Leobschütz
Am dritten Tage unserer Abreise von Brunn erreichten wir
die erwähnte Festung Olmütz schon in der Mittagszeit. Deshalb
übernachteten wir dort nicht. Als wir nun, um unsere Reise
möglichst zu beschleunigen, Olmütz wieder verlassen wollten,
da kam man noch mit einer Mietsforderung für die vorbereitete
Herberge und nötigte den Posthalter, uns keine Pferde zu
geben. Damit hinderte man uns 3 bis 4 Stunden am Weiterreisen.
Als wir von Olmütz aus nach Passieren der Sternberg, Hof
und Teschen genannten Flecken die eine Post-Station von der
preußischen Grenze entfernte, Troppau genannte Hauptstadt von
österreichisch Schlesien erreichten, kam von Preußen ein
Conseiller genannter Mann uns entgegen mit der Meldung: „Ihr
Mihmandar erwartet Sie in dem Flecken Leobschütz." Deshalb
brachen wir am folgenden Tage von der erwähnten Stadt auf und
kamen nach Passieren noch einiger österreichischer Flecken
nach dem Flecken Jägerndorf. Da wir bei der Ankunft erfuhren,
dass Leobschütz von dem genannten Flecken zwei Stunden
entfernt war und deshalb bis zum Abend nicht erreicht werden
konnte, so blieben wir auch in Jägerndorf eine Nacht.
Als wir am folgenden Tage, dem 17. dschemazlewwel [22.
Januar 1791] nach Passieren einiger Dörfer preußisch
Schlesiens uns dem Dorfe Türmitz näherten, empfing uns der zum
Mihmandar bestimmte Major Roeder^O mit 5 bis 6 Offizialen und
20 bis 30 Reitern und geleitete uns zum Frühstück in dem
erwähnten Dorte, in ein Haus, in dem er schon alles hatte
bereiten lassen. Nachdem wir das Frühstück eingenommen hatten,
sagte er: „Seine Majestät der König lässt Ihnen seinen Gruß
entbieten Er ist äußerst erfreut über Ihre Bevollmächtigung
zur Festigung des zwischen unseren beiden Staaten
verwirklichten und unaufhörlich wirksam gehaltenen, festen,
schönen Bündnisses, sowie vor allem darüber, dass gerade Sie
zu dieser Gesandtschaft auserwählt sind, weil er Sie ja schon
seit langem kennt. So erwartet er Ihre Ankunft in Berlin.
Damit ließ er uns in die bereitgehaltene, mit 7 Pferden
bespannte Kutsche steigen und brachte uns nach dem oben
erwähnten Flecken Leobschütz.
Um ihre Freude über unser Kommen zu zeigen, hatten die
Einwohner das Tor, durch das wir die Stadt betreten mussten,
sowie die Tür der Herberge, in der wir absteigen sollten, und
die Umgebung mit grünen Tannenbäumen geschmückt. Dazu standen
über dem Stadttor mit dicker Schrift die Worte zu lesen: "Die
uns räumlich entfernte Türkei ist uns durch offenbare
Freundschaft nahegekommen".
Als wir in der Herberge, die sie für uns vorbereitet
hatten, abstiegen, kam der General Ralv, der Oberst
kommandierende der gesamten schlesischen Reiterei, mit den
übrigen Honoratioren der Stadt, um uns ihren Besuch
abzustatten und ihrer Freude und Befriedigung über unsere
Mission Ausdruck zu geben.