Dakar, Juli 1874.
Heute nacht habe ich mich sehr gefürchtet in dem
alleinstehenden Pavillon, der ganz am Ende von der alten
Mulattin Garten liegt.
Es war Bamboula bei den leprakranken Frauen, und ich hörte
von weither ihren Lärm und Gesang.
Ich lag zu Bett, ich war sogar im Begriff einzuschlummern,
als ich inne ward, daß der Lärm immer näherkam ... Eine
ungewisse Furcht hielt mich nun wach, und diese Furcht nahm in
dem Maße zu, als Trommelwirbel und wüster Stimmenklang
deutlicher zu vernehmen waren ...
Als die Bande nur mehr zwei Schritte entfernt war,
erinnerte ich mich plötzlich mit Entsetzen, daß meine Tür und
meine Fenster weit offen geblieben waren. Doch blieb mir keine
Zeit, denn schon erreichten die spukhaften Tänzerinnen meine
Schwelle, und ich mußte den Hexensabbat miterleben.
Beim hellen Schein des Mondes sah ich einige Sekunden lang
aussätzig aufgedunsene Leiber sich inbrünstig hin und her
bewegen, sah Handstümpfe, von furchtbaren weißen Krusten
bedeckt, und Gesichter ohne Nasen und Lippen grinsten mich aus
unmittelbarer Nähe mit gespensterhafter Heiterkeit an, als
äfften mich böse Träume ...
Dann zogen die Aussätzigen mit Sang und Schall weiter, und
ich war befreit. Doch lange noch umwehte es mich wie
Leichenduft, und alles rings um mich schien mir beschmutzt zu
sein ...