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Saddam Husain al-Tikriti war Diktator des
Irak
1979 - 2003 und hat den
Irak-Iran-Krieg entfesselt.
Saddam ist am 28. April 1937 in al-Udscha bei Tikrit
geboren und gehörte zum
Begat Stamm. Manche Quellen behaupten, er sei unehelich
geboren. Er wuchs unter der Aufsicht sich ständig streitender Eltern
auf. Die Mutter war eine reizbare und anspruchsvolle Frau, die die
dominante Person im Haus sein wollte. Der Vater reagierte darauf brutal. Einmal warf
der Vater die Frau aus dem Haus. Damals war Saddam elf Jahre alt. Er
folgte seiner Mutter, und die beiden suchten Zuflucht im Hause eines
Verwandten namens Mischhin. Saddam und seine Mutter blieben dort ungefähr
eine Woche lang, und der Vater wusste zunächst nicht, wo sie waren. Als der Vater am
Morgen auf dem Weg zur Arbeit war, zeigte einer seiner Verwandten mit
Fingern auf ihn und schmähte ihn öffentlich wegen seiner Frau, die angeblich
ein Verhältnis mit jenem Mischhin haben solle. Dadurch wurde sein Ehrgefühl
verletzt. Er beschloss seine Frau zu töten und sich so von der "Schande"
reinzuwaschen. Er rannte zu Mischhins Haus um sich zu rächen. Als sein
Sohn (Saddam) ihn sah, informierte er Mischhin, und alle liefen hinaus und
schrieen und stritten in der Öffentlichkeit. Die folgenden
Schwierigkeiten waren vorauszusehen. Die Zerriebenheit zwischen Vater und Mutter
beeinflussten stark die Psyche Saddams zu einer gespaltenen
Persönlichkeit.
Mishhin holte alle Beteiligten in sein Haus, weil er
hoffte, eine Aussöhnung herbeiführen zu können. Aber der wütende Gatte
hatte beschlossen, seine Frau zu bestrafen. Beide, Mischhin und Saddam
waren gegen den Vater und versuchten ihn aus dem Haus zu werfen, nachdem
sie ihn mit Drohungen überhäuft hatten. Saddam vertraute sich einmal einem Verwandten an und sagte:
"Ich weiß, dass mein Vater im Recht ist. Er hat meiner Mutter oft geraten
und sie ermahnt, weil sie Schwierigkeiten macht, und ich hasse sie auch.
Aber zur selben Zeit liebe ich auch, in ihrer Nähe zu sein, weil sie ihr
Leben riskiert und unveränderlich auf ihrer Meinung besteht. Und ich liebe
solche Leute."
Also blieb der Sohn in Mischhins Haus, bis der Vater auf
ungeklärte Weise starb. Dadurch wurde es der Mutter möglich, ihre und die
Zukunft ihres Sohnes so zu gestalten, wie sie wollte. Die Leute
bemerkten, dass sie viel reiste und den Sohn dann oft im Hause eines Onkels ließ,
der unter den Stammesgenossen einige Autorität genoss. Saddam wuchs in der Gesellschaft seiner Cousins
mütterlicherseits auf, nachdem der Vater verstorben war. Damals lernte die Mutter
einen gut situierten und wohlhabenden Mann kennen, durch den sie
ihre Stellung zu verbessern hoffte. Der neue Gatte besaß mehrere Fahrzeuge,
die er auf der Autobahn zwischen
Bagdad
und Mosul einsetzte. Er zeigte, dass er dem
heimatlosen Jungen ein Gefühl geben konnte, das dieser von beiden Elternteilen
nicht erhalten hatte. Der neue Stiefvater öffnete für den Jungen eine neue
Tür, indem er ihn wie einen eigenen Sohn betrachtete und ihm alles gab,
was er wollte. Er nahm ihn auf seine Fahrten nach Bagdad mit, wo der Junge
viele nächtliche Vergnügungsstätten kennen lernen durfte, finanziert von
seinem Stiefvater.
Dann gebar seine Mutter seinen Halbbruder Barzan, der
später unter Saddam den Posten des Geheimdienstdirektors innehat. Es wird
behauptet, dass die Mutter noch einmal heiratete, nachdem sie von ihrem zweiten
Mann geschieden worden war, aber es gibt für diese Behauptung keine
verlässliche Quelle, die sie bestätigen könnte.
Saddam blieb bei seiner Mutter und dem Stiefvater, mit dem
ihn allerdings nicht die gleiche enge Beziehung verband, wie mit seinem
Onkel Mischhin. Letzterer begleitete Saddam wie ein Schatten, bis Saddam in
seinen zweiten Lebensabschnitt eintrat. Einmal stritt der Onkel mit einem seiner Verwandten, der
sich abfällig äußerte, als er eine neue Regierungsstelle einnahm. Der
Onkel wurde wütend und sagte seinem Neffen, dass es Zeit wäre, Rache zu nehmen
und seinen guten Ruf wiederherzustellen. Deshalb ging Saddam zu diesem
Verwandten, tötete ihn, schnitt ihn in dann in Stücke und flüchtete
nach
Bagdad, sofort nachdem er sein erstes Verbrechen begangen hatte. Dort
hatte der Onkel schon alles für ein angenehmes Leben
vorbereitet um 1955 n.Chr.
Als der Stamm von diesem Verbrechen erfuhr, beschloss er, diesen gefährlichen
Burschen zu verstoßen und ihm zu verbieten, dieses Gebiet jemals wieder zu
betreten. Der junge Mann blieb praktisch unter der Aufsicht seines Onkels.
Dieser versorgte ihn bis zu den letzten zwei Jahren der Oberschule.
Auf der Karch Senior High School für Knaben war er ein sehr
gewalttätiger Student. Seine Lehrer mieden ihn wegen seines wilden und
aufsässigen Temperaments. Während dieser Zeit trat er in die Arabische
Sozialistische Baath-Partei ein. Bis jetzt weiß man aber nicht, wer ihn
auf diese Idee brachte. Nach einiger Zeit war Abdul Wahhab Ramadhan sein
Direktor und Parteivorgesetzter.
Zwischen Saddams Eintritt in die damals noch verbotene Baath-Partei
1956 und dem
Mordversuch an General Abdul Karim Qassim 1957 lag nur eine kurze Zeitspanne. Dieser
Mordversuch an Qassim war in der
Westlichen Welt geplant worden, nachdem ein Gesetz
verabschiedet hatte, das den Ölfirmen, die im Irak neue Ölfelder erbohrten,
Einschränkungen auferlegte. Die aktiven Parteien dieser Zeit unterstützten
Qassim, der auch sehr populär war. Deshalb betrachtete es
gewisse Kreise als die
beste Lösung Qassim zu töten.
Der Britische Geheimdienst gilt als verantwortlich für die
Planung des Mordes, weil Qassim für England bereits zu amerikatreu geworden
war. Diese Zusammenhänge sind wichtig zum Verständnis der
späteren
britischen Rolle im
Irak.
Es war für die damaligen Briten nicht ratsam, irgendeine zu
sehr britennahe Gruppe für die Durchführung des Mordes auszusuchen, da zu
erwarten war, dass sich der Volkszorn gegen die Mörder richten wurde.
Deshalb wurde beschlossen, dass die Ermordung von Professionellen
ausgeführt werden sollte, angeführt von jemanden, der mit der Baath-Partei in
Verbindung stand. Die Beamten des britischen Geheimdienstes suchten
also einen Mann, der diese Arbeit tun sollte. Es war sicher, dass das
irakische Volk bemerken würde, dass Qassims Feinde Nationalisten und
Baathisten waren. Die Briten nahmen an, dass der Tod Qassims allein genügen
würde, um eine Änderung der politischen Ordnung herbeizuführen. Deshalb
hielten sie es für nicht notwendig, einen Staatsstreich, eine Besetzung durch
eine fremde Macht oder ein anderes Mittel einzusetzen. Es war ihrer
Meinung nach nur notwendig Qassim zu eliminieren, wollte England den
Irak
indirekt regieren.
Die britische Botschaft in Bagdad stellte durch einen
"Ahmed" eine große Summe zur Verfügung, über einen Kaufmann und Grundbesitzer,
der im Salihiya Distrikt von
Bagdad wohnte. Es wurde eine Übereinkunft
getroffen, zwischen Saddam und seiner Gruppe einerseits und den Briten und
Ahmed auf der anderen Seite. George Remington, der damalige erste
Sekretär der Britischen Botschaft, der in
Bagdad wohnte, bestätigte, dass die
Geldsumme, die der ganzen Bande übergeben wurde, 200000 Irakische Dinar (über
eine halbe Million US Dollars) betrug, wovon ein Teil an die Besitzer
der Plätze gelangte, von denen aus das Feuer eröffnet werden sollte,
den Rest erhielten die professionellen Killer, nämlich Saddams
Bande. Jedes Mitglied erhielt ungefähr 10 000 ID, zusätzlich zu einer Pistole
oder einem anderen Geschenk. Diese Männer hatten bereits eine umfassende
Erfahrung als Killer oder Scharfschützen und hatten den Großteil ihres Lebens in
den Straßen verbracht. Sie betrachteten ihren neuen Job als eine
großartige Gelegenheit, da sie eben wegen ihrer Geldgier schon oft im
Gefängnis gewesen waren.
Die Rolle Saddams war die eines Vermittlers zwischen Ahmed
und der Bande, die diese Arbeit durchführen sollte. Saddam hatte großen
Einfluss auf die Gruppe, weil er ihnen unerwartete Geldsummen verschaffte. Aber der Komplott schlug fehl. Die Verschwörer und Saddam
flüchteten. Letzterer fand bei seinen Freunden und Verwandten
Unterschlupf. Die irakische Polizei konzentrierte ihre Suche nach Saddam
aufgrund der Geständnisse einiger seiner Komplizen, die sie verhaftet
hatten. Diese hatten der Polizei gegenüber zugegeben, dass Saddam sie mit
Geld und Waffen versorgt hatte. Einige von den Komplizen wurden
freigelassen, während Saddam immer noch flüchtig war und verständlicherweise
fürchtete, mit der Polizei zusammenzutreffen. Er blieb eine Zeitlang in den
Häusern von Freunden versteckt. Als die Polizei in Tikrit nach ihm
suchte, und dort in den Häusern der Verwandten nachforschte, erfuhr sie, dass
Saddam aus dem
Begat Stamm ausgeschlossen worden war.
In der Folge jenes misslungenen Attentats 1959 war Saddam
gezwungen, über
Syrien nach
Ägypten zu flüchten, wo er
unter dem Vorwand blieb, sein Studium beenden zu wollen. Er
wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Der amtierende Chef
der Baath-Partei, Fuad ar-Rikabi, wurde wegen des
fehlgeschlagenen Attentats durch einen entfernten Verwandten
Saddam Husseins, Madschid, ersetzt.
In
Ägypten wurde er
von einem Mittelsmann der CIA angeheuert, der in der Person Saddams
große Entfaltungsmöglichkeiten für den US-Einfluss erkannte. Jene
wichtigen Kontakte sollten später der Schlüssel für Saddams Überfall
gegen die junge
Islamische Republik Iran. Saddam kehrte ohne
irgendeinen Abschluss in den
Irak erst zurück, nachdem Abdul Karim Qassims Regierung zusammengebrochen war.
Im
Irak besuchte Saddam das College für
Gesetzeswissenschaften an der Universität von Bagdad. Seine Lehrer beschrieben ihn
einerseits als intelligenten, andererseits auch als heimtückischen und
boshaften Studenten, dem nichts Gutes zuzutrauen war. Er verhielt
sich auch äußerst streitsüchtig gegenüber den Studienkollegen, die seine
Ansichten nicht teilten. In seinem Jahreszeugnis stand, dass er nicht die
Manieren eines Universitätsstudenten besitze. Die Mitglieder seiner Gruppe
von Juayfir, die sich um ihn sammelten, hatten wieder die Oberhand, und
Saddam setzte sie als Mörder und Terroristen ein. Ahmed spielte eine
wesentliche Rolle dabei, die Bande zusammenzuhalten. Das Geld, das Saddam der
Bande übergab, wurde ihm von Ahmed ausgehändigt.
George Remington streicht in einem Dokument, das zur Zeit
in der Bibliothek des Britischen Museums aufbewahrt wird, hervor, dass das
monatliche Gehalt jedes Mitglieds der Bande zwischen 80 und 200 ID betrug,
und dass "alle Informationen, die von dieser Gruppe gesammelt wurden, bei
Ahmed, mir (Remington) und Saddam landeten." Die Dinge nahmen ihren Lauf, und die Bande wurde
schließlich "Qunni-Gang" genannt. Ein anderer Deckname war "Hunain". Es war aber
nicht vorgesehen, dass diese Leute Mitglieder der Sozialistischen Partei
werden sollten, denn das würde ihre für die Zukunft geplante Rolle gefährden. Remington fügt hinzu:
"Dass wir Saddam für eine
Operation wie diese ausgesucht hatten, war ein unschätzbarer Gewinn für
uns. Was wir nämlich brauchten, war ein haltloser Mensch mit einem
Charakter, der genau richtig für diese Rolle und Position war. Wenn wir Saddam
nicht gefunden hätten, hätten wir diese Eigenschaften, die notwendig sind,
um eine solche Bande zu führen, erst bei jemanden aufbauen müssen. Aber
auf Saddam konnten wir uns in Zukunft verlassen."
Saddam besaß tatsächlich Eigenschaften, die ihn für die
Ausübung eines solchen "Berufs" qualifizierten: Vor allem war er von der
Familie und dem Stamm ausgestoßen. Er wurde nie mit seinen Komplexen
fertig, nämlich den Problemen mit seiner Mutter und den Ereignissen, die auf
die Ermordung seines Verwandten folgten. Außerdem hatte er eine sehr
scharfe Zunge, und er tötete jeden ohne Zögern, ohne Rücksicht auf dessen
Stand oder Position. Dieser Charakter wurde offensichtlich, als er von George
Remington getestet wurde. Dieser meint in einem seiner Bücher:
"Der Wert einer
Persönlichkeit, bei der man sich darauf verlassen kann, dass sie unbeirrbar
ihre Ziele verfolgt, ist gleich dem Wert eines ganzen Landes. Denn es
ist schwer, für uns jemanden zu finden, der alle diese notwendigen
Eigenschaften auf sich vereinigt, die wir brauchen, um ein solches Land in den
Abgrund zu stürzen. Saddam besaß sehr viele von diesen Eigenschaften. Aber wir
waren nicht sicher, ob er seine Einstellung unter allen Umständen
beibehielt. Deshalb musste er getestet werden."
Ahmed war der Vermittler, der Saddam berichtete, dass es
einen bestimmten Kaufmann gebe, Abdullah, der Tausende Dinars besaß, die er
zu Hause aufbewahrte, und dass es sehr einfach wäre, dieses Geld von
ihm zu stehlen. Saddam wurde beauftragt, diese Aufgabe zu übernehmen. Er
stimmte zu. Es wurde geplant, dass er und andere Mitglieder seiner Bande
Abdullahs Haus überfallen sollten. Abdullah war ein bekannter Kaufmann,
der mit importierten Baumaterialien und mit Fabriken im Ausland
reich geworden war. Der Überfall fand während einer kalten Winternacht statt.
Saddam kam am Abend zum Haus des Kaufmanns, das in der 52. Straße im
al-Mansour-Distrikt von Bagdad liegt an, und klopfte. Er betrat das Haus,
während der Rest der Bande es umstellte. Dann nahm er sein verstecktes Messer
heraus und schnitt den Kaufmann die Kehle durch. Als die Familie des Kaufmanns
diesem zu Hilfe eilen wollte, ereilte sie das gleiche Schicksal. Danach
rief Saddam die restliche Bande hinein ins Haus.
Ein Mitglied der Gang, das an dem Überfall teilnahm, sagte
später, dass Saddam neben den in ihrem Blut schwimmenden Leichen stand,
als ob nichts geschehen wäre, und gar nicht wie ein Mörder aussah. Das
Haus wurde total ausgeplündert. Geld und Wertgegenstände wurden mitgenommen.
Nach dieser Tat genoss Saddam den Respekt von George Remington, wie dieser
selbst zugab.
Jetzt, da Saddam einige Bedingungen erfüllt hatte, die ihm
gestellt worden waren, war die Zeit gekommen, ihm einige wichtige
Geheimnisse, die Geschichte des
Iraks betreffend, zu enthüllen. Damals dachten die Briten daran, Saddam einen Schritt
weiterzubringen und ihm das Tor zu einer großen Zukunft zu öffnen, indem sie
ihn mit einigen Geheimnissen vertraut machten. Eines davon war nach
Remington der Plan, ein Treffen zwischen Saddam und einem hohen Beamten der Partei
zu arrangieren, als jener im Ausland war. Das Treffen fand in der
Türkei
statt und war das Vorspiel zur Durchführung der Pläne, die folgen sollten.
Remington erwähnt zwar in seinen Papieren nicht den Namen dieses
"Würdenträgers", aber es wird allgemein angenommen, dass es sich um Michel Aflaq
handelte, dem Gründer der Baath-Partei. Es wird berichtet, dass Saddam
sein engster Vertrauter wurde, den er in seine Unternehmungen einweihte,
und mit dem er seine Ideen besprach. Über Aflaq selbst ist nicht allzuviel bekannt. Er ist eine
sehr geheimnisvolle Persönlichkeit mit umstrittener Herkunft.
Mit dem Treffen zwischen Saddam und Aflaq begann ein neuer Abschnitt in der
Geschichte des Irak. Saddam erfreute sich aus zwei Gründen des Einflusses
der Westmächte, und besonders der Sympathie Aflaqs: Zum einen wegen der
Bande, die er um sich gesammelt hatte und zum anderen wegen seines
Charakters und der Tatsache, dass man ihn, dadurch, dass man seine Morde gut
kannte, in der Hand hatte.
Saddam wurde aufgetragen, seine Bande ohne Grenzen zu
stärken, damit sie alle Mittel zum Prügeln und Morden besaßen. Die Summen, die
zur Verfügung gestellt wurden, waren enorm. Das Geld war vor allem für
die gedacht, die ziellos in Dschuayfir herumstreunten. Durch das Geld hatte
Saddam seine Autorität über die Bande verstärkt, da er ja zuerst die
Quelle ihres Reichtums gewesen war. Außerdem war er ihnen in der Kunst
des skrupellosen Tötens überlegen. Mindestens zehn Mordfälle wiesen auf die
Bande hin. Es sei rückblickend darauf hingewiesen, dass er sich bei
seinen Morden in keinster Weise dafür interessierte, ob seine Opfer
Sunniten
oder
Schiiten waren.
In den 60er Jahren sperrte die Regierung unter Abdel Salam
Arif Saddam ein, und zwar während einer Kampagne, die Arif nach dem
Staatsstreich von 1965 in Gang gesetzt hatte. Diese Kampagne zielte darauf ab, die
Baath-Partei zu vernichten. Es gelang eine große Zahl ihrer Mitglieder zu
verhaften, was nicht sehr schwierig war, da die Partei damals noch nicht
besonders gut organisiert war, und ihre Mitglieder noch nicht sehr
zahlreich waren. Der beste Beweis dafür ist ihre Teilnahme an einer großen
Demonstration, die die al-Rashid-Straße entlang verlief: Die Gruppe, die sich
als zur Baath-Partei zugehörig auswies, war sehr klein im Vergleich zu
anderen Gruppen wie den Kommunisten, Nationalisten, Existenzialisten und
anderen. Es war leicht für Arif, sie zu erwischen, und seine Absicht war es
eher, ihnen einen Verweis zu erteilen, als Rache zu nehmen, da er nicht
daran dachte, dass sich die Dinge so entgegen seinen Vorstellungen
entwickeln würden.
Unter den Verhafteten war auch Ahmed Hassan al-Bakr, der
frühere Präsident, und eben auch Saddam, der einige Zeit im allgemeinen
Sicherheitsgefängnis, dann im al-Fadhiliya Gefängnis verbrachte. Ein Augenzeuge
namens Abdul Rahman, der, soweit bekannt, später getötet wurde, und der
Saddam persönlich kannte, berichtete: "Wir waren eine Gruppe von
verschiedenen Organisationen, politischen und religiösen Parteien im
Fadhiliya Gefängnis. Wir trafen uns oft und diskutierten über verschiedene
allgemeine Themen, die mit der Organisation von Parteiideologien im
Zusammenhang standen. Saddam zog sich meist von den Diskussionen zurück, wenn
viele Personen anwesend waren, aber danach versuchte er immer, mit
einzelnen Leuten zu diskutieren. Dabei bediente er sich aber grober Ausdrücke
und stieß wilde Drohungen aus. Daraufhin wurde er bald von allen Gruppen
gemieden. Als Saddam unter Gewaltandrohung aufgefordert wurde zu
gestehen, und als er den ersten Schlag erhielt, begann er alle Namen der Baathisten
im Irak zu nennen, seinen eigenen Parteichef Abdul Wahhab Ramadhan
eingeschlossen (ihn ließ Saddam übrigens 1974 bei einem "Autounfall" ermorden).
Ramadhan war von seinen Zellengenossen respektiert worden, er besaß
einen guten Charakter und hatte durch die Partei eine gute Erziehung
genossen. Saddam dagegen hatte sich als unwürdig erwiesen, sich mit ihm zu
treffen und mit ihm zu diskutieren ... Saddam sprach oft in einer Art mit
uns, als ob er erwartete, bald aus dem Gefängnis befreit zu werden, als ob
er wusste, dass seine Einkerkerung bald enden würde, und er dann frei sei
zu tun, was er wollte. Wir kümmerten uns nie um sein Gerede, im Gegenteil,
unsere Verachtung ihm gegenüber, und den Ekel, wenn wir seiner
ansichtig wurden, wuchsen nur. ... Durch seinen Onkel erhielt er Haschisch,
durch das er dann den ganzen Tag auf eine unangenehme hysterische Weise sang
und lachte. So wurde Saddam ein Ausgestoßener, den wir, egal auf welche
Art, loswerden wollten. Auch andere Mitglieder der Baath-Partei teilten
diese Ansicht. Zum Schluss kamen wir alle fünf überein, ihn
niederzuschlagen. Wir hielten diese Methode, die man sonst bei Tieren anwendet, für am
passendsten, da er wirklich ein wildes Tier war. Am Donnerstag, wie ich mich
erinnere, als unsere Verhörer weggingen, gelang es uns durch einen
unserer Brüder, ihn so zu schlagen, bis sein Gesicht die Zeichen der Schläge
zeigte, während er unaufhörlich unartikulierte Drohungen ausstieß, wie wir sie
noch nie in unserem Leben von jemandem gehört hatten. Danach kam der
Gefängniswärter und holte uns ins Verhörzimmer. Jeder von uns erhielt
seinen Anteil an der Bestrafung. Trotzdem waren wir an diesem Tag glücklich,
weil wir dieses Scheusal geschlagen hatten, das zur Maus geworden war, die
sich vor der Katze fürchtete."
So setzt der Erzähler seine Geschichte über die Vorgänge im
Gefängnis fort:
"Nachdem er in die Regierung gekommen war, begann Saddam
Informationen über meinen Aufenthalt zu sammeln, er bat den Geheimdienst von
Jordanien,
Syrien, und dem
Libanon mich zu identifizieren und herauszufinden,
wo ich wohnte, damit er sich an mir rächen konnte."
Über die Zeit zwischen 1962 und 1965 gibt es kaum
Informationen über Saddam. Nach dem Staatsstreich von 1965, bei dem die
Baathisten und die Nationalisten zusammenarbeiteten, um Abdel Karim Qassim zu
stürzen, war Saddam bei den Nationalgarden (Al Haras al Qawmi) im
Risafa-Distriki von
Bagdad. Es gab wahrscheinlich keinen Iraker, der nicht
unter dem grenzenlosen Elend litt, das durch diese Garde verursacht
wurde. Diesen Leuten bereitete es Vergnügen, Menschen zu töten und zu
terrorisieren. Unter dem Decknamen "Nationalgarde" war die Qunni-Gang
führend im Töten, Plündern und beim Drogenhandel.
Am 18. November 1965 führte Abdel Salam Arif einen Staatsstreich an, der die Baathiten von den
Regierungsplätzen fegte, und verhaftete die meisten von ihnen. Die nationalen
und die regionalen Hauptquartiere der Baath-Partei waren in
Bagdad.
Wenn Arif gewollt hätte, wäre es ihm also ein Leichtes gewesen, das
Land von ihnen zu befreien. Es bestand aber der Plan, diese Bande zu erhalten, um
die Interessen der Planenden zu wahren. Die Mitglieder der Gang wurden in
einem speziellen Flugzeug ins Ausland gebracht, zusammen mit Michel Aflaq
und anderen Größen der Partei. Sie alle wurden nach Frankreich verbannt,
während andere Baathiten verhaftet und verurteilt wurden. Alle
Parteimitglieder wurden durch deren Geständnisse identifiziert. Sie unterschrieben
dann aber Erklärungen, in denen sie sich von der Partei
distanzierten. Diese Erklärungen sicherten ihre Freilassung. Unter den
Freigelassenen waren Saddam und Hassan al Bakr, der sechs Monate im Gefängnis
verbrachte. Saddam hingegen wurde im Gefängnis überhaupt nicht verändert, noch
hatte die Information über seine Partei und deren Organisation, die
er seinen Wächtern verraten hatte, irgendwelche Folgen für ihn. Auch
hielt er sich nicht an seine geschriebene und unterzeichnete Zusage, sich
von der Partei zu trennen.
Es ist erwähnenswert, dass nach dem Staatsstreich von 1968,
der Saddam endlich die wirkliche Macht verschaffte, dieser alle
verhaftete, die von seinen Geständnissen wussten, Polizeioffiziere und
Verhörbeamte mit eingeschlossen. Er tötete sie einen nach dem anderen, wobei
er manche von ihnen in Säurebecken warf. Während der letzten Tage von Abdel Rahman Arif gab es
vorsichtig optimistische Erwartungen der Britischen Botschaft in
Bagdad. George Remington war der Pfeiler und Kern der Bewegung, während
Saddam sein Werkzeug war. Remington war tatsächlich das Gehirn des
Staatsstreichs, der aus diesem Grund auch besonders präzise in der Planung war:
Er baute auf sehr starken Elementen innerhalb der Regierung von Abdel
Rahman Arif, wie Abdel Razzaq al Nuit, Ibrahim al Dawud und Hardan al
Tikriti auf. Der erste war der Direktor des Geheimdienstes, der zweite war der
Kommandant der Präsidentengarden und der dritte der Kommandant der
Luftwaffe. Zusätzlich bediente man sich Tahir Taha at Tikritis, des damaligen
Premierministers, der zum Tikrit-Stamm gehörte, der potentiellen
Regierungsdynastie. Diese alle wollten einen Posten, der höher war als der, den sie
bereits innehatten. Remington überzeugte sie, dass es einen
Staatsstreich geben würde, der ihr Leben beenden würde, falls sie nicht selbst
die Regierung übernahmen und Abdel Rahman Arif entfernten.
Als die Baath-Partei 1968 im Irak an die Macht kam, wurde
Saddam Hussein in der neuen Regierung stellvertretender
Generalsekretär des Revolutionären Kommandorates sowie Chef
des Ministeriums für Staatssicherheit und des
Propagandaministeriums. 1969 wurde er Vizepräsident.
Wichtig war auch die Wahl der verschiedenen politischen
Richtungen, die an diesem Staatsstreich beteiligt sein sollten. Dazu gehörten
die Nationalisten, die Linken und natürlich die Baathisten,
alle unterwandert durch den britischen Geheimdienst. Sie alle wollten eine
Gelegenheit beim Schopf fassen, bevor es zu spät war. Es sollte der Eindruck
erweckt werden, dass der Streich allumfassend war. Saddam und seine Qunni-Gang durften sich nicht daran beteiligen, für den Fall, dass er fehlschlagen
könnte. Diese Situation hätte das Ende der Bande bedeutet und es England
unmöglich gemacht, seine politischen Absichten bezüglich Irak in
die Tat umzusetzen. Die Baath-Partei dafür auszusuchen, war aus
mehreren Gründen die beste Lösung: Sie waren stark genug, um gegen die
kommunistischen Strömungen anzukämpfen, die seit 1959 vorherrschten. Sie
zeigten, im Gegensatz zu den Kommunisten nicht öffentlich ihre
Feindschaft gegen den Islam. Sie hatten ihre Erfahrung im Regieren schon vom 8.
Februar bis zum 18. November 1978, dem Tag des Staatsstreichs, gemacht. Die
Mordlust und der Abenteuergeist der Qunni-Gang, die auch zur
Baath-Partei gehörte, war sehr nützlich. Die
Westliche Welt vertraute darauf, dass die Baath-Partei gehorsam war und ausführte, was man ihr befahl. Die damalige
Erfahrung mit der Partei in
Syrien hatte diese Tatsache bewiesen. Der Staatsstreich unter Anstiftung der Briten fand statt.
Verglichen mit den anderen spielte Saddam keine besondere Rolle dabei. Die
Planer hatten beschlossen, dass diejenigen den tatsächlichen Coup führen
sollten, deren Tod niemand bedauern wurde. Nach und nach wurde die Rolle
Saddams und seiner Bande immer mehr gestärkt, aber in einer Weise, die
nicht die Aufmerksamkeit anderer auf sich zog. Das erste, was die
Britische Botschaft unternahm, war, Saddam und zwanzig andere Mitglieder seiner
Bande jeden Monat für zehn Tage nach Westeuropa (manche behaupten
Deutschland) zu schicken, um sie auf verschiedenen Gebieten, wie
Guerillakampf, Straßenkampf, Foltermethoden und anderem zu trainieren. Es wurde
immer ein besonderes Flugzeug zur Verfügung gestellt, das sie dorthin
brachte. Es war das selbe Flugzeug, das auch Remington verwendete, um jeden
Monat nach London zu fliegen. Es gelang der Partei, alle ihre
Gegner auf eine schnelle Weise loszuwerden, indem sie die ganze Nation
terrorisierte. Wer von seiner Ausbildung aus Europa zurück kam wurde dafür
eingesetzt, Geständnisse zu erpressen und Menschen zu foltern.
Saddam
überwachte im Jahr 1977 persönlich die Folterungen, als die Stadt
Nadschaf
während der Gedenkfeiern anlässlich des Todestages von Imam Hussein
revoltierte und alle Mitglieder seiner Bande arbeiteten beim Verhör und den
Folterungen mit. Saddam und seine Bande folterten furchtbar. Sie
behandelten die Leute als schuldig, bis sie das Gegenteil bewiesen haben. Viele
Menschen "verschwanden" damals. Viele Augenzeugen aus
Nadschaf
berichteten über das Ausmaß und die Härte der Foltermethoden nach dieser
Revolte. Die Leute wurden mit verbundenen Augen in die Folterkammern geführt.
Als ihnen die Augenbinden abgenommen wurden, sahen sie Saddam persönlich,
der sie folterte und manche erblindet frei ließ als Warnung für
andere. Später überließ er dieses sadistische Treiben aber seinen Henkern.
Die neue Kanzlei Saddams umfasste ungefähr 700 Personen,
die alle Operationen von einem Gebäude des Nationalrats aus leiten,
das einen Geheimeingang mit vielen Verstecken und Fluchtwegen hatte,
eine Art Führerhauptquartier. Saddam ließ, nachdem er Präsident
geworden war, die meisten Ingenieure umbringen und Pläne vernichten. Die
technische Ausstattung seines Palastes war genau so legendär, wie
seine 7-10 Doppelgänger. Es gab einfach zu viele Menschen im Land, die
ihn töten wollten. In der Öffentlichkeit trug er unter seiner
Kleidung immer eine kugelsichere Weste. Mehrere seiner Doppelgänger sind
Attentaten zum Opfer gefallen, ohne dass je in der Öffentlichkeit drüber
berichtet wurde. Den Attentaten folgten Massaker Saddams in Regionen von denen
er die Attentäter vermutete.
Saddams Heirat war eine Zwangsehe ungewöhnlichster Art.
Saddam kam zu seinem Onkel Talfah und bat ihn seine Tochter heiraten zu dürfen.
Talfah hatte nie die Absicht gehabt, Saddam mit seiner Tochter zu
verheiraten, da Saddam ein Stammesausgestoßener war. Er wollte nichts mit ihm zu tun
haben, der schon in frühester Jugend einen Menschen getötet hatte. Deshalb
lehnte er ab und sagte, dass er schon vorher mit seiner Tochter darüber
gesprochen habe. Sie habe abgelehnt, weil sie zuerst ihr Studium beenden wolle.
Saddam aber machte seinem Onkel klar, dass die Sache bereits
entschieden sei, und dass eine Heirat die einzige Lösung für seine Probleme sei, die
er sonst hätte.
Der Onkel senkte beschämt den Kopf. Am nächsten Tag wurde
geheiratet. Die Braut wurde im ersten Monat schwanger. Es war
vorauszusehen, dass eine solche Ehe Schwierigkeiten, Misstrauen und Disharmonie
bringen würde. Die Frau lebte oft getrennt von ihrem Mann, während Saddam im
Haus der Prostituierten Umm Ghanim gesehen wurde, die ihm Unterkunft
gewährte und ihn mit allem versorgte, was er wollte, bis seine Frau nach
Hause zurückkehrte. Schließlich beschloss die Frau, dass sie ihre
Freiheit wiederhaben wollte. Umm Ghanim aber blieb lange im engem
Kontakt mit Saddam. Andere Frauen, die ihm zu Diensten waren, wurden
mit Posten belohnt, wie die Vorsitzende der Union der Irakischen
Frauen. Saddams Äußerungen über Sex erfüllen sämtliche Vorurteile, die die
Westliche Welt über den Orient hat, wurden aber bewusst zurückgehalten und
nicht veröffentlicht, da er Diener der westlichen Interessen war.
So äußerte er mehrfach, dass ein Mann zufrieden gestellt werden müsse und
den Appetit verliere, wenn er gezwungen wäre, immer das selbe zu essen.
Die Zahl der Bars und Nachtclubs schnellte unter seiner
Regierung in die Höhe, was in der
Westlichen Welt als "Befreiung der Frau"
dargestellt wurde. Saddams Lebenswandel entsprach sowohl in seinem Palast als
auch in seinen Frauengeschichten seinem persönlichen Vorbildern
Muawiya ibn Abu Sufyan und
Marwan ibn al-Hakam, die er mehrfach als große
Araber
darstellte. Daher verbot er jegliche Schmähung dieser Personen und verbreitete
hingegen die Propaganda, dass
Imam Ali (a.) und
Imam Husain (a.) Leute gewesen
wären, die ständig nach der Mach trachteten und es daher seinen Vorbildern so
schwer gemacht hätten. Letztere Aussage ging selbst den
Sunniten im
Irak
zu weit, so dass er von allen Gruppierungen als Religionsfeind
abqualifiziert wurde. Es sei darauf verwiesen, dass die
sunnitischen Gelehrten im
Irak
auch nach seiner Hinrichtung nie zu ihm gestanden haben
sondern es lediglich die Propaganda der
Westlichen Welt war, die ihm zum
sunnitischen Märtyrer hochzustilisieren versuchte.
Am 1. Juni 1972 leitete er die Verstaatlichung westlicher
Ölfirmen ein, die ein Ölmonopol im Irak hatten. Mit den
Öleinnahmen entwickelte er das Land zu einer regionalen
militärischen Großmacht. Am 1. Juli 1973 wurde er vom
Revolutionsrat zum Drei-Sterne-General der irakischen
Streitkräfte ernannt. Später ernannte er sich selbst zum
Feldmarschall. Am 6. März 1975 schloss er als Vizepräsident
mit dem iranischen Schah Mohammad Reza Pahlavi das Abkommen
von Algier über den Grenzverlauf im Schatt al-Arab und die
gegenseitige Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.
Ein Motto Saddams, dass er seinen Getreuen anvertraute war:
"Lass deinen Hund hungern, damit er dir folgt." Entsprechend ging er mit
seinem eigenen Volk um. Der Präsident Saddam hat alle seine alten Freunde,
ob jung oder alt, getötet, nachdem er sie furchtbar gefoltert hatte, er
verfolgt sie, auch aufgrund der Akten, die er von Remington erhalten
hatte, um jegliche Konkurrenzgefahr abzuwenden. Er verdächtigte einfach jeden,
der ihm nicht absoluten Gehorsam leistete, Reaktionär zu sein und gegen
die Partei zu arbeiten. Genau das geschah, als er die Mitglieder der
Regionalen Führung im Irak im Jahr 1979 exekutierte. Saddam vertraute
niemandem im Inland und ließ jeden durch jeden bespitzeln. Seine Leibärzte waren
ausschließlich Ausländer, die er einfliegen ließ. 1979 rief er den größten
schwedischen Psychiater ins Land, damit er seine Schlaflosigkeit
behandle, an der er so sehr litt, dass er sogar den Appetit verlor. Der schwedische Arzt hatte mehrere
Arbeiten über Psychologie und psychiatrische Behandlung veröffentlicht.
Das Hauptquartier des Leibarztes von Saddam war das Avicenna-Krankenhaus in
Bagdad. Dieses Krankenhaus war auch für die Bande Saddams zugänglich.
Dorthin wurde der schwedische Arzt mit einem Übersetzer gebracht, um mit
Saddam zusammen zu treten. Aber er bat darum, mit dem Patienten direkt und
ohne Dolmetscher sprechen zu dürfen, da ein persönlicher Kontakt notwendig
war. In englischer Sprache, die Saddam ein wenig verstand, stellte
der Arzt zuerst einige allgemeine Fragen, dann fragte er ihn verschiedenes
über sein Leben, seine Natur und die Natur seiner Arbeit. Unter den
Antworten war Folgende, wie ein geflohener Leibwächter Jahre später berichtete:
"Ich bin ein Mitglied der Regierung, und meine nationale Pflicht fordert
von mir, dass ich manchmal aus Notwendigkeit grausam handeln muss."
Der
Arzt fragte ihn daraufhin, was er unter grausam verstehe. Saddam
antwortete: "Es bedeutet, die zu verurteilen, die Verräter an ihrem Land sind." Dann
fuhr er damit fort, ihm Details über Morden, Hinrichtungen, Folter usw.
zu erzählen. Der Doktor wurde durch diese Beschreibungen furchtbar
schockiert. Und er zog es vor, in sein Land zurückzukehren, da er zugab, dass er
einen so krankhaft veranlagten Menschen nicht heilen könne.
Nachdem der Arzt den Präsidentenpalast verlassen hatte,
verhaftete ihn die Bande Saddams und tötete ihn. Dann wurde ein Brief an die
Schwedische Botschaft in
Bagdad geschickt, mit der Mitteilung, dass der
Arzt an einem Herzanfall gestorben wäre und bereits begraben sei. Die
Schwedische Regierung schickte daraufhin eine scharfe Erklärung an den
damaligen Generalsekretär der UN Kurt Waldheim, in der sie den
kriminellen Akt verurteilte, der einem schwedischen Psychiater das Leben
gekostet hatte.
Damals wurde die Zahl der Botschaftsangehörigen der
Schwedischen Botschaft in Bagdad reduziert, und Schweden verlangte 150 Mio. Dollar
Wiedergutmachung und bestellte einen Rechtsanwalt, um die Herausgabe beim
Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu erreichen. Der Gerichtshof
entschied zu Gunsten Schwedens, und der Irak bezahlte mehr als die geforderte
Summe, um den Skandal aus der Welt zu schaffen.
Saddam erhielt weiterhin psychiatrische Behandlung durch
Spezialisten aus verschiedenen Ländern, besonders durch Dr. Zuckermann,
einem Professor an der George Washington Universität in Washington D.C., der
zu diesem Zweck von Remington eingeladen wurde. Während seiner
Präsidentschaft, die ihn zum absoluten Herrscher ohne Opposition im Lande machte,
steigerte sich die Krankheit Saddams zum Wahn.
Ursprünglich hatte er sich die Präsidentschaft mit Ahmed
Hassan al Bakr geteilt. Nach der Islamischen Revolution im
Iran hatten die
Briten das Gefühl, dass es seltsame Verbindungen zwischen dem
amerikanischen Geschäftsträger in
Bagdad und Saddam gebe. So verfasste
Remington ein Memorandum, kurz bevor er seine Arbeit aufgab, und sandte
einen Brief an die Britische Regierung, in dem er sie vor der drohenden
Gefahr warnte. Die Regierung antwortete: "Lassen Sie die Sache auf sich
beruhen, bis wir sehen, was tatsächlich passieren wird."
Saddam aber setzte seine Verbindungen zu den USA durch Fahd
und den jordanischen König Husein fort, und er traf in
Jordanien
mit zwei wichtigen amerikanischen Beamten zusammen, die Präsident Carter
geschickt hatte. Ebenso traf er den Staatssekretär Vance in Saudi Arabien
und zwei Mal Brezinzski, bis Remington erstaunt im irakischen Fernsehen
sah, dass Ahmed Hassan al Bakr seinen Rücktritt erklärte.
1979 ernannte Präsident Ahmad Hasan al-Bakr Saddam Hussein
im Alter von 42 Jahren zum Vorsitzenden der Partei und zu
seinem Nachfolger. Am 11. Juli 1979 wurde er Generalsekretär
der Baath-Partei und am 16. Juli 1979 übernahm er die Macht
als Staats- und Regierungschef. In dieser Position diffamierte
Hussein öffentlich Mitglieder der Baathpartei, woraufhin sie
ohne Prozess zum Tode verurteilt und sofort liquidiert wurden.
Andere Mitglieder der Partei wurden durch dieses Exempel auf
die Linie Husseins eingeschworen. Hussein verhinderte so auch
den geplanten Zusammenschluss mit dem ebenfalls baathistischen
Regime Syriens. Al-Bakr zog sich
später von allen politischen Aktivitäten zurück und beschloss den Rest
seines Lebens mit Viehzucht zu verbringen.
Remington war niedergeschmettert und fuhr von
Bagdad nach
London zurück, wo er sein Abschiedsgesuch einreichte. Die Beziehungen zu
Fahd und Husein erscheinen gesichert, wenn man bei Remington nachliest, der
schreibt: "Brezinzski vertrat die Meinung, dass man nun Saddam
unterstützen sollte, da Amerika den Schah im Iran verloren hatte. Vance hingegen
sah, dass man Saddam nicht vertrauen konnte, und dass sich die USA mehr
in Afghanistan engagieren sollten (um den Verlust des Iran zu
kompensieren). Aber die CIA wies diese Meinung zurück."
Remington schrieb auch: "Durch den Eintritt Amerikas, der die
absolute Herrschaft Saddams sichert, kann unsere (britische)
Anwesenheit (in diesem Gebiet) zusammenbrechen und unsere Interessen erschüttert
werden, die wir viele Jahre lang aufgebaut haben. Es ist kein Geheimnis,
dass wir die Oberhand gewonnen hatten, und dass wir etwas hätten
erreichen können. Wir hätten ihn (Saddam) vom Präsidentenamt entfernen können und
jemand anderen an seine Stelle setzen. Aber als ich anlässlich des
NATO-Treffens diesen Vorschlag unterbreitet hatte, wurde er einstimmig
abgelehnt, weil er "strategisch falsch" war."
England kam später mit den USA überein, diesen die Oberhand
im Irak zuzugestehen, und sie von Englands eigener Erfahrung,
besonders der Remingtons profitieren zu lassen. Saddam konnte seine absolute Herrschaft und die seiner
Bande festigen, indem er alle Gelehrten, Denker und vor allem den Klerus
verhaftete und 500 Intellektuelle und Wissenschaftler zum Tod durch den Strang
verurteilte. Als die Liste Ahmed Hassan al Bakr zur Unterschrift
vorgelegt wurde, weigerte er sich zu unterschreiben. Aber Saddam bestand auf
einer Hinrichtung und sagte zu ihm: "Wenn du nicht zustimmst,
wirst du das selbe Schicksal erleiden." Präsident al Bakr wurde wütend. Er
rief seinen Sohn Haitham und erzählte ihm von der Drohung. Während eines
folgenden Treffens versuchte Haitham Saddam zu ermorden, aber Saddams
Leibwächter verhinderten den Anschlag, und er wurde verhaftet. Seinem Vater wurde
gedroht, man wurde Haitham töten, falls er nicht den Rücktritt einreiche.
Und so geschah es auch: Al Bakr erschien im Fernsehen und
erklärte seinen Rücktritt. Deshalb wurde Haitham freigelassen, aber er und
sein Vater unter Hausarrest gestellt. Al Bakr wurde später ermordet.
Saddam bereitete alles für die Machtübernahme vor und bei
seinem ersten Treffen mit der Parteiführung legte Saddam den
Hinrichtungsbefehl für die bereits erwähnten 500 irakischen Denker und ausgezeichneten Persönlichkeiten vor, unter ihnen auch der große Philosoph
und Theologe
Muhammad Baqir al-Sadr und dessen Schwester
Amina Haidar Sadr (Bintulhuda), und er forderte ihre Hinrichtung
noch für den selben Tag.
Die Szene, in der er bei einer Parteiversammlung vorne
stehend eine Zigarre rauchte, während einige Dutzend Abgeordnete vor allen
Leuten zur Hinrichtung abgeführt wurden, wurde später auch in
der
Westlichen Welt ausgestrahlt.
Später führte er im Auftrag der nahezu gesamten
Westlichen Welt und unterstützt von dieser einen Vernichtungskrieg gegen die
noch junge
Islamische Republik Iran im
Irak-Iran-Krieg, bei der ca. 1 Mio. Menschen umkamen.
Während des Krieges setze er Giftgas nicht nur gegen Iraner sondern gegen die eigenen Kurden (Sunniten)
ein, wobei der Einsatz von Giftgas gegen
Halabdscha als der grausamste gilt. Er endete am am 20.
August 1988.
Mit dem Tod des Baath-Partei-Gründers und Vizepräsidenten
Michel Aflaq 1989, ein Gerücht besagt, dass auch dieser
vergiftet worden sei, und dem Tod des als Kriegsminister im
Golfkrieg populär gewordenen Chairallah Talfah durch einen
unaufgeklärten Hubschrauberabsturz im gleichen Jahr, gab es
keine rivalisierende moralische Autorität mehr außer dem
Präsidenten, die seine Entscheidung zum Krieg gegen
Kuwait
hätte beeinflussen können.
Am 2. August 1990, zwei Jahre nach dem Waffenstillstand,
ließ Saddam Hussein
Kuwait
mit der Behauptung besetzen, es würde illegal Ölfelder des
Irak
anzapfen. Der Überfall erfolgte nach einem entsprechenden Hinweisen aus den USA,
dass sie es dulden würden, was sich später als Falle
entpuppte. Saddam ließ
Tausende Kuwaitis ermorden (Sunniten). Bei seinem
durch UN-Truppen geführt von den USA erzwungenen Rückzug 1991
wurden die Truppen fast vollständig zerschlagen. Dennoch ließ
Saddam die Stadt
Kerbela in Schutt und Asche schießen. Die US-Truppen sahen
zu und ließen ihn gewähren.
1995 flüchteten Saddams Schwiegersöhne sowie der
Geheimdienstchef und dessen Bruder wegen
Meinungsverschiedenheiten nach Jordanien. Angeblich durch
Hussein begnadigt, kehrten sie in den Irak zurück, wo sie im
Februar 1996 inhaftiert und hingerichtet wurden.
So lange seine Aggressionen gegen
Muslime im Interesse der
Westlichen Welt lag wurde er von dieser unterstützt. Als
aber das Intersse der USA an den Öl-Vorräten des
Irak
zunahm und zudem eine Drohkulisse gegen die
Islamische Republik Iran aufgebaut werden sollte, wurde
Saddam fallen gelassen.
Am 20. März 2003 marschierten Truppen der USA und
verbündeter Staaten ohne jegliche internationale Legitimation
einmal mehr in den Irak ein, schlugen die irakische Armee und
besetzten das Land vollständig. Die USA begründeten dies
damit, dass der Irak durch Entwicklung und Besitz von
Massenvernichtungswaffen gegen die über ihn verhängten
UN-Resolutionen verstoße, und dass Saddam Hussein
terroristische Organisationen wie al-Qaida unterstützen würde.
Beides wurde später als Krieglüge entlarvt. Seine Söhne Udai
und Qusai, die für ihre Grausamkeit gefürchtet waren, kamen
bereits am 22. Juli 2003 bei einem US-Angriff ums leben. Saddam
konnte sich zwar nach der Besetzung des
Irak
durch die USA noch eine Weile verstecken, aber wurde
letztendlich am 14. 12.2003 gefasst und nach einem Tribunal am
30.12.2006 in Bagdad durch erhängen hingerichtet.
Ein Mitschnitt seiner Hinrichtung wurde dazu missbraucht, um
Sunniten gegen
Schiiten aufzuhetzen. US-Soldaten hatten die Menschen ausgesucht, die dabei sein
durften, haben sie einer Körperkontrolle unterzogen und haben ihnen das
Problemlose filmen mit Handy ermöglicht. Und sie waren es
auch, die die Filme so schnell ins Internet gebracht haben.
Saddam pflegte, sich "al-Qaid al-Daruri" (unersetzlicher
Führer) nennen zu lassen.