Mahdi-Aufstand
Mahdi-Aufstand

Aussprache: ath-taurat-ul-mahdiyah
arabisch: الثورة المهدية
persisch: نهضت مهدیون
englisch: Mahdist War

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Als Mahdi-Aufstand wird in der Westlichen Welt eine sudanesische Befreiungsbewegung bezeichnet, die von 1881 n.Chr. bis 1899 aktiv gegen die britische Besatzung Widerstand geleistet hat.

Der Widerstand wurde angeführt von Muhammad Ahmad, der sich als Mahdi bezeichnete. Sein Widerstand gilt als der erste erfolgreiche Aufstand einer afrikanischen Bevölkerungsgruppe gegen den Kolonialismus. Im Zuge des Befreiungskampfes wurde Ende des 19. Jh. n.Chr. das Kalifat von Omdurman gegründet. 1885 wurden große Teile des Landes von den Kolonialisten befreit. Erst als die britischen Besatzer zusammen mit ägyptischen Truppen zurückgeschlagen haben, konnten die Befreiungskämpfer 1898 besiegt und der Widerstand gebrochen werden.

Hintergrund des Befreiungskampfes war, dass die Vizekönige von Ägypten im Auftrag der Kolonialisten den Sudan besetzt und die Bevölkerung unterdrückt haben. Dabei sollten vor allem Soldaten gewonnen werden, um im Rahmen der Zerschlagung des Osmanischen Reichs und Aufteilung in verschiedene Ethnien und Interessengebiete auf der einen oder anderen Seite mitzukämpfen.

Britische Berater hatten derweil die Ägypter im Zuge des Baus des Suez-Kanal zum Staatsbankrott geführt, um die Kontrolle vollends zu übernehmen. Auch der Sudan wurde zunehmend unter die Verwaltung von Beamten der Westlichen Welt gestellt. 1877 wurde Charles George Gordon (Gordon Pascha) Generalgouverneur des Sudan. Nach Außen trat er für die Abschaffung der Sklaverei ein, aber in Wirklichkeit setzte er die Sklaven als Zwangssoldaten ein.

Mit dem Mittel der aufgezwungenen Verschuldung und der folgenden internationalen Finanzkontrolle versuchte die Westliche Welt insbesondere ab 1879 ihren Einfluss in Ägypten auszuweiten, um das Osmanische Reich vom Süden her zu schwächen. Lokale Fürsten, die den Kolonialismus unterschätzt und eigene Interessen verfolgt haben, bereiteten den Osmanen weitere Schwierigkeiten in der Region. Im Herbst 1881 kam es zu Unruhen, die sich im Februar 1882 auch gegen die europäische Finanzkontrolle richteten. Mit dem Vorwand der Sicherung des Sueskanals als wichtiger Verbindung zu ihren Kolonien nach Indien besetzte im Herbst 1882 Großbritannien Ägypten während im Sudan der durch die Kolonialisten geduldete Sklavenhandel wieder aufblühte. Als am Ende des Jahres 1882 die ägyptische Armee aufgelöst wurde und die Soldaten keinen Sold mehr erhielten, kam es zu ersten bewaffneten Aufständen gegen die Kolonialisten.

Der Sohn eines Bootsbauers aus einem Dorf nahe Dongola namens Muhammad Ahmad entwickelte sich im Sudan zum Sprecher der Gegner einer unislamischen Fremdherrschaft. Er bemängelte insbesondere das Fehlen einer Ausbildung im Islam. Er selbst hat zunächst nie von sich behauptet, dass er der Mahdi sei. Erst sein späterer Nachfolger Abdallahi ibn Muhammad verbreitete diese These. Die Überwindung einer Krankheit, die Abdallahi ibn Muhammad überwunden hatte, führte er auf die Wundertätigkeit von Muhammad Ahmad zurück.

Muhammad Ahmad wurde zur Führungspersönlichkeit einer Aufstandsbewegung gegen den Kolonialismus in Ägypten und erklärte am 29. Juni 1881 schriftlich, dass das gesamte Osmanische Reich zu einem islamischen Staat umgewandelt werden sollte. Es kam zu ersten Gefechten mit der von den Kolonialisten kontrollierten Regierung, die die Aufständischen für sich entscheiden konnten. Mehrere Befehlshaber der Regierung wurden abgesetzt. Der deutschstämmige Giegler Pascha, entsandte im Juni 1882 eine Armee von 6.000 Mann unter dem Kommando von Jusuf el-Schallali Pascha in die Nuba-Berge, wo die Aufständischen ihr Hauptquartier errichtet hatten. Am 6. Juni 1882 wurden die ägyptischen Truppen von Tausenden meist unbewaffneten Anhängern des Muhammad Ahmad, die in der westlichen Literatur "Mahdisten" genannt werden, angegriffen und zerschlagen. 1000 Mann der Expeditionstruppen und ihr Anführer wurden getötet. Der Rest musste fliehen und hinterließ Waffen und Munition. Immer mehr Stämme schlossen sich dem Aufstand an, da nunmehr der Glaube, der Mahdi sei erschienen, von Erfolgen untermauert wurde. Die durch die Briten zerschlagene Urabi-Bewegung schloss sich ebenfalls Muhammad Ahmad an.

Am 19. Januar 1883 nahmen die Aufständischen die Provinzhauptstadt El Obeid ein und eroberten 6000 Gewehre, fünf Geschütze und viel englisches Geld. Muhammad Ahmad errichtete in El Obeid sein neues Hauptquartier.

Ende des Jahre 1883 versuchten die Kolonialisten unter Führung von Oberst Hicks Pascha El Obeid zurückzuerobern. Taktische Fehler führten dazu, dass seine zuvor bis zu 20.000 Mann starke Armee letztendlich am 5. November in der Schlacht von El Obeid ausgelöscht wurde. Sämtliche Waffen, darunter 36 Geschütze fielen in die Hände der Aufständischen.

Am 23. Dezember 1883 kapitulierte der Gouverneur von Darfur, der österreichische Abenteurer Rudolf Slatin (Slatin Pascha), vor den Truppen Muhammad Ahmads. Rudolf Slatin nahm den Islam an und wurde daraufhin verschont. Zwischenzeitliche Gewinne der ägyptischen Regierung waren immer nur mit britischer Hilfe möglich. Da die Briten zu jener Zeit im Konflikt mit Russland standen haben sie den Sudan aufgegeben. Nur Gordon Pascha, der in England als Nationalheld galt, sollte noch vom belagerten Khartum gerettet werden, was allerdings misslang. Am Morgen des 26. Januar wurde die Stadt von 50.000 Mahdisten angegriffen und Gordon Pascha geköpft. Die weitere Ausbreitung der Antikolonialisten schien unaufhaltbar. Die Kolonialisten planten die Abspaltung des Sudan von Ägypten ein.

Das neu gegründete Kalifat von Omdurman bildete die erste nationale sudanesische Regierung. Hier regierte Abdullahi ibn Muhammad nach dem Ableben von Muhammad Ahmad. Die idealistisch geprägte Bewegung wich im Zuge der Erfolge einer Trägheit und es kam zu Machtkämpfen um die Nachfolge. Weitere Kämpfe gab es mit dem christlich äthiopischen Kaiser Johannes IV., den die Briten unterstützten. Der Kaiser starb im Verlauf von Gefechten. 1986 entschieden die Briten gegen die Mahdisten vorzugehen.

Die technisch überlegenen Briten konnten auch mit weniger Mann gegen die Mahdisten bestehen. Probleme langer Nachschubwege wurden mit dem Bau einer 350 km langen Eisenbahnlinie im großen Nilbogen von Wadi Halfa bis nach Abu Hamed gelöst. In der folge kam es zu extrem blutrünstigen Auseinandersetzungen.

Am 8. April 1898 konnte der britische Kommandeur Kitchener bei der Schlacht am Atbara die Wende einleiten. Am 2. September 1898 wurde dann auch die Mahdisten-Hauptstadt Omdurman eingenommen.

Kitchener veranlasste, dass das Grab des Mahdi in seinem Mausoleum geschändet wurde. Der Leichnam wurde auf seinen Befehl hin in den Fluss geworfen. Vor der eigenen britischen Bevölkerung tat Königin Viktoria so, als wenn sie über dieses unmenschliche Verhalten schockiert gewesen wäre, zumal sie sich sonst stets hinter Kitchener gestellt hatte. Kitchener behielt sein Kommando und jagte jetzt den geflohenen Abdallahi ibn Muhammad, den er am 24. November 1899 in der Schlacht von Umm Diwaykarat töten ließ.

Die erfolgreichen Briten gaben den Sudan nicht an Ägypten zurück, sondern bauten ein neues Kolonialgebiet auf. Auch Eritrea und Somaliland konnten nunmehr von den Kolonialisten beherrscht werden.

Die Geschichte wurde später in Hollywood aus westlich-kolonialistischer Sicht verfilmt. Im Film Khartoum (deutscher Alternativtitel: Khartoum – Der Aufstand am Nil) spielt Charlton Heston den Briten Gordon und Laurence Olivier den Mahdi Muhammad Ahmad. Auch Karl May bediente sich der historischen Vorlage in seiner Mahdi-Trilogie bzw. dem Buch "Im Land des Mahdi".

Gemälde von Richard Caton Woodville, Jr.: Die Schlacht von Omduran (1889 n.Chr.)

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