Dardanellenkrieg
Dardanellenkrieg - Schlacht um Gallipoli

Aussprache:
arabisch: حملة جاليبولي
persisch: نبرد گالیپولی
englisch: Gallipoli campaign

19.2.1915 bis 9.1.1916 n.Chr.

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Der Dardanellenkrieg, auch bekannt als Schlacht von Gallipoli war eine fast ein Jahr währende Verteidigungsschlacht des untergehenden Osmanischen Reichs und der aufstrebenden jungtürkischen Regierung gegen britischen und französische Besatzer.

Der Name bezieht sich auf die türkische Halbinsel Gallipoli (türkisch: Gelibolu Yarımadası) auf der europäischen Seite der Dardanellen (türkisch: Çanakkale Boğazı). Die Briten und Franzosen wollten in einer gemeinsamen Operation die Halbinsel besetzen und sie als Ausgangsbasis für die Eroberung von Istanbul nutzen. Sie scheiterten an den Verteidigern, die unter hohen Verlusten den Angriffen standhielten. Historiker schreiben von 100.000 Toten auf beiden Seiten. In der Türkei ist die Operation nach der an der Meerenge gelegenen Stadt Çanakkale Çanakkale Savaşı („Krieg von Çanakkale“) benannt. Im englischen Sprachraum ist sie als Dardanelles Campaign oder Gallipoli Campaign („Dardanellen-“ bzw. „Gallipolifeldzug“) bekannt. Der 25. April als Jahrestag der Landung auf Gallipoli wird noch heute in Australien, Neuseeland und Tonga als nationaler Gedenktag (ANZAC Day) begangen.

Die Befestigung der Dardanellen sollte Ende 1914 im rahmen des ersten Weltkrieges mit deutscher Hilfe erfolgen. Im Bosporus sollte mit der SMS Goeben (Yavuz) das Durchdringen von russischen Schiffen verhindert werden. Am 27. September 1914 wurden die Meerengen offiziell für die internationale Schifffahrt gesperrt. Damit war die russische Flotte im Schwarzen Meer eingesperrt und konnte den Franzosen und Briten nicht helfen.

Ende 1914 legte der Erste Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill, seine Pläne für einen Seeangriff auf die Dardanellen vor. Am 16. Februar 1915 beschlossen die Briten erstmals, ein großes Landungsunternehmen durchzuführen. Churchill glaubte, dass die Geschütze der britischen Schlachtschiffe die türkischen Kanonen an Reichweite übertreffen würden und dadurch ungefährdet die Festungen an der Küste zerstört werden könnten. Dies war eine seiner Fehleinschätzungen.

Am 19. Februar 1915 griff ein Verband britischer und französischer Schiffe einige osmanische Artilleriestellungen entlang der Küste der Dardanellen an, was als Beginn der Schlacht gewertet wird.

An dieser ersten Attacke war auch das britische Schlachtschiff Queen Elizabeth beteiligt. In Folge des Angriffs bot auch Griechenland Unterstützung für die Briten und Franzosen an.

Ein weiterer Vorstoß erfolgte am 18. März 195. Eine Flotte, die aus einem britischen Schlachtschiff, einem Schlachtkreuzer sowie zwölf britischen und vier französischen Linienschiffen bestand, zerstörte mehrere osmanische Artilleriegeschütze. Aber die Schiffe erlitten während des Gefechtes teilweise schwere Artillerietreffer. Mehrere Schiffe der Franzosen und Briten wurden gefechtsunfähig bombardiert. Bei einem Wendemanöver auf ihrem Rückzug fuhren die Schiffe in ein Minenfeld, das von dem osmanischen Minenleger Nusret (gebaut in der Germaniawerft, 1911) wohlweislich in der Bucht von Erenköy ausgelegt worden war. Dieses Desaster veranlasste den britischen Kriegsrat zur Einstellung der reinen Seeangriffe. Winston Churchill musste angesichts der schweren Verluste am 18. Mai 1915 zurücktreten.

Im weiteren Verlauf wurden die Truppen der Osmanen aufgestockt und Otto Liman von Sanders an die Meerenge beordert. Auch Mustafa Kemal Atatürk sollte eine Rolle spielen.

Ddie Angreifer planten einen Überfall mit Landstreitkräften. Die Briten und Franzosen besetzten zur Vorbereitung unter Missachtung der griechischen Neutralität unter anderem die Insel Limnos. Auch australische und neuseeländische Söldnerverbände sollten von Ägypten aus die Briten unterstützen.

Die Vorbereitungen für den nächsten Angriff wurden von den Osmanen beobachtet. Am 24. März stellten sie die 5. Osmanische Armee unter Liman von Sanders mit etwa 84.000 Mann auf. Sie hatten den Auftrag beide Küstenabschnitte der Dardanellen zu verteidigen. Zahlreiche Divisionen unter türkischem Kommando standen bereit.

Die Invasion begann am 25. April 1915. Die Franzosen unternahmen mit 16.000 Soldaten eine Scheinlandung in Kumkale, um die Verteidiger abzulenken. Eine australische Division begann vor Morgengrauen, um 4.30 Uhr, an Land zu gehen. Die beabsichtigte Landezone lag etwas nördlich von Gaba Tepe. Die Landung missglückte jedoch, und die Soldaten wurden bei Ari Burnu an Land gesetzt, was wegen der schmalen Landezone eigentlich weniger geeignet war. Mustafa Kemal, der Kommandant der 19. Osmanischen Division, erkannte die Situation und setzte sofort seine Verstärkungstruppen in Bewegung. Der Vorstoß der Briten konnte gestoppt werden. Die Osmanische Armee war zahlenmäßig in der Minderheit, führte aber dennoch einen Gegenschlag aus mit dem Ziel, die Alliierten auf die Strände zurückzuwerfen, was zu schweren Opfern auf beiden Seiten führte. Beide Parteien verschanzten sich und führten einem Grabenkrieg bis Ende August. Weitere Versuche der Landnahme misslangen den Angreifern. Es begann ein monatelanger Zermürbungskrieg mit hohen Verlusten auf beiden Seiten.

Auch auf See versuchten die Verteidiger erfolgreich zu sein. Das deutsche U-Boot U 21 unter Kapitänleutnant Otto Hersing versenkte am 25. Mai das britische Schlachtschiff Triumph vor Gaba Tepe und am 27. Mai vor dem Kap Helles das britische Schlachtschiff Majestic. Am 12. Juli erfolgte eine letzte britische Offensive am Eles Burnu gegen die osmanischen Linien bei Achi Baba Nullah. Unter hohen Verlusten gelangen ihnen abermals keine entscheidenden Erfolge.

Im August startete die nächste Offensive der Briten. Angreifer in der Truppenstärke von 20.000 Mann starken Landungstruppe konnten ca. 1.500 Türken nicht überwinden, die unter der Führung des bayerischen Majors Willmer standen. Weitere Angriffsversuche wurden unter anderem von den osmanischen Verbänden unter der Leitung von Mustafa Kemal zurückgeschlagen. Der letzte britische Versuch der sogenannten Augustoffensive erfolgte am 21. August mit den Angriffen auf den Scimitar-Hügel. Auch diese Operationen scheiterten am zähen Widerstand der Verteidiger.

Am 19. November 1915 beschloss der britische Befehlshaber Lord Kitchener nach einem Überblick über die Lage die Evakuierung. Durch einsetzenden Schneefall und Frost erlitten viele Soldaten Erfrierungen. Dennoch gilt die Evakuierung als die erfolgreichste Unternehmung der Dardanellenoperation aus britischer Sicht. Am 18. Dezember erfolgte eine truppenstarke Einschiffung. Die  Osmanen bündelte ihre verbliebenen Kräfte und belegten die Evakuierungszonen mit schwerem Bombardement. Bei ihrer hektischen Flucht ließen die Briten zahlreiches Kriegsmaterial zurück. Nach und nach nutzten die Osmanen die Gunst der Stunde und vertrieben immer mehr Briten von besetzten Abschnitten. Am 7. Januar 1916 entschlossen sich die osmanischen Verbände zu einem Angriff auf die Linien der Briten, die nur noch fliehen konnten. Die letzten britischen Einheiten verließen Gallipoli am 9. Januar 1916.

Atatürk hielt anlässlich des ersten Gedenktages der Toten dieser Schlacht eine Grabrede:

„Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes. Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen. Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden. Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso zu unseren Söhnen.“

Die militärischen Erfolge bahnten für Mustafa Kemal den Weg seiner späteren politischen Karriere. Hingegen konnte Liman von Sanders nicht so sehr davon profitieren.

Die Schlacht um Gallipoli gilt als eine der blutigsten und brutalsten im Ersten Weltkrieg. Die Schlacht wurde in der Türkei zu einem Mythos.  Das Minenlegerschiff Nusret, das durch seine Nacht-und-Nebel-Aktion den zweiten Seeangriff zu vereiteln half, ist heute gleich zweimal zu besichtigen. Im Marinemuseum der Stadt Çanakkale liegt ein Nachbau vor Anker. Das Original befindet sich in der Stadt Tarsus am Golf von Iskenderun.

In Deutschland erinnern unter anderem der Gallipoliweg in Berlin und der Dardanellenweg in Berlin an das historische Ereignis. Auf dem Grabstein von Liman von Sanders in Darmstadt auf dem alten Friedhof steht: "Der Sieger von Gallipoli".

Offizier Mustafa Kemal Atatürk mit deutschen und türkischen Offizieren im Dardanellenkrieg 1915 n.Chr., Foto ausgestellt im Atatürk-Zimmer in Bad Kreuznach

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