Tafeln von Baalbek
Tafeln von Baalbek für Wilhelm II.

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??? - ??? n.Chr.

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Die Tafeln von Baalbek sind eine Geschenk Abdülhamid II. an Wilhelm II. bei dessen Besuch in Baalbek im November 1898.

Da der Wilhelm II. an Archäologie interessiert war, wollte er bei seinem Orientbesuch 1898 auch die Ruinen von Baalbek sehen. Zu diesem geplanten Anlass ließ der Abdülhamid II. eine große, zweiteilige Erinnerungstafel anfertigen und ließ sie Wilhelm II. bei seiner Ankunft dort präsentieren. Abdülhamid II. war nicht anwesend. Wilhelm II. durfte selbst wählen, wo in der Ruinenstadt die Tafeln später angebracht werden sollten. Der Kaiser wählte eine Stelle an der Wand des Bacchus-Tempels. Nicht bedacht wurde, dass sich die Ausgrabungen damals erst am Anfang befanden. Weitere tiefer gehende Ausgrabungen im Laufe der Zeit führten dazu, dass die Tafeln in fast zehn Metern Höhe hingen und sie daher niemand mehr lesen konnte.

In Osmanisch und Deutsch stand auf den Tafeln:

"Sultan Abd ul-Hamid II.
Kaiser der Ottomanen
Seinem Erlauchten Freunde
Wilhelm II.
Deutscher Kaiser, König von Preußen
und
der Kaiserin
Augusta Victoria
Zur Erinnerung an
Die gegenseitige unwandelbare
Freundschaft
und
Den Besuch der kaiserlichen Majestät
in Baalbek
Am 15. November 1898."

Das Datum war allerdings falsch, denn Wilhelm II. erreichte Baalbek bereits am 10. November, aber die Tafeln waren schon fertig gestellt.

20 Jahre nach dem Besuch besichtigte der britische General Allenby 1918 im Zuge der britischen Besetzung die Ruinen. Er befahl die Tafeln, die auf die Deutschen verwiesen zu entfernen und zu zerstören. Nur auf Drängen seines libanesischen Reiseführers, Michel Alouf, verzichtete er auf eine völlige Zerstörung und begnügte sich damit, dass man die Namen des Kaiserpaares herausmeißelt.

Bis 1972 galten die Tafeln als verschollen. Der deutsche Archäologe Hans-Christian Lankes saß in einer Gaststätte des Hotels Palmyra in Baalbek als ihm bei einem Gespräch mit dem Hotelier Bilder vom Kaiserbesuch und der Enthüllung der Tafeln gezeigt wurden. Lankes war erstaunt und fragte, ob jemand wisse, wo die Tafeln seien. Da stand der Hotelier auf und führte den Archäologen zu den mit einem Tuch abgedeckten Tafeln und erzählte die Geschichte vom General Allenby und dem libanesischen Führer, der sein Vater war. Die weißen Marmortafeln waren in schlimmem Zustand, ebenso wie der als Rahmen gedachte spitze Giebel mit einem nach oben offenem Lorbeerkranz. Hotelier und Archäologe verabredeten, dass man dafür sorgen wolle, dass die Tafeln restauriert, die Inschriften wieder hergestellt und wieder an ihren Platz aufgehängt werden würden.

Durch viele Streitigkeiten bei der Umsetzung des Planes und auch technischen Problemen beim Einmeißeln der gotischen Buchstaben dauerte es bis 1975, bis die restaurierten Tafeln - ohne den Rahmen, denn den wollte der Hotelier im Restaurant als Kundenfang behalten - hätten wieder angebracht werden können. Jedoch einen Tag vor der Anbringung brach im Libanon der Bürgerkrieg aus und Lankes musste das Land verlassen. Er ließ sich von seinem libanesischen Mitarbeiter zusagen, dass dieser die Arbeiten beenden würde. Erst fünf Jahre später, 1980, bekam er ein Foto von einem Kollegen aus Beirut: Die Tafeln hingen wieder. Es ist nicht bekannt, wann sie wieder angebracht werden konnten.

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