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Als Regaib Kandil, auch als lailat ar-ragha'ib bekannt, wird
die erste Nacht zum Freitag im Monat
Radschab, bezeichnet und gilt bei manchen
Muslimen als
Kandil
.
Die Schreibweise müsste eigentlich Raghaib sein, da die
Nacht aber fast ausschließlich bei türkischstämmigen
Muslimen bekannt ist, ist die türkische Schreibweise
bekannter.
Die Nacht gilt als Nach der Sehnsucht und des
Wunsches am Anfang der Heiligen drei Monate. In ihr soll
Prophet Muhammad (s.) im Leib ihrer Mutter empfangen
worden sein.
Der Name Regaip ist der Plural zu „raghibe“ (Erwünschtes,
Ersehntes, im Speziellen: Empfängnis). Die Ragaib-Bräuche
werden auf eine
Überlieferung [hadith] zurückgeführt, die bei
Abu
Hamid Ghazzali in seinem Ihya ulum
al-din (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften)
interpretiert wird, wonach das Fasten am Tag vor dieser Nacht
empfohlen [mustahab] sei. In diesem Zusammenhang gab es
besondere Gebete und ein besonderes
Ritualgebet.
Ibn Dschauzi hingegen war der Meinung, dass jene Riten
frei erfunden seien und gab als Quelle für die Erfindung Ibn
Dschahdam (gest. 1024 n.Chr.) an. Damals stand der Aspekt der
Empfängnis nicht im Vordergrund bzw. war noch gar nicht
erwähnt.
Im frühen 13. Jh. n.Chr. fand in
Damaskus zwischen den beiden Gelehrten Izz ad-Din Ibn Abd
as-Salam (gest. 1262 n.Chr.) und Ibn as-Salah (gest. 1245
n.Chr.) eine öffentliche Debatte über die Ragaib-Bräuche
durchgeführt, insbesondere über das dazugehörige Gebet. Izz
ad-Din Ibn Abd as-Salam stufte das Gebet (und die Nacht) als
unzulässige Hinzufügung [bida] ein. Ibn as-Salah
betrachtete es als zulässig. Die meisten damaligen Gelehrten
folgten der ersten Meinung. Der
Ayyubide al-Malik al-Kamil verbot deshalb die Verrichtung
des Ragaaib-Gebets in den
Moscheen. Die Texte des damaligen Disputs wurden im Jahr
1960 von Muhammad Nasir ad-Din al-Albani und Muhammad
asch-Schawisch neu herausgegeben.
Es ist letztendlich nicht eindeutig geklärt, wann die Nacht
eingeführt worden ist, aber sie hat sich als Gedenknacht vor
allem unter den
Osmanen verbreitet. Das geht auf den Gelehrten Molla
Fenari (gest. 1430 n.Chr.) zurück. Er verfasste eine
Abhandlung, in der er die Ragaib-Bräuche lobte. Erst unter den
Osmanen wurde verbreitetet, dass in dieser Nacht
Amina bint Wahb verstanden habe, dass sie den
Propheten Muhammad (s.) empfangen hätte. Ab dem 18. Jh.
n.Chr. wurden für diesen
Kandil
spezielle Lobgedichte auf den
Prophet Muhammad (s.) verfasst, die mit Musikbegleitung
vorgetragen wurden. Diese Lobgedichte wurden Regaibiyye
genannt. Als bekannteste Regaibiyye gilt der von Selahaddin
Uschschaaki (gest. 1783 n.Chr.) verfasste Masnawi
Matlau'l-fecr.
In Gebieten außerhalb des ehemaligen Herrschaftsgebietes
der
Osmanen ist die Nacht im Zusammenhang mit der Empfängnis
gänzlich unbekannt. Auch unter den
Osmanen bekam die Nacht erst im 18. Jh. n.Chr. mit dem
Aspekt der Empfängnis eine weite Verbreitung.
Für die Bewohner der türkischen Stadt Manisa hat das Regaip
Kandili zudem eine besondere Bedeutung. In der Nacht des
Regaip Kandili 1313 (am 13. November 1313) eroberte der
seldschukische Fürst Saruhan Bey die byzantinische Festung
Magnesia (Sandıkkale) und beendete den Einfluss der
Byzantiener in der Region. Zur Erinnerung an dies Ereignis
wird das Fest in Manisa unter anderem mit Feuerwerken
gefeiert.