Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib
Die Umstände der letzten Krankheit des Propheten und
seines Todes
Zu den Dingen, die seine Verdienste und
seine besondere Stellung bekräftigten und seinen besonderen
Rang charakterisierten, gehörten die Ereignisse, die der
Abschieds-Pilgerfahrt folgten, die eine neue Bedeutung durch
den Gesandten Allahs (s.) erhielten und die aufgrund der
Bestimmung Allahs passierten. Dies war, als der Prophet durch
die Nähe seines Ablebens (die Notwendigkeit) erkannte, (zu
tun), was er seiner Ummah schon gesagt hatte. Er sprach Mal um
Mal zu den Muslimen und warnte sie vor Zwietracht nach ihm
sowie vor Widersetzlichkeit gegen ihn (´Ali, a.). Er
bekräftigte seine Empfehlung, an seiner Sunna und den Dingen
festzuhalten, über die es Eintracht und Übereinstimmung gab.
Er drängte sie, seiner Familie zu folgen, ihr zu gehorchen,
sie zu unterstützen, zu behüten und an ihnen in der Religion
festzuhalten, und er warnte sie eindringlich davor, gegen sie
zu opponieren oder vom Glauben abzufallen.
Eine der Angelegenheiten, die er erwähnte
und über die unter den Überlieferern Übereinstimmung und
Konsens herrscht ist, dass er (der Prophet, s.) sagte: „O
ihr Menschen, ich bin euch vorangegangen und ihr werdet zu mir
kommen bei dem See (des Paradieses). Wahrlich, ich werde euch
nach den beiden schwerwiegenden Dingen (thaqalain) fragen.
Gebt acht, wie ihr mir hinsichtlich dessen folgen werdet, denn
Der Gütige und Allkundige hat mir mitgeteilt, dass diese
beiden sich nie voneinander trennen werden, bis sie mich
treffen werden. Ich bat meinen Herrn darum, und Er gewährte es
mir. Wahrlich, ich habe diese beiden euch hinterlassen: Das
Buch Allahs und meine Familie (Ahl-al-Bait). Versucht nicht,
ihnen zuvorzukommen, denn dann werdet ihr euch zerstreuen,
vernachlässigt sie nicht, denn dann werdet ihr zugrunde gehen,
und versucht nicht, sie zu (be)lehren, denn sie sind wissender
als ihr. O ihr Menschen, auf dass ich euch nach mir nicht
vorfinde, dass ihr wieder Ungläubige geworden seid und einige
von euch die anderen töten, denn dann werdet ihr mich in einem
Regiment finden wie eine Flut von Soldaten. Wahrlich, ´Ali ibn
Abi Talib ist mein Bruder und mein Testamentsvollstecker. Nach
mir wird er für die (wahrhaftige) Interpretation des Qur´an
kämpfen, so wie ich für dessen Herabsendung kämpfte.“
Er (s.) veranstaltete eine Sitzung nach
der andern, bei der er diese und ähnliche Worte benutzte. Dann
übertrug er ´Usama ibn Zaid ibn Harith das Kommando. Er
beauftragte ihn, mit einer großen Anzahl der Ummah dahin
auszurücken, wo sein Vater im byzantinischen Imperium getötet
worden war. Er beschloss, die Vordersten von den Muhadschirun
und den Ansar in seiner Armee auszuschicken, so dass zur Zeit
seines Ablebens sich keine Leute (mehr) in Medina befinden
würden, die über die Führerschaft uneinig sein und sich
Hoffnungen auf die Befehlsgewalt über die Menschen machen
würden. So wollte er die Situation für denjenigen ordnen, der
nach ihm kommen würde, so dass sich keine Streitparteien über
sein Recht streiten würden. So gab er (´Usama) den Befehl, wie
schon erwähnt, und drängte auf den Auszug (der Männer). So
befahl er ´Usama, aus Medina mit dem Heer nach al-Dschurf
auszuziehen, und er drängte die Leute, zu ihm zu gehen und mit
ihm auszuziehen, und er warnte sie davor, (diesen Befehl)
zögerlich und schwerfällig (auszuführen).
In dieser Situation kam ein Leiden über
ihn, an dem er (später) verschied. Als er die Krankheit
fühlte, die ihn heimsuchte, nahm er ´Ali bin Abi Talib (a.)
bei der Hand. Eine Gruppe von Leuten folgte ihm, und er ging
in Richtung des (Friedhofs) al-Baqi´, und er sprach zu denen,
die ihm gefolgt waren: „Mir wurde befohlen, für die Leute
von al-Baqi´ (den Toten) um Vergebung zu bitten“, und sie
gingen mit ihm, bis er vor ihnen stehen blieb, und er sprach:
„Friede sei mit euch, ihr Leute der Gräber, möge es euch
wohl ergehen, wo ihr jetzt seid (im Gegensatz zu der
Situation), in der sich die Menschen befinden, wo Zerwürfnisse
über die Menschen gekommen sind wie der Einbruch der finsteren
Nacht, wenn das erste (Zerwürfnis) dem letzten folgen wird.“
Dann bat er lange für die (Toten) in den Gräbern um Vergebung,
dann ging er auf den Fürsten der Gläubigen, ´Ali ibn Abi Talib
(a.), zu und sagte: „Dschibril (a.) pflegte jedes Jahr mit
mir den Qur´an einmal durchzulesen. Dieses Jahr (aber) las er
ihn zweimal mit mir durch. Das kann ich nur so verstehen, dass
meine Zeit gekommen ist.“ Dann sagte er: „´Ali, ich
hatte die Wahl, ewig bei den Schätzen der Welt zu verbleiben
oder ins Paradies zu kommen. Ich wählte das Zusammentreffen
mit meinem Herrn. Wenn ich gestorben bin, dann wasche mich.
Bedecke meine Blöße, so dass nur ein Blinder sie sehen kann.“
Dann kehrte er zu seinem Haus zurück und
blieb dort drei Tage in schwachem Zustand. Dann ging er zur
Moschee mit verbundenem Kopf, mit seiner rechten Hand auf den
Fürsten der Gläubigen ´Ali ibn Abi Talib gestützt, und auf
al-Fadhl ibn ´Abbas mit seiner linken. Er stieg auf die
Kanzel, setzte sich darauf und sagte: „Ihr Menschen, die
Zeit meines Fortgangs von euch ist gekommen. Wessen Güter noch
bei mir sind, der soll zu mir kommen, ich werde sie ihm geben,
und wem ich noch etwas schulde, der soll es mich wissen
lassen. Ihr Leute, zwischen Allah und jedem (Menschen)
ist nichts, womit Er ihm das Beste geben oder womit Er das
Böse von ihm abhält, außer die Taten. Ihr Leute, bei Dem, Der
mich mit der Wahrheit gesandt hat, lasst niemanden behaupten
oder wünschen, dass irgendetwas anderes als die (gute) Tat
zusammen mit der Gnade Allahs (euch) retten kann. Wenn ich
(Allah) ungehorsam gewesen wäre, dann wäre ich (in Verdammnis)
hinabgestürzt. O Allah, habe ich (nun Deine Botschaft)
verkündet?“
Er stieg hinab und führte die Leute in
einem kurzen Gebet an, dann ging er ins Haus. Zu dieser Zeit
war er im Hause Umm Salamas (r.) und blieb dort ein oder zwei
Tage. ´A´ischa kam zu ihr, um sie zu bitten, ihn zu ihrem Haus
zu bringen, damit sie ihn betreuen konnte. Sie hatte die
(anderen) Frauen des Propheten (s.) gefragt, und sie hatten es
ihr erlaubt.
Nachdem er den (letzten) Gruß (des
Gebets) gesprochen hatte, ging er in sein Haus (zurück) und
rief Abu Bakr, ´Umar und eine Gruppe von Muslimen, die in der
Moschee anwesend gewesen waren. „Habe ich euch nicht
befohlen, mit der Armee von ´Usama zu gehen?“, fragte er.
„Doch, o Gesandter Allahs“, sagten sie. „Warum habt
ihr dann nicht sofort meinen Befehl ausgeführt?“, fragte
er (der Prophet, s.) . „Ich bin (dorthin) gegangen“,
erwiderte Abu Bakr, „aber ich kehrte zurück, um meinen
Treueid mit dir zu erneuern“, und ´Umar sagte:
„Gesandter Allahs, ich bin nicht ausgezogen, weil ich die
Reisenden nicht nach dir fragen wollte.“ „Geht zu der Armee
von ´Usama“, sagte der Prophet (s.), „geht zu der Armee
von ´Usama!“ Dies wiederholte er dreimal, dann wurde er
ohnmächtig vor Schwäche, die über ihn gekommen war sowie vor
Kummer. Er blieb eine Weile bewusstlos, während die Muslime
weinten, und seine Gattinnen wie auch die Frauen und Kinder
der Muslime, sowie die (anderen) Muslime, die anwesend waren,
erhoben ein Wehklagen. Der Gesandte Allahs (s.) kam zu sich
und schaute sie an, dann sagte er: „Bringt mir Tinte und
Papier, ich will euch etwas aufschreiben, damit ihr nach mir
niemals irregehen werdet“, dann wurde er (wieder)
ohnmächtig, und einer von den Anwesenden stand auf, um nach
Tinte und Papier zu suchen. „Komm zurück“ sagte ´Umar
zu ihm, „er ist im Delirium!“, und er ließ ab (vom
Suchen).(Später) bereuten diejenigen, die dabeigewesen waren,
ihre Trägheit, dass sie (dem Propheten nicht schnell genug)
Tinte und Papier gebracht hatten, und beschuldigten sich
gegenseitig. Sie sagten: „Allahs sind wir, und zu Ihm
kehren wir zurück, und wir sind bekümmert über unseren
Ungehorsam gegen den Gesandten Allahs.“
Als der Gesandte Allahs (s.) zu sich kam,
sagte einer von ihnen (den Anwesenden): „Wir werden dir
nicht Papier und Tinte bringen, o Gesandter Allahs,“ und
er (der Prophet) sagte: „Möge (Allah) den vernichten, der
euch „Nein“ sagen ließ. Aber ich werde euch etwas Besseres
durch meine Familie vermachen.“ Dann wandte er sich von
den Leuten ab. Sie erhoben sich (um hinauszugehen), und
al-Abbas, al-Fadhl, ´Ali ibn Abi Talib und seine engsten
Familienmitglieder blieben bei ihm. „Gesandter Allahs“,
sagte al-Abbas, „wenn diese Sache auf uns übertragen wird,
dann teile es uns mit, und wenn du weißt, dass wir besiegt
werden, dann gib uns eine Empfehlung.“ „Ihr werdet nach mir
die Entrechteten sein“, sagte (der Prophet, s.), dann
schwieg er. Die Leute standen auf und weinten vor Verzweiflung
(über den bevorstehenden Verlust) des Propheten (s.). Als sie
hinausgegangen waren, sagte er (s.): „Bringt meinen Bruder
´Ali ibn Abi Talib und meinen Onkel zu mir zurück.“ Sie
schickten jemanden, um sie zu rufen, und sie brachten sie. Als
er sie Platz nehmen lassen hatte, sagte der Gesandte Allahs
(s.): „O ´Abbas, Onkel des Gesandten Allahs, wirst du mein
Vermächtnis annehmen, mein Versprechen erfüllen und meine
Schuld begleichen?“ „Gesandter Allahs, dein Onkel ist ein
alter Mann mit großer Familie, du wetteiferst mit dem Wind in
Sachen Freigiebigkeit und Großzügigkeit. Du hast Versprechen
gemacht, die dein Onkel nicht einhalten kann.“ Dann wandte
er sich an ´Ali ibn Abi Talib und sagte zu ihm: „Mein
Bruder, wirst du mein Vermächtnis annehmen, mein Versprechen
erfüllen, meine Schuld begleichen und dich um die Belange
meiner Familie kümmern nach mir?“ „Ja, Gesandter Allahs“,
sagte er (´Ali, a.). „Komm näher zu mir“, sagte er (der
Prophet). Er ging zu ihm, und er umarmte ihn. Er (der Prophet,
s.) nahm seinen Ring vom Finger und sagte: „Nimm diesen und
stecke ihn an deinen Finger“, sagte er (der Prophet). Dann
rief er nach seinem Schwert, seiner Rüstung und seinem
Brustpanzer, und er überreichte sie ihm (´Ali, a.). Er hielt
nach dem Tuch Ausschau, das er sich um seine Taille
geschlungen hatte, wenn er seine Waffen anlegte, um in den
Krieg zu ziehen. Es wurde ihm gebracht, und er überreichte es
dem Fürsten der Gläubigen (a.) und sagte zu ihm: „Geh im
Namen Allahs in dein Haus.“
Am nächsten Tage wurden die Leute von ihm
abgeschirmt, da er schwer krank war. Der Fürst der Gläubigen
(a.) trennte sich nur von ihm, wenn er Notwendiges zu tun
hatte, und dann musste er gehen, um sich um einige Dinge zu
kümmern. Er (der Prophet, s.) kam zu Bewusstsein und vermisste
´Ali (a.) und sagte, während seine Gattinnen um ihn herum
waren: „Ruft meinen Bruder und Gefährten zu mir.“ Seine
Schwäche überkam ihn (erneut), und er schwieg. „Ruft Abu
Bakr zu ihm“, sagte ´A´ischa,
und dieser wurde gerufen. Er kam zu ihm (dem Propheten) herein
und setzte sich an sein Kopfende. Als er seine Augen öffnete,
sah er ihn an und wandte sich von seinem Gesicht ab. Abu Bakr
stand auf und sagte: „Wenn er das Bedürfnis hätte, mich (zu
sehen), dann hätte er es mir mitgeteilt.“ Als er
hinausgegangen war, wiederholte der Gesandte Allahs (s.), was
er gesagt hatte: „Ruft meinen Bruder und Gefährten zu mir“,
und Hafsa
sagte: „ Ruft ´Umar“, und er wurde gerufen. Als der
Prophet (s.) ihn sag, wandte er sich von ihm ab, und er
(´Umar) ging weg. Dann sagte er (der Prophet): „Ruft meinen
Bruder und Gefährten zu mir“, und Umm Salama (r.) sagte:
„Ruft ´Ali zu ihm, denn er meint niemand anderen“, und
der Fürst der Gläubigen (a.) wurde gerufen. Als er nahe an ihn
herangekommen war, machte er (der Prophet, s.) ihm ein
Zeichen, dass er sich zu ihm niederbeugen sollte. Der Gesandte
Allahs (s.) sprach geheim zu ihm eine längere Zeit. Dann stand
er (´Ali, a.) auf und setzte sich neben ihn, bis der Gesandte
Allahs (s.) in Schlummer fiel. Die Leute sagten zu ihm:
„Was hat er gesagt, Abu al-Hassan?“ „Er lehrte mich tausend
Tore (des Wissens), und jedes Tor eröffnete mir (weitere)
tausend Tore. Er vermachte mir, was ich übernehmen werde, so
Allah will.“ Dann wurde er sehr schwer krank, dem Tode
nahe, und der Fürst der Gläubigen (a.) war bei ihm. Als seine
Seele kurz vor dem Entschwinden war, sagte er zu ihm (´Ali,
a.):
„Lege meinen Kopf in deinen Schoß,
´Ali, denn der Befehl Allahs, Des Erhabenen, (für meinen Tod)
ist gekommen. Wenn meine Seele fortgeht, dann nimm sie in die
Hand und reibe dein Gesicht damit. Dann lege mich in Richtung
Gebetsrichtung (Qibla). Führe meinen Befehl aus und bete für
mich (das Totengebet) als erster von den Leuten, und trenne
dich nicht von mir, bis du mich in mein Grab gelegt hast, und
erbitte die Hilfe Allahs Des Erhabenen.“
Da nahm ´Ali (a.) seinen Kopf und legte
ihn in seinen Schoß. Dann verlor er (der Prophet, s.) die
Besinnung. Fatima (a.) beugte sich hinab, um in sein Gesicht
zu sehen, trauerte und weinte um ihn: „Möge er mit den
weißen Wolken (die Wasser) auf sein Gesicht (gießen) getränkt
werden. (Er war) die Hilfe für die Waisen und der Schutz für
die Witwen.“
Der Gesandte Allahs (s.) öffnete seine
Augen und sagte mit schwacher Stimme: „Mein Töchterchen, das
ist, was dein Onkel, Abu Talib, gesagt hatte. Sag es nicht,
sage vielmehr: „Muhammad ist nur ein Gesandter. Vor ihm
sind Gesandte dahingegangen. Wenn er nun stirbt oder getötet
wird, werdet ihr umkehren auf euren Fersen?“
Sie weinte lange, und er bedeutete ihr,
nahe zu ihm zu kommen. Sie tat es, und er vertraute ihr etwas
an, was ihr Gesicht aufleuchten ließ. Dann verschied er (s.),
und die rechte Hand des Fürsten der Gläubigen (a.) war unter
seinem Kinn, und seine Seele ging hinein (in ´Alis. a.) Hand.
Er hob sie hoch an sein Gesicht und wischte damit darüber,
dann legte er ihn in die Richtung der Qibla, schloss seine
Augen, breitete sein Taillengewand (izar) über ihn aus und
beeilte sich, seinen Befehl auszuführen.
Der Überlieferung zufolge wurde Fatima
(a.) gefragt: „Was war es, was der Gesandte Allahs (s.) dir
anvertraute, das den Kummer und Erschütterung über seinen Tod
von dir nahm?“, und sie antwortete: „Er teilte mir mit, dass
ich das erste Mitglied der Ahl-al-Bait sein werde, das ihm
folgen wird, und dass es nicht lange dauern wird, bis ich bei
ihm sein werde. Das nahm den Kummer von mir hinweg.“
Als der Fürst der Gläubigen (a.) ihn
waschen wollte, rief er al-Fadhl ibn al-Abbas und befahl ihm,
für seine Waschung Wasser zu bringen, nachdem er ein Tuch auf
seine Augen gebreitet hatte. Dann riss er sein Hemd auf von
der Tasche bis zum Nabel. Er (a.) führte seine Waschung aus,
balsamierte (seinen Körper) ein und wickelte ihn ins
Leichentuch, während al-Fadhl ihm das Wasser reichte und ihm
half. Als er die Waschung und die Herrichtung (des Körpers)
beendet hatte, trat er vor und verrichtete allein für ihn (das
Gebet), und niemand war dabei, der mit ihm gebetet hatte.
(Währenddessen) erörterten die Muslime in
der Moschee (die Frage,) wer ihnen im (Toten-) Gebet für ihn
(den Propheten, s.) vorstehen und wo er bestattet werden
sollte. Der Fürst der Gläubigen (a.) kam zu ihnen und sagte:
„Der Gesandte Allahs (s.) ist unser Imam, ob lebendig oder
tot. Darum soll eine Gruppe nach der anderen von euch (für ihn
beten), und sie sollen für ihn ohne einen Imam beten und
weggehen. Allah, Der Erhabene, nahm (die Seele eines)
Prophet(en) nur an einem Ort (zu sich), an dem er gerne
begraben werden möchte. Ich werde ihm in dem Zimmer begraben,
in dem er hinweggenommen wurde.“ Die Leute akzeptierten
dies und waren damit einverstanden.
Als die Muslime für ihn (den Propheten,
s.) gebetet hatten, schickte al-Abbas ibn ´Abd al-Muttalib
einen Mann zu Abu ´Ubaida ibn al-Dscharrah, und der hob
gewöhnlich die Gräber für die Mekkaner aus, und das war bei
den Mekkanern üblich. Er ließ außerdem (jemanden) zu Zaid ibn
Sahl, der die Gräber und Gruften für die Medinenser auszuheben
pflegte. Er rief sie beide und sagte: „O Allah, erwähle
(einen von den beiden) für deinen Propheten.“ Es stellte
sich heraus, dass das Abu Talha Zaid ibn Sahl sein würde, und
es wurde ihm befohlen, ein Grab für den Gesandten Allahs (s.)
auszuheben, und er hob eine Gruft für ihn aus. Der Fürst der
Gläubigen (a.) betrat sie, (zusammen mit) al-Abbas ibn ´Abd
al-Muttalib, al-Fadhl ibn al-Abbas und Usama ibn Zaid, um das
Begräbnis des Gesandten Allahs (s.) durchzuführen, und die
Ansar riefen von hinter dem Hause her: „´Ali, wir erinnern
dich an Allah und unser Recht hinsichtlich des Gesandten
Allahs (s.), (da wir befürchten), dass wir es verlieren. Lasse
einen Mann von uns eintreten, so dass auch wir einen Anteil an
dem Begräbnis des Gesandten Allahs (s.) haben.“ „Lasst Aus ibn
Chawali hereinkommen“, erwiderte er. Er war ein
hervorragender Mann von den Bani ´Auf von den Chazradsch, der
an (der Schlacht) von Badr teilgenommen hatte. Als er eintrat,
sagte ´Ali (a..) zu ihm: „Geh hinab ins Grab“, und er
ging hinab. Der Fürst der Gläubigen (a.) nahm (den Körper) des
Gesandten Allahs (s.) auf seine Arme und legte ihn in die
Grube. Als er (der Körper) die Erde erreichte, sagte er:
„Gehe hinaus“, und er verließ (die Gruft) und ´Ali ibn Abi
Talib (a.) stieg ins Grab hinab. Er deckte das Gesicht des
Gesandten Allahs (s.) auf und legte ihn auf dessen rechte
Wange in Gebetsrichtung (Qibla) auf die Erde. Er warf Lehm auf
ihn, dann schüttete er die Erde über ihn. Dieses ereignete
sich am Montag, zwei Tage (vor dem Ende) vom Monat Safar im
elften Jahre seiner (des Propheten, s.) Hidschra, und da war
er dreiundsechzig Jahre alt.
Mehr Leute waren bei dem Begräbnis des
Gesandten Allahs (s.) nicht anwesend, aufgrund des Streits um
die Angelegenheit des Kalifats, der sich zwischen den
Muhadschirun und den Ansar zugetragen hatte. Die meisten von
ihnen versäumten auch das Gebet für ihn deswegen. Fatima rief
aus: „Wie übel ist der Morgen für ihn doch!“, und Abu
Bakr hörte sie und sagte: „Dein Morgen ist ein übler
Morgen.“
Die Leute nutzten die Gelegenheit, da
´Ali ibn Abi Talib mit dem Gesandten Allahs (s.) beschäftigt
war und weil die Banu Haschim von ihnen getrennt waren
aufgrund des Unglücks, das sie hinsichtlich des Gesandten
Allahs (s.) heimgesucht hatte. So beeilten sie sich, die
Angelegenheit unter (ihre) Kontrolle zu bekommen. Man einigte
sich auf Abu Bakr aufgrund des Unwillens der Ansar, und
aufgrund des Unwillens der neu-konvertierten Mekkaner (tulaqa‘)
und derjeniger, deren Herzen besänftigt worden waren, mit der
Sache zu warten, bis die Banu Haschim (mit dem Begräbnis)
fertig waren. So wurde die Angelegenheit festgelegt, und (die
Leute) leisteten Abu Bakr den Treueid, weil er am Ort anwesend
war. Es waren wohlbekannte Faktoren, die es den Leuten
erleichterten (das zu akzeptieren), und dazu gehörten ihre
eigenen Wünsche. Dieses Buch ist nicht der Platz, sie zu
erwähnen, und wir werden darauf (an anderer Stelle)
detaillierter eingehen.
Es wurde berichtet, dass nachdem die
(Angelegenheit) im Sinne Abu Bakrs vollendet worden und
diejenigen, die ihm den Treueid schwören wollten, es getan
hatten, ein Mann zum Fürsten der Gläubigen (a.) kam, als er
gerade das Grab des Gesandten Allahs (s.) mit einer Schaufel
in seiner Hand ebnete. Er sagte: „Die Leute haben Abu Bakr
den Treueid geleistet, und die Ansar haben aufgegeben wegen
ihrer Meinungsverschiedenheiten, die neuen mekkanischen
Konvertiten (tulaqa‘) haben sich beeilt, dem Mann den Treueid
zu leisten, aus Furcht, dass du die Befehlsgewalt erhältst.“
Er (Imam ´Ali, a.) legte den Griff der Schaufel auf die Erde,
während er die Hand immer noch darauf hatte und antwortete:
„Im Namen Allahs, Des Gnädigen, Des Barmherzigen. Alif Lam
Mim. Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden,
wenn sie bloß sagen: „Wir glauben“, und sie würden nicht auf
die Probe gestellt? Wir stellten doch die auf die Probe, die
vor ihnen waren. Also wird Allah gewiss die bezeichnen, die
wahrhaftig sind, und gewiss wird Er die Lügner bezeichnen.
Oder glauben diejenigen, die böse Taten begehen, dass sie Uns
entrinnen werden. Übel ist, wie sie urteilen.“
,
Abu Sufyan kam zu der Tür des Gesandten
Allahs (s.), während ´Ali und al-Abbas sich hingebungsvoll um
dessen Angelegenheiten kümmerten, und rief aus: „Ihr Banu
Haschim, die Leute haben kein Verlangen nach euch. Speziell
(für sie) sind die (Clans) der Taim ibn Murra und ´Adi. Doch
die Befehlsgewalt soll nur bei euch und für euch (vorbehalten)
sein. Nur Abu al-Hassan
steht sie zu - Abu al-Hassan, ergreife sie mit fester Hand.
Denn mit dir geschieht etwas, was du lange Zeit befürchtet
hast.“ Dann rief er mit sehr lauter Stimme: „Banu
Haschim, Banu ´Abd Manaf, seid ihr damit einverstanden, dass
der verworfene Vater eines entwöhnten Kamels, der Sohn eines
Verworfenen, Macht über euch haben soll?! Nein, bei Allah,
wenn ihr wollt, dann werde ich Pferde und Männer dafür zur
Verfügung stellen.“ „Gehe zurück, Abu Sufyan“, rief der
Fürst der Gläubigen, „denn bei Allah, du sagst das nicht um
Allahs Willen. Du intrigierst immer noch gegen den Islam und
seine Anhänger. Wir sind mit dem Gesandten Allahs (s.)
beschäftigt. Jeder Mensch bekommt, was er verdient, und er ist
nur für das verantwortlich, was er begangen hat.“
Abu Sufyan ging zur Moschee und fand die Banu Umayya darin
versammelt. Er drängte sie, in der Angelegenheit (etwas zu
tun), aber sie gingen nicht darauf ein. Zerwürfnisse waren
allgegenwärtig und Heimsuchung (von Unheil) allumfassend.
Schlimme Ereignisse fanden statt, durch die Schaitan
Macht gewann sowie durch die Zusammenarbeit lügnerischer und
feindseliger Leute (mit ihm). Die wahrhaft Gläubigen wurden
dadurch, dass diese (Ereignisse) geleugnet wurden, im Stich
gelassen. Das war die Deutung der Worte Allahs: „Und hütet
euch vor einer Drangsal, die gewiss nicht bloß die unter euch
treffen wird, die Unrecht getan haben...“
In den herausragenden Tugenden des
Fürsten der Gläubigen (a.), die wir bereits aufgezählt haben,
nach dem, was wir schon hinsichtlich der Abschieds-Pilgerfahrt
erwähnt haben, liegt der Beweis, der darauf hindeutet, dass er
(a.) durch diese (Tugenden) besonders charakterisiert wurde
auf eine Weise, die niemand
sonst aus der Menschheit mit ihm teilte. Jede seiner
(Tugenden) war eine (spezielle) Kategorie der Tugend, die für
sich selbst stand, ohne dass sie irgend etwas anderes
benötigte, das ihre Bedeutung erklärte.
Es ist sicherlich erkennbar, dass seine
besondere Bestimmung durch den Propheten (s.) während dessen
Krankheit, bis (zu dem Zeitpunkt), als Allah ihn (zu Sich)
nahm, (einen besonderen) Vorzug in der Religion und der Nähe
zum Propheten (s.) erforderte. (Das ist sichtbar) durch seine
Taten, auf die der Prophet (s.) sich ruhigen (Herzens)
verlassen konnte. Er hob ihn so von allen Leuten ab, damit er
sich (am Ende seines) Lebens um ihn kümmern sollte. (Man
beachte) die besondere Liebe, die er ihm zuteil werden ließ,
die niemand mit ihm teilte. (Da ist auch) das testamentarische
Vermächtnis (wasiyya), das er ihm hinterließ, nachdem es
jemand anderem
unterbreitet wurde und der es abgelehnt hatte wegen der Last
und Verantwortung, die mit dessen Verwirklichung verbunden
waren, (und damit zu schwer war) für diese andere Person, das
Vertrauenspfand (amana) zu erfüllen. Er zeichnete sich dadurch
aus, dass er mit dem Gesandten Allahs (s.) verbrüdert wurde,
sowie dadurch, dass er während seiner Krankheit bei ihm war,
als er ihn rief. In ihm war das Wissen der Religion
niedergelegt, was ihn von jedem anderen einzigartig machte. Er
vollführte seine (des Propheten, s.) Waschung und die
Herrichtung (für dessen Reise) zu Allah. Er sprach das
(Toten-) Gebet für ihn vor jedem anderen, und er hatte Vorrang
vor ihnen (den Leuten) durch seine Stellung bei dem Gesandten
Allahs (s.) und bei Allah, Dem Erhabenen. Er führte die Ummah
an in der Art, wie er das Gebet für ihn sprach, als die
Angelegenheit für sie zweifelhaft war. Er leitete sie zu dem
Ort, an dem er (der Prophet, s.) begraben werden sollte, trotz
der Meinungsverschiedenheiten, die sie diesbezüglich hatten.
Sie gehorchten ihm darin, zu dem er sie aufrief, und sahen es
als (richtig) an. Dadurch wurde er einzigartig in seiner
Vorzugsstellung. Damit brachte er die Großtat im Islam zur
Vollendung, die er von seinem Beginn an angefangen hatte bis
zum Ableben des Propheten (s.), und dadurch entstand bei ihm
ein zusammenhängendes System von Vorzügen, und keine
Nachlässigkeit trat in seinen Taten in der Religion auf. Kein
Aspekt seiner Vorzugsstellung, die wir aufgezählt haben, setzt
irgendeine Grenze im Äußersten seiner hervorragenden
Eigenschaften des Glaubens und in den Tugenden des Islams,
und das sollten man auch im Zusammenhang sehen mit seinen
strahlenden Wundern, die das Gewohnte (in der Natur)
durchbrachen. Er war solcherart, wie es niemanden gab außer
dem Propheten (s.), der gesandt worden war (mit der Botschaft
des Islams) oder einem Engel, der Allah nahe stand (muqarrab)
und solche, die ihnen gleich waren, was den Grad ihrer
Tugenden anging bei Allah. Im Hinblick auf diejenigen, die
diesen drei Kategorien entgegenstehen, folgt das traditionelle
Wissen (´ada) einem entgegengesetzten (Weg) mit der Zustimmung
derer, die Verstand haben, die Zungen haben (zum Ansprechen
der Wahrheit) und die die traditionellen Wissenschaften (´adat)
kennen. Wir bitten Allah um Erfolg, und durch Ihn werden wir
vor Irrtümern geschützt werden.