.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Krönungsmantel mit arabischer Stickerei ist einer der
bedeutsamsten Ausstellungsstücke in der
Kaiserlichen Schatzkammer Wien.
Er gehört zu den
Symbolen des sogenannten Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation und gilt als bedeutsamstes Kleidungsstück und Insignie
zur Krönung der römisch-deutschen Kaiser. Das Umlegen des
Krönungsmantels war zumindest in der Anfangszeit Höhepunkt der
Krönungszeremonie.
Die Arbeit stammt wohl aus einer sizilianischen Werkstatt
des 12. Jh. n.Chr. und wurde ab dem 13. Jh. für die meisten
Krönungen römisch-deutschen Kaiser verwendet. Die Hersteller
sollen den damals Vorort großen Einfluss des
Islam
berücksichtigt haben, als sie den Saum des halbrunden bis zum
Boden reichenden Umhangs durchgehend mit
kufischer Schrift versehen haben. Er ist 342 cm breit und
wiegt 11 kg. Er besteht aus geritzter Seide, dem so genannten
Samit, und ist mit Goldfäden, über 100.000 Perlen und
Emailplättchen reichlich bestickt
Die figürlichen Stickereien beinhalten zwei spiegelbildlich
dargestellte Löwen, die jeweils ein Kamel unterwerfend.
Zwischen den beiden Löwen steht eine Art Palme, ein Symbol des
Lebens im
Islam.
Die Palme trägt zwei Früchte mit insgesamt 14 Samen. Am
Krönungsmantel sind über 100.000 Perlen eingearbeitet.
Im Saum des Mantels steht gut lesbar: „Es gehört zu dem,
was in der königlichen Werkstatt gearbeitet wurde, in der das
Glück und die Ehre, der Wohlstand und die Vollendung, das
Verdienst und die Auszeichnung ihren Sitz haben, hier in der
königlichen Werkstatt, die sich guter Aufnahme, herrlichen
Gedeihens, großer Freigebigkeit und hohen Glanzes, Ruhmes und
prächtiger Ausstattung und der Erfüllung der Wünsche und
Hoffnungen erfreuen möge; hier, wo die Tage und Nächte im
Vergnügen dahingehen mögen, ohne Ende und Veränderung; im
Gefühle der Ehre, der Anhänglichkeit und fördernden Teilnahme
im Glück und in der Erhaltung der Wohlfahrt, der Unterstützung
und gehörigen Betriebsamkeit; (hergestellt) in der Hauptstadt
Siziliens im Jahre 528
n.d.H. (entspricht 1133/1134 n.Chr.).“
Die erste bekannte Übersetzung der Inschrift wird 1728 dem
Altdorfer Universitätsprofessor Johann Heinrich Schulze
zugesprochen. Bis heute existiert in der historischen
Wissenschaft keine plausible Erklärung für die Inschrift und
die Löwensymbole werden zumeist mit dem Sieg der Normannen
über die Sarazenen gedeutet. Manche haben die Löwendarstellung
auf ähnliche in Stein geschlagene Reliefs in
Persepolis zurückgeführt. Andere erkennen in den
gestickten Rosetten auf den Kniegelenken, auf der Stirn und
auf dem Nasenrücken des Löwen Ähnlichkeiten zum Sternbild des
Löwen.
In der Geschichte des
Islam
gibt es nur ein Ereignis, in dem ein "Löwe" ein Kamel besiegt,
was bei der
Kamelschlacht geschah. Wenn man zudem den Begriff
"königlichen Werkstatt" auf
ALLAH
bezieht und damit den Rest des Textes metaphorisch als
paradiesisch deuten würde, dann wäre die meisten Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als Ironie der
Geschichte zu Ehren
Gottes
in Erinnerung an
Imam Ali (a.) gekrönt worden.
Eine zuweilen verwendete Bezeichnung des Umhangs als
Krönungsmantel des Königs von Sizilien Rogers II. ist nicht
zutreffend, da dieser bereits im Jahr 1130 vor der Herstellung
des Mantels gekrönt wurde. Offensichtlich wurde der Mantel
aber unter seiner Herrschaft hergestellt.
Der Mantel gelangte 1800 von Nürnberg - wo er zuvor lagerte
- über Regensburg in geheimer Aktion nach Wien, um ihn vor den
Truppen der Französischen Revolution zu retten. Hitler ließ
die bedeutsame Insignie 1938 wieder nach Nürnberg bringen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte auf Anweisung der
US-Amerikanische Militärregierung die Rückführung nach Wien.
Seit 1946 ist der Krönungsmantel in der weltlichen
Schatzkammer der
Kaiserlichen Schatzkammer Wien ausgestellt. Die letzte
Restaurierung des Mantels erfolgte 1987.