Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Der Feldzug von Dhat al-Salasil

Dann ereignete sich die Schlacht von al-Salasil, die sich so begab, dass ein Beduine zu dem Propheten (s.) kam. Er setzte sich vor ihn und sagte: „Ich bin zu dir gekommen, um dir einen Rat zu geben.“ „Was ist dein Rat?“, fragte er (der Prophet, s.). „Eine Gruppe Araber haben sich im Tal al-Raml versammelt, und sie haben geplant, dich nachts in Medina zu überfallen“, und er beschrieb sie ihm.

Der Prophet (s.) ließ zum Gemeinschaftsgebet rufen. Die Muslime versammelten sich, und er stieg auf die Kanzel. Er lobte und pries Allah, dann sagte er : „Ihr Leute, es gibt einen Feind Allahs und einen eurer Feinde, der geplant hat, euch des Nachts anzugreifen. Wer wird gegen sie (kämpfen)?“ Da erhob sich eine Gruppe von den armen Leuten (ahl-as-suffa)[1] und sagten: „Wir werden gegen sie ausziehen, o Gesandter Allahs. Daher ernenne über uns, wen du willst.“ Er loste zwischen ihnen aus, und das Los fiel auf achtzig Männer von ihnen und von anderen. Er (der Prophet, s.) rief Abu Bakr und sagte: „Nimm das Banner und gehe zu den Banu Sulaim, sie sind in der Nähe von al-Harra“, und er machte sich auf den Weg, und die Leute begleiteten ihn, bis sie zu ihrem (der Banu Sulaim) Land kamen. Dort gab es viele Steine und Bäume, und sie (die Banu Sulaim) waren inmitten des Tals, und es war schwierig, zu ihnen hinabzusteigen. Als Abu Bakr zum Tal kam und hinabsteigen wollte, kamen sie (die Feinde) gegen ihn hervor und schlugen ihn in die Flucht, und sie töteten eine zahlreiche Gruppe von den Muslimen, und Abu Bakr floh vor den Feinden. Als sie (wieder) beim Propheten (s.‘) ankamen, gab er ´Umar ibn al-Chattab das Kommando und schickte ihn zu ihnen (den Banu Sulaim). Sie lauerten ihm versteckt unter Steinen und Bäumen auf, und als er sich anschickte, zu ihnen hinabsteigen, stürzten sie sich (aus ihren Verstecken) auf ihn und schlugen ihn in die Flucht. Dies bekümmerte den Gesandten Allahs (s.), und ´Amr ibn al-Aas sagte zu ihm: „Schicke mich doch zu ihnen, o Gesandter Allahs, denn der Krieg besteht aus List, und vielleicht kann ich sie überlisten.“ Er (der Prophet, s.) schickte ihn mit einer Gruppe von Männern und beauftragte ihn (die Aufgabe zu erfüllen). Als er zum Tal gelangte, stürzten sie (die Feinde) sich auf ihn, schlugen ihn (ebenfalls) in die Flucht und töteten eine Gruppe von seinen Begleitern.

Danach verweilte der Gesandte Allahs (s.) einige Tage und betete (um Hilfe) gegen sie (die Banu Sulaim), dann rief er den Fürsten der Gläubigen ´Ali ibn Abi Talib (s.) und beauftragte ihn (mit dem Feldzug), dann sagte er: „Ich habe ihn als jemanden geschickt, der angreift, nicht als jemanden, der flieht“, dann erhob er seine Hände zum Himmel und sprach: „O Allah, wenn Du weißt, dass ich Dein Gesandter bin, dann beschütze ihn für mich, und handele durch ihn, handele.“ Dann betete er um den Willen Allahs für ihn (´Ali, a.).

´Ali ibn Abi Talib (a.) zog aus, und der Gesandte Allahs (s.) zog aus, um ihm das Geleit zum Abschied zu geben, und er ging mit ihm zu der Moschee al-Ahzab (der Verbündeten). Er ritt ein Pferd mit hellgelbem Schweif, und er trug zwei jemenitische Gewänder sowie in der Hand einen handbeschriebenen Speer. Dann verabschiedete sich der Gesandte Allahs (s.) von ihm. Er hatte unter den Leuten, die er mit ihm geschickt hatte, auch Abu Bakr, ´Umar und ´Amr ibn al-As mitgeschickt. Er (Imam ´Ali, a.) ging mit ihnen in Richtung Irak, indem sie vom (üblichen) Weg abwichen, damit sie (die Feinde) denken sollten, dass er mit ihnen in eine andere Richtung gehen wollte. Er nahm mit ihnen einen versteckten Pfad und marschierte mit ihnen, bis er sich dem Tal von seinem Eingang her näherte, und er marschierte des Nachts und rastete am Tage. Als er dem Tale nahegekommen war, befahl er seinen Gefährten, ihren Pferden die Mäuler zuzubinden (damit sie nicht wiehern konnten), und er ließ sie an einem Platz anhalten und sagte: „Verlasst eure Plätze nicht“, und er ging ihnen voran und blieb an einem etwas von ihnen entfernt liegenden Platz stehen.

Als ´Amr ibn al-Aas sah, was er getan hatte, hatte er keinen Zweifel daran, dass der Sieg ihm (Imam Ali, a.) gehören würde, und er sagte (verärgert[2]) zu Abu Bakr: „Ich kenne dieses Gebiet besser als ´Ali, und dort gibt es Schlimmeres für uns als die Banu Sulaim, nämlich die Hyänen und die Wölfe. Wenn sie sich auf uns stürzen, fürchte ich, dass sie uns zerreißen werden, sprich zu ihm, so dass er uns das Tal hinaufgehen lässt.“ Abu Bakr ging vor und sprach mit ihm (Imam ´Ali, a.). Er sprach lange mit ihm, aber der Fürst der Gläubigen (a.) erwiderte ihm kein einziges Wort. Er (Abu Bakr) kam zu ihnen zurück und sagte: „Nein, bei Allah, er antwortete mir nicht ein Wort.“ Da sagte ´Amr ibn al-Aas zu ´Umar ibn al-Chattab: „Du bist einflussreicher bei ihm“, und ´Umar ging los und sprach mit ihm. Er (Imam ´Ali, a.) handelte ihm gegenüber genauso, wie er gegenüber Abu Bakr gehandelt hatte, und er (´Umar) kehrte zu ihnen zurück und berichtete ihnen, dass er ihm (auch) nicht geantwortet habe. „Es ist nicht angebracht“, sagte ´Amr ibn al-Aas, „dass wir unser Leben verlieren. So kommt doch mit uns das Tal hoch.“ „Nein, bei Allah“, widersprachen die Muslime, „das werden wir nicht tun. Der Gesandte Allahs (s.) hat uns befohlen, dass wir auf ´Ali hören und ihm gehorchen sollen. Sollen wir denn seinen Befehl außer acht lassen, auf dich hören und dir gehorchen?!“ Und sie redeten so weiter, bis der Fürst der Gläubigen (a.) eine Art Ehrfurcht[3] empfand, denn er konnte auf die Leute Druck ausüben, während sie es nicht merkten, und Allah hatte ihm Macht über sie gegeben. Da wurde dem Propheten (s.) folgende (Sure) offenbart: „Bei den schnaubenden Rennern....“[4]

Der Prophet (s.) verkündete seinen Gefährten den Sieg und befahl ihnen, den Fürsten der Gläubigen (a.) zu empfangen, und sie empfingen ihn. Der Prophet (s.) ging an ihrer Spitze, und sie (die Muslime) positionierten sich hinter ihm in zwei Reihen.

Als der Prophet (s.) in Sicht war, stieg ´Ali (a.) von seinem Pferd[5], und der Prophet (s.) sagte zu ihm: „Steige (wieder) auf, denn Allah und Sein Gesandter sind mit dir zufrieden“, und der Fürst der Gläubigen (a.) weinte vor Freude, dann sagte der Prophet (s.) zu ihm: „O ´Ali, wenn ich nicht die Sorge hätte, dass einige Gruppen von meiner Ummah von dir behaupten könnten, was die Christen von Jesus bin Maryam, dem Messias, sagen, dann würde ich heute zu dir sagen, dass keine größere Ansammlung von Menschen an dir vorbeigehen würde, ohne dass sie die Erde unter deinen Füßen sammeln würden.“

In diesem Feldzug kam der Sieg vor allem durch den Fürsten der Gläubigen (a.) zustande, nach der Verderbnis, die durch andere entstanden war. So wurde er durch die Lobpreisung des Propheten (s.) im Hinblick auf diese (Schlacht) besonders hervorgehoben, weil er Ruhmestaten vollbrachte, die in keiner Weise von jemand anderem erreicht wurden. Er zeichnete ihn mit einem Rang aus, an dem niemand außer ihm Anteil hatte.

[1] Sie übernachteten im Bereich des Eingangs der Prophetenmoschee, daher werden sie „ahl-as-suffa“ genannt, Anm. d. Übers.

[2] ´Amr ibn al-´Aas gehörte zu Imam ´Alis (a.) Neidern, der später auch Mu´awiya in seinem Krieg gegen Imam ´Ali (a.) unterstützte, Anm. d. Übers.

[3] gegenüber Gott, Anm. d. Übers.

[4] Heiliger Qur´an 100. Sura (al-´Adiyat):

[5] als Respektsbekundung gegenüber dem Propheten, Anm. d. Übers.

 

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