorasan) taucht ebenso in vielen Reimen auf. Diesen Titel hatten ihm die Fatimiden verliehen.

Zu Beginn seines Safarnameh – seines Reiseberichtes nennt Nasser sich Qabadiyani Marwazi. Infolgedessen sind einige der Meinung, dass er aus Qabadiyan stammt. Experten, die sich mit seinen Werken befassen, sagen, dass das Wort Marwazi in Qabadiyani Marwazi damit zu tun hat, dass er in Merw gelebt habe. Tatsächlich hatte Nasser Chosrau dort eine Zeitlang ein Haus und arbeitete als Schreiber. Nasser Chosrau hat aber in vielen seiner Reime Balch als seine Heimatstadt bezeichnet. Er besaß in Balch ein Stück Land und einen Garten und hatte dort Verwandte. In einigen seiner Gedichte hat er wehmütig von Balch gesprochen.

Nach seiner Rückkehr wurde Nasser Chosrau ein frommer Asket. Er verließ den Königshof und verbreitete heimlich die Ansichten der Ismaeliten. Wegen seiner abweichenden Ansichten wurde Nasser Chosrau von einigen angefeindet und schließlich nach Balch verbannt. Er zog sich in das Gebirge von Badachschan zurück.

Nasser Chosrau ist wahrscheinlich um das Jahr 481 n.d.H. (1088 n.Chr.) einsam und vergessen gestorben. Erst später wurden seine Gedichte berühmt.

Die Bücher von Nasser Chosrau sind auf Persisch geschrieben und bieten einen Einblick in die theologischen Diskussionen der Muslime im 11. Jahrhundert, insbesondere in das Gedankengut der Ismaeliten.

Als Autor hat Nasser Chosrau versucht die religiöse Weisheit des Islam und die griechische Philosophie in Einklang zu bringen.

Das Grab von Nasser Chosrau ist in der jetzigen afghanischen Region Badachschan, wobei auch viele Sunniten sein Grab gerne besuchen.

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