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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
François de Tott, besser bekannt als Baron de Tott, war ein
französischer Diplomat und Militär ungarischer Herkunft, der
für die
Osmanen als Militärberater wirkte und später seine
Memoiren dazu verfasste.
Er ist am 17. August 1733 in Chamigny (Frankreich) als Báró
Tóth Ferenc als Sohn eines ungarischen Adligen geboren. Sein
Vater lebte im Exil in Frankreich. François de Tott wuchs in
Frankreich auf, trat als junger Bursche in das Husarenregiment
von Bercheny ein, wo seine steile Militärkarriere begann. Im
April 1755 begleitete Tott seinen Vater in die
Türkei,
wo die Franzosen als aufstrebende Kolonialmacht eigene
Interessen verfolgten. In
Istanbul heiratete er im gleichen Jahr Marie Rambaud, die
einer bedeutenden Lyoner Kaufmannsfamilie entstammte, welche
sich im 18. Jh. n.Chr. in
Istanbul niedergelassen hatte. Aus dieser Ehe hatte er
zwei Töchter. Als sein Vater 1757 n.Chr. starb, blieb er in
Istanbul. Er lernte
Türkisch
und befasste sich intensiv mit den Sitten und Bräuchen.
Im April 1763 kehrte er nach Frankreich zurück. Das
französische Interesse am Schwarzen Meer sollte durch einen
russisch-türkischen Krieg (1768–74) gestärkt werden, indem
beide Kontrahenten sich gegenseitig schwächten. Tott wird eine
maßgebliche Rolle durch seine Intrigen am Ausbruch des Krieges
zugeschrieben. Um der Überlegenheit der Russen
entgegenzuwirken, reiste Tott nach
Istanbul und half die Militärtechnik zu verbessern und
entwickelte die Lehre an der
Marinehochschule Heybeli mit. Als
die russische Flotte nach ihrem Sieg in der Seeschlacht von Çeşme (Juli 1770)
Istanbul bedrohte, wurde Tott die Verteidigung der
Dardanellen anvertraut. Tott schlug unter anderem den Aufbau
von sechs mit 50 Kanonen bestückten Küstenbatterien auf der
europäischen Seite der Meerenge sowie von fünf Batterien auf
der asiatischen Seite vor. Seine Pläne wurden umgesetzt,
wodurch die Russen an der Einfahrt in die Dardanellen
gehindert werden konnten.
Anfang 1771 half Tott den
Osmanen die russische Offensive gegen die Krim abzuwehren.
1772 beaufsichtigte er den Bau einer neuen modernen
Geschützgießerei in
Istanbul. 1773–75 war er verantwortlich für die
Ausbesserung älterer und den Aufbau neuer Festungen entlang
des
Bosporus betraut. Damals entwickelte er auch Pläne für den
Bau neuer Schiffe und überwachte deren Ausführung. Viele der
von ihm angeregten Verbesserungen des türkischen Militärs
wurden in der Zeit von
Abdülhamid I. umgesetzt.
Auf ausdrückliche Empfehlung der
Hohen Pforte erhob ihn Ludwig XV. im Juli 1773 in den Rang
eines Brigadier des armées. Nicht alle Militärs der
Osmanen trauten Tott, so dass dieser 1776 nach Frankreich
zurückkehrte. Von Frankreich wurde er in der Folge in
Nordafrika und in der
Levante eingesetzt; Gebiete, welche die Franzosen den
Osmanen streitig machen wollten. Nach 17-monatiger
Inspektionsreise kehrte Tott nach Paris zurück und beendete
seine Karriere im Staatsdienst. Er hatte bei seiner letzten
Mission auch den geheimen Auftrag gehabt, die Möglichkeiten
eines französischen Überfalls auf
Ägypten zu erkunden, was später Napoleon Bonaparte 1798
umsetzte.
Tott lebto fortan von zwei Pensionen vom Handels- und
Außenministerium. So fasste er die Ergebnisse seiner
Erfahrungen, Dienste und Forschungen im
Orient
in seinem Werk "Mémoires sur les Turcs et les Tatares"
(Memoiren mit den Türken und Tataren) in vier Bänden zusammen,
das 1784 in Amsterdam erschien. Im ersten Band beschreibt er
Istanbul, die damalige türkische Gesellschaft sowie ihr
politisches System,, das er als orientalischen Despotismus
beschrieb, der überwunden werden müsse. Im zweiten Band
beschreibt er das Alltagslebens der Krimtataren vor deren
Unterwerfung durch die Russen. Im dritten Band schildert er
seine Rolle als Militärberater der
Osmanen (1769–74). Im vierten Band beschreibt er unter
anderem
Ägypten und empfiehlt den Bau des Sueskanals.
Das Werk war so erfolgreich, dass mehrere Auflagen folgten.
Zu den Lesern des Werks soll der junge Napoleon gezählt haben.
Es folgten Übersetzungen in viele andere Sprachen. Die erste
deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel
"Merkwürdigkeiten und Nachrichten von den Türken und Tataren"
(3 Bde., Elbing 1786).
Als er in den Wirren Französischen Revolution von seinen
eigenen Soldaten in der Garnison Douais beschuldigt wurde ein
Anhänger der Aristokratie zu sein, floh er nach Paris und
weiter in die Schweiz. Über den Umweg Österreich gelangte er
nach Ungarn und lebte auf dem Gut eines alten Freundes seiner
Familie, des Grafen Tivadar Batthyány. Am 24. September 1793
starb Tott im Alter von 60 Jahren in Bad Tatzmannsdorf.