Gelübde [nadhr]
Gelübde [nadhr]

Aussprache: nadhr
arabisch: نذر
persisch: نذر
englisch: Vow [nazr]

Bild: Szene aus dem iranischen Spielfilm "Die Heilige Maria", in der Hanna (rechts) sich von ihrer Tochter Maria (a.) in der Mitte verabschiedet, die in den Tempel zieht, um das Gelübde der Mutter zu erfüllen. Im Hintergrund steht Zacharias (a.) mit Elisabeth (Links)

.Bücher zu Gesundheit im Islam finden Sie im Verlag Eslamica.

Ein Gelübde ist ein vor Gott abgelegtes Versprechen, eine bestimmte Handlung auszuführen, wenn etwas bestimmtes eintritt. Es ist somit ein gut durchdachtes und freies, Gott dargebrachtes Versprechen, das möglich und erlaubt [halal] sein muss. Ein Gelübde kann ein Opfer sein oder z.B. zusätzliche freiwillige Ritualgebete [nafila] sowie andere empfohlene [mustahab] Handlungen. Ein Gelübde kann sowohl vor dem Eintreten des erhofften Ereignisses als auch nach dem Eintreten erfüllt werden. In allen Fällen soll es dem Gläubiger [mumin] die Annäherung an ALLAH ermöglichen. Es kann öffentlich gemacht werden oder geheim gehalten werden.

Im Heiligen Qur'an wird darauf hingewiesen, dass in jedem Fall der Inhalt des Gelübdes ALLAH bekannt ist (vgl. 2:270). Gelübde zu erfüllen ist eine Selbstverpflichtung (22:29, 76:7) und Gläubige [mumin] zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Gelübde bereits erfüllt haben oder die Erfüllung noch bevorsteht (33:23).

Manchmal wird das Gelübde, wie auch das Bittgebet missverstanden bzw. missinterpretiert als eine Art "Beeinflussung" Gottes. Während solche Vorstellungen Gottes Einheit [tauhid] widersprechen, dienen Mittel wie das Gelübde zur Läuterung des selbst. Deswegen werden Gelübde vielfach derart durchgeführt, dass das Versprechen unabhängig vom Ausgang des erhofften Ereignisses vom Gläubigen erfüllt wird, da im Ergebnis die weise Leitung Gottes in Dankbarkeit erkannt wird, auch wenn das Ergebnis nicht den Vorstellungen der eigenen Seele [nafs] entsprachen.

Ein sehr bekanntes Gelübde in der islamischen Überlieferung ist das Gelübde Hannas. Zu der Zeit, als Maria (a.) geboren wurde, wurden Jungen, die später dem Tempel dienen sollten, Gott geweiht, und die Eltern legten das Gelübde ab, dass sie das Kind als Tempeldiener erziehen werden und dem Tempel übereignen, sollte es gesund sein. Also tat Marias (a.) Mutter Hanna in Erwartung eines Sohnes dieses Gelübde: "Oh mein Herr, ich habe Dir gelobt, was in meinem Leib ist. Es soll dir geweiht sein. So nimm es von mir entgegen, denn wahrlich, Du bist der Hörende, der Wissende", denn die Tempeldienerschaft war damals Männern vorbehalten.  Hanna bestand allerdings darauf, ihr Gelübde zu erfüllen, auch als ihr Kind ein Mädchen wurde. So wurde Maria (a.) die erste weibliche Tempeldienerin, trotz aller Widerstände der Pharisäer. Der Prophet Zacharias (a.) unterstützte Hanna darin, ihr Gelübde zu erfüllen.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de