.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Pierre Loti (eigentlich Julien Viaud) war ein französischer
Marineoffizier und Schriftsteller. Zu seinen unzähligen Romane
gehören etliche Bestseller des ausgehenden 19. Jh. und
beginnenden 20. Jh. n.Chr. Er hat den Orient in seinen
Erzählungen der
Westlichen Welt nahe gebracht.
Loti ist am 14. Januar
1850 in Rochefort im Département Charente-Maritime in eine
Seefahrer-Familie geboren, sein Vater war Schiffsarzt. In der
Literatur wird Lotis Sucht zu reisen oft mit dem Tod des 14
Jahre älteren Bruders Gustave in der Südsee begründet, der
vier Jahre lang auf Tahiti gelebt hatte.
1876 reist Loti erstmalig als Offizier einer französischen
Fregatte nach
Istanbul. Viele weitere Reisen nach
Istanbul sollten folgen. 1879 veröffentlicht Loti das Buch
Aziyadé, seinen ersten Roman, der in
Istanbul über eine Frau spielt, die er dort kennen gelernt
hat.
Als Offizier der französischen Marine nimmt Loti 1883 an
einer Tonking-Expedition teil. 1894 begibt er sich auf eine
Reise nach
Palästina. In der 1885 publizierten Trilogie über die
Reise erzählt er eindrucksvoll und in auch heute
nachvollziehbaren Erlebnissen. 1892 wird Loti in die Académie
française berufen. 1900 ist er dann als Adjutant des
Vizeadmirals Pottier Mitglied des französischen
Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstandes in
China.
Unterwegs, um als französischer Gesandter einen indischen
Maharadscha zu ehren, unternimmt Loti im April 1900 eine Reise
zur Rosenblüte nach
Isfahan. Auf seinem Weg beschreibt er Landschaft und
Architektur des iranischen Hochlandes, Nomadenstämme und
Karawanen und schildert die mystischen Formen des
Islam.
Nachdem er 1913 in seinem Buch La Turquie Agonisante (mit dem
Tode ringende Türkei) u.a. auch die Politik der
Westlichen Welt gegenüber den
Osmanen analysiert hatte, reiste er im gleichen Jahr als
Staatsgast in die
Türkei und wurde am "Tophane Rıhtım" mit großer Zeremonie
empfangen und anschließend von
Mehmed V. im
Topkapi Palast empfangen. Nach eigenen Angaben war Loti
mit
Mustafa Kemal Atatürk befreundet.
Während der Balkankriege und im Ersten Weltkrieg hat er in
seinen Schriften stets die
Türkei verteidigt. Als er beim türkischen Befreiungskampf
den Widerstand in
Anatolien unterstützt und sogar seine Heimat Frankreich
hart kritisiert hatte, erhielt er große Sympathien in der
Türkei, so dass am 4.10.1921 das neue Parlament ihm ein
Dankesschreiben verfasste. 1920 wurde er Ehrenbürger der Stadt
Istanbul und in Divanyolu wurde eine Strasse nach ihm
benannt. In Stadtteil Eyup wurde ein Kaffee-Restaurant am Hügel nach ihm
benannt, so dass inzwischen der ganze Hügel über einem
Friedhofshang unweit der
Eyüp-Sultan-Moschee unter seinem Namen als
Pierre-Loti-Hügel bekannt ist. Der Hügel bietet einen
beeindruckenden Ausblick auf die Istanbuler Stadtteile am
Goldenen Horn. Heute führt eine Seilbahn hinauf. Bei seinen
Aufenthalten in
Istanbul hatte sich Loti stets hier aufgehalten.
Dennoch gab es auch Kritik an seinen Werken. Während einige
ihn als Freund der Türken feierten vertraten andere die
Meinung, dass er mit seinen Schriften die Schwächen der
Osmanen offengelegt und damit den Feinden gedient hat.
1925 verfasste Nazim Hikmet ein Gedicht über ihn mit dem Titel
"Scharlatan Piyer Loti". Loti wurde auch vorgeworfen durch
Schüren der nationalistischen Gefühle der Türken die Einheit
des Reichs der
Osmanen geschwächt zu haben. Zudem wurde ihm
Orientalismus
vorgeworfen. So schrieb
Nazim Hikmet 1925 dazu: „Das ist
der Orient, wie ihn der französische Dichter sah! Das ist der
Orient der Bücher, von denen pro Minute eine Million gedruckt
werden! Doch es gab weder gestern, noch gibt es heute so einen
Orient und es wird ihn auch morgen nicht geben!“
Loti thematisiert immer wieder in seinen Werken
Todessehnsucht und Lebensgier und ist damit ein Vertreter des
Fin de siècle. Besonders in seiner Japan-Trilogie (Madame
Chrysanthème, Japoneries de l'automne und La troisième
jeunesse de Mme Prune) kommt dieser Aspekt zum Tragen. Viele
von Lotis Werken sind heute in Vergessenheit geraten, auch
wenn er zu den meist gelesenen Autoren der zweiten Hälfte des
19. Jh. n.Chr. zählt und einen beachtlichen Teil der
Einstellungen der Franzosen zu anderen Ländern geprägt hat,
insbesondere auch zur
muslimischen Welt.
Loti starb am 10. Juni 1923 in Hendaye in Frankreich.
Lotis Elternhaus in Rochefort an der französischen
Atlantikküste kann heute besichtigt werden. Loti arbeitete
sein ganzes Leben lang an der Gestaltung und Veränderung
dieses Hauses – jedes Zimmer richtete der passionierte
Geschichtskenner im Stil eines Ortes oder einer Epoche ein,
für die er sich besonders interessierte und stellte darin
Exponate aus, die er über die Jahre während seiner Reisen
erwarb. Das Haus befindet sich noch im Originalzustand, in dem
Loti es einrichtete. Im Inneren ist in einmaliger und
beeindruckender Weise alles in eine Phantasiewelt umgestaltet
worden: Unter anderem ein Empfangssaal, ein Rittersaal und
eine Moschee wurden mit Liebe zum Detail und unter Nutzung
originaler Bauelemente in den Mauern dieses Stadthauses
realisiert – vorwiegend um die bürgerliche Gesellschaft seiner
Zeit und zahlreiche Liebschaften zu beeindrucken. Daneben gibt
es auch zeitgemäß erhaltene Wohnräume.
Seine Werke waren unter anderem:
 | Aziyadé (1879) |
 | Rarahu, später umbenannt in Le mariage de Loti (1880)
|
 | Le roman d'un spahi (1881) |
 | Fleurs d'ennui. Pasquali Ivanovitch (1882) |
 | Mon frère Yves (1883) |
 | Les trois dames de la Kasbah (1884) |
 | Pêcheur d'Islande (1886) |
 | Madame Chrysanthème (1887) |
 | Propos d'exil (1887) |
 | Japoneries d'automne (1889) |
 | Au Maroc (1890) |
 | Le roman d'un enfant (1890) |
 | Le livre de la pitié et de la mort (1891) |
 | Fantôme d'Orient (1892) |
 | L'exilée (1893) |
 | Le matelot (1893) |
 | Le désert. Jérusalem (1894) |
 | La Galilée (1894) |
 | Ramuntcho (1897) |
 | Judith Renaudin (1898) |
 | Reflets de la sombre route (1899) |
 | Les derniers jours de Pékin (1902) |
 | L'Inde sans les Anglais (1903) |
 | Vers Ispahan (1904) Im Deutschen als
Reise durch Persien (1925) |
 | La troisième jeunesse de Mme Prune (1905) |
 | Les désenchantées (1906) |
 | La mort de Philae (1909) |
 | Le château de la Belle au Bois dormant (1910) |
 | Un pèlerin d'Angkor (1912) |
 | La Turquie agonisante (1913) |
 | La hyène enragée (1916) |
 | Quelques aspects du vertige mondial (1917) |
 | L'horreur allemande (1918) |
 | Prime jeunesse (1919) |
 | La mort de notre chère France en Orient (1920) |
 | Suprêmes visions d'Orient (1921) |
 | Un jeune officier pauvre (1923, posthum) |
 | Lettres à Juliette Adam (1924, posthum) Im Deutschen als
Auf fernen Meeren |
 |
Reise durch Persien (1925 posthum) |
 | Journal intime (1878-1885), 2 vol ("Intimate journal",
1925–1929) |
 | Correspondance inédite (1865-1904, 1929) |