Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Die Rolle des Fürsten der Gläubigen (a.) im letzten Jahr des Lebens des Propheten (s.)

Die Abordnung der Christen vom Nadschran und die gegenseitige Verfluchung (Mubahala)

Als der Islam sich nach der Eroberung (Mekkas) und den nachfolgenden erwähnten Schlachten ausbreitete und seine Macht gefestigt war, begannen Delegationen, dem Propheten (s.) Besuche abzustatten. Einige von ihnen nahmen den Islam an, während andere (nur) Sicherheit wollten, so dass sie zu ihren Völkern zurückkehren und ihnen über die Einstellung berichten konnten, die er (der Prophet, s.) ihnen gegenüber hatte.

Unter denen, die in einer Delegation zu ihm kamen, war Abu Haritha, der Bischof von Nadschran. Mit dreißig Christen, einschließlich des Stellvertreters (´aqib), des Oberhauptes (Sayyid) und der ´Abd al-Masih[1]. Sie kamen in Mekka an zur Zeit des Nachmittagsgebets. Sie trugen Gewänder aus Seide[2] und Kreuze. Die Juden näherten sich ihnen, und sie befragten einander. Da sagten die Christen zu ihnen: „Ihr fußt auf nichts“, und die Juden sagten zu ihnen (ebenfalls): „Ihr fußt auf nichts“, und darüber sandte Allah, Der Erhabene, folgendes herab: Die Juden sagen: „Die Christen fußen auf nichts“; und die Christen sagen: „Die Juden fußen auf nichts“.[3]..

Als der Prophet (s.) das Nachmittagsgebet verrichtet hatte, kamen sie auf ihn zu, an ihrer Spitze der Bischof. Dieser sagte zu ihm (dem Propheten, s.): „O Muhammad, was sagst du über den Herrn, den Messias?“ „Er ist ein Diener Allahs, den Er erwählt und (dessen Gebet) Er erfüllt hat“, sagte der Prophet (s.). „Weißt du, Muhammad, ob er einen Vater hat, der ihn gezeugt hat?“, fragte ihn der Bischof. „Er wurde nicht aufgrund einer Ehe geboren, so dass er einen Vater haben könnte“, sagte der Prophet (s.) „Wie kannst du sagen, dass er ein Diener ist, der geschaffen worden ist, da du doch nur jemanden als einen geschaffenen Diener anerkennst, der aufgrund von einer Ehe (zwischen Mann und Frau) geboren wurde und somit einen Vater hat?“, entgegnete der Bischof. Allah, Der Erhabene, offenbarte diese Verse in der Sure „Al´Imran“ als Antwort auf ihn:

Wahrlich, Jesus ist vor Allah wie Adam. Er erschuf ihn aus Erde, dann sprach Er zu ihm: „Sei!“, und er war. Die Wahrheit ist es von deinem Herrn, so sei nicht der Zweifler einer. Die nun mit dir darüber streiten nachdem, was dir an Wissen ward, (zu denen) sprich: „Kommt, lasst uns rufen unsere Söhne und eure Söhne, unsere Frauen und eure Frauen, unsere Seelen und eure Seelen; dann lasst uns inbrünstig beten und den Fluch Allahs herabbeschwören auf die Lügner.“[4]

Der Prophet (s.) rezitierte den Christen (diese Verse) und forderte sie zu einem Gebet mit anschließender gegenseitigen Verfluchung (Mubahala) auf und sagte: „Allah, Erhaben ist Sein Name, teilte mir mit, dass die Strafe auf denjenigen herabkommen wird, der nach der Mubahala Unrecht hat, und dadurch wird die Wahrheit von der Falschheit klar unterschieden werden“. Der Bischof versammelte sich mit dem ´Abd al-Masih und dem Stellvertreter zu einem Beratungsgespräch, und sie kamen darüber überein, bis zum nächsten frühen Morgen (mit der Entscheidung) zu warten. Als sie zu ihren Leuten zurück­kehrten, sagte der Bischof zu ihnen: „Schauen wir, was Muhammad morgen tun wird. Wenn er mit seinen Kindern und seiner Familie kommt, dann seid vor einer Mubahala mit ihm gewarnt. Wenn er aber mit seinen Gefährten kommt, dann macht die Mubahala mit ihm, denn er glaubt an etwas anderes (als an die Wahrheit).“

Als der Morgen hereinbrach, kam der Prophet (s.) und hielt den Fürsten der Gläubigen, ´Ali ibn Abi Talib (a.) bei der Hand, al-Hassan und al-Hussain gingen vor ihnen, und Fatima (a.) ging hinter ihm. Die Christen kamen heraus, an ihrer Spitze ihr Bischof.

Als er den Propheten (s.) sah und diejenigen, mit denen er gekommen war, fragte er, wer das sei, und er bekam die Antwort: „Es ist sein Cousin ´Ali ibn Abi Talib, der sein Schwiegersohn, der Vater seiner beiden Enkel und derjenige war, der ihm von allen Geschöpfen am liebsten war. Diese beiden Kinder sind die beiden Söhne seiner Tochter und von ´Ali (a.), und sie sind ihm am liebsten von allen Geschöpfen. Diese Frau ist seine Tochter Fatima, die ihm der liebste der Menschen ist, und sie steht seinem Herzen am nächsten.“ Der Bischof schaute den Stellvertreter, den Obersten (Sayyid) und den ´Abd al-Masih an: „Seht doch, er hat die Herausragenden seiner Leute mitgebracht, darunter seine Söhne und seine Familie, um mit ihnen die Mubahala durchzuführen, fest überzeugt, dass er im Recht ist. Bei Allah, er wäre nicht mit ihnen gekommen, wenn er die Befürchtung gehabt hätte, dass der Beweis gegen ihn sprechen könnte. So warne ich euch vor einer Mubahala mit ihm. Bei Allah, wenn es nicht um die Position des Kaisers (von Byzanz) ginge, dann würde ich mich ihm ergeben[5]. So macht Frieden mit ihm um das, was zwischen ihm und euch vereinbart wird. Geht zurück zu euren Ländern und denkt darüber nach.“ „Wir sind der gleichen Meinung wie du“, sagten sie, und der Bischof sagte: „Abu al-Qasim, wir werden keine Mubahala mit dir machen, vielmehr werden wir Frieden mit dir machen. So schließe (auch) Frieden mit uns, wie wir es vorschlagen.“ Der Prophet (s.) schloss Frieden mit ihnen für die (Zahlung) von zweitausend Brustpanzern, jeder von ihnen hatte einen Wert von gut vierzig Dirham. Wenn sie im Wert schwankten, würde es mitberechnet. Der Prophet (s.) schrieb ihnen ein Dokument aus, worin (verbrieft) war, über welche (Bedingungen) er mit ihnen Frieden geschlossen hatte, das folgendermaßen lautete:

„Im Namen Allahs, Des Gnädigen, Des Barmherzigen.

Dieses Dokument ist von Muhammad, dem Propheten und Gesandten Allahs, für Nadschran und ihr Gefolge. In Gold und Silber ausgedrückt, Datteln und Sklaven, nichts wird von ihnen genommen werden außer zweitausend Brust­panzern im Werte von vierzig Dirham pro Stück. Wenn der Wert schwankt, dann wird es berechnet (in der Gesamtrechnung). Sie werden tausend davon im Monat Safar bezahlen, und tausend davon im Monat Radschab. Außerdem sind sie verpflichtet, vierzig Dinar für eine Wohnung für meinen Abgesandten zu bezahlen, nicht mehr als das. Auch für jedes Vorkommnis[6], das in Jemen passiert, sind sie verpflichtet, von jedem, der Land bewohnt, ein garantiertes Darlehen von dreißig Brustpanzern, dreißig Pferden und dreißig Kamelen zu zahlen, als garantiertes Darlehen. Für diesen (Gegenwert) werden sie den nachbarlichen Schutz Allahs (dschiwar Allah) sowie den Schutz (dhimma) von Muhammad ibn ´Abdallah genießen, und wer von ihnen nach diesem Jahr Wucherzinsen nimmt, dem wird mein Schutz entzogen.“

Die Leute nahmen das Dokument an sich und gingen fort.

In der Geschichte der Leute von Nadschran liegt ein klarer Beweis der Vorzüge des Fürsten der Gläubigen (a.), zusätzlich zu dem Zeichen des Propheten (s.) und dem Wunder, das auf sein Prophetentum hinweist. Ist es denn nicht erkennbar, dass die Christen sein Prophetentum anerkannten, und dass er (Imam ´Ali, a.) sie davon überzeugte, von der Mubahala Abstand zu nehmen, und dass sie wussten, dass wenn sie die Mubahala durchgeführt hätten, sie Strafe verdient hätten? Er (Imam ´Ali, a.) vertraute fest auf den Sieg über sie sowie auf den Erfolg durch den Beweis (den der Prophet, s.) gegen sie (bringen würde). Allah, Der Erhabene, sprach Sein Urteil in dem Vers über die Mubahala, dass der Fürst der Gläubigen (a.) die Seele des Gesandten Allahs (s.) war und dadurch enthüllte, dass er den Gipfel der Tugend erreicht hatte, dass er dem Propheten (s.) hinsichtlich der Vollkommenheit und der Reinheit (´isma) von Sünde gleichgestellt war. Allah machte ihn, seine Gattin und seine beiden Söhne, die altersmäßig sehr nahe zueinander waren, zu einem Beweis für Seinen Propheten (s.) und zu einem Beleg für Seine Religion. Er (Allah) gab ein schriftliches Urteil (im Qur´an), dass al-Hassan und al-Hussain seine (des Propheten, s.) Söhne[7] waren, und dass Fatima (a.) „seine Frauen“ war, auf die die Erwähnung und die Anrede im Aufruf zur Mubahala und Diskussion abzielte. Diese Vorzugsstellung teilte niemand mit ihnen in der Ummah, noch kommt irgendjemand ihnen auch nur darin nahe, noch hat (irgendjemand) etwas ähnliches an sich, das so bedeutsam wäre. Das (alles ist zu berücksichtigen) zusammen mit den hervorragenden Tugenden, die ihm vorangingen, wie wir schon erwähnt haben.

[1] Es handelt sich hier vermutlich um Grade der Geistlichkeit der dortigen Christen.

[2] Das wird auch deshalb erwähnt, weil im Islam Männer keine Seide tragen dürfen, Anm. d. Übers.

[3] Heiliger Qur´an: 2: 113

[4] Heiliger Qur´an: 3: 59-61

[5] d.h. Muslim werden, Anm. d. Übers.

[6] Kriegshandlung, Anm. d. Übers.

[7] Der Prophet (s.) bezeichnete seine beiden Enkel immer als „seine Söhne“ womit er die herausragende Stellung des zweiten und dritten Imams auch verdeutlichen wollte, Anm. d. Übers.

 

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