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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Der Dardanellenkrieg, auch bekannt als Schlacht von Gallipoli
war eine fast ein Jahr währende Verteidigungsschlacht des
untergehenden
Osmanischen Reichs und der aufstrebenden jungtürkischen
Regierung gegen britischen und französische Besatzer.
Der Name bezieht sich auf die türkische Halbinsel Gallipoli
(türkisch: Gelibolu Yarımadası) auf der europäischen Seite der
Dardanellen (türkisch: Çanakkale Boğazı). Die Briten und
Franzosen wollten in einer gemeinsamen Operation die Halbinsel
besetzen und sie als Ausgangsbasis für die Eroberung von
Istanbul nutzen. Sie scheiterten an den Verteidigern, die
unter hohen Verlusten den Angriffen standhielten. Historiker
schreiben von 100.000 Toten auf beiden Seiten. In der Türkei
ist die Operation nach der an der Meerenge gelegenen Stadt
Çanakkale Çanakkale Savaşı („Krieg von Çanakkale“) benannt. Im
englischen Sprachraum ist sie als Dardanelles Campaign oder
Gallipoli Campaign („Dardanellen-“ bzw. „Gallipolifeldzug“)
bekannt. Der 25. April als Jahrestag der Landung auf Gallipoli
wird noch heute in Australien, Neuseeland und Tonga als
nationaler Gedenktag (ANZAC Day) begangen.
Die Befestigung der Dardanellen sollte Ende 1914 im rahmen
des ersten Weltkrieges mit deutscher Hilfe erfolgen. Im
Bosporus sollte mit der
SMS Goeben (Yavuz) das Durchdringen von russischen
Schiffen verhindert werden. Am 27. September 1914 wurden die
Meerengen offiziell für die internationale Schifffahrt
gesperrt. Damit war die russische Flotte im Schwarzen Meer
eingesperrt und konnte den Franzosen und Briten nicht helfen.
Ende 1914 legte der Erste Lord der britischen Admiralität,
Winston Churchill, seine Pläne für einen Seeangriff auf die
Dardanellen vor. Am 16. Februar 1915 beschlossen die Briten
erstmals, ein großes Landungsunternehmen durchzuführen.
Churchill glaubte, dass die Geschütze der britischen
Schlachtschiffe die türkischen Kanonen an Reichweite
übertreffen würden und dadurch ungefährdet die Festungen an
der Küste zerstört werden könnten. Dies war eine seiner
Fehleinschätzungen.
Am 19. Februar 1915 griff ein Verband britischer und
französischer Schiffe einige osmanische Artilleriestellungen
entlang der Küste der Dardanellen an, was als Beginn der
Schlacht gewertet wird.
An dieser ersten Attacke war auch das britische
Schlachtschiff Queen Elizabeth beteiligt. In Folge des
Angriffs bot auch Griechenland Unterstützung für die Briten
und Franzosen an.
Ein weiterer Vorstoß erfolgte am 18. März 195. Eine Flotte,
die aus einem britischen Schlachtschiff, einem Schlachtkreuzer
sowie zwölf britischen und vier französischen Linienschiffen
bestand, zerstörte mehrere osmanische Artilleriegeschütze.
Aber die Schiffe erlitten während des Gefechtes teilweise
schwere Artillerietreffer. Mehrere Schiffe der Franzosen und
Briten wurden gefechtsunfähig bombardiert. Bei einem
Wendemanöver auf ihrem Rückzug fuhren die Schiffe in ein
Minenfeld, das von dem osmanischen Minenleger Nusret (gebaut
in der Germaniawerft, 1911) wohlweislich in der Bucht von
Erenköy ausgelegt worden war. Dieses Desaster veranlasste den
britischen Kriegsrat zur Einstellung der reinen Seeangriffe.
Winston Churchill musste angesichts der schweren Verluste am
18. Mai 1915 zurücktreten.
Im weiteren Verlauf wurden die Truppen der
Osmanen aufgestockt und
Otto Liman von Sanders an die Meerenge beordert. Auch
Mustafa Kemal Atatürk sollte eine Rolle spielen.
Ddie Angreifer planten einen Überfall mit
Landstreitkräften. Die Briten und Franzosen besetzten zur
Vorbereitung unter Missachtung der griechischen Neutralität
unter anderem die Insel Limnos. Auch australische und
neuseeländische Söldnerverbände sollten von
Ägypten aus die Briten unterstützen.
Die Vorbereitungen für den nächsten Angriff wurden von den
Osmanen beobachtet. Am 24. März stellten sie die 5.
Osmanische Armee unter
Liman von Sanders mit etwa 84.000 Mann auf. Sie hatten den
Auftrag beide Küstenabschnitte der Dardanellen zu verteidigen.
Zahlreiche Divisionen unter türkischem Kommando standen bereit.
Die Invasion begann am 25. April 1915. Die Franzosen
unternahmen mit 16.000 Soldaten eine Scheinlandung in Kumkale,
um die Verteidiger abzulenken. Eine australische Division
begann vor Morgengrauen, um 4.30 Uhr, an Land zu gehen. Die
beabsichtigte Landezone lag etwas nördlich von Gaba Tepe. Die
Landung missglückte jedoch, und die Soldaten wurden bei Ari
Burnu an Land gesetzt, was wegen der schmalen Landezone
eigentlich weniger geeignet war.
Mustafa Kemal, der Kommandant der 19. Osmanischen
Division, erkannte die Situation und setzte sofort seine
Verstärkungstruppen in Bewegung. Der Vorstoß der Briten konnte
gestoppt werden. Die Osmanische Armee war zahlenmäßig in der
Minderheit, führte aber dennoch einen Gegenschlag aus mit dem Ziel,
die Alliierten auf die Strände zurückzuwerfen, was zu schweren
Opfern auf beiden Seiten führte. Beide Parteien verschanzten
sich und führten einem Grabenkrieg bis Ende August.
Weitere Versuche der Landnahme misslangen den Angreifern. Es
begann ein monatelanger Zermürbungskrieg mit hohen Verlusten
auf beiden Seiten.
Auch auf See versuchten die Verteidiger erfolgreich zu
sein. Das deutsche U-Boot U 21 unter Kapitänleutnant Otto
Hersing versenkte am 25. Mai das britische Schlachtschiff
Triumph vor Gaba Tepe und am 27. Mai vor dem Kap Helles das
britische Schlachtschiff Majestic. Am 12. Juli erfolgte eine
letzte britische Offensive am Eles Burnu gegen die osmanischen
Linien bei Achi Baba Nullah. Unter hohen Verlusten gelangen
ihnen abermals keine entscheidenden Erfolge.
Im August startete die nächste Offensive der Briten.
Angreifer in der Truppenstärke von 20.000 Mann starken
Landungstruppe konnten ca. 1.500 Türken nicht überwinden, die
unter der Führung des bayerischen Majors Willmer standen.
Weitere Angriffsversuche wurden unter anderem von den
osmanischen Verbänden unter der Leitung von
Mustafa Kemal zurückgeschlagen. Der letzte britische
Versuch der sogenannten Augustoffensive erfolgte am 21. August
mit den Angriffen auf den Scimitar-Hügel. Auch diese
Operationen scheiterten am zähen Widerstand der Verteidiger.
Am 19. November 1915 beschloss der britische Befehlshaber
Lord Kitchener nach einem Überblick über die Lage die
Evakuierung. Durch einsetzenden Schneefall und Frost erlitten
viele Soldaten Erfrierungen. Dennoch gilt die Evakuierung als
die erfolgreichste Unternehmung der Dardanellenoperation aus
britischer Sicht. Am 18. Dezember erfolgte eine truppenstarke
Einschiffung. Die
Osmanen bündelte ihre verbliebenen Kräfte und belegten die
Evakuierungszonen mit schwerem Bombardement. Bei ihrer
hektischen Flucht ließen die Briten zahlreiches Kriegsmaterial
zurück. Nach und nach nutzten die
Osmanen die Gunst der Stunde und vertrieben immer mehr
Briten von besetzten Abschnitten. Am 7. Januar 1916
entschlossen sich die osmanischen Verbände zu einem Angriff
auf die Linien der Briten, die nur noch fliehen konnten. Die
letzten britischen Einheiten verließen Gallipoli am 9. Januar
1916.
Atatürk hielt anlässlich des ersten Gedenktages der Toten
dieser Schlacht eine Grabrede:
„Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben
ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes.
Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen
den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in
diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne
aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen.
Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden.
Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso
zu unseren Söhnen.“
Die militärischen Erfolge bahnten für
Mustafa Kemal den Weg seiner späteren politischen
Karriere. Hingegen konnte
Liman von Sanders nicht so sehr davon profitieren.
Die Schlacht um Gallipoli gilt als eine der blutigsten und
brutalsten im Ersten Weltkrieg. Die Schlacht wurde in der
Türkei zu einem Mythos. Das Minenlegerschiff Nusret, das
durch seine Nacht-und-Nebel-Aktion den zweiten Seeangriff zu
vereiteln half, ist heute gleich zweimal zu besichtigen. Im
Marinemuseum der Stadt Çanakkale liegt ein Nachbau vor Anker.
Das Original befindet sich in der Stadt Tarsus am Golf von
Iskenderun.
In Deutschland erinnern unter anderem der
Gallipoliweg in Berlin und der
Dardanellenweg in Berlin an das historische Ereignis. Auf
dem Grabstein von
Liman von Sanders in Darmstadt auf dem alten Friedhof
steht: "Der Sieger von Gallipoli".

Offizier
Mustafa Kemal Atatürk mit deutschen und türkischen
Offizieren im Dardanellenkrieg 1915 n.Chr., Foto ausgestellt
im
Atatürk-Zimmer in Bad Kreuznach