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Das Deutsche Generalkonsulat Istanbul (Alman Başkonsolosluğu
İstanbul) ist die konsularische Vertretung Deutschlands in
Istanbul und war zuvor Botschaft des deutschen Reiches.
Das Generalkonsulat liegt im Stadtteil Beyoğlu in
unmittelbarer Nähe des
Taksim-Platzes. Nachdem im Jahr 1871 n.Chr. das Deutsche
Kaiserreich gegründet worden war, entschied sich die deutsche
Regierung, eine Botschaft in
Istanbul, der Hauptstadt des
Osmanischen Reichs. Auf Anfrage des deutschen Reichs bot
die
Hohe Pforte mehrere Grundstücke zum Bau einer
Auslandsvertretung an. Am 15. Mai 1874 wurde der Erwerb des
rund 10.000 m² großen Grundstücks für 95.015 Taler
abgeschlossen. Das Grundstück wurde später erweitert. Es lag
Teilweise auf einem ehemaligen Friedhof. Daher hat der
Abdülaziz zur Bedingung gestellt, das Grab des
Heiligen Silahtar Ali Ağa zu erhalten und zu pflegen. Das Grab
befindet sich noch heute im Park des Generalkonsulats.
Am 4. Dezember 1874 übernahm Albert Kortüm die Bauleitung,
nachdem sein Vorgänger Göbbels verstorben war. Die Botschaft
erhielt sechs Stockwerke, davon zwei Untergeschosse. Am Dach
wurden steinerne Adler aufgestellt, die dem Gebäude eine
preußische Prägung gaben. Die Adler wurden in den Wirren des
Ersten Weltkrieges abmontiert und gelten seither als
verschollen. Der erste Botschafter, Prinz Heinrich VII. zu
Reuß, möblierte die Räume nach eigener Auswahl. Am 1. Dezember
1877 weihte er die erste Botschaft des Kaiserreiches ein. Das
Gebäude hatte eine Geschossfläche von fast 10.000 m² und ein
Gesamtvolumen von 55.000 m³, ungefähr 80 Personen arbeiteten
in der Botschaft.
Damals stand das Gebäude allein in einer kaum bebauten
Umgebung und wirkte sehr klobig. Das Gebäude sei „eine Masse
ohne Gliederung und architektonische Schönheit“, hieß es. In
der Umgebung gab es ansonsten nur leichtere Holzhäuser. Von
1908 bis 1918 erschien auf Wunsch der Botschaft die
deutschsprachige Zeitung "Osmanischer Lloyd".
Im Jahr 1916 hat man ein Gemälde Kaiser Wilhelms in
osmanischer Uniform eines Paschas anfertigen lassen, das als
Geschenk Wilhelms II. an
Mehmed V. gedacht war. Durch die Kriegswirren kam es nie
zur Übergabe. So befindet sich das Gemälde bis heute im
Generalkonsulat und schmückt den Festsaal. Als nach dem Ersten
Weltkrieg Deutschland und Türkei zum Abbruch der Beziehung
gezwungen worden ist, übernahm die Gesandtschaft Schwedens als
Schutzmachtsvertretung die Verantwortung für das Gebäude.
Das besetzte
Istanbul wurde am 23. August 1923 durch General
Mustafa Kemal Atatürk befreit. So wurden die Beziehungen
zu Deutschland, das inzwischen zur Republik geworden war,
wieder aufgenommen.
Im gleichen Jahr wurde
Ankara zur neuen Hauptstadt erklärt und alle Botschaften
dorthin verlegt. Der Umzug der deutschen Botschaft verzögerte
sich bis 1928. Am 4. Juni 1931 hat die deutsche
Auslandsvertretung in Istanbul als Generalkonsulat die Arbeit
wieder aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die
Beziehungen wiederum abgebrochen werden. Die Schweiz übernahm
diesmal die Rolle der Schutzmachtvertretung für das Gebäude.
Nachdem 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet
worden war, wurde das Generalkonsulat in
Istanbul am 24. Oktober 1950 als eine der ersten
Auslandsvertretungen der Nachkriegszeit wieder in Betrieb
genommen, allerdings zunächst in gemieteten Räumen in Üsküdar,
da das Gebäude anderweitig genutzt wurde. Im Jahr 1953 gab der
Finanzpräsident Istanbuls das Botschaftsgebäude dem deutschen
Staat zurück. Im Jahr 1954 besuchte Konrad Adenauer auf seiner
Türkei-Reise das Generalkonsulat. In der Zeit 1983 bis 1989
fand eine umfassende Renovierung statt, die Fassade, die
Fenster und Türen, sowie die Stuckdecken wurden originalgetreu
restauriert. Die Parkettböden des Kaisersaals und in den
Salons wurden erneuert.
Neben dem Deutschen Generalkonsulat und den Wohnräumen des
Generalkonsuls beherbergt der Bau die Abteilung Istanbul des
Archäologischen Instituts. Eine Sommerresidenz gibt es in
Tarabya, wo auch der
Deutscher Friedhof Tarabya angesiedelt ist.
Liste der Botschafter in Istanbul
| 1877–1878: Heinrich VII. Prinz Reuß |
| 1878–1882: Paul von Hatzfeld zu Trachenberg |
| 1882–1892: Joseph Maria von Radowitz |
| 1892–1895: Hugo Julius Eduard Fürst von Radolin |
| 1895–1897: Freiherr Sourma von der Jeltsch |
| 1897–1912: Adolf Marschall von Bieberstein |
| 1912–1915: Hans Freiherr von Wangenheim |
| 1915–1916: Paul Graf Wolff Metternich |
| 1916–1917: Richard von Kühlmann |
| 1917–1918: Johann Heinrich Graf von Bernstorff |
| 1918–1924: keine diplomatischen Beziehungen,
Schutzmachtvertretung: Schweden |
| 1924–1933: Rudolf Nadolny (bis 1928 in Istanbul) |