Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib
Die Rolle des Fürsten der Gläubigen (a.) im letzten Jahr
des Lebens des Propheten (s.)
Die Abordnung der Christen vom Nadschran und die
gegenseitige Verfluchung (Mubahala)
Als der Islam sich nach der Eroberung
(Mekkas) und den nachfolgenden erwähnten Schlachten
ausbreitete und seine Macht gefestigt war, begannen
Delegationen, dem Propheten (s.) Besuche abzustatten. Einige
von ihnen nahmen den Islam an, während andere (nur) Sicherheit
wollten, so dass sie zu ihren Völkern zurückkehren und ihnen
über die Einstellung berichten konnten, die er (der Prophet,
s.) ihnen gegenüber hatte.
Unter denen, die in einer Delegation zu
ihm kamen, war Abu Haritha, der Bischof von Nadschran. Mit
dreißig Christen, einschließlich des Stellvertreters (´aqib),
des Oberhauptes (Sayyid) und der ´Abd al-Masih.
Sie kamen in Mekka an zur Zeit des Nachmittagsgebets. Sie
trugen Gewänder aus Seide
und Kreuze. Die Juden näherten sich ihnen, und sie befragten
einander. Da sagten die Christen zu ihnen: „Ihr fußt auf
nichts“, und die Juden sagten zu ihnen (ebenfalls):
„Ihr fußt auf nichts“, und darüber sandte Allah, Der
Erhabene, folgendes herab: Die Juden sagen: „Die Christen
fußen auf nichts“; und die Christen sagen: „Die Juden fußen
auf nichts“...
Als der Prophet (s.) das Nachmittagsgebet
verrichtet hatte, kamen sie auf ihn zu, an ihrer Spitze der
Bischof. Dieser sagte zu ihm (dem Propheten, s.): „O
Muhammad, was sagst du über den Herrn, den Messias?“ „Er ist
ein Diener Allahs, den Er erwählt und (dessen Gebet) Er
erfüllt hat“, sagte der Prophet (s.). „Weißt du,
Muhammad, ob er einen Vater hat, der ihn gezeugt hat?“,
fragte ihn der Bischof. „Er wurde nicht aufgrund einer Ehe
geboren, so dass er einen Vater haben könnte“, sagte der
Prophet (s.) „Wie kannst du sagen, dass er ein Diener ist,
der geschaffen worden ist, da du doch nur jemanden als einen
geschaffenen Diener anerkennst, der aufgrund von einer Ehe
(zwischen Mann und Frau) geboren wurde und somit einen Vater
hat?“, entgegnete der Bischof. Allah, Der Erhabene,
offenbarte diese Verse in der Sure „Al´Imran“ als Antwort auf
ihn:
Wahrlich, Jesus ist vor Allah wie
Adam. Er erschuf ihn aus Erde, dann sprach Er zu ihm: „Sei!“,
und er war. Die Wahrheit ist es von deinem Herrn, so sei nicht
der Zweifler einer. Die nun mit dir darüber streiten nachdem,
was dir an Wissen ward, (zu denen) sprich: „Kommt, lasst uns
rufen unsere Söhne und eure Söhne, unsere Frauen und eure
Frauen, unsere Seelen und eure Seelen; dann lasst uns
inbrünstig beten und den Fluch Allahs herabbeschwören auf die
Lügner.“
Der Prophet (s.) rezitierte den Christen
(diese Verse) und forderte sie zu einem Gebet mit
anschließender gegenseitigen Verfluchung (Mubahala) auf und
sagte: „Allah, Erhaben ist Sein Name, teilte mir mit, dass
die Strafe auf denjenigen herabkommen wird, der nach der
Mubahala Unrecht hat, und dadurch wird die Wahrheit von der
Falschheit klar unterschieden werden“. Der Bischof
versammelte sich mit dem ´Abd al-Masih und dem Stellvertreter
zu einem Beratungsgespräch, und sie kamen darüber überein, bis
zum nächsten frühen Morgen (mit der Entscheidung) zu warten.
Als sie zu ihren Leuten zurückkehrten, sagte der Bischof zu
ihnen: „Schauen wir, was Muhammad morgen tun wird. Wenn er
mit seinen Kindern und seiner Familie kommt, dann seid vor
einer Mubahala mit ihm gewarnt. Wenn er aber mit seinen
Gefährten kommt, dann macht die Mubahala mit ihm, denn er
glaubt an etwas anderes (als an die Wahrheit).“
Als der Morgen hereinbrach, kam der
Prophet (s.) und hielt den Fürsten der Gläubigen, ´Ali ibn Abi
Talib (a.) bei der Hand, al-Hassan und al-Hussain gingen vor
ihnen, und Fatima (a.) ging hinter ihm. Die Christen kamen
heraus, an ihrer Spitze ihr Bischof.
Als er den Propheten (s.) sah und
diejenigen, mit denen er gekommen war, fragte er, wer das sei,
und er bekam die Antwort: „Es ist sein Cousin ´Ali ibn Abi
Talib, der sein Schwiegersohn, der Vater seiner beiden Enkel
und derjenige war, der ihm von allen Geschöpfen am liebsten
war. Diese beiden Kinder sind die beiden Söhne seiner Tochter
und von ´Ali (a.), und sie sind ihm am liebsten von allen
Geschöpfen. Diese Frau ist seine Tochter Fatima, die ihm der
liebste der Menschen ist, und sie steht seinem Herzen am
nächsten.“ Der Bischof schaute den Stellvertreter, den
Obersten (Sayyid) und den ´Abd al-Masih an: „Seht doch, er
hat die Herausragenden seiner Leute mitgebracht, darunter
seine Söhne und seine Familie, um mit ihnen die Mubahala
durchzuführen, fest überzeugt, dass er im Recht ist. Bei
Allah, er wäre nicht mit ihnen gekommen, wenn er die
Befürchtung gehabt hätte, dass der Beweis gegen ihn sprechen
könnte. So warne ich euch vor einer Mubahala mit ihm. Bei
Allah, wenn es nicht um die Position des Kaisers (von Byzanz)
ginge, dann würde ich mich ihm ergeben.
So macht Frieden mit ihm um das, was zwischen ihm und euch
vereinbart wird. Geht zurück zu euren Ländern und denkt
darüber nach.“ „Wir sind der gleichen Meinung wie du“,
sagten sie, und der Bischof sagte: „Abu al-Qasim, wir
werden keine Mubahala mit dir machen, vielmehr werden wir
Frieden mit dir machen. So schließe (auch) Frieden mit uns,
wie wir es vorschlagen.“ Der Prophet (s.) schloss Frieden
mit ihnen für die (Zahlung) von zweitausend Brustpanzern,
jeder von ihnen hatte einen Wert von gut vierzig Dirham. Wenn
sie im Wert schwankten, würde es mitberechnet. Der Prophet
(s.) schrieb ihnen ein Dokument aus, worin (verbrieft) war,
über welche (Bedingungen) er mit ihnen Frieden geschlossen
hatte, das folgendermaßen lautete:
„Im Namen Allahs, Des Gnädigen, Des
Barmherzigen.
Dieses Dokument ist von Muhammad, dem
Propheten und Gesandten Allahs, für Nadschran und ihr Gefolge.
In Gold und Silber ausgedrückt, Datteln und Sklaven, nichts
wird von ihnen genommen werden außer zweitausend Brustpanzern
im Werte von vierzig Dirham pro Stück. Wenn der Wert schwankt,
dann wird es berechnet (in der Gesamtrechnung). Sie werden
tausend davon im Monat Safar bezahlen, und tausend davon im
Monat Radschab. Außerdem sind sie verpflichtet, vierzig Dinar
für eine Wohnung für meinen Abgesandten zu bezahlen, nicht
mehr als das. Auch für jedes Vorkommnis,
das in Jemen passiert, sind sie verpflichtet, von jedem, der
Land bewohnt, ein garantiertes Darlehen von dreißig
Brustpanzern, dreißig Pferden und dreißig Kamelen zu zahlen,
als garantiertes Darlehen. Für diesen (Gegenwert) werden sie
den nachbarlichen Schutz Allahs (dschiwar Allah) sowie den
Schutz (dhimma) von Muhammad ibn ´Abdallah genießen, und wer
von ihnen nach diesem Jahr Wucherzinsen nimmt, dem wird mein
Schutz entzogen.“
Die Leute nahmen das Dokument an sich und
gingen fort.
In der Geschichte der Leute von Nadschran
liegt ein klarer Beweis der Vorzüge des Fürsten der Gläubigen
(a.), zusätzlich zu dem Zeichen des Propheten (s.) und dem
Wunder, das auf sein Prophetentum hinweist. Ist es denn nicht
erkennbar, dass die Christen sein Prophetentum anerkannten,
und dass er (Imam ´Ali, a.) sie davon überzeugte, von der
Mubahala Abstand zu nehmen, und dass sie wussten, dass wenn
sie die Mubahala durchgeführt hätten, sie Strafe verdient
hätten? Er (Imam ´Ali, a.) vertraute fest auf den Sieg über
sie sowie auf den Erfolg durch den Beweis (den der Prophet,
s.) gegen sie (bringen würde). Allah, Der Erhabene, sprach
Sein Urteil in dem Vers über die Mubahala, dass der Fürst der
Gläubigen (a.) die Seele des Gesandten Allahs (s.) war und
dadurch enthüllte, dass er den Gipfel der Tugend erreicht
hatte, dass er dem Propheten (s.) hinsichtlich der
Vollkommenheit und der Reinheit (´isma) von Sünde
gleichgestellt war. Allah machte ihn, seine Gattin und seine
beiden Söhne, die altersmäßig sehr nahe zueinander waren, zu
einem Beweis für Seinen Propheten (s.) und zu einem Beleg für
Seine Religion. Er (Allah) gab ein schriftliches Urteil (im
Qur´an), dass al-Hassan und al-Hussain seine (des Propheten,
s.) Söhne
waren, und dass Fatima (a.) „seine Frauen“ war, auf die die
Erwähnung und die Anrede im Aufruf zur Mubahala und Diskussion
abzielte. Diese Vorzugsstellung teilte niemand mit ihnen in
der Ummah, noch kommt irgendjemand ihnen auch nur darin nahe,
noch hat (irgendjemand) etwas ähnliches an sich, das so
bedeutsam wäre. Das (alles ist zu berücksichtigen) zusammen
mit den hervorragenden Tugenden, die ihm vorangingen, wie wir
schon erwähnt haben.