Die Blätter der Niederwerfung
(As-Sahifat-us-Sadschadiyya)
Imam
Zain-ul-Abidin (a.)
16. Eines seiner Bittgebete zum Erbitten von Vergebung und
Anflehen um Verzeihung seiner Fehler
Allah unser, oh Jener, bei Dessen
Barmherzigkeit die Sündigen Hilfe suchen, oh Jener, bei Dessen
Erwähnung seiner Güte die Bedrängten Zuflucht suchen, oh
Jener, bei Dem die Fehlerbehafteten aus Furcht vor Ihm weinen,
oh Trost jedes Befremdeten, Verlassenen, oh Erlösung jedes
Bekümmerten, Betrübten, oh Hilfe jedes im Stich gelassenen
Einzelnen, oh Stütze jedes Bedürftigen, Vertriebenen.
Du bist Derjenige, Der alle Dinge mit
Barmherzigkeit und Wissen umfasst hat. Du bist Derjenige, Der
jedem Geschöpf einen Anteil an Deinen Gaben zugeteilt hat. Du
bist Derjenige, Dessen Verzeihung höher steht als Seine
Bestrafung. Du bist Derjenige, Dessen Barmherzigkeit Seinen
Zorn übertrifft.
Du bist Derjenige, Dessen Geben mehr sind
als Sein Verwehren. Du bist Derjenige, dessen Fülle sich auf
die gesamten Geschöpfe ausdehnt. Du bist Derjenige, Der keine
Belohnung möchte von demjenigen, dem Er gegeben hat. Du bist
Derjenige, Der nicht übertreibt bei der Bestrafung desjenigen,
der ungehorsam Ihm gegenüber war.
Und ich, oh mein Gott, bin Dein Diener,
dem Du befohlen hast zu bitten und der daraufhin sprach: „Hier
bin ich, bereit, Dir zu gehorchen und stehe zu Deiner
Verfügung. Hier bin ich, oh Herr, ausgestreckt vor Dir. Ich
bin derjenige, dessen Fehler seinen Rücken überlastet haben.
Ich bin derjenige, der sein Leben mit Sünden aufgebraucht hat.
Ich bin derjenige, der ungehorsam zu Dir war aufgrund von
seiner Unwissenheit, obwohl Du das von Ihm nicht verdient
hast. Oh mein Gott, würdest Du Dich desjenigen, der Dich
bittet, erbarmen, so dass ich sehr bitte? Oder würdest Du
denjenigen, der bei Dir weint, vergeben, so dass ich mich eile
mit dem Weinen? Oder würdest Du demgegenüber Nachsicht zeigen,
der sein Gesicht vor Dir demütig im Staub wälzt? Oder würdest
Du jemandem, der seine Bedürftigkeit im Vertrauen auf Dich bei
Dir beklagt hat, Wohlstand schenken?
Mein Gott, weise denjenigen, der keinen
anderen Geber als Dich findet, nicht ab. Lasse nicht im Stich
denjenigen, der auf Dich nicht verzichten kann wegen einem
anderen, der niedriger ist als Du. Mein Gott so segne Muhammad
und seine Familie und wende Dich nicht von mir ab, wo ich auf
Dich zugekommen bin, verwehre mich nicht, während ich Dich
gebeten habe, und schlage mein Gesicht nicht mit der
Zurückweisung, wo ich vor Dir stehe. Du bist Derjenige, Der
die Gnade zu Seiner Eigenschaft gemacht hat. So segne Muhammad
und seine Familie und habe Gnade mit mir. Du bist Derjenige,
Der die Verzeihung zu Seinem Namen gemacht hat, so verzeihe
mir.
Wahrlich, Du hast bereits, oh mein Gott,
das Fließen meiner Tränen aus Angst vor Dir, das Rasen meines
Herzen aus Furcht vor Dir und die Schwächung meiner
Körperglieder aus Ehrfurcht zu Dir gesehen. All dieses ist aus
Scham vor Dir wegen meinen schlechten Taten. Deswegen ist
meine Stimme leise geworden, so dass sie nicht (mehr) laut
ist, und meine Zunge ist stumm geworden beim Anflehen von Dir.
Oh mein Gott, Dir gebührt die
Dankpreisung. Wie oft hast Du eine Schande bei mir verdeckt
und hast mich nicht entblößt. Wie oft hast Du eine Sünde bei
mir verhüllt und mich nicht offenbar werden lassen. Und wie
viele Makel hast Du bei mir gekannt und hast die Hüllen davor
nicht zerreißen lassen, mir die Schande daraus nicht auferlegt
und Du hast das Schändliche davon denjenigen aus meiner
Nachbarschaft und den Neidern von Deinen Gaben an mich, die
meine Fehler suchen, nicht gezeigt. Und trotzdem hat mich das
nicht daran gehindert, mich zu dem Schlimmen zu eilen, was Du
von mir erfahren hast.
Oh mein Gott, wer ist dann unwissender
als ich über seine Rechtleitung? Wer ist seines Glückes
weniger bewusst als ich? Wer ist entfernter als ich von der
Verbesserung seiner Seele, da ich das, was Du mir von Deiner
Versorgung gegeben hast, für das ausgegeben habe, was Du mir
verwehrt hast an Ungehorsamkeiten Dir gegenüber? Wer ist
tiefer in Falschheit versunken und kommt mit festen Schritten
auf das Schlimme zu als ich, da ich zwischen Deiner Einladung
und der Einladung des Teufels stand und ich seiner Einladung
gefolgt bin, ohne dass ich blind war hinsichtlich der Kenntnis
über ihn oder aus Vergessenheit über das, was ich über ihn
auswendig kenne? Obwohl ich in dem Moment sicher war, dass
Deine Einladung zum Paradies führt und seine Einladung zum
Feuer.
Gepriesen bist Du: Wie erstaunlich ist
das, was ich gegen meine Seele bezeuge und was ich an
verdeckten Dingen von mir aufzähle. Noch verwunderlicher sind
Deine große Geduld mit mir und Dein Verzögern der Vergeltung
an mir. All das ist nicht aus Ehrung von Dir mir gegenüber,
sondern aus Langmut Deinerseits an mich und aus Gunsterweisung
von Dir an mich, damit ich mich vom Ungehorsam gegenüber Dir
zurückhalte, die Zorn bringt, damit ich von meinen
erniedrigenden Handlungen ablasse und weil Dir Deine
Verzeihung meiner lieber ist als meine Bestrafung.
Oh mein Gott, vielmehr habe ich mehr
Sünden, hässlichere Spuren, schlimmere Taten, stärkere
Unbedachtheit bei der Falschheit, schwächere Wachsamkeit beim
Gehorsam Dir gegenüber und weniger Achtsamkeit und
Aufmerksamkeit hinsichtlich Deiner Warnung, als dass ich meine
Fehler aufzählen kann oder dass ich in der Lage bin, meine
Sünden zu erwähnen.
Doch ich tadle damit meine Seele aus
Hoffnung auf Deine Barmherzigkeit, wodurch die Lage der
Sündigen in Ordnung gebracht wird und um Deine Gnade bittend,
wodurch die Hälse der Fehlerbehafteten befreit werden.
Allah unser, hier ist mein Nacken, der
versklavt wurde von den Sünden. So segne Muhammad und seine
Familie und befreie ihn (den Nacken) durch Deine Verzeihung.
Hier ist mein Rücken, den meine Fehltaten überlastet haben. So
segne Muhammad und seine Familie und erleichtere ihn (den
Rücken) durch Deine Gunst.
Oh mein Gott, selbst wenn ich zu Dir
weine, bis meine Augenlieder fallen, mich beklage, bis mir die
Stimme versagt, zu Dir (rituell) bete bis meine Füße
anschwellen, mich vor Dir verbeuge, bis meine Wirbelsäule sich
ausrenkt, mich niederwerfe vor Dir bis meine Pupillen
herausfallen, lebenslang Erdenstaub esse, bis zum Ende meines
Lebens Aschenwasser trinke und während all dem Deiner gedenken
würde, bis meine Zunge stumm wird, und meinen Blick nicht zu
dem Horizont der Himmel aus Scham vor Dir richte, würde ich es
nicht verdienen, damit eine einzige schlechte Tat meiner
schlechten Taten gelöscht zu bekommen. Selbst wenn Du mir
vergeben würdest, falls ich Deiner Vergebung würdig wäre oder
wenn Du mir verzeihen würdest, falls ich Deine Verzeihung
verdienen sollte, dann wäre das dennoch nicht verdientes Recht
von mir und ich wäre es nicht wert, das gewährt zu bekommen,
weil meine (eigentliche) Strafe von Dir, als ich angefangen
habe, Dir gegenüber ungehorsam zu sein, die Hölle wäre. Wenn
Du mich also bestrafen würdest, wärest Du nicht ungerecht zu
mir.
Mein Gott: Da Du mich mit Deiner Decke
verhüllt und mich nicht entblößt hast, geduldig warst mir
gegenüber kraft Deiner Großzügigkeit und mir nicht schnell
vergolten hast, mir gegenüber langmutig warst mit Deiner Gunst
und (dadurch) Deine Gaben bei mir nicht verändert und Deine
Gefälligkeit bei mir nicht getrübt hast, so hab Erbarmen mit
meinem langen Anflehen, meinem tiefen Elend und meiner
schlimmen Situation.
Allah unser segne Muhammad und seine
Familie und schütze mich vor dem Ungehorsam, setze mich ein
bei Gehorsam, schenke mir schönen Gesinnungswandel, reinige
mich durch die Reue, unterstütze mich durch Unbescholtenheit,
bessere mich durch Unversehrtheit, lasse mich die Süße der
Vergebung schmecken, mache mich durch Deine Verzeihung zum
Befreiten und zum Erlösten durch Deine Gnade und schreibe mir
Schutz vor Deinem Zorn zu. Überbringe mir diese schöne
Nachricht in diesem Leben vor dem nächsten Leben durch eine
schöne Nachricht, die ich erkenne und lasse mich das erkennen
durch ein mir deutliches Zeichen, denn so etwas ist in Deiner
Fülle nicht unmöglich, ist für Deine Macht keine Erschwernis,
übersteigt nicht Deine Geduld und ermüdet Dich nicht in den
vielen Geschenken, auf die Deine Zeichen zeigen, denn Du tust,
was Du willst, und urteilst, wie Du willst. Wahrlich, Du bist
aller Dinge mächtig.