Fatimiden
  Fatimiden [fatimiyuun]

Aussprache: fatimiyuun
arabisch:
فاطميون
persisch:
englisch: Fatimid, Fatimids

909 - 1171 n.Chr.

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Die Fatimiden waren eine Dynastie von Schiiten mit ismaelitischem Hintergrund, die von 909 bis 1171 n.Chr. hauptsächlich in Ägypten bis teilweise nach Schaam herrschte.

In der Mitte des 9. Jahrhunderts begann ein Mann namens Abdallah al-Akbar mit der intensiven Verbreitung der ismaelitischen Lehre. Er verkündete das baldige Erscheinen des verborgenen siebenten Imams. Dafür wurde er verfolgt, erhielt aber auch Anhänger unter denjenigen Schiiten, die sich von den Abbasiden betrogen sahen. Besonders erfolgreich waren sie in Nordafrika. Nach der Machtergreifung behaupteten sie, dass Abdallah al-Akbar von Fatima (a.) abstamme, weshalb die Dynastie als Fatimiden bezeichnet wird.

Die Fatimidischen Herrscher in Nordafrika waren:

bullet Abdullah al-Mahdi (910-934 n.Chr.)
bullet Abul-Qasim Qaim bi Amrullah (934-946)
bullet Ismail Mansur (946-953)
bullet Abu Tamim al-Muizz (953-972)

Abdallah al-Mahdi nahm den Titel eines Kalifen an und gründete die Hauptstadt al-Mahdiya südlich von Sousse, so dass in jener Zeit gleich mehrere Kalifen in der islamischen Welt herrschten. Von Anfang an wurde der Sturz der Abbasiden angestrebt, die aus Sicht der Fatimiden Unterdrücker und Gewaltherrscher waren.

Im Jahr 969 gelang die Eroberung Ägyptens. Kalif al-Muizz verlegte 972 die Hauptstadt des Reiches nach Kairo und es folgten die Fatimiden in Ägypten:

bullet Abu Tamim al-Muizz (972-975)
bullet Al-Aziz Billah (975-996)
bullet Al-Hakim bi Amrullah (996-1021)
bullet Al-Zahir Billah (1021-1036) und Sitt al-Mulk
bullet Al-Mustansir Billah (1036-1094)
bullet Al-Mustali Billah (1094-1111)
bullet Al-Amir bi Ahkamullah (1111-1130)
bullet Al-Hafiz Dinillah (1130-1149)
bullet Al-Zafir bi Dinillah (1149-1154)
bullet Al-Faiz bi Dinillah (1154-1160)
bullet Al-Adhid li Dinillah (1160-1171)

Nachdem noch Abu Tamin al-Muizz die neue Reichshauptstadt Kairo gegründet hatte, wurde unter al-Aziz die fatimidische Herrschaft in Ägypten ausgebaut und der Großraum Schaam erobert. Neben dem ismaelitischen Bekenntnis der Fatimiden wurden die Sunniten toleriert. Später gewannen die Fatimiden sogar kurzzeitig die Kontrolle über Mekka und Medina. In der Zeit von al-Aziz wurde die später berühmte Al-Azhar-Universität aufgebaut. Damit gründeten Schiiten jene Universität, die später zur wichtigsten Lehranstalt der Sunniten werden sollte.

Die anfängliche Toleranz der Fatimiden gegen andere Religionen soll in Laufe der Zeit verloren gegangen sein. Die Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem 1009 wird von vielen Historikern den Fatimiden zugeordnet. Um 1017 entstand in Ägypten eine Sekte die im amtierenden fatimidischen Kalifen al-Hakim eine Art Inkarnation Gottes ansah. Es ist davon auszugehen, dass solche Gedanken vom Herrscher unterstützt wurden. Daraus soll sich letztendlich später die Religionsgemeinschaft der Drusen entwickelt haben.

Den Höhepunkt ihrer Macht erreichten die Fatimiden unter Al-Mustansir (1036-1094) als ismaelitische Eroberer auch im Jemen die Macht ergriffen und die Abbasiden aus Bagdad 1059 - wenn auch nur kurzzeitig - vertrieben werden konnten.

Kurz danach begann aber auch schon der Abstieg der Dynastie. In 1076 n.Chr. ging der Großraum Schaam an die Seldschuken verloren. So konnten die Fatimiden auch die Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer während des 1. Kreuzzugs und die Gründung des Königreich Jerusalem nicht mehr verhindern. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Belagerung von Askalon (1153) durch Balduin III. verloren die Fatimiden den letzten Stützpunkt im Großraum Schaam. Im Jahr 1171 stürzte Saladin die Fatimiden und begründete die Dynastie der Ayyubiden.

Unter den Fatimiden wurden die Grundlagen für die ismaelitische Rechtsschule gelegt.

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