.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Transsexuell ist aus islamischer Sicht eine Person, die aus
geschlechtlicher Sicht im „falschen“ Körper geboren wurde.
Obwohl z.B. sie sämtliche inneren Merkmale und die
seelische Einstellung einer Frau hat, steckt sie im Körper
eines Mannes. Sie fühlt sich unwohl in dem Körper und würde
ihn am liebsten wechseln, falls es möglich wäre. Daher handelt
es sich hierbei nicht um eine Art von Krankheit, sondern um
eine Störung, die Geschlechtsidentitätsstörung genannt wird.
Die Ursachen für diese Störung sind noch nicht bekannt, liegen
aber möglicherweise in physischen Aspekten im frühen Stadium
der geschlechtlichen Entwicklung im Mutterleib und einem
hormonellen Ungleichgewicht. Der oder die Betroffene ist dann
mit diesem „Fehler“ geboren.
So weit die Möglichkeit dazu besteht, streben diese
Menschen eine operative und hormonelle, also körperliche
Geschlechtsumwandlung an. Nach sehr unterschiedlichen
Statistiken kommt dieses Phänomen immerhin ein Mal bei 10.000
oder 100.000 Geburten vor. Anders als bei Homosexuellen,
entwickeln diese Kinder bereits lange vor der Pubertät,
zuweilen im Vorschulalter, in sich das Gefühl, „anders“ zu
sein.
Für diesen Personenkreis gibt es heutzutage medizinische
Maßnahmen, die ihren Körper der eigentlichen seelischen
Identität weitgehend anpassen können.
Schiitische Gelehrte erlauben das. So ist in dem Buch
Antworten auf Rechtsfragen von
Imam
Chamene'i zu lesen:
Frage 198: Es gibt Personen, die äußerlich (zwar)
männlich sind, aber von den psychischen Aspekten her einige
Eigenschaften der Weiblichkeit haben, und sie haben
vollständige weibliche sexuelle Neigungen, so dass, falls sie
ihr Geschlecht nicht umwandeln, sie in Verderbnis geraten
werden. Ist es dann erlaubt, sie durch die Durchführung einer
Operation zu behandeln?
Antwort: Die erwähnte Operation ist zulässig, wenn sie
für die Auf-deckung und Offenlegung der tatsächlichen
Identität erfolgt, mit der Voraussetzung, dass diese
(Operation) nicht mit einer verbotenen Handlung verbunden ist
und keine Verderbnis daraus folgt.
Ähnliches gilt für sogenannte Zwitter. Zwitter sind
Menschen, die aufgrund ihres Körpers nicht eindeutig als
weiblich oder männlich erkannt werden können. In der
Fachsprache spricht man dann von einer
Sexualdifferenzierungsstörung bzw. Intersexualität. Solche
Störungen in der frühembryonalen Entwicklung sollen mehr als
ein Mal bei 5000 Geburten vorkommen. Meist wird darüber nicht
gesprochen, da eine Seite der Merkmale dominiert und die
andere dann „wegoperiert“ wird. Dazu heißt es wiederum bei
Imam
Chamene'i:
Frage 199: Wie ist das Urteil zur Durchführung einer
Operation, um einen Zwitter zur Frau oder zum Mann zu machen?
Antwort: Es gibt kein Hindernis dazu an sich, aber man
ist ver-pflichtet, vorsichtig zu sein, um nichts Verbotenes
anzugehen.
Da es sich in beiden Fällen aber um einen sehr gravierenden
körper-lichen Eingriff handelt, ist große Vorsicht angebracht.
Im ersteren Fall ist der Eingriff erst dann erlaubt, wenn der
oder die Betroffene kein Kind mehr ist und eingeständig
entscheiden kann.
Für die muslimische Gemeinschaft bedeutet das, dass jeder
Transsexuelle (oder in ein Geschlecht operierte Intersexuelle)
– ob vor oder nach der Operation – mit dem gleichen Respekt zu
behandeln ist, wie jeder andere Mensch auch! Transsexuelle
dürfen nach ihrer Geschlechtsumwandlung auch heiraten und
werden in jeder Hinsicht gleichwertig behandelt! Es sei an
dieser Stelle erwähnt, dass
Imam
Chomeini (geheiligt werde seine Seele) bereits Anfang der
1960er Jahre ein
Rechtsurteil [fatwa] bezüglich der Erlaubnis zur
Geschlechtsumwandlung herausgegeben hat, als der von der
westlichen Welt mit allen Mitteln unterstützte
Schah Muhammad Reza Pahlavi so etwas abgelehnt hat.
Weil innerhalb der Gesellschaften vieler
Muslime nach wie vor gewisse Vorurteile und Abneigungen
gegen Transsexuelle bestehen, hat
Imam
Chamene'i Anfang des 21. Jh. bewusst eine umoperierte,
prominente Transsexuelle in der
Islamischen Republik Iran empfangen (aus dem Buch
Liebesverschmelzung).