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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Chosrau I., bekannt als Nuschirwan (der mit unsterblicher
Seele) gilt als einer der größten sassanidische König Persiens
und wird auch in vielen Legenden, Sagen und Moralgeschichten
nachdem sich der
Islam
im Iran
verbreitet hatte erwähnt.
Er folgte seinem Vater Kavadh I.
531 n. Chr. auf dem Thron, obwohl er nicht der älteste,
sondern der dritte Sohn war. Er wurde von seinem Vater
gegenüber seinen beiden älteren Brüdern Kawus und Zham
bevorzugt und auf die Nachfolge vorbereitet. Als Kavadh am
13.9.531 starb, übernahm Chosrau sofort die Macht und wurde
gekrönt. Seine übergangenen älteren Brüder fanden sich jedoch
nicht damit ab, sondern versuchten ihre Ansprüche
durchzusetzen, wobei sie in Adelskreisen Zustimmung fanden. Da
Zham als Einäugiger nicht herrschaftsfähig war, wollten seine
Anhänger seinen unmündigen Sohn Kavadh auf den Thron setzen.
Kurz nach Chosraus Regierungsantritt, offenbar noch im Jahr
531 kam es zu einigen Verschwörungen mit dem Ziel, ihn zu
entmachten; sie wurden jedoch niedergeschlagen, und Chosrau
ließ seine Brüder hinrichten.
Chosrau war bis zu seinem Ableben 579
n.Chr. persischer Großkönig. Sein Geburtsdatum ist
nicht bekannt. Er dürfte aber ein recht hohes Alter erreicht
haben, da er als erwachsener Mann auf den Thron gelangte.
Er förderte die Rechtspflege, begünstigte Ackerbau und
Handel, ordnete die Steuern, führte große Bauten aus und war
bemüht, die Volksbildung zu heben und die Wissenschaften
heimisch zu machen. Er nahm zu diesem Zweck mehrere vom
oströmischen Kaisers Justinian I. (527–565) verfolgte
byzantinische Philosophen auf und zeigte sich den
Christen
gegenüber tolerant.
Um dem Anwachsen der Macht des oströmischen Reiches
vorzubeugen, führte er mit wechselndem Erfolg die Kriege gegen
Byzanz
fort, die vor seiner Machtübernahme begannen, u.a. in
Mesopotamien, Syrien und Armenien. Bei Kampfhandlungen an der
persisch-oströmischen Grenze in Mesopotamien konnte sich der
byzantinischee General Belisar behaupten. 532 wurde mit
Justinian I. der so genannte „Ewige Frieden“ geschlossen, der
mit hohen (einmaligen) römischen Zahlungen an den Großkönig
verbunden war. 540 brachen jedoch erneut Kämpfe aus. Die
Kämpfe mit den Römern begannen in Syrien. Chosrau überschritt
mit einem großen Heer die Grenze und eroberte neben anderen
Städten auch Antiochia, eine der wichtigsten und größten
Städte des oströmischen Reiches, wobei die von Justinian
versprochenen Verstärkungen nicht oder nur in unzureichender
Zahl eintrafen; Justinians Vetter, der General Germanus,
musste sich denn mit seinem kleinen Trupp von nur 300 Mann aus
Antiochia zurückziehen. Chosrau soll auch ein rituelles Bad im
Mittelmeer genommen haben und dem Sonnengott geopfert haben.
Die Kämpfe, an denen Chosrau meist persönlich teilnahm,
weiteten sich daneben bald auch auf den Kaukasus aus (Lazika),
wo beide Mächte Interessen verfolgten. Letztlich gelang es den
Persern nicht, einen Zugang zum Schwarzen Meer zu erzwingen;
Justinian konnte die Ostgrenze unter großen Mühen halten. 562
wurde wiederum ein Friede auf 50 Jahre geschlossen (auf
römischer Seite ausgehandelt von Petros Patrikios), wonach
sich die Römer zu Tributzahlungen verpflichteten, dafür aber
Lazika erhielten. Allerdings wurde der Frieden schon 572 von
Kaiser Justin II. gebrochen. Zunächst verbuchten die Perser
einige Erfolge (so konnte die wichtige Festung Dara erobert
werden), doch erlitt Chosrau 575 (oder 576) bei Melitene gegen
Justinian, einem Feldherrn Justins II., eine schwere
Niederlage; nur mit Mühe gelang Chosrau die Flucht. Als er
starb, dauerte der Krieg zwischen
Byzanz
und dem Sassanidenreich immer noch an.
Um 560 (der genaue Zeitpunkt ist umstritten) gelang es
Chosrau an der Nordgrenze, im Bündnis mit den Türken die
Hephthaliten endgültig zurückzudrängen - ein Ereignis, das
unter anderem 500 Jahre später in
Schahname erwähnt wurde; allerdings erschienen mit den
Türken dort nun neue, gefährliche Gegner. Auch in Südarabien
konnte Chosrau den Einfluss der Sassaniden bis in den heutigen
Jemen hinein ausweiten und dabei auch oströmische
Interventionsversuche abwehren.
Chosrau war an Philosophie, Wissenschaft und Kunst
interessiert. Unter ihm erlebte das Reich eine kulturelle
Blüte. Er zog Gelehrte an seinen Hof und stand im Ruf, eine
gute philosophische Bildung zu besitzen.
Chosrau starb 578 n.Chr.. Sein Name lebt (als Kisra) bis
heute als eine arabische Bezeichnung für einen König fort
(vergleichbar dem deutschen Wort Kaiser von Caesar).
Spätere Legenden über ihn fußen zwar oft nicht auf
wissenschaftlich haltbare Gegebenheiten, zeugen aber vom
Versuch, eine Art Symbiose die persischen Geschichte mit den
islamischen Wertvorstellungen zu erreichen.
Eine bekannte Geschichte aus
Chamsa - Fünfer schildert, wie Chosrau durch Eulen gelehrt
wird. So soll Chosrau nicht immer bedacht haben, dass sein
Ruhm als Krieger und Jäger auf Kosten seines Volkes ging.
Eines Tages, als er mit seinem Wesir ausritt, kam er in eine
Ruinenstadt, wo zwei Eulen auf einer zerbröckelten Palastmauer
einander etwas zuschrien. "Welche Geheimnisse erzählen sie
sich", fragte Chosrau, der in den Epen Nuschirwan genannt
wird. "Verzeih mir, o König, wenn ich ihre Bemerkungen
wiederhole", erwiderte der Wesir: "Eine von ihnen gibt der
anderen ihre Tochter zur Ehe und fordert eine gebührende
Hochzeitsgabe. 'Gib ihr', sagt die Eule, 'diese Ruinenstadt
und noch eine oder zwei andere dazu.' — 'Aber gewiss',
erwiderte die andere, 'und wenn unser edler Herrscher mit
seinen gegenwärtigen Gewohnheiten fortfährt und sein Volk in
Elend und Vernachlässigung verkommen lässt, werde ich ihr
gerne nicht nur zwei oder drei, sondern hunderttausend Ruinen
geben!' " Eine Agha Mirak zuzuschreibende Miniatur gibt genau
jene Szenerie wieder.

Eine darauf aufbauende Folgegeschichte
behauptet, dass Nuschirwan sich einst krank stellte und seinen
Freunden und Vertrauten sagte, die Ärzte hätten ihm zu einer
Arznei alte Ziegelsteine aus einem verwüsteten Dorf verordnet.
Es wurden Boten nach allen Teilen des Königreiches geschickt,
aber sie kamen zurück und sagten: "Wir haben nirgends ein
verwüstetes Dorf gefunden." Da freute sich Nuschirwan,
dankte Gott und sagte: "Ich wollte nur sehen, ob es in meinen
Ländern noch einen in Trümmern liegenden Ort gebe, damit ich
ihn aufbauen lasse; da ich nun höre, dass es keinen solchen
gibt, so bin ich überzeugt, dass der Wohlstand und die Kultur
in meinem Lande den höchsten Grad der Vollkommenheit erreicht
hat."