Mansur
Mansur

Aussprache: mansuur
arabisch:
المنصور
persisch:
منصور
englisch: Al-Mansur

95 - 158 n.d.H.
713/4 - 10.775 n.Chr.

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Abu Dschafa Abdullah al-Mansur Dawaniqi, vor allem bekannt als Mansur oder al-Masur al Abbasi, war der zweite Kalif der Abbasiden und herrschte 136-158 n.d.H. (754-775 n.Chr.).

Sein vollständiger Name war. Abdullah ibn Muhammad ibn Ali ibn Abdullah ibn al-Abbas ibn Abd-ul-Mutalib. Damit war er ein Nachkommen von Abbas ibn Abd-ul-Mutallib.

Er wurde 95 n.d.H. (713/4 n.Chr.) in Humayma geboren. Seine Mutter war eine Berber-Sklavin namens Salama. Die Abstammung von einer Sklavin sorgte dafür, dass sein Vater den jüngeren - aber von einer adligen abstammenden Bruder Abul-Abbas as-Saffah - zum Throninhaber ernannte. Mansur wurde zunächst Gouverneur von Dschazira.

Mansur übernahm unter 754 n.Chr. die Herrschaft von seinem Bruder Abul-Abbas as-Saffah. Der war gestorben, als Mansur gerade bei der Pilgerfahrt [hadsch] war. Mansur eilte zurück in den Irak und wollte die Macht übernehmen.

Nachdem er schon seinen Bruder bei der Regierung unterstützt hatte, musste er seine Herrschaft zunächst gegen seinen Onkel Abdallah ibn Ali durchsetzen, der allerdings bald von Abu Muslim, dem Wesir von Chorasan besiegt wurde. Als dieser nun zu mächtig wurde, ließ Mansur ihn 755 n.Chr. töten. Große Probleme hatte Mansur anfänglich mit den Anhängern der Ahl-ul-Bait (a.).

Mansur galt als geizig und engstirnig. So ließ er z.B. die mit Gold und Silber belegten Türen der Al-Aqsa-Moschee ersetzen, um mit dem Gold und Silber Münzen prägen zu lassen.

Muhammad Nafs-ul-Zakiyya wollte Mansur nicht als Kalifen akzeptieren. So lehnte er sich gegen Mansur auf. Der Aufstand wurde unter anderem von Abu Hanifa, Sufyan al-Thauri, Sulaiman ibn Mihran al-Kahili al-Kufi al-Amasch, Malik ibn Anas und anderen Persönlichkeiten der Zeit unterstützt. Al-Mansur startete einen Feldzug gegen Medina, er eroberte die Stadt und ließ alle  alle Nachkommen Imam Hasans (a.) auszulöschen. Er befahl Malik ibn Anas auszupeitschen und verurteilte Abu Hanifa zu lebenslanger Haft. Später versuchte al-Mansur Malik davon zu überzeugen, sich ihm anzuschließen, um dem Einfluss von Imam Sadiq (a.) entgegenzutreten.

Als Imam Sadiqs (a.) Ansehen in der Bevölkerung unaufhaltsam stieg, versuchte al-Mansur, Werbung für die Hofgelehrten und einflussreichen Persönlichkeiten der Zeit zu verbreiten, damit diese bewundert werden sollten. Daher erklärten die Sprecher der Abbasiden in Medina: „Niemand darf im islamischen Recht [scharia] Rechtsurteile [fatwa] erlassen, außer Malik ibn Anas und Ibn Abu Dhib.“ Bei dieser Aussage dürfte es sich um eine Geschichtsverfälschung handeln, denn Ibn Abu Dhib war ein Anhänger der Ahl-ul-Bait (a.). Mansur ließ viele Widersacher umbringen.

Im Jahre 144 n.d.H. kam Mansur nach Medina, wo er in einer einzigen umfassenden Maßnahme die gesamte Nachkommenschaft von Imam Hasan (a.) festnehmen und nach Bagdad bringen ließ. Imam Hasans (a.) Nachkommen hatten sowohl physisch als auch psychisch enorme Torturen zu erleiden. Nun wollte Mansur sich den rechtmäßigen und moralischen Verpflichtungen dieser Huldigung entledigen. Es war nicht nur eine Frage seines eigenen Gewissens; er hatte die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass er der verfassungsmäßige und rechtmäßige Kalif war.

Um dies zu gewährleisten, hielt er nach der Massenverhaftung folgende verlogene öffentliche Rede.

"Bei Allah, wir ließen den Nachkommen Abu Talibs und dem Kalifat ihren freien Lauf. Wir mischten uns keineswegs darin ein. Ali ibn Abu Talib wurde Kalif. Nach ihm wurde Hasan ibn Ali der Kalif. Bei Allah, er hatte es nicht verdient. Ihm war Geld angeboten worden, das er annahm. Muawiya ibn Abu Sufyan sandte ihm eine Nachricht, dass er ihn zu seinem Nachfolger machen würde. Also verzichtete Hasan auf Kalifat, Herrschaft und Macht. Er überließ alles Muawiya und wandte seine Aufmerksamkeit den Frauen zu, indem er heute eine Frau heiratete und sich morgen bereits von einer anderen scheiden ließ. Damit fuhr er fort, bis er in seinem Bett starb." (Al-Mas'ûdi in Murûj ud-Dhahab, B. 3, S. 226) In dieser Rede verbreitete er die von Abbasiden frei erfundenen Verleumdungen gegen die Ahl-ul-Bait (a.) und insbesondere gegen Imam Hasan (a.).

Das Schwerpunkt dieser Ansprache war, dass Muhammad Nafs-ul-Zakiyya keinen Anspruch auf das Kalifat habe, da dessen Urgroßvater, Imam Hasan (a.), angeblich auf diese Macht verzichtet haben soll. Er schrieb auch einen entsprechenden Brief an Muhammad Nafs-ul-Zakiyya, der sich immer noch auf freiem Fuß befand und dabei war, eine Armee zum Kampf gegen Mansur aufzubauen:

"Das Kalifat deines Vorfahren (Ali) ging an Hasan über. Er verkaufte es an Muawiya für Geld und Kleidung. Nun, wenn du irgendeinen Anspruch auf das Kalifat hättest, hättest du es längst verkauft und den Gegenwert dafür erhalten."

Doch Mansur wusste, dass diese Auseinandersetzung lediglich das unmittelbare Problem mit Muhammad Nafs-ul-Zakiyya lösen würde. Sie konnte jedoch keinen von Imam Husains (a.) Nachkommen daran hindern, das bestehende unrechtmäßige Kalifat anzuzweifeln. Deshalb ließ er nichts unversucht, um zu beweisen, dass die Nachkommen Fatimas (a.) keinen Anspruch auf das Erbe des Prophet Muhammad (s.) hätten und dass die Abbasiden seine (s) rechtmäßigen Erben seien.

Nachdem Aufstände der Anhänger Abu Muslims in Chorasan (755) und der Schiiten in Kufa und Medina (762 n.Chr.) niedergeschlagen waren, widmete sich Mansur dem Ausbau der Reichsverwaltung. Er entmachtete die Anhänger der Ahl-ul-Bait (a.) unter anderem damit, dass er Fadak von den Ahl-ul-Bait (a.) entrissen hat, nachdem Umar ibn Abdul Aziz es zuvor diesen zurückgegeben hatte.

Es gab weitere Aufstände gegen Mansur, die dieser alle niederschlagen konnte.

Mansur versuchte die Herrschaft des Kalifen als gottgewolltes Schicksal  zu interpretieren. Er setzte dabei durch, dass der Kalif seinen Nachfolger frei bestimmen kann um Machtkämpfe nach seinem Tod zu verhindern.

Der Bau der Stadt Bagdad gilt als größtes Projekt von al-Mansur. Die Abbasiden hatten dreizehn Jahre lang keine spezifische Hauptstadt, und als al-Mansur Bagdad baute, wählte er es zur Hauptstadt. Beim Bau der Stadt hatte er politische, militärische, kritische und klimatische Motive. Am 1. August 762 erklärte er Bagdad zur neuen Hauptstadt des Kalifats. Diese Stadt sollte schnell zur bedeutendsten wirtschaftlichen und kulturellen Metropole der muslimischen Welt aufsteigen. Er schuf für das ganze Reich ein zentrales Verwaltungssystem, das von der Hauptstadt Bagdad aus gesteuert wurde. Dabei unterstützten ihn Wesire aus der Familie der aus dem Iran stammenden Barmakiden, die für zahlreiche der folgenden Abbasidenherrscher ebenfalls von großer Bedeutung sein sollten. Durch die Beteiligung der Barmakiden an der Regierungsverantwortung verstärkte sich ihr Einfluss. Das kommt zum Ausdruck durch die Tatsache, dass sassanidische Hof- und Verwaltungstechniken eingeführt wurden.

Imam Sadiq (a.) wurde im Jahre 148 n.d.H. (765 n.Chr.) von Mansur vergiftet. Zeit seines Lebens fürchtete Mansur vor allem die Ahl-ul-Bait (a.). Nach der Ermordung Imam Sadiqs (a.), versuchte er Imam Kazhim (a.) das Leben schwer zu machen.

Mansur selbst starb 158 n.d.H. (10.775 n.Chr.) auf dem Weg nach Mekka an Verdauungsstörungen. Er wurde auf dem Al-Malat-Friedhof in MMekka beigesetzt. Nach dem Tod von Mansur folgte ihm der von ihm designierte Sohn Mahdi. Er hatte zudem einen Sohn namens Dschafar, dessen Tochter Zubaida bint Dschafar später Ehefrau von Harun al-Raschid wurde.

In der Literatur kommt er auch als Abu Dschafar Dawaniqi vor.

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