.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Alexander Walterowitsch Litwinenko war ein Agent des
russischen Geheimdienstes KGB und Offizier des russischen
Geheimdiensts FSB, der sich später gegen die mörderischen
Machenschaften gewandt und kurz vor seinem Ableben den
Islam
angenommen hat.
Litwinenko ist am
30.8.1962 in Woronesch
geboren. 1980 leistet er seinen Wehrdienst ab, blieb dann aber
in der Armee und wechselte 1988 in die Spionageabwehr
des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Er
war in verschiedenen Konfliktherden der Sowjetunion und
später Russlands beteiligt. Beim FSB, der russischen
Nachfolgeorganisation des KGB, war er ab 1991 im Kampf gegen
Terrorismus tätig.
1998 trat Litwinenko erstmals als Kritiker des russischen
Machtapparates auf und beschuldigte in einer Pressekonferenz
in Moskau zusammen mit einigen Mitstreitern von der Führung
des Geheimdienstes FSB den Auftrag erhalten zu haben, den
damaligen Sekretär des Staatsicherheitsrats, Boris Beresowski,
zu töten. Im März 1999 wurde Litwinenko erstmals verhaftet, in
einem Strafverfahren im November aber freigesprochen. Noch im
Gerichtssaal wurde er erneut wegen eines angeblich anderen
Vergehens festgenommen, im Jahr 2000 schließlich aus der Haft
entlassen. Schließlich floh er aus Russland und traf am 1.
November 2000 in London ein, wo er politisches Asyl
beantragte, das er im Mai 2001 erhielt.
In 2002 verfasste er ein Buch mit dem Titel "Der FSB
sprengt Russland in die Luft" in dem behauptet wird, dass die
Sprengstoffanschläge von 1999 auf Wohnhäuser in Moskau und
anderen russischen Städten, bei denen ca. 300 Menschen
ermordet wurden, entgegen den offiziellen Behauptungen nicht
von tschetschenischen Terroristen verübt wurden, sondern vom
russischen Geheimdienstes FSB und dienten als Vorwand für die
Brutalität im zweiten Tschetschenienkrieg. Die russische
Nachrichtenagentur Prima ließ das Buch in Lettland drucken und
wollte es in Moskau mit einer Auflage von 4400 Exemplaren
verkaufen. Der Lastwagen mit den Büchern wurde im Rahmen einer
Antiterror-Aktion beschlagnahmt und erreichte Moskau nie.
Im Juni 2003 behauptete Litwinenko in einem Interview mit
dem australischen TV-Sender SBS, dass mindestens zwei der
Tschetschenen, die das Moskauer Musical-Theater erstürmt
hatten, in Wahrheit für den FSB gearbeitet hatten und vom FSB
zur Geiselnahme angestiftet worden waren. Die Aktion endete
mit der Erstürmung und vielen Toten.
In einem Interview im Juli 2005 mit der polnischen Zeitung
Rzeczpospolita warf Litwinenko dem FSB vor, im Jahr 1998 Aiman
az-Zawahiri und andere so genannte al-Qaida-Führer in der an
Tschetschenien angrenzenden Teilrepublik Dagestan trainiert zu
haben.
Im Oktober 2006 – wenige Wochen vor seinem Tod – erhielt
Litwinenko die britische Staatsbürgerschaft.
Am 1. November 2006 ließ sich Litwinenko mit
Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus einweisen. In den
folgenden Tagen verschlechterte sich sein Zustand. Erst wenige
Stunden vor dem Ableben fand man große Mengen der radioaktiven
Substanz Polonium-210 im Urin. Er starb am 23.11.2006 an den
Folgen der Vergiftung. Kurz vor seinem Ableben gab Litwinenko
offiziell zu Protokoll, dass er den
Islam
angenommen hat. Es ist davon auszugehen, dass die innerliche
Annahme weit davor erfolgte.
Er wurde am 7.11.2006 auf dem Londoner Highgate-Friedhof
nach islamischem Ritus beigesetzt. Die zeitliche Verzögerung
war notwendig, da der Körper aufgrund der Umstände obduziert
und daher zunächst nicht frei gegeben worden war.
Litwinenko hinterließ seine Frau Marina und einen
zehnjährigen Sohn.
Zwei Tage vor seinem Ableben diktierte Litwinenko seinem
Vater einen Abschiedsbrief, der vor allem auch an den
damaligen russischen Regierungschef Putin gerichtet war. Gemäß
AFP-Übersetzung lautet die entsprechende Passage:
"Während ich hier liege, höre ich in aller Deutlichkeit
die Flügel des Todesengels. Möglicherweise kann ich ihm noch
einmal entkommen, aber ich muss sagen, meine Beine sind nicht
so schnell, wie ich es gerne hätte. Ich denke deshalb, dass es
an der Zeit ist, ein oder zwei Dinge dem Menschen zu sagen,
der für meinen jetzigen Zustand verantwortlich ist. Sie
[Putin] werden es vielleicht schaffen, mich zum Schweigen zu
bringen, aber dieses Schweigen hat einen Preis. Sie haben sich
als so barbarisch und rücksichtslos erwiesen, wie ihre ärgsten
Feinde es behauptet haben. Sie haben gezeigt, dass Sie keine
Achtung vor dem Leben, vor der Freiheit oder irgendeinem Wert
der Zivilisation haben. Sie haben sich als Ihres Amtes
unwürdig erwiesen, als unwürdig des Vertrauens der
zivilisierten Männer und Frauen. Sie werden es vielleicht
schaffen, einen Mann zum Schweigen zu bringen. Aber der
Protest aus aller Welt, Herr Putin, wird für den Rest des
Lebens in Ihren Ohren nachhallen. Möge Gott Ihnen vergeben,
was Sie getan haben, nicht nur mir angetan haben, sondern dem
geliebten Russland und seinem Volk."
Das Bekanntwerden seiner Annahme des
Islams
vor seinem Ableben führte zu zahlreichen Verleumdungen.
Laut der Theorie des US-Journalisten Edward Jay Epstein war
Litwinenko in kriminelle Machenschaften wie den Schmuggel des
radioaktiven Polonium-210 verwickelt gewesen und habe sich
dabei selbst vergiftet.
Ende Dezember 2006 bezeichnete die russische
Generalstaatsanwaltschaft Leonid Newslin als möglichen
Auftraggeber für den Mord an Litwinenko. Der seit 2003 in
Israel lebende ehemalige Mitbesitzer des russischen
Ölunternehmens Jukos hat die Verdächtigung zurückgewiesen.