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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Die Deutsche Muslimische Gesellschaft gilt als eine der ersten
Organisationen von
Muslimen in Deutschland.
Von organisiertem
islamischen Gemeindeleben in Deutschland wird in der Regel vom
Jahre 1922 an berichtet, als der indische
Maulana Sadr-ud-Din in Berlin-Charlottenburg die
Islamische Gemeinde Berlin e.V. gründete. Zwei Jahre später konnte diese
Gemeinde in Berlin-Wilmersdorf eine
Moschee eröffnen, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges
im Jahre 1945, Mittelpunkt des islamischen Lebens in
Deutschland sein sollte.
Am 30.5.1930 wurde darauf aufbauend und angeregt von
Muhammad Nafi Tschelebi die Deutsche Muslimische
Gesellschaft e.V. gegründet. In der Literatur liegen einige
Verwechslungen mit der von der
Ahmadiyya am 22. 3.1930 gegründeten Deutsch-Muslimischen-Gesellschaft
vor.
Ziel der Deutschen Muslimischen Gesellschaft e.V. war, "das
Verständnis für den Islam zu fördern" und die "Kameradschaft
unter den Muslimen in ganz Europa zu pflegen." Nicht nur
Muslime, sondern auch Andersgläubige - wie
Juden
und
Christen - durften Mitglied werden, was für die damalige
Zeit als äußerst ungewöhnlich eingestuft werden kann. Die
Nazis hielten diese Organisation zeitweilig für einen "Zufluchtsort
für Kurfürstendammjuden". In einem Schreiben der
Reichsleitung vom 13.4.1937 an den Polizeipräsidenten in
Berlin heißt es:
Betr. Deutsche Muslimische
Gesellschaft e.V.
Ihr Schreiben vom 15.Dezember 1936 V.Vereine/Muslim/8769
In der oben bezeichneten
Angelegenheit teilen wir Ihnen mit, dass sich die Gesellschaft
aus Angehörigen der verschiedensten Rassen und Völker
zusammensetzt . Die Zusammenkünfte finden meist in zwangsloser
Form statt. Besucher sollen vor allem Professoren, ehemalige
Offiziere usw. sein. Bei diesen Zusammenkünften sollen, sofern
die Teilnehmer glauben unter sich zu sein, abfällige
Bemerkungen über den Nationalsozialismus und seine Führer
gemacht werden. Es handelt sich bei der obigen Gesellschaft
mehr oder weniger um einen Unterschlupf für reaktionäre
Elemente.
Im übrigen gehören mehrere Juden zur Gesellschaft. Die
Gesellschaft war insbesondere in den Jahren 1933/34
Unterschlupf und Absteigequartier für Kurfürstendammjuden.
Gegen das Weiterbestehen der oben bezeichneten Gesellschaft
bestehen demzufolge hier erhebliche Bedenken, sowohl in
formaler als auch in weltanschaulich-politischer Hinsicht.
Die uns übersandten Unterlagen - 1 Band Akten Nr.6769 sowie
die Satzungen- erhalten Sie anliegend wieder zurück.
Heil Hitler
(Siehe dazu die
Abbildung des Originalschreibens)
Auch der gegen
Nationalismus ausgerichtete Charakter der Gesellschaft
stieß auf Widerstand der Nationalsozialisten. Bei einigen der
Mitgliedern witterten sie "bolschewistische" Gedanken.
Mit
Muhammad Nafi Tschelebi hatte eine Gruppe arabischer
Studenten 1927 die Führung der organisierten studentischen
Muslime in der Studentenvereinigungen "Islamia" und "El-Arabyia"
übernommen, was als Vorläufer der Deutschen Muslimischen
Gesellschaft e.V. angesehen werden kann. Die Deutsche
Muslimische Gesellschaft hatte ihr Verhältnis zur damaligen
Ahmadiyya verbessert.
Nach
Tschelebis gewaltsamen Tod führte die Deutsch-Muslimische
Gesellschaft nur noch ein Schattendasein. Wassel Rasslan (Wāssil
Rasslān) wurde Vorsitzender der Gemeinde. Die Nachfolger
verstrickten sich aber in endlose Intrigen und
Profilierungskämpfe. Sowohl der Tod
Tschelebis als auch die späteren inneren Machtkämpfe der
Gesellschaft werden auf den Einfluss von Agenten der
Nationalsozialisten zurückgeführt.
Die Deutsche Muslimische Gesellschaft in ihrer alten Form
wurde 1945 aufgelöst.