Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

An Bord des »Jean Bart«.

Blidah (Algerien), Januar 1870.

Der Tag neigte sich bereits zu Ende, als wir die Herberge von Mr. Paul verließen, die ganz tief in den Schluchten der Chiffa liegt. Der Himmelsstrich, den wir über unseren Häuptern sahen, war von der sinkenden Sonne in Glut getaucht, und das Tal, noch feucht von geschmolzenen Schneemassen, prangte wie ein herrlicher grüner Smaragd.

Mr. Paul geleitete uns bis zur Biegung des Weges, dann übergab er uns unsere Reitpeitschen, wünschte uns eine gute Reise und riet uns, unsere Tiere zur Eile anzutreiben, damit wir noch vor Nacht die Schluchten hinter uns hätten.

So galoppierten wir denn in schwindelndem Lauf, Seite an Seite, den Abgrund entlang. Breite Palmwedel, buschige Zweige grüner Eichen, der Dunkelheit schon verschmolzen, glitten wie Schatten hoch über uns hinweg. Zuweilen schnellte die traurige Gestalt eines arabischen Hirten im weißen Burnus gespensterhaft aus dem Gesträuch hervor ...

Und dann, ganz plötzlich, wurden die Schluchten breit und die Ebene von Medjerdah breitete sich vor uns aus in ihrer Unendlichkeit ... Unsere Pferde, die der weite Raum wild erregte, beschleunigten noch ihren Lauf und gingen in jenen zügellosen Galopp über, den indianische Mären schildern. Die Nacht war gekommen; vom mattroten Horizont, wo Wolken sich zusammenballten, lösten sich die scharfen Umrisse einiger ferner Berge, und unter uns schlängelte sich undeutlich verschwimmend die Chiffa durch die dunklen Massen der Johannisbrotbäume.

Ein für Algerien charakteristischer Duft lag in den Lüften. Irrregeführt auf diesem nicht deutlich sichtbaren Weg, erstarrt von Kälte, Wind und rasender Schnelligkeit, überließen wir den Pferden die Führung.

Nach einer kurzen Rast in einer Kolonistenfarm erreichten wir Blidah, einer nach dem andern.

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