Halladsch
Halladsch, Halladj

Aussprache: halladsch
arabisch:
 الحلاج
persisch:
حلاج
englisch: Hallaj

244 - 24.11.309 n.d.H.
ca. 858 - 26.3.922 n.Chr.

Bild: Hinrichtung von Halladsch in Bagdad, indische Zeichnung aus dem 17. Jh. aus dem Diwan von Amir Nadschm-ad-Din Dihlavi

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Abu al-Mughith Husain ibn Mansur ibn Mahamma al-Baidawi al-Halladsch ist vor allem unter seinem Namen Halladsch bekannt. Er wurde wahrscheinlich 858 n.Chr. in al-Baida im heutigen Iran geboren und am 26.3.922 n.Chr. hingerichtet. Er war einer der bekanntesten persischen Mystiker.

Als Enkel eines persischen Zaroastriers, dessen Vater den Islam angenommen hatte, lernte und lehrte er wohl zunächst in Persisch. Später schrieb er ausschließlich in Arabisch. Zu seinen Lehrern gehörte Dschunaid Baghdadi.

Er heiratete und führte seine Pilgerfahrt [hadsch] durch, wo er ein Jahr lang in Zurückgezogenheit und fastend blieb. Danach reiste er viel und schrieb auf seinen Reisen, u.a. nach Indien, wo er viele Anhänger gewann. Nach seinem Wechsel in die abbasidische Hauptstadt Bagdad wurde er Schüler bedeutender Mystiker.

Unter den Sufis und auch der Bevölkerung Bagdads fiel Halladsch durch seine als radikal und schockierend eingestuften Äußerungen auf, wodurch er von orthodoxen Muslimen immer wieder der Ketzerei bezichtigt wurde. Er wurde schließlich von der Regierung festgenommen und nach mehreren Jahren Gefängnis öffentlich hingerichtet.

Halladschs berühmtester Ausspruch, der ihm als Ketzerei ausgelegt wurde, ist: "Ich bin die Wahrheit" [ana-l-haqq, انا الحقّ], ein Ausspruch der in der Mystik [tasawwuf] als Extasischer Ausruf [schath] eingestuft wird.

Er sprach aber letztendlich nur den Urgedanken allen Sufismus aus, der in der Eins-Werdung mit Gott, in dem Entwerden [fana] die Vervollkommnung sieht. Das eigene "Ich", das "Selbst" der eigenen Seele [nafs], löst sich im Geist [ruh] Gottes auf. In den deutschen Sprachraum wurde er vor allem von Prof. Annemarie Schimmel, die über ihn schrieb: "Halladschs absolute Gottesliebe und seine Lehre von der liebenden Einigung des geschaffenen menschlichen und des ungeschaffenen göttlichen Geistes, die der Mensch in seltenen Augenblicken der Extase erfahren kann, erschien den Theologen und Gelehrten unerlaubt, ja unmöglich. Hinzu kamen Berichte über angebliche Wundertaten. 912 wurde Halladsch verhaftet und 922 trotz der Fürsprache hochgestellter Persönlichkeiten zum Tode verurteilt. Das Urteil nahm er ungerührt entgegen, auf dem Wege zur Richtstätte lachte er und tanzte in seinen Fesseln. Faridudin Attar gibt die folgende Beschreibung von der Hinrichtung: "Sie sahen viele Wunder, die er bewirkte. Geschwätz ging um, und seine Reden wurden dem Kalifen hinterbracht. Schließlich war man sich darüber einig, dass er sterben müsse. Der Kalif ließ ihn ins Gefängnis werfen. Sie schlugen ihn dreihundert Mal mit Stöcken. Dann führten sie ihn hinaus zur Hinrichtung. Als sie ihn zum Galgen gebracht hatten, küsste er das Holz und setzte seinen Fuß auf die Leiter. "Wie fühlst du dich?" verspotteten sie ihn. "Der Aufstieg wahrer Menschen führt zur Spitze des Galgens" antwortete er. Er wandte sich gegen Mekka, erhob die Hände und betete. Dann hieben sie ihm die Hände ab. Er lachte. Sie hackten seine Füße ab. Er sagte lächelnd: "Mit diesen Füßen machte ich eine Reise auf Erden. Ich habe andere Füße, die jetzt durch beide Welten wandern. Wenn ihr könnt, hackt diese Füße ab!" Dann rieb er mit seinen blutigen Armstümpfen über sein Gesicht, so dass Arme und Gesicht blutig wurden. "Warum hast du das getan?" fragten sie ihn. "Ich habe viel Blut verloren und glaube, dass mein Gesicht blass geworden ist. Ihr denkt, meine Blässe kommt aus Angst. Ich habe Blut auf mein Gesicht gewischt, damit ich in euren Augen rote Backen habe." Dann stach man ihm die Augen aus. Dann wollte man seine Zunge abschneiden. "Wartet noch ein wenig, gebt mir noch Zeit für ein Wort" bat er dringend. "O Gott", schrie er gen Himmel, "verstoße sie nicht wegen der Leiden, die sie mir um Deinetwillen antun, noch entziehe ihnen die Glückseligkeit. Gelobt sei Gott, denn sie haben meine Füße abgehackt, als ich auf dem Wege zu Dir war. Und wenn sie mir den Kopf abschlagen, so haben sie mich doch auf die Höhe des Galgens gebracht, wo ich Deine Majestät betrachte." Dann schnitten sie ihm Nase und Ohren ab. Die letzten Worte, die Halladsch sprach, waren: "Die Liebe zu dem Einen führt zur Einswerdung mit Ihm". Nach diesen Worten schnitten sie seine Zunge ab. Zur Zeit des Abendgebetes schnitten sie seinen Kopf ab. Er lächelte, als sie das taten. So starb Halladsch."

Sollte sich die Hinrichtung tatsächlich dieser Art ereignet haben, wäre es ein weiterer anschaulicher Beleg dafür, dass die Abbasiden weit entfernt von jeglicher islamischer Moral agierten!

Halladschs Gedichte sind reichhaltig. Zu den Eindrucksvollsten gehören diejenigen, die seine eigene Entwerdung und vollständige Ergebenheit [taslim] in Gott beschreiben. Einige seiner Gedichte hat Prof. Annemarie Schimmel in Reimform ins Deutsche übertragen. Siehe dazu Liste der veröffentlichten Gedichte zum Islam.

Nach manchen Quellen wird behauptet, dass auch Imam Mahdi (a.) ihn aus seiner kleinen Verborgenheit heraus schriftlich verflucht habe, aber jene Behauptung ist umstritten.

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