Alim Idris
Alim Idris

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch:

??? - ??? n.d.H.
1.5.1887 - 22.9.1959 n.Chr.

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Alim Idris war ein tatarischer Kriegsgefangener in Berlin, der unter anderem als Gelehrter [faqih] im Weinberglager fungierte.

Er ist am 1.5.1887 in Kasachstan geboren. Er studierte Islam und Philosophie in Buchara und Istanbul. In Istanbul arbeitete er unter anderem für die Zeitschrift "Türk Yurdu" (Türkische Heimat). Während des ersten Weltkrieges wurde er von Max von Oppenheim angeheuert, für die tatarische Ausgabe von El Dschihad mitzuarbeiten. So kam er nach Deutschland.

Er war unter anderem Vorbeter im Weinberglager und Sprecher der Gefangenen tatarischen Muslime. Im Juni 1917 veranlasste man im Preußischen Kriegsministerium, dass Alim Idris von seinem Posten als "LagerMullah" entfernt wurde mit der Begründung, dass er für die Disziplin der Tataren hinderlich sei. Doch bereits am 1. August 1917 entschied man sich, ihn wieder einzusetzen, offensichtlich, weil man seinen positiven Einfluss auf die Kriegsgefangenen unterschätzt hatte. Am 21. Juli 1917 wurde in der Wunsdorfer Moschee das Fitr-Fest gefeiert. Die Festtagsansprache hielt Alim Idris, genau so auch am Fitr-Fest 10. Juli 1918.

Ab Mai 1917 wurde im Lager Sprachen unterrichtet. Den Türkischkurs mit 22 Schülern leitete Alim Idris als Lehrer.

Alim Idris regte am 31. März 1918 in einer Eileingabe an Kaiser Wilhelm II. den Bau einer Moschee in Berlin an als Ausdruck der "unwaldelbaren Freundschaft zwischen dem Deutschen Reich und der Türkei". Die innere Ausstattung würde Mehmed V. übernhemn. Nachdem der Kaiser nicht abgeneigt war, wurde im September 1918 ein Arbeitsausschuss konstituiert, zu dem auch Alim Idris gehörte. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Jaeckh gewählt. Zweiter Vorsitzender war Alim Idris. I Lager setzt er sich auch dafür ein, dass die muslimischen Gefangenen am Freitag nicht arbeiten müssen, was zu einer Verminderung der Fluchtrate führt.

Im Dezember 1918 gab Alim Idris eine Kriegsgefangenenzeitung für Tataren mit den Titel "Tatar Ili" (Tatarisches Land) heraus. Finanziert wurde die Zeitung von den Arbeitslöhnen der Kriegsgefangenen. Der Druck erfolgte in der Reichsdruckerei.

Alim Idris setzte sich intensiv für die Freilassung der muslimischen Kriegsgefangenen ein, blieb aber selbst in Deutschland und arbeitete später für das Auswärtige Amt. Als 1944 ein Leiter für die neue SS-Mullah-Schule in Dresden gesucht wurde, übernahm er diese Aufgabe. Er konnte allerdings nur drei Tage in der Woche in Dresden sein, da er in Berlin für Radiosendungen für den sowjetisch-asiatischen Raum zuständig war.

In einem Bericht schildert Professor Idris die Inhalte seiner Schulungen: "In meinen politischen Vorträgen habe ich hauptsächlich die imperialistische und islamfeindliche Politik der drei Mächte England, Amerika und Sowjetunion und die islamfreundliche Politik Deutschlands (...) mit Beispielen aus der Geschichte dargelegt und bewiesen, dass im Falle eines anglo-amerikanischen-sowjetischen Sieges 2 Milliarden Menschen ohne Ausnahme lange Jahre Sklaven der 15.000.000 internationalen Juden sein würden (...). Deshalb müssen nicht nur die Türkischen Mohammedaner sondern auch andere Bevölkerungen Rußlands neben den tapferen deutschen Soldaten gegen die Anstürme Jüdisch-Sovjet-Rußlands unter Einsatz ihrer ganzen Kraft kämpfen" (Prof. Idris an den General des Freiwilligen-Verbandes im OKH Hauptmann Michel am 19. Januar 1945. Archiv des Institutes für Zeitgeschichte, Film MA 356).

Insgesamt hat Idris in der Dresdner SS-Mullah-Schule 62 muslimische Feldgeistliche ausgebildet, obwohl er selbst der Meinung war, dass diese Ausbildung viel zu spät begonnen wurde.

Nach den Luftangriffen auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 stellte die Schule ihre Lehrtätigkeit ein. Am 19. Januar 1945 vermerkt er in Entgegnung mancher Äußerungen von Bertold Spuler der die Muslime sehr gespalten beurteilte: „In meinen religiösen Vorträgen habe ich den richtigen Islam und den wichtigsten Teil seiner 67 Verbote und 41 Gebote erklärt und bewiesen, dass der Sunnismus und Schiismus eine reine politische, keinesfalls aber religiöse Streitfrage zwischen den Muslimen ist.“

In den Wirren der Nachkriegszeit muss Alim Idris nach München gekommen sein, wo wohl auch seine Kinder ihre Ausbildung absolviert haben. Er starb am 22.9.1959 und wurde Waldfriedhof München begraben, wo in seiner unmittelbaren Nähe auch seine Kinder und nahe Verwandte liegen.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de