Fürsprecher des Rehs
Fürsprecher des Rehs - Hüter der Gazelle

Aussprache: schafii-ath-thabiy
arabisch:
شفيع الظبي
persisch:  
وکیل گوزن
englisch:
Guardian of the Gazelle

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Fürsprecher des Rehs bzw. Hüter der Gazelle oder Garant der Gazelle ist ein auf Überlieferungen [hadith] beruhender Titel von Imam Ali Ridha (a.).

Gemäß einiger Überlieferungen [hadith] traf Imam Ali Ridha (a.) in der Steppe von Tus auf einen Jäger, der ein Reh (oder eine Gazelle) gefangen hatte. Das Reh suchte Zuflucht bei Imam Ali Ridha (a.) und der Imam bot dem Jäger Geld an, damit er das Reh laufen lässt. Der Jäger jedoch lehnte zunächst ab. Da Imam Ali Ridha (a.) die Sprache der Tiere verstehen konnten, erzählte das Reh ihm, dass es zwei hungrige Kinder zu stillen hat und versprach danach wieder zum Jäger zurückzukehren. Der Imam bürgte erneut für das Reh und der Jäger ließ es daraufhin laufen. Kurze Zeit später kehrte das Tier zum Jäger zurück. Der Jäger war überwältigt davon und schenkte dem Reh das Leben und ließ es laufen.

Die Geschichte von der Fürsprache des Imam Ali Ridhas (a.) für das Reh (oder die Gazelle) wird mit geringfügigen Abweichungen von Allamah Madschlisi und Scheich Saduq wiedergegeben. Das Motiv ist Vorlage für zahlreiche künstlerische Darstellungen.

Allerdings gibt es eine sehr ähnliche Geschichte auch als Überlieferung [hadith] des Prophet Muhammad (s.), so dass es möglich ist, dass das Ereignis mehrfach aufgetreten ist.

Dschalaleddin Rumi dichtet dazu:

Den Ruf der Gazelle vernahm der Fürst; Ahmad kam herbei,
Sprach: »Was rufst um Hilfe du, was ist geschehen, Gazelle?«
Sie sagte: »Herr, hungrig ließ ich zurück in der Wüste die Kitzlein!
Hilf doch mir Armen! Mein Bürge sei,
Ahmad! bei jenem Jäger!
Gehn will ich, wiederkommen auch nur etwas Milch ihnen geben!«
Der Hohe, mit edlen Händen gleich löste er ihr die Schlinge.
Eilends lief die Gazelle dorthin, wo ihre Kitzlein waren.
Da kam der gemeine Jäger herbei, fragte nun den Gesandten:
»Ich habe diese Grausamkeit begangen aus Spaß an der Jagd.
Doch wer bist du? Woher kommst du,
Und wie heißt du denn, Mann?
Entweder bring die Gazelle her, oder antworte rasch!«
Erhob der Gesandte vorm Jäger sich voller großer Geduld:
»Muhammad Amin, der Getreue, bin ich. Siehe mein Name ist dies.
Die Gazelle versprach fest, sie kehre zurück,
sich dir wieder zu stellen. Aber ich bin in jedem Fall der Bürge für sie!
Wenn die Gazelle nicht wiederkehrt, bin ich an ihrer Stelle!
Die Gazelle ist inzwischen bei ihren jungen angekommen,
die sie befragen, was vorgefallen ist, und sie berichtet, wie
sich der Prophet für sie verbürgt hat. Sie bittet die Kitzlein, mit ihr zu kommen; sie alle fallen ihm zu Füßen und küssen ihm die Füße, und der Jäger, der dies sieht, bekehrt sich sogleich; die Gazelle darf dann in die Steppe zurückkehren.

In einer späteren Version der gleichen Legende sagt die theologisch gebildete Gazelle sogar zum Propheten:

Für dich fließt der Kauthar;
In meinen Zitzen fließt die Milch.
Lass du (die Menschen) den Kauthar trinken -
Ich möchte (meinen Jungen) die Milch zu trinken geben!

Das Motiv des Garants der Gazelle wurde in vielen Kunstwerken verwendet wie z.B. beim Garant der Diener.

Gemälde von Mahmoud Farshchiyan

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