Brief von Pierre Lotis Schwester.
Fontbruant, 27. März 1877.
Liebes Brüderlein!
Zu jeder Stunde des Tages denke ich Dein. Ich nehme teil an
allen Deinen Schmerzen. Ich weiß und ich verstehe, daß Du sehr
leiden mußt. Oft habe ich Tränen vergossen, als ich Aziyadés
Geschichte las, denn ich ahne, daß sie wahr ist in allen
Einzelheiten. Das arme Kind ist nicht verantwortlich zu machen
für Fehler, die es beging, Du aber bist es, und Dir fehlt die
Kraft ... So kommt es, daß der große türkische
Fatalitätsgedanke Deine Phantasie gefangen nimmt ... Wohl
liegt Bestimmung in allen Tatsachen. Doch wir müssen fähig
sein, ihre Härten zu mildern und Versuchungen abzuwehren. Der
Gedanke der Reinheit, das Gesetz der christlichen Liebe zieht
über all diesen Dingen seine ewigen Kreise. Gottes Gnade
erleuchtet und läutert. Sie lehrt, nicht zu verzweifeln an
allem, was groß und gut und edel ist. Mög' unser guter Gott
Dich führen, liebes Brüderlein. Du hast seit einiger Zeit ihm
öfter den Blick zugewandt. Du wirst noch mehr nach ihm
schauen. Leb wohl und tausend Küsse.
Marie.