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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Muhammad Ali Pascha, auch bekannt als Mehmed Ali Pascha oder
Muhammad Ali von Ägypten, war von 1805 bis 1848
Kaymakam (Gouverneur) der
Osmanen in der Provinz
Ägypten (Eyalet-i Mısır),
versuchte sich aber abzukoppeln und war Begründer der bis 1953
in Ägypten herrschenden
Königsdynastie.
Über Muhammad Alis Herkunft und sein Leben vor seiner
Amtszeit gibt es wenige Informationen. Er ist wohl um 1770
n.Chr. in der Hafenstadt Kavala geboren. Sein Vater war
Ibrahim Agha, der 1791/92 gestorben ist. Seine Mutter hieß
Zaynab Hatun (gest. 1795/96). Er selbst legte das Datum später
auf 1769 fest. Ob seine Familie - wie oft behauptet - aus
Albanien stammt, ist nicht belegt. Die Familie
väterlicherseits soll aus İliç in
Anatolien stammen. Sein Urgroßvater Ibrahim Agha solle
sich zusammen mit Muhammad Alis Großvater Uthman Agha um 1700
in Kavala niedergelassen haben. Muhammad Alis Mutter ist in
Nusretli (dem heutigen Nikiforos bei Drama) geboren.
Muhammad Ali wurde Soldat und betätigte sich im
Tabakhandel. 1787 heiratete er Amina (1770–1823), seine
verwitwete Cousine mütterlicherseits, und lebte mit ihr
zeitweilig in Nusretli.
1801 stellten die
Osmanen
eine Armee zusammen, um
Ägypten
von Napoleons Überfall 1798 zu befreien. Aus Kavala kam ein
Kontingent von ca. 300 Soldaten. Zum Kommandeur wurde Muhammad
Alis Schwager und Cousin Ali Agha ernannt, Muhammad Ali wurde
sein Stellvertreter. Das Kontingent wurde einem Korps
albanischer Baschi-Bosuks zugeteilt. Aus dieser Gegebenheit,
und weil Muhammad Ali so erfolgreich in der Truppe war,
leitete sich wohl die Vorstellung ab, dass er selbst auch
albanischer Herkunft sein könnte.
Während der Reise nach
Ägypten
kehrte Ali Agha nach Kavala zurück und übertrug das Kommando
des Kontingents aus Kavala an Muhammad Ali. Die Truppen
landeten am 8. März 1801 bei Abukir. Vereint mit der Armee der
Osmanen, die über den Landweg
aus
Anatolien kamen wurde am
27. Juni
Kairo befreit und die
Franzosen mussten abziehen.
Nach der Befreiung versuchten die vormals regierenden
Mamluken wieder an die Macht zu
kommen. Doch die
Osmanen waren
nicht bereit, die Macht zu teilen. Da die
Mamluken bereits stark geschwächt
waren, genügte dem osmanischen Gouverneur Hüsrev Pascha eine
kleine Garnison
Janitscharen
und das von Tahir Pascha angeführte Korps albanischer
Hilfstruppen die ihm ab zur Verfügung stand.
Muhammad Ali stieg schnell auf und war Ende 1801 bereits
Tahirs Stellvertreter. Am 29. April 1803 meuterte Tahir Pascha
und der Großteil seines Korps gegen Hüsrev Pascha wegen
ausbleibenden Soldzahlungen und vertrieben ihn. Tahir übernahm
geschäftsführend das Amt des
Kaymakam, wurde aber einen Monat später durch
Janitscharen ermordet, da
er ebenfalls nicht imstande war, deren Sold zu zahlen.
Unverhofft wurde Muhammad Ali Befehlshaber des albanischen
Korps, verbündete sich mit dem
Mamluken
Uthman Bey al-Bardisi, der ihm Gelder zur Verfügung stellte,
und übte zusammen mit ihm in
Kairo
eine nur noch formell an die
Osmanen gebundene Herrschaft aus. Am 27. Februar 1804
brach in
Kairo erneut eine
Revolte unter den
Janitscharen
wegen ausbleibenden Soldzahlungen aus, woraufhin Bardisi sich
gezwungen sah, hohe Steuern von der Bevölkerung einzutreiben.
Am 7. März 1804 kam es zu einem Volksaufstand. Muhammad Ali
erkannt seine Chance, schlug sich auf die Seite der
Bevölkerung und vertrieb die
Mamluken
aus Kairo.
Die
Osmanen ernannten
Hurschid Pascha zum
Kaymakam
und ehrten Muhammad Ali, indem er zum Gouverneur von Dschiddah
ernannt wurde, wodurch er den Titel
Pascha erhielt. Auch Hurschid Pascha konnte sich kaum
halten und die im Hintergrund aufgebauten Netzwerke führten
dazu, dass am 13. Mai 1805 Muhammad Ali zum Gouverneur ernannt
wurde durch die Ältesten und Würdenträger der Stadt. Hurschid
Pascha weigerte sich sein Amt aufzugeben und verbarrikadierte
sich in der Zitadelle von Kairo. Die
Osmanen erkannten die Gefahr
des Machtverlustes und sandten einen erlass (Ferman), der am
9. Juli in
Kairo ankam
(ratifiziert am 18. Juni 1805). Muhammad Ali wurde offiziell
zum Gouverneur der
Osmanen in
Ägypten ernannt. Hurschid
Pascha verließ er
Ägypten.
1807 besiegte Muhammad Ali in einem Zweckbündnis mit den
Mamluken die britische Armee und
zwang sie zum Abzug. Da er aber den Machtanspruch der
Mamluken fürchtete, setzte er seine
ihm treuen albanischen Soldaten gegen sie ein bis die
Mamluken endgültig geschlagen
waren. Später setzte er seine Truppe gegen die Übergriffe der
Wahhabiten ein, welche die
Briten unterstützten in deren Versuch die Macht in
Ägypten zurückzuerobern.
Muhammad Ali Pascha baute in
Kairo
eine moderne Verwaltung auf und förderte die Wirtschaft durch
die Gründung von Export orientierten Industrien. Dabei
versuchte er möglichst viel aus der
Westlichen Welt zu
übernehmen und entsandte Wissenschaftler, damit diese mit
neuem Wissen die heimische Wirtschaft stärken sollten. Der
hierdurch ausgelöste Innovationsschub gilt als beträchtlich
und wird mit dem arabischen Begriff "Nahda" umschrieben.
Muhammad Ali schaffte die Privilegien der Feudalherren ab
und setzte die Besteuerung des Landbesitzes islamischer
Stiftungen durch. Auch bemühte er sich um die Ausdehnung der
kultivierbaren Fläche durch Bewässerung. 1820 wurde der nach
dem osmanischen Sultan benannte Mahmudiya-Kanal fertiggestellt.
Der Kanal verband Alexandria mit dem Nildelta. Die
Staatseinnahmen seines Herrschaftsbereichs stiegen im Laufe
seiner Herrschaft bis 1821 um mehr als das Fünffache an. In
der neuen Baumwollindustrie und dem Baumwollhandel bildete
sich eine neue Mittelschicht. Diverse Interventionen der
Westlichen Welt bremsten
aber seinen Aufschwung.
Mit der neu aufgestellten und – nach französischem Vorbild
– durch den französischen Oberst Sève (Süleyman Pascha)
ausgebildeten Armee wurde im Auftrag der
Osmanen die von Briten
unterstützten
Wahhabiten
vernichtend geschlagen. Für die erworbenen Verdienste wurde
Muhammad Ali Pascha 1813 vom Sultan
Mahmut II. belohnt. Auch nach Süden
weitete Muhammad Ali seine Herrschaft aus. Sein Sohn Ismael Kamil Pascha eroberte teile des
Sudan.
Während der Griechischen Revolution half Muhammad Ali auf
Bitten von
Mahmut II. die Griechen
zu besiegen. Durch das Eingreifen einer britisch-französischen
Flotte in der Schlacht von Navarino mussten die
Osmanen 1830 Griechenland
jedoch verlassen.
Muhammad Ali Pascha bot
Mahmut II.
an mit seinen disziplinierten Truppen die durch Franzosen und
Briten in Unruhe versetzte Provinz
Schaam zu befrieden, wollte aber im Gegenzug auch
Statthalter von
Schaam werden.
Mahmut II. befürchtete eine zu
große Macht bei Muhammad Ali Pascha und verweigerte ihm die
Statthalterschaft. Daraufhin marschierte Muhammad Alis Sohn
Ibrahim Pascha 1831 in
Schaam
auf eigene Regie ein. Am 27. Mai 1832 eroberten sie
Akkon und am 18. Juni
Damaskus.
Mahmut II. sandte seine Truppen,
so dass es nunmehr zu direkten Konfrontationen kam. Die
ägyptischen Truppen waren besser organisiert und stießen nach
Siegen bei
Homs (am 7. Juli) nach
Anatolien vor und
eroberten
Konya (im Dezember
1832). Am 8. April 1833 wurde der
Vertrag von Kütahya
geschlossen und damit
Muhammad Ali Paschas Herrschaft über
Schaam
vorerst
anerkannt, wobei sein Sohn Ibrahim Pascha als Statthalter
eingesetzt wurde. 1838 fühlte sich das
Osmanen stark genug
Schaam
zurückzuerobern.
Muhammad Ali Paschas Truppen waren aber darauf
vorbereitet. Unter Führung von Ibrahim Pascha konnten sie den
Angriff abwehren und besiegten die
Osmanen,
die von Hafiz Pascha geführt waren, in der Schlacht
von Nizip am 24. Juni 1839. Die damaligen Kolonialmächte
Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich sahen ihre
Chance der Einflussnahme als Vorbereitung einer späteren
Zerschlagung. Der
Hunkar Iskelesi Vertrag zwischen
Osmanen
und Russen sicherte aber auch die Macht
Muhammad Ali Paschas in
Ägypten.
1848 übergab der schwer kranke Ali Pascha seinem Sohn
Ibrahim die Herrschaft. Doch Ibrahim Pascha verstarb
im gleichen Jahr, so dass der Vater formal die
Macht erneut übernahm. Er starb am 2. August 1849 in
Alexandria. In
Kairo
ließ er in der Zeit 1824 bis 1884 die nach ihm benannte
Muhammad-Ali-Moschee erbauen. Sie wurde erst nach seinem Ableben fertig.
Nach seinem Tod folgte ihm
Prinz Abbas I., der Sohn des 1816 verstorbenen Ahmad Tusun als
erblicher Statthalter Ägyptens.
Muhammad Ali Pascha hatte insgesamt 30 Kinder, davon 17 Söhne und 13 Töchter. Nur sieben Söhne und drei Töchter
wurden erwachsen, die anderen starben im Kindesalter. Von diesen überlebten
nur drei Söhne und
eine Tochter ihren Vater. Mit seiner ersten Ehefrau Amine
(1770–1823 n.Chr.), die er 1787 in Kavala geheiratet hat,
hatte er unter anderem folgende Kinder: