Sayid Mehdi Razvi
Sayid Mehdi Razvi

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch:
Seyed Mehdi Razvi

1930 - 27.5.2013

Foto: 1998 (Y. Özoguz)

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Sayid Mehdie Razvi war ein islamischer Gelehrter [faqih], der Jahrzehnte lang im Islamischen Zentrum Hamburg aktiv war und die deutschsprachige Gemeinde prägend beeinflusst hat.

Von der Gründungszeit der Imam Ali Moschee in Hamburg bis zu seinem Ableben am 27. Mai 2013 begleitete er die jeweiligen Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg. Am 30. Mai 2013 wurde er unter reger Teilnahme im muslimischen Teil des Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt. Zur traditionellen Trauer- und Gedenkfeier versammelten sich Trauernde unterschiedlicher Religionen und Herkunft am 1. Juni 2013 in der Imam Ali Moschee. Bei den Reden wurde der besondere inner- und interreligiöse Dialog, der sein Leben geprägt hat, hervorgehoben.

Mehdi Razvi ist 1930 in einer indischen Mogulfamilie geboren, die ihre Vorfahren auf die Ahl-ul-Bait (a.) zurückführen. Er  verbrachte seine Kindheit in der hinduistisch geprägten Provinz Bihar nördlich des Ganges. Die Familie musste bei der Teilung Indiens in das neu gegründete Pakistan umsiedeln. Dort lernte er nach eigenem Bekunden auf einer Zugfahrt seine zukünftige Ehefrau kennen: Die aus Ostpreußen stammende Ingrid Kähler. Mit ihr kam er in den 1950er Jahren nach Hamburg, wo er den Rest seines Lebens bleiben sollte.

Zu seinen interreligiösen Dialogpartnern gehörte der christliche Theologe Pöhlmann, mit dem er ein später in Buchform veröffentlichtes Streitgespräch über Abraham (a.) als Stammvater aller monotheistischen Religionen führte. Razvis Buch "Entdeckungsreisen im Koran" – gilt als sein wohl bedeutendsten Werk, welches er ausgehend von seinem Unterricht entwickelt hat. Razvi legte neben der juristischen und philologischen Auslegung des Heiligen Quran eine spirituelle Interpretation in deutscher Sprache dar, was Prof. Annemarie Schimmel  zu einem Vorwort zu Razvis Buch "Entdeckungsreisen im Koran" inspirierte.

Zu Razvis wöchentlichen deutschsprachigen Veranstaltungen kamen Muslime unterschiedlicher Richtungen und auch neue Muslime. Als Vertreter der Zaidiya hat er zahlreiche Schüler und Schülerinnen ausgebildet, die teils seine Arbeit fortgesetzt und teils eigene Wege gegangen sind.

Zu einem erst- und einmaligen ernsthaften Konflikt mit der Leitung des Islamischen Zentrums Hamburg kam es während der sogenannten Rushdie-Affaire, als er öffentlich Imam Chomeini widersprach. Das führte dazu, das sein Schüler und damaliger Chefredakteur der Zeitschrift Al-Fadschr namens Ali Erwin Bauer das Islamische Zentrum Hamburg verlassen und sich später dem Buddhismus zugewandt hat. Als wenige Tage nach Razvis Protest gegen die Fatwa von Imam Chomeini der damalige Leiter des Zentrums Hudschat-ul-Islam Mohammad Reza Moghaddam die islamischen Argumente dargelegt hat, nahm Ravi seine Aussagen zurück und entschuldigte sich öffentlich. Sein Schüler aber kehrte nicht zurück.

Sein wohl in der Öffentlichkeit bekanntester Schüler war Sven Kalisch. Als dieser später als islamischer Hochschullehrer den Islam verlassen hat, teilte Razvi mit, dass ihm das Herz gebrochen sei.

Seine bekannteste Schülerin, Halima Krausen (die "Imamin" genannt wird), hat seine Aufgaben am Islamischen Zentrum Hamburg übernommen, als er sich aus Altersgründen nach und nach zurückgezogen hat. Als wiederum ein weiterer seiner Schüler namens Peter Schütt die Veranstaltung Islamische Tagung deutschsprachiger Muslime (IT) des Islamischer Weg e.V. bei den Medien (unter anderem der Springer-Presse) angeschwärzt hatte, hatte Razvi sich schon zurückgezogen und hat dieses nicht mehr mitbekommen, denn er pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu den Mitgliedern Islamischer Weg e.V. In Anwesenheit seines Schülers Peter Schütt hat er noch kurz vor seinem Tod den Vorsitzenden des Islamischer Weg e.V. gewürdigt.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de