.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.Sayid Mehdie Razvi war ein islamischer
Gelehrter [faqih], der Jahrzehnte lang im
Islamischen Zentrum Hamburg aktiv war und die
deutschsprachige Gemeinde prägend beeinflusst hat.
Von der
Gründungszeit der
Imam Ali Moschee in Hamburg bis zu seinem Ableben am 27.
Mai 2013 begleitete er die jeweiligen Leiter des
Islamischen Zentrums Hamburg. Am 30. Mai 2013 wurde er
unter reger Teilnahme im muslimischen Teil des
Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt. Zur
traditionellen Trauer- und Gedenkfeier versammelten sich
Trauernde unterschiedlicher Religionen und Herkunft am 1. Juni
2013 in der
Imam Ali Moschee. Bei den Reden wurde der besondere inner-
und interreligiöse Dialog, der sein Leben geprägt hat,
hervorgehoben.
Mehdi Razvi ist 1930 in einer indischen Mogulfamilie
geboren, die ihre Vorfahren auf die
Ahl-ul-Bait (a.) zurückführen. Er verbrachte seine
Kindheit in der hinduistisch geprägten Provinz Bihar nördlich
des Ganges. Die Familie musste bei der Teilung
Indiens in das neu gegründete
Pakistan umsiedeln. Dort lernte er nach eigenem Bekunden
auf einer Zugfahrt seine zukünftige Ehefrau kennen: Die aus
Ostpreußen stammende Ingrid Kähler. Mit ihr kam er in den
1950er Jahren nach Hamburg, wo er den Rest seines Lebens
bleiben sollte.
Zu seinen interreligiösen Dialogpartnern gehörte der
christliche Theologe Pöhlmann, mit dem er ein später in
Buchform veröffentlichtes Streitgespräch über
Abraham (a.) als
Stammvater aller monotheistischen Religionen führte. Razvis
Buch "Entdeckungsreisen im Koran" – gilt als sein wohl
bedeutendsten Werk, welches er ausgehend von seinem Unterricht
entwickelt hat. Razvi legte neben der juristischen und
philologischen Auslegung des
Heiligen Quran eine spirituelle Interpretation in
deutscher Sprache dar, was
Prof. Annemarie Schimmel zu einem Vorwort zu Razvis
Buch "Entdeckungsreisen im Koran" inspirierte.
Zu Razvis wöchentlichen deutschsprachigen Veranstaltungen
kamen
Muslime unterschiedlicher Richtungen und auch neue
Muslime. Als Vertreter der
Zaidiya hat er zahlreiche Schüler und Schülerinnen
ausgebildet, die teils seine Arbeit fortgesetzt und teils
eigene Wege gegangen sind.
Zu einem erst- und einmaligen ernsthaften Konflikt mit der Leitung des
Islamischen Zentrums Hamburg kam es während der
sogenannten Rushdie-Affaire, als er öffentlich
Imam
Chomeini widersprach. Das führte dazu, das sein Schüler und
damaliger Chefredakteur der Zeitschrift
Al-Fadschr namens Ali Erwin Bauer das
Islamische Zentrum Hamburg verlassen und sich später
dem Buddhismus zugewandt hat. Als wenige Tage nach Razvis
Protest gegen die Fatwa von
Imam
Chomeini der damalige Leiter des Zentrums
Hudschat-ul-Islam Mohammad
Reza Moghaddam die
islamischen Argumente dargelegt hat, nahm Ravi seine
Aussagen zurück und entschuldigte sich öffentlich. Sein
Schüler aber kehrte nicht zurück.
Sein wohl in der Öffentlichkeit bekanntester Schüler war
Sven Kalisch. Als
dieser später als
islamischer Hochschullehrer den
Islam
verlassen hat, teilte Razvi mit, dass ihm das Herz gebrochen
sei.
Seine bekannteste Schülerin, Halima Krausen (die "Imamin"
genannt wird), hat seine Aufgaben am
Islamischen Zentrum Hamburg übernommen, als er sich aus
Altersgründen nach und nach zurückgezogen hat. Als
wiederum ein weiterer seiner Schüler namens Peter Schütt die
Veranstaltung
Islamische Tagung deutschsprachiger Muslime (IT) des
Islamischer Weg e.V. bei den Medien (unter anderem der
Springer-Presse) angeschwärzt hatte, hatte Razvi sich schon
zurückgezogen und hat dieses nicht mehr mitbekommen, denn er
pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu den Mitgliedern
Islamischer Weg e.V. In Anwesenheit seines Schülers Peter
Schütt hat er noch kurz vor seinem Tod den Vorsitzenden des
Islamischer Weg e.V. gewürdigt.