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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Enver Pascha, eigentlich Damad Ismail Enver, war
Verteidigungsminister der
Osmanen in der Endphase des
Osmanischen Reichs und als prominente Figur der Jungtürken
einer der maßgeblichen Architekten einer nationalistisch
orientierten Republik.
Er wurde am November 1881 n.Chr. in
Istanbul geboren. Sein Vater war Eisenbahnarbeiter, seine
Mutter stammte aus
Albanien. Angeblich soll seine Herkunft auf
Schabbtai Zvi zurückführbar sein. Während seines Studiums
wurde er von den damals kursierenden jungtürkischen Ideen
angezogen. Er wurde Berufssoldat und Offizier und er spielte
eine wichtige Rolle bei der Jungtürkischen Revolution von
1908. Später sollte er in den Vorstand der sogenannten
Vereinigung für Einheit und Fortschritt (İttihad ve Terakki
Fırkası) aufsteigen. Er war beteiligt an dem Putsch gegen
Abdülhamid II., der durch seinen Bruder
Mehmed V. ersetzt wurde. Jener
Mehmed V. war aber letztendlich eine Marionette der
Jungtürken.
Der aufstrebende Ismail Enver stellte sich gegen Bündnisse
mit Briten und Franzosen und bevorzugte ein Bündnis mit den
Deutschen. Daher wurde er 1909 bis 1911 als Militärattaché der
Osmanen nach Berlin entsandt. Er war maßgeblich für die
guten Beziehungen der Militärs beider Länder im Ersten
Weltkrieg verantwortlich. Beim Überfall der italienischen
Kolonialisten auf
Libyen
1911 kehrte Ismail Enver zurück nach
Istanbul, konnte aber die Niederlage nicht abwenden.
Britische Kräfte sorgten dafür, dass die pro-deutschen
Jungtürken zwischenzeitlich an Macht verloren. Erst als
weitere Gebiete des
Osmanischen Reichs verloren wurden, gelang es den
jungtürkischen Offizieren wieder ihren Einfluss zu vergrößern.
Das
Osmanische Reich musste zwischenzeitlich sogar
Edirne
an die Europäer abtreten. Während der innereuropäischen
Streitigkeiten zur Aufteilung der Beute erkannte Enver Pascha
die Chance
Edirne zurückzuerobern und es gelang ihm auch mit seinen
Truppen, wodurch sein Ansehen enorm stieg.
Ab 1913 erlangte er den Höhepunkt seines Ansehens. Kurz
nach der Machtübernahme der Jungtürken Anfang 1913 wurde
Ismail Enver zum Generalmajor ernannt und erhielt den Titel
Pascha.
Seither ist er als „Enver Pascha“ bekannt. Er heiratete
1914
Naciye Sultan , die Enkelin von
Abdülmecit I.
Am 3. Januar 1914 wurde er von Sultan
Mehmed V. zum Verteidigungsminister des
Osmanischen Reichs ernannt. Durch Entlassung und
Frühpensionierung von Offizieren, die sich gegen die
Jungtürken gestellt hatten, konnte er seine Macht festigen und
bewirkte den Zusammenschluss mit Deutschland und
Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg. Eine von Enver Pascha
geleitete Großoffensive Ende 1914 im Kaukasus wurde zum
Desaster für die Truppen der
Osmanen, wodurch die Jungtürken sehr an Ansehen verloren.
Die Gegenoffensive der russischen Armee 1915 führte zu großen
Gebietverlusten, zumal die eigene armenische Bevölkerung die
russischen Invasoren unterstützt hat. Gleichzeitig besetzten
Briten Gallipoli. Enver Pascha reagierte hart, das sein Ruf in
der Armee stark ramponiert war. Durch eine heftige Reaktion
gegen Armenier im Osten des Landes konnte er dort die Lage
stabilisieren und mit starken Verlusten gelang ihm die
Rückeroberung Gallipolis.
Nach der Regierungsumbildung im Februar 1917 amtierte Enver
zudem als Stellvertreter des neuen
Großwesirs
Talat Pascha mit dem er zusammen die Niederschlagung der
Aufstände im Osten der Türkei organisierte. Weitere
Rückeroberungspläne im Osten wurden durch den britischen
Kolonialismus in
Palästina durchkreuzt. Mit der Thornübernahme durch
Mehmed VI. begann die Entmachtung von Enver Pascha. Wegen
seiner militärischen Niederlagen wurde er am 4. Oktober 1918
als Verteidigungsminister entlassen. Später musste er aus
Istanbul fliehen.
In der Nacht vom 3. zum 4. November 1918 stieg Enver Pascha
zusammen mit anderen führenden Jungtürken an Bord eines
deutschen U-Boots, das sie in geheimer Mission zunächst nach
Odessa und von dort nach Deutschland brachte. Enver Pascha
wurde in der
Türkei in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Anders als in
der
Westlichen Welt behauptet hatte die Verurteilung nichts
mit seinem Einsatz gegen Armenier zu tun.
Enver Pascha lebte zusammen mit
Talat Pascha einige Zeit incognito in Potsdam bei dem
befreundeten
Friedrich Sarre. Enver Pascha träumte immer noch davon,
mit Hilfe der Russen gegen die von Briten eroberten Gebiete
vorgehen zu können. Im September 1920 nahm er auf Einladung
seiner sowjetischen Gastgeber, die er im Sommer des Jahres
besucht hatte, am ersten Kongress der Völker des Ostens in
Baku
teil, wo er neue Hoffnung schöpfte, seine großtürkischen
Träume zu verwirklichen. In Deutschland kaufte er Waffen und
reiste mit Unterstützung der Sowjets in den Kaukasus. Es
gelang ihm Kontrolle über
Buchara zu gewinnen. Doch das führte ihm zu dem Übermut
sich nunmehr gegen seine sowjetischen Unterstützer zu wenden.
Mit Hilfe der turkstämmigen Völker Mittelasiens wollte er ein
neues
Kalifat aufbauen. Als die Sowjets aber bemerkten, dass ihr
Günstling sich gegen sie gewandt hat, eröffneten sie blutige
Kämpfe gegen jene Unabhängigkeitbewegungen und Ever Pascha war
chancenlos. Er fiel am 4. August 1922 und die meisten seiner
Kämpfer am Cegan Tepe bei Baldschuan und weit von Duschanbe.
Während
Enver
Paschas Aufenthalt in Berlin schlossen sich Naciye Sultan
und ihre Töchter Mahpeyker und Türkan ihm an. Als Enver nach
Russland beordert wurde blieben Naciye Hanim und ihre Kinder
in Berlin. Ihr Sohn Sultanzade Ali Bey wurde am 29. September
1921 in Berlin nach
Enver
Paschas Abreise geboren. Er sollte ihn nie sehen. Naciye
wurde bei
Enver
Paschas Tod am 4. August 1922 verwitwet.
Enver Paschas Sarg wurde erst 1996 nach
Istanbul überführt und dort beim Denkmal der
jungtürkischen Revolution von 1908 beigesetzt.
In Deutschland genoss Enver Pascha hohes Ansehen. Zeitweise
war er Ehrenvorsitzender der Deutsch-türkischen Vereinigung.
Während des Ersten Weltkriegs dienten unter Envers Oberbefehl
um die 800 preußische Offiziere und mehrere tausend deutsche
Soldaten. Ihm zu Ehren wurde 1915 eine von Babelsberg nach
Klein Glienicke führende Brücke nach ihm umbenannt. Die
Enver-Pascha-Brücke wurde im Zweiten Weltkrieg 1945
zerstört. Außerdem wurde die
Enver Bey Zigarettenfabrik nach ihm benannt.