Brunn
Nachdem auf die beschriebene Weise zwei Tage in Budin Ruhe
und Rast gehalten war, wurden die Flecken Gran und Tyrnau
passiert und dann der Holics genannte Flecken erreicht. Dieser
Ort ist ein recht schöner, auf der Grenze zwischen Ungarn und
Mähren gelegener Flecken. Er ist ein Privateigentum des
Kaisers. Außerdem, dass er ringsherum mit Gärten und
Schlössern des Königs geschmückt ist, ist er bis zu dem vier
Stunden von ihm entfernten Flecken Göding weit und breit mit
malerisch geschmückten Brücken auf den Gewässern, ebenen Wegen
und Erfrischung spendenden Wäldchen umgeben, und so ein
entzückender Ort. Von seinen Bewohnern wird erzählt, dass der
römische Kaiser jährlich ein- oder zweimal zur Erholung nach
Fiolics komme, um dem Jagdvergnügen nachzugehen; sowie auch,
dass er für die Ausbesserung der erwähnten Wege von den Hin-
und Herreisenden für jeden Pferdekopf 3 Para zu nehmen pflege.
So ist es ersichtlich, dass man auch von uns 120 Para nahm.
Da der erwähnte Flecken Göding an der oberen Grenze der
Provinz Mähren gelegen ist, so sind dort einige Zollbeamte
stationiert. Nach ihrer Gewohnheit, von den Ladungen der
Reisenden Zoll zu nehmen, forderten sie auch von uns Zoll. Auf
unsere abschlägige Antwort hin antworteten sie jedoch:
„Solange wir keinen Zoll erhalten, lassen wir euch nicht
weiter ziehen; es sei denn, dass ihr, da unsere
Oberzoll-Beamten in der Stadt Brunn sind, damit einverstanden
seid, dass alle eure Sachen versiegelt werden, damit die
Regelung der Angelegenheit, wie es erforderlich ist, erfolgen
kann. Somit ließen wir, um nicht aufgehalten zu werden, — mit
Ausnahme des Küchengerätes — all unser Gepäck und die Kisten
mit den kaiserlichen Geschenken versiegeln. So wurde die Stadt
Brunn erreicht.
Diese Stadt hat zwei Festungsringe, einen innern und einen
äußern, und zahlreiche Vorstädte. Da in ihr als Statthalter
der ganzen Provinz Mähren ein General mit Namen Bote
residiert, so war schon einen Tag vor unserer Ankunft ein chan
ähnliches, ostavia genanntes Haus geräumt und hergerichtet
worden, so dass wir darin absteigen konnten.
Als wir am folgenden Tage aufbrechen wollten, kamen ihre
Oberzollbeamten in unser Haus. Weil sie nun außer von unseren
Kleidungsstücken von allem, was wir bei uns hatten, ganz
besonders von den kaiserliehen Geschenken, die wir mit uns
führten, Zoll zu nehmen und in roher Anmaßung unsere Koffer zu
untersuchen ansinnig wurden, so wurde ihnen gesagt, daß von
Gesandten Zoll zu verlangen nicht Brauch sei, wofür doch auch
als Beispiel bekannt sei, dass es jedem in Konstantinopel
ankommenden österreichischen Gesandten mit allem Gepäck, das
er bei sich hat, selbst wenn er in Begleitung von ein oder
zwei Kaufleuten ist, von Seiten der Zollbeamten der hohen
Pforte in keinerlei Weise an Wohlwollen fehle, und dem
Gesandten seine Sachen unberührt wieder übergeben werden.
Deshalb sei diese ihre Handlungsweise äußerst sonderbar und
unfreundlich. Da sie jedoch erwiderten: "Selbst wenn unser
Kaiser hier durchkäme, so wäre es unsere Pflicht, seine Sachen
durchzusehen und Zoll einzuziehen. Selbstverständlich sind wir
deshalb gezwungen, all euer Gepäck zu öffnen und
abzuschätzen," und da sie sich wegen ihrer Zollforderung
wieder sehr eigene sinnig und halsstarrig zeigten, so hielten
wir uns, um leichter einen Ausweg finden zu können, einen Tag
in jener Stadt auf. Gegen Abend jenes Tage traf ich nach
endlosen Auseinandersetzungen einen Kurier, der von dem zu
Wien residierenden preußischen Gesandten nach Berlin gegangen
war und jetzt wieder nach Wien zurückkehrte. Deshalb sagte ich
: „Hier dieser preußische Kurier geht nach Wien. Wenn Ihr noch
weiter auf Eurer Forderung besteht wie bisher, werde ich noch
einige Tage hier bleiben und die Sache seiner Majestät dem
Kaiser schreiben, um mich zu beschweren.
Da sie nun dachten, dass sie durch dieses Schreiben an den
Kaiser sich vielleicht einen Verweis zuziehen könnten, so
milderten sie ihre Schroffheit und erwiderten: „Wenn Ihr uns
ein Schreiben aushändigt, den Zoll nachträglich zu zahlen für
den Fall, dass der Kaiser ihn von Euch verlangt, so werden wir
von einer Zollforderung abstehen. Wir sahen uns so genötigt,
ihnen ein derartiges Schreiben auszuhändigen, womit wir uns
ihrer entledigten.
Als wir nun am folgenden Tage in Richtung nach der an der oberen Grenze Mährens gelegenen Festung ölmütz
aufzubrechen gedachten, kam nach seiner Gewohnheit der Herbergswirt plötzlich heraus und brachte seinerseits eine Forderung vor von 183 Piaster für Herbergsmiete. Nach dem Grund und der Ursache seiner Forderung gefragt, sagte er: „Einen Tag vor Eurer Ankunft kam eine Bestimmung von Seiten unseres Generals,
dass in unserer ostaria niemand absteigen solle. Nun hatten wir aber inzwischen ein Fest, wobei wir doch 70 bis 80 Piaster hätten verdienen
können. Da wir nun durch Euch jenes Geldes verlustig gegangen sind, so sind wir genötigt, die genannte Summe von Euch als Entschädigung zu fordern. So
bestanden sie hartnäckig auf der Forderung von Piaster. Erst nachdem sie auf drängendes Bitten ihrer Führer 100 Piaster erhalten hatten, standen sie davon ab, uns weiter zu schädigen.
Als wir nun nach Beseitigung der verdrießlichen Belästigung durch den Zollbeamten und den Herbergswirt eben wieder in Ruhe aufatmen wollten, da nahte schon ein neuer
Verdruss. Weil nämlich von dem Budiner General dem unserem Gefolge zugeteilten Oftizial wiederholentlich befohlen war, uns von dem erwähnten Flecken Gran an von der Poststraße weg, von Dorf zu Dorf zu führen, war deshalb vorher an jedes Dorf geschrieben worden, die Pferde bereit zu halten; so kam man auch auf diesem Wege nach dem oben erwähnten Flecken Holics. Da aber dort in der Unterhaltung mit den Bewohnern dem erwähnten Offizial erklärt wurde,
dass es doch bedeutend leichter sei, auf der Poststraße zu reisen, so zog man wieder auf die Poststraße, verließ also den über die Dörfer geplanten Weg und gelangte auf dem Postwege in die oben genannte Stadt Brunn. Da kamen nun einige Dorfälteste mit der grundlosen Behauptung:
"Wir hatten in unseren Dörfern Pferde für Euch bereit gehalten, doch seid ihr auf einem anderen Wege gekommen. Wir fordern den Lohn für die Euretwegen bereitgehaltenen Pferde. Mit solch unsinnigem Gerede belästigten auch sie uns einige Stunden, bis wir ihnen nach endlosem Wortwechsel zur Antwort gaben:
"Wir sind des Weges unkundige Fremde. Welchen Weg man uns
führt, den gehen wir. Wer die Pferde auch bestellt haben mag, von ihm
müsst Ihr die Vergütung fordern " Damit brachen wir zur Weiterreise auf.