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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Louis-Ferdinand Jules Massignon war ein bedeutender
französischer Islamwissenschaftler des 20. Jh. n.Chr.. Er
setzte sich intensiv für die Verständigung zwischen
Christen und
Muslimen ein. In seinem Bemühen, als
Katholik den
Islam von innen her
zu verstehen, bereitete er den Weg für Neubestimmung der
Position der katholischen Kirche zum
Islam, die beim Zweiten Vatikanum in der Erklärung Nostra
Aetate ihren Ausdruck fand.
Er wurde am 25.7.1883 n.Chr. in
Nogent-sur-Marne in der Nähe von Paris geboren. Sein
Anfangsstudien in Paris umfasste verschiedene Gebiete,
darunter
Arabisch. Sein Vater,
Fernand Massignon (1855–1922), arbeite als Maler und Bildhauer
unter dem Pseudonym Paul Roche und war ein enger Freund des
Schriftstellers Joris-Karl Huysmans. Huysmans' eigene
Konversion zum Katholizismus war eine Inspiration für den
jungen Massignon.
Louis Massignon besuchte das berühmte Lycée Louis-le-Grand
in Paris (1896). Nach seinem Abitur (1901) unternahm Massignon
eine erste Reise nach Algerien, wo seine Familie Beziehungen
hatte. Dort sah er unter anderem den islamisch geprägten Widerstand
gegen die Kolonialmacht, was ihn beeindruckte. Massignon
studierte die Quellen für seine Studien 1904 in Marokko und
beschloss nach einer gefährlichen Begegnung in der Wüste sich
dem Studium der arabischen Sprache zu widmen. 1906 erhielt er
das „diplôme d'études supérieures“ mit seiner Studie Tableau
géographique du Maroc dans les 15 premières années du 16ième
siècle, d'après Léon l'Africain (Jourdan ed., Alger 1906).
Seine islamische Bildung setzte er mit weiteren Studien in
Kairo 1906 bis 1910 fort und mit
einem Aufenthalt in
Bagdad, da
er 1907 in archäologischer Mission nach Mesopotamien entsandt.
In Bagdad war er Gast der großen
muslimischen Familie der Alusi, und begegnete dabei einer
islamisch geprägten
Gastfreundschaft, die er sein Leben lang immer wieder
respektvoll erwähnte. Die Alusi retteten ihn 1908 aus einer
gefährlichen Situation in der Wüste. Die Alusi halfen ihm auch
bei der Suche nach den Quellen für sein Werk über
Halladsch, das in diesen
Jahren Mittelpunkt seiner Forschung war.
1922 legte er diese Arbeit an der Universität von Paris als
Doktorarbeit unter dem Titel: »La passion d'Al-Hosayn
ibn-Mansour al-Hallaj, martyr mystique de l'Islam exécuté à
Bagdad le 26 mars 922.« (Der Leidensweg des
Al-Hosayn-ibn-Mansour al-Hallaj, Mystisker und Märtyrer des
Islams, hingerichtet am 26. März 922 in Bagdad) vor.
Die Erfahrung der
muslimischen
Spiritualität führten zu seiner Rückbesinnung zum
Christentum seiner Kindheit,
das er verlassen hatte. Massignon glaubte bei seiner Begegnung
mit Gott und seiner Konversion durch die
Fürsprache seiner lebenden
und verstorbenen Freunde, unter ihnen Huysmans und
Charles de Foucauld, der ebenfalls
Gott im muslimischen Kontext erfahren hatte, unterstützt
worden zu sein. So wurde für Massignon seine Rückbesinnung zur
Grundlage seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem
Islam.
Während des ersten Weltkriegs war er als Übersetzer und
Offizier im Hauptquartier der 17.
französischen Kolonialdivision tätig. In dieser Eigenschaft
wurde er der Delegation für die Verhandlungen, die zum Sykes-Picot-Abkommen führten, zugeteilt. Vorher hatte er auf
eigenen Wunsch an der mazedonischen Front gedient, wo er eine
Medaille für seine Tapferkeit erhielt.
Durch seine Tätigkeit für die Delegation wurde er mit T.E.
Lawrence bekannt, mit dem er über das Handbook for Arabia, das
zum Modell für sein Annuaire du Monde Musulman wurde, sprach.
Er empfand ein
Gefühl der Ehrverletzung und des Verrats nach dem Kollaps der
arabisch-englisch-französischen Beziehungen und der
Veröffentlichung der Balfour-Deklaration (1917).
Am 15. Juni 1919 wurde Massignon provisorisch als
Nachfolger von Alfred le Chatelier für den Lehrstuhl für
Soziologie des Islams am Collège de France nominiert. Er
erhielt den Lehrstuhl endgültig im Januar 1926, nach der
Pensionierung Le Chateliers, was zu der oben erwähnten Arbeit
über
Halladsch
führte.
Mit seinen Werken erarbeitete Massignon sich großen Respekt, auch
bei Muslimen. 1912 und 1913 war er
Gastprofessor an der Universität Kairo, 1926 wurde er
Professor am Collège de France und 1933 Direktor der
islamischen Studien an der Ecole pratique des hautes études de
Paris, Abteilung Religionswissenschaften. In demselben Jahr
wurde er zum Mitglied der Akademie der
arabischen Sprache in
Kairo ernannt.
Nach eigenen Bekunden hat er selbst zu seinem katholischen
Glauben durch die Frömmigkeit von
Muslimen zurück gefunden, wobei er viele Parallelen sah.
Dies kann insbesondere in seinen
Halladsch-Studien festgestellt werden, in welchen er die
Folterung und Hinrichtung
Halladschs mit dem Leiden und Sterben
Jesu (a.) vergleicht. Seine
persönlichen mystischen Erfahrungen wurden von den westlichen
islamischen Gelehrtenkreisen nicht immer verstanden und
geschätzt. Auch wurde kritisiert, dass er einer im
Islam nicht ganz so wichtigen
Figur der Geschichte solch einen hohen Stellenwert beimaß.
Weitere Gegner machte sich Massignon als tatkräftiger
Verteidiger der Opfer der Gewalt in den palästinensischen und
algerischen kämpferischen Auseinandersetzungen. Als
verheirateter Mann wurde er mit dem Einverständnis des
Vatikans melkitischer Priester. Massignons
große Offenheit gegenüber dem
Islam wurde von vielen
Katholiken mit Skepsis betrachtet.
Nach dem zweiten Weltkrieg war Massignon weiterhin als
Gelehrter tätig, verlagerte aber den Schwerpunkt seiner
Aktivitäten auf die politische Unterstützung der
Muslime und
der
arabischen
Christen, wobei er das Prinzip der Gewaltlosigkeit von
Mahatma Gandhi lehrte (ahimsa
und satyagraha). Er war auch Präsident der Amis de Gandhi -
Gesellschaft.
Dialog war für Massignon sehr wichtig. Er sprach auch mit
dem iranischen Soziologen
Ali
Schariati, wobei
Schariati großen Respekt für Massignon und empfand.
Massignon starb am 30. Oktober 1962 um 22:45 und wurde am
6. November in Pordic, Bretagne beerdigt.
Zu seinen Werke zählen:
 | Sein 1922 veröffentlichtes monumentales Werk über
Halladsch wurde 1975
vollständig in vier Bänden neu herausgegeben |
 | Recueil des textes inédits concernant l'histoire de la
mystique en pays d'Islam, réunis, classés, annotés 1929;
|
 | Les trois prières d'Abraham, Note liminaire, l'Hégire
d'Ismaël, 1935 |
 | Situation de l'Islam 1939 |
 | L'Astrologie et les sciences occultes. Avec un appendice
sur l'Hermétisme arabe, 1944 |
 | Hallaj, Abu-l-Mugit al Husein Al-Akhbar Al-Hallaj.
Recueil d'oraisons et d'exhortations du martyr mystique de
l'Islam, Husayn ibn Mansur Hallaj, 1957 |
 | Paroles données 1962 |
 | Opera minora. Textes recueillis, classés et présentés
avec une bibliographie par Youakim Moubarac, Beyrouth, 1963 |
 | Gandhi, Mohandas Karamchand: la contagion de la vérité,
1967 |
 | Essai sur les origines du lexique technique de la
mystique musulmane, 1968 |
 | Les sources greco-arabes de l'Augustinisme avicennisant
(avec E.Gilson), 1981 |
 | L'hospitalité sacrée, 1987. |