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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall war ein
österreichischer Diplomat und Orientalist. Er wurde bekannt
als Übersetzer
islamischer Literatur, insbesondere die Gedichte von
Muhammad
Schams ad-Din (Hafiz), und gilt als der
Begründer der wissenschaftlichen Osmanistik und als
österreichischer Pionier der Orientalistik.
Hammer-Purgstall wurde am 9. Juni 1774 als Sohn des 1791 geadelten
österreichischen Gubernialrates Josef (von) Hammer in Graz geboren.
Bis zum 14. Lebensjahr besuchte er die unteren Klassen des
Grazer Gymnasiums und kam 1784 nach Wien, wo er die Schule am
Barbarastift besuchte. Mit 15 Jahren trat er in die
Kaiserlich-königliche Akademie für orientalische Sprachen in
Wien ein, die vor allem Dolmetscher für
den diplomatischen Dienst ausbildete. In dem fünfjährigen
Lehrgang lernte er, unter anderem zusammen mit dem späteren
österreichischen Außenminister Franz Maria von Thugut,
Türkisch,
Persisch und
Arabisch; daneben auch Italienisch,
Französisch, Latein und Griechisch. Bereits 1790 fungierte er
als Dolmetscher beim Besuch einer
osmanischen Delegation in Wien. Er arbeitete auch als
"Sprachknabe" (heute Attache).
Er verblieb nach seinem Abschluss an der Akademie, wo seine
wissenschaftliche Arbeit begann. Er übersetzte auszugsweise
die Enzyklopädie des Türkischen Wissenschaftlers Hadschi
Chalifa
und arbeitete mit dem Historiker Johannes von Müller
(1752-1809) und dem Orientalisten Bernhard Freiherr von
Jenisch (1734-1807).
1799 reiste er zum ersten Mal nach
Istanbul. 1800 nahm
er als Dolmetscher und Sekretär des britischen Admirals Sir
William Sidney Smith am Feldzug gegen die Franzosen in Ägypten
auf dem Schiff Tiger teil und war auch bei einer Expedition in Akko dabei. Er begleitete Sidney Smith nach
London, wo er Englisch lernte und kehrte über Paris, wo er den
Orientalisten Silvestre de Sacy traf, 1801 nach Österreich
zurück. 1802 wurde er Legationssekretär in
Istanbul, von wo
er kleinere Reisen nach Griechenland und in die
Türkei
unternahm. In dieser Zeit schrieb er Reiseberichte, den Roman
"Antar" und übersetzte Geschichten aus "Tausendundeine Nacht".
Der ständige Konflikt mit seinem Vorgesetzten führte 1806
zu seiner Versetzung ins Österreichische Generalkonsulat in
Jassy (Moldawien). 1807 erhielt er eine Stelle als Hofdolmetscher der
Hofkanzlei in Wien und gab von 1809 bis 1818 die Zeitschrift
Fundgruben des Orients heraus. Ebenfalls in 1807 beendete er
sein historisches Schauspiel "Dschafar und der Sturz der
Barmekiden". Auch arbeitete er an einem Schauspiel mit dem
Titel "Mohamme" und bereitete die Gedichtsammlungen vor für
Muhammad
Schams ad-Din (Hafiz) (1812),
Mutanabbi (1823) und
Baki
(1825). 1817 wurde er zum Hofrat
ernannt. Er heiratet Caroline von Henikstein, die Tochter von Joseph von Henikstein.
Nachdem er nach dem Tod seines Freundes Graf Wenzel Johann
Purgstall und dessen Sohnes von der aus Schottland stammenden
Gräfin Jane Anne von Purgstall adoptiert wurde, die ihn als
Erben von Schloss Hainfeld in der Steiermark einschließlich
der dortigen Fideikommissherrschaft einsetzte, wurde er 1835
unter dem Namen von Hammer-Purgstall in den Freiherrnstand
erhoben.
Hammer-Purgstall übersetzte zahlreiche Werke ins
Deutsche - z.B. Diwan des
Muhammad
Schams ad-Din (Hafiz), eine Übersetzung, die für
Goethe Anregung zu seinem
West-östlichen Divan (1819) war. Seit 1810 bemühte er sich
um die Gründung einer Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, die schließlich 1847 zustande kam. Von 1848
bis 1849 war er deren erster Präsident.
Er starb am 23. November 1856 in Wien und wurde am Friedhof in Klosterneuburg-Weidling
im besonderen
Hammer-Purgstall-Grab begraben. Zeitlebens hatte er
Weidling mehr geliebt als die Großstädte, die er besucht hat.
Eine sehr ausführliche Biographie zu seiner Person steht im
Vorwort seines Buches "An der Schwelle zum Orient" (Graz
1957), welches ein Dr. Karl Ludwig Weber verfasst hat.
Eine
mehrsprachige Gedenktafel ist für ihn im
Istanbuler Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik
im Islam angebracht.
Er war Herausgeber bzw. Übersetzer zahlreicher Werke:
 | Des osmanischen Reichs Staatsverfassung und
Staatsverwaltung; Wien 1815, 2 Bände |
 | Geschichte der schönen Redekünste Persiens, Wien 1818
|
 |
Mohammed oder die Eroberung von Mekka, Schauspiel (1823)
|
 | Geschichte des osmanischen Reiches, Pest 1827-33, 10
Bände |
 |
Wamik und Asra (1833) |
 | Gemäldesaal der Lebensbeschreibungen großer moslimischer
Herrscher, 1837.39,6 Bände. |
 | Geschichte der goldenen Horde in Kiptschak, Budapest 1840
|
 |
Geschichte der Ilchane (1842) |
 | Diwan des Hafis aus dem Persischen, Stuttgart und
Tübingen, 1812-13, 2 Bände |
 | Märchen der 1001 Nacht aus dem Arabischen, Stuttgart und
Tübingen, 1823-24, 3 Bände |
 | Gedichte des Baki aus dem Türkischen, Wien 1825, siehe:
Ghaselen aus dem Divan |
 | Leben des Kardinals Khlesl, Wien 1847-51, 4 Bände |
 | Porträtgalerie des steiermärkischen Adels, Wien 1855
|
 |
Rosenöl - Erstes und zweytes Fläschchen, oder Sagen und
Kunden des Morgenlandes aus arabischen, persischen und
türkischen Quellen gesammelt. Stuttgart : Cotta, 1813, 2 Bände |
 | Über die innere Länderverwaltung unter dem Chalifate
(1835) |
 | Literaturgeschichte der Araber. Von ihrem Beginne bis zum
Ende des zwölften Jahrhunderts der Hidschret (1850-1856) |
 | Das Kamel (1854) |
 | Geschichte der Chane der Krim unter osmanischer
Herrschaft (1856) |
 | Die Gallerinn auf der Rieggersburg (1849), 3 Bände |