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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Tiberias ist eine drei Mal in der
Bibel
erwähnte Stadt am Westufer des See Genezareth.
Jesus
(a.) soll sich dort nach seiner Auferstehung seinen
Jüngern gezeigt haben. In der Bibel ist der See Genezareth als
See Tiberais erwähnt. Das ist deshalb von Bedeutung, weil die
angebliche Gründung der Stadt erst 17 n.Chr. durch Herodes
Antipas dadurch fragwürdig ist. Der Name soll zu Ehren des
römischen Kaisers Tiberius gewählt worden sein. Es ist aber
anzunehmen, dass bereits zuvor eine Ortschaft bestand, die zu
jener Zeit lediglich umbenannt und zur Hauptstadt der
Tetrarchie Galiläa-Peräa erklärt wurde. Nach manchen Quellen
wurde
Johannes (a.) um 30 n.Chr. in Tiberias hingerichtet.
Anfang des 3. Jh. n.Chr. wurde die Stadt zum Sitz des
Sanhedrin und damit Zentrum des
Judentums. Als 637 n.Chr.
Muslime die Stadt erobert haben, ließen sie die Einwohner
unbehelligt ihren Glauben weiter ausüben. Erst 1099, als die
Kreuzritter die Stadt erobert haben, wurde ein Teil der
ansässigen
Juden
vertrieben.
Am 2. Juli 1187 gelang Sultan Saladin die Rückeroberung der
Stadt bis auf die zwischenzeitlich ausgebaute Zitadelle, die
zunächst noch Widerstand leistete. Als aber das am 4. Juli
1187 das vereinte Heer der Kreuzritter in der Schlacht bei
Hattin vernichtend geschlagen wurde, endete auch der
Widerstand der Zitadelle. Der jüdische Gelehrte Maimonides,
der 1204 in Kairo starb, wurde seinem Wunsch entsprechend in
Tiberias beigesetzt.
Zur Zerstörung der Stadt kam es, als im Zuge von
politischen Verwicklungen die Stadt 1240 erneut unter die
Kontrolle der Kreuzritter gelangte und diese die Stadt
ausplünderten. Die Eroberung der Stadt durch die
Mamluken 1247 führte zur weitgehenden Zerstörung der noch
verbliebenen Gebäude. Erst mit Beginn der Herrschaft der
Osmanen über die Stadt ab 1517 n.Chr. folgte eine Zeit des
Friedens und der Besiedelung.
Die
Osmanen beließen die Stadt weitestgehend unter
Selbstverwaltung der
Juden.
1561 setzten sie den sephardischen
Juden
Joseph Nasi, Herzog von Naxos, als Gouverneur der Stadt ein.
Er war zuvor vor der Inquisition aus Portugal geflohen.
Mittels eines
Ferman
des Sultan ließ er die historischen Stadtmauern wieder
herstellen, die allerdings bei einem schweren Erdbeben 1837
zerstört wurden. eine weiter Zerstörung der Stadt erfolgte
1934 bei der großen Flut.
Vor Gründung Israels 1948 n.Chr. lebten in der Stadt fast
zur Hälfte
Juden
und zur Hälfte
Muslime sowie ein kleiner Teil
Christen, die allesamt in religiöser Toleranz zueinander
lebten. Bei der Staatsgründung wurden
Muslime und
Christen fast vollständig vertrieben.
Bei der großen Flut 1934 wurde die Altstadt am Ufer
und die Stadtmauern erneut zerstört. Die Stadtmauer wurde in
der Folge nicht wieder aufgebaut, die Wohngebiete wurden
vermehrt an höheren Stellen gebaut. 1940 hatte die Stadt
12.000 Einwohner, je zur Hälfte Araber und Juden. Als es 1948
zum israelischen Unabhängigkeitskrieg kam, flohen die Araber,
die zuvor über Jahrhunderte mit den Juden in Toleranz
nebeneinander gelebt hatten, aus der Stadt bzw. wurden aus ihr
vertrieben, die Altstadt wurde im Krieg abermals zerstört und
danach größtenteils wieder aufgebaut. In der Zeit nach der
Staatsgründung Israels hatte Tiberias den Status einer
Entwicklungsstadt. Der Nahe gelegene Vorort
Nasir-ud-Din wurde ausgelöscht.