Friedhof Columbiadamm
Friedhof Columbiadamm Berlin - Türkischer Friedhof Berlin

Aussprache:
arabisch: مقبرة
persisch:
englisch: Cemetery Columbiadamm Berlin

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Der Friedhof Columbiadamm in Berlin, auch bekannt als türkischer Friedhof, gilt als der älteste muslimische Friedhof in Deutschland. Er entstand durch das Ableben des dritten Botschafters der Osmanen in Berlin Ali Aziz Efendi. Lediglich die Osmanischen Gräber Hannover sind noch älter.

Die Probleme, die dieser Todesfall 1798 mit sich brachte, gelten als denkwürdig. Da die Bestattung eines Nichtchristen auf einem christlichen Friedhof von Seiten der Kirche verboten war, musste möglichst kurzfristig eine Alternative gefunden werden. Auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm II. wurde ein Grundstück in der Nähe der Hasenheide erworben, wo dann Ali Aziz Efendi nach muslimischen Ritus beerdigt wurde, auf der rechten Seite liegend mit dem Kopf in Richtung Mekka gerichtet. König Friedrich Wilhelm III. schenkte das Grundstück damals den türkischen Angehörigen der preußischen Armee.

Bald geriet der kleine Friedhof aber in Vergessenheit. Im Stadtplan von 1834 war er nicht einmal eingezeichnet. Zwei Jahre später wurde er durch Zufall wieder entdeckt: Als ein Bauer sein Feld pflügt und sein Pferd in das Gewölbe einbrach, fand er die Gräber. 1863 oder 1866 musste der inzwischen wiederhergestellte Friedhof dann einer Kaserne Platz machen – und wurde einige hundert Meter an seinen heutigen Platz verlegt. Der spätere Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, König ab 1861, Kaiser ab 1871) kaufte ein gleich großes Grundstück am heutigen Columbiadamm und schenkte es dem osmanischen Staat, wo heute noch der älteste Grabstein auf dem Gelände an Ali Aziz Efendi erinnert.

An der Umbettung der Toten - inzwischen waren weitere in Berlin verstorbene Türken hier beigesetzt worden - beteiligten sich Tausende Berliner. Die Einweihung erfolgte am 29. Dezember 1866. Seither wurden an der Bezirksgrenze zwischen Neukölln und Tempelhof unzählige Berliner Muslim beigesetzt, darunter ein türkischer Großwesir und ein tunesischer Freiheitskämpfer. Der Friedhof am Columbiadamm war lange Zeit der einzige muslimische Friedhof Mitteleuropas.

1921/22 wurde von dem Architekten Eisfelder im Auftrag der Türkischen Botschaft ein Andachtsgebäude im orientalischen Stil errichtet. Es handelt sich um einen relativ schlichten Putzbau mit türkisfarbenen Wänden und geschwungenen Fensterpartien auf einer Grundfläche von 10,58 x 9,35 Metern. Außerdem errichtete der türkische Geistliche und Friedhofspfleger Hafiz Schükri Bey, der 1924 starb und ebenfalls hier beerdigt ist, ein kleines Wohnhaus auf dem Gelände.

1963 wurde der Friedhof um ein weiteres Feld des Garnisonsfriedhofs erweitert, sodass die Gesamtfläche heute etwa 2300 Quadratmeter beträgt. 1983 bis 1985 wurde das Wohnhaus in eine kleine Moschee mit Kuppel und Minarett umgebaut und von 1999 bis 2004 entstand mit der Şehitlik-Moschee eine der größten Moscheen in Berlin, die der Architekt Hilmi Senalp nach orientalischem Vorbild erbaute.

Auf dem Friedhof sind unter anderem folgende Persönlichkeiten beigesetzt:

bullet Ali Aziz Efendi
bulletMehmet Esad Efendi (gest. 1804, osmanischer Botschafter)
bullet Hafiz Schükrü (Hafız Şükrü)
bullet Talat Pascha
bullet Dr. Bahattin Schakir
bullet Cemal Azmi
bullet Fatimah Zahraa Cacha
bullet Mustafa Tschokay-Bey Ogly
bullet Mohamed Soliman
bulletMohammed Bach Hamba (gest. 1920, tunesischer Freiheitskämpfer und Nationalheld)

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