Nursi, Said
  Said Nursi

Aussprache: sa-id nursii
arabisch:
persisch:
englisch: Said Nursi

1873 - 23.3.1960

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Said Nursi war ein Gelehrter [faqih] des Islam, der sich für die Verteidigung der islamischen Werte im untergehenden Osmanischen Reich und der späteren Republik eingesetzt hat.

Er wurde im Jahre 1873 n.Chr. in Nurs in der Türkei geboren (Nursi bedeutet "aus Nurs"). Seine offizielle Eintragung erfolgte aber Jahre später, so dass er als Said Okur mit Geburt 1878 in Bitlis geführt wurde.

Aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen stammend, legten seine Eltern, deren viertes Kind er war, Wert auf Bildung und eine religiöse Erziehung. Saids erster Lehrer war sein älterer Bruder Abdullah. Mit neun Jahren zog Said aus, um die Madrasas bekannter Gelehrter in Doğubeyazıt in der Provinz Agri, in Siirt und Mardin zu absolvieren. Er zeigte bereits als Knabe im Alter von neun Jahren wissenschaftliches Interesse und lernte viele Bücher. Seine Gelehrsamkeit brachte ihm frühzeitig einigen Ruhm ein. Dieser Ruf bewegte den Gouverneur der Provinz Van, ihn in seiner Residenz zu beherbergen. In der Privatbibliothek des Gouverneurs fand er Zugang zu  Standardwerken der modernen Wissenschaften. An Seine Zeit in Van erinnert unter anderem die Bediuzzaman Said Nursi Moschee.

Ausgehend von seinem Reformansatz Wissenschaft für die Theologen und Religion für die Naturwissenschaftler zu gewährleisten verfolgte er das Projekt der Gründung einer Universität in den östlichen Provinzen des Osmanischen Reichs, in der parallel islamisch-theologische Wissenschaften und Naturwissenschaften gelehrt werden sollten. 1907 brach er nach Istanbul auf in der Hoffnung am Hof des Sultans Abdülhamid II. Unterstützung für sein Projekt zu erhalten, allerdings ohne Erfolg.

1908 unterstützte er die Einführung des parlamentarischen Systems öffentlich, da er dies und die Freiheitsbestrebungen im Land konform mit dem Islam einstufte. Er wurde jedoch der Teilnahme an der Erhebung konservativer Kreise am 31. März 1909 bezichtigt. Das Gerichtsverfahren endete mit einem Freispruch.

1910 veröffentlichte er sein erstes Buch und verließ Istanbul wieder in Richtung Osten. Im Frühjahr 1911 hielt er in der Umayyaden-Moschee von Damaskus eine Rede und im Sommer jenes Jahres begleitete er als Vertreter östlicher Provinzen Mehmed V. auf einer Balkanreise. Dabei wurde ihm Unterstützung für seine geplante Hochschule in Van zugesagt.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, führte er ein Freiwilligenregiment im Kampf gegen russische Truppen an der Kaukasus-Front. 1916 wurde er gefangen und in Kostroma nordöstlich von Moskau interniert. In den Wirren nach der Oktoberrevolution konnte er im Frühjahr 1918 fliehen und kehrte über Berlin, Wien, Ungarn und Bulgarien nach Istanbul zurück. Dort wurde er Mitglied der "Dar-ül-Hikmet-i Islamiye", einer bedeutenden islamischen Lehranstalt, und publizierte mehrere Bücher. Nach der Besetzung der Stadt durch britische Truppen, gehörte er zu den Religionsgelehrten, die zum Widerstand aufriefen.

Said Nursi wurde 1922 wegen seines hohen Ansehens als Gelehrter und aufgrund seiner Verdienste nach Ankara eingeladen, um bei der Neugründung und Gestaltung der Türkei mitzuwirken. Er hielt eine Rede vor der provisorischen Nationalversammlung, die mit Zustimmung aufgenommen wurde. Mit Mustafa Kemal Atatürk überwarf er sich jedoch, weil Said Nursis Vorstellungen nicht mit dessen Vision einer nach westlichen Vorbild modernisierten Türkei und der totalen Loslösung von Religion vereinbar waren. 1923 zog sich Said Nursi nach Van zurück, um sich religiösen Studien zu widmen.

Im Jahr 1925 wurde er in Folge der kurdischen Aufstände wie andere Persönlichkeiten und Stammesführer in die Verbannung geschickt. Er wurde nach Burdur gebracht. 1927 wurde er schließlich dazu gezwungen, sich in dem Dorf Barla in der Provinz Isparta niederzulassen. Er lebte dort in einem Holzhaus und zog sich oft tagelang in die Berge zurück. In jener Zeit entstanden seine Schriften zum Heiliger Quran, die er zum Teil einer Reihe von Schülern diktierte. Die Mitschriften wurden in dem Dorf Sava von Hand in arabischer Schrift vervielfältigt und überall in Anatolien verteilt.

1935 wurde er in Eskişehir vor Gericht gestellt und zu elf Monaten Haft verurteilt wegen Förderung der inzwischen aus dem öffentlichen Leben verbannten Religion. Nach der Entlassung wurde er nach Kastamonu verbannt. In dieser Provinzhauptstadt stießen seine Lehren über die Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft bei Oberschülern auf Interesse. 1943 wurde ein weiterer Prozess in Denizli anberaumt, der jedoch mit einem Freispruch endete, da Gutachter in seinen Schriften keinen Aufruf zum Aufruhr erkennen konnten. Said Nursi musste sich danach in Emirdağ in Afyonkarahisar niederlassen.

1948 wird zum letzten Mal ein Prozess gegen Said Nursi angestrengt. Vor dem Gericht in Afyon wird er wegen der Gründung einer politischen Vereinigung, der Verbreitung regierungsfeindlicher Gedanken und der Verfolgung politischer Absichten angeklagt. Mit ihm stand eine Anzahl seiner Anhänger vor Gericht. Das Verfahren wurde jedoch ausgesetzt und endete 1956 unter veränderten politischen Rahmenbedingungen mit einem Freispruch.

Said Nursi unterstütze in der Nachkriegsepoche ab 1946 den Übergang zum Mehrparteiensystem. Er rief seine Anhänger zur Unterstützung der Demokratischen Partei von Adnan Menderes auf. Von ihm erhoffte er sich die demokratisch-freiheitliche Entwicklung des Landes und ein Ende der Verfolgungen. Sie gewann 1950 die absolute Mehrheit in der Großen Nationalversammlung. 1951 wurde seine Verbannung aufgehoben. Said Nursi konnte sich nun frei im Land bewegen und ließ sich in Isparta nieder. Die Politik von Menderes befürwortete er außerdem, weil er die Türkei in das westliche Bündnissystem integrierte (NATO, Bagdad-Pakt, Teilnahme am Koreakrieg). Nach seiner Auffassung erforderte die kommunistische Bedrohung die Zusammenarbeit von Muslimen und Christen. Er korrespondierte daher mit dem Papst und dem griechisch-orthodoxen Patriarchen und erhielt die Erlaubnis, seine Werke in lateinischer Schrift drucken zu lassen. 1956 wurde ihm die Publikation seiner Werke auch in der Türkei erlaubt.

Kurz vor seinem Tod beschloss er nach Schanliurfa (Şanlıurfa) aufzubrechen. Dort übernachtete er in einem Hotel, wo er viele hunderte Besucher empfing. In der Nacht des 23. März 1960 verstarb er und wurde in der Mevlid-i Halil Moschee aufgebahrt, wo seine Freunde und Schüler bis zum Morgengebet neben ihm saßen und für ihn den Heiligen Quran rezitierten. Gleich nach dem Morgengebet wurde das Ritualgebet für Verstorbene für ihn verrichtet und er wurde auf dem Areal der Mevlid-i Halil Moschee beigesetzt. Nachdem im darauf folgenden Mai das türkische Militär Adnan Menderes gestürzt hatte, öffnete im Juli ein Trupp Soldaten unter Leitung des späteren Politikers Alparslan Türkeş das Grab Said Nursis und entwendeten den Leichnam. Er wurde an einem unbekannten Ort, wahrscheinlich in der Provinz Isparta beigesetzt. Das ursprüngliche Grab wurde später zur Said Nursi Stätte in Schaliurfa gestaltet.

Ausgehend von den Lehren Said Nursis entstand nach seinem Ableben die Nurculuk-Bewegung. Said Nursis Lehren sind in 14 Büchern, die etwa 6000 Seiten umfassen und die in ihrer Gesamtheit Risale-i Nur (Das Licht des Koran) genannt werden, dargelegt.

Von seinen Anhängern wird er in Anlehnung an eine dem Prophet Muhammad (s.) zugesprochene Überlieferung "Beduizzaman" (Erneuerer der Zeit) genannt. Zur Zeit sind seine Werke in mehrere Sprachen übersetzt. Seine Originalwerke sind zum größten Teil osmanisch, aber auch Arabisch und Persisch.

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