An Bord des »Tonnerre«.
15. Januar 1878.
An jedem Abend, in winterlicher Dunkelheit durchfahre ich
die Reede von Lorient in der Dampfschaluppe, die von Yves
gesteuert wird. Zwischen Auswerfen und Hochziehen des Ankers
schreit' ich die Länge des Hafens entlang. Betrete Land, den
einsamen Kai, und erreiche mein leeres Zimmer. Erklimme die
rauchige Treppe, grüße im Vorbeigehen flüchtig meine Hausfrau
und ihre Tochter an ihrem bretonischen Kamin, und dann bin ich
allein auf meiner Bude.
Unter der Türe pfeift der Wind herein, und das Feuer kann
nicht zünden.
Liebe kleine Aziyadé, so ist's wohl weniger gefährlich als
wie einst, nach den Nächten in Stambul, in unser Haus in Eyoub
zu gelangen, das niemand uns wiedergibt ... Doch mein Herz
erbebt in Jammer, wenn ich dein gedenke ...
Hier sind meine glücklichen Abende jene, in denen Yves frei
ist und bei mir weilt. Dann entfachen wir ein lustiges Feuer.
Seine Intelligenz öffnet sich im Kontakt mit der meinen, einer
Fülle von Dingen, von Beobachtungen und Einfällen, die ihm bis
dahin fremd gewesen sind.
Ich erzähle ihm von Stambul und er hört verständig zu.
Glücklicherweise ist wenigstens meine Wohnung nicht
armselig. Not zu sehen ist mir ein Greuel, besonders die Not
der »Chambre garnie«. Mein kleiner Salon, den außer Yves kaum
jemand betritt, ist freundlich in rotem Samt gehalten und
bietet alle Bequemlichkeit. Meine gute alte Wirtin füllt meine
Vasen mit weißen und rosa Kamelien, Blumen, die hier
allenthalben blühen, die jedoch anderwärts selten und kostbar
sind.
Bei mir geschah es auch, daß Yves zum erstenmal in seinem
Leben in einem Lehnstuhl saß und sich darin sehr wohl befand.