Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Seine Aussagen über Wissen[1]

Einige seiner Aussagen über die Lobpreisung der ´Ula­ma´, die Einteilung der Menschen und den Vorzug von Wis­sen und Weisheit

Die Traditionisten (ahl-al-naql) überlieferten von Kumail ibn Ziyad (r.): Der Fürst der Gläubigen nahm mich eines Tages in der Mosche bei der Hand und führte mich aus ihr heraus. Als er in die Wüste gegangen war, seufzte er tief und sagte: „Kumail, diese Herzen enthalten (Wissen), und die Besten unter ihnen sind die, die es (das Wissen) am besten konservieren. Daher bewahre, was ich dir sage: Die Menschen (bestehen aus) drei (Gruppen): Die, die ihren Herrn kennen, die, die Wissen erwerben, damit es sie rettet, und (schließlich) niedriges Gesindel, die jedem Krächzer folgen und ihr Mäntelchen in jeden Wind hängen. Sie suchen keine Erleuchtung vom Lichte des Wissens, und sie suchen nicht bei irgendeiner festen und verlässlichen Autorität[2] Zuflucht. Kumail, Wissen ist besser als Reichtum, denn das Wissen beschützt dich, während du den Reichtum beschützen musst, und der Reichtum vermindert sich durch (dessen) Ausgabe, während das Wissen zunimmt, wenn man es ausgibt. Kumail, die Freundschaft mit einem Gelehrten ist (eine Form von) Religion, die man bekennt, und durch die man seinen Gehorsam (gegen Allah) in seinem Leben vervollständigt und nach seinem Tod eine gute Nachrede haben wird. Das Wissen ist ein Richter, und Reichtum wird gerichtet. Kumail, diejenigen, die Reichtum anhäufen, sind schon gestorben, während sie noch leben, und die Gelehrten bleiben bestehen, solange die Zeit existiert. Ihre (körperliche) Substanz vergeht, aber ihre Vorbilder werden in den Herzen existieren. Hier, hier - und er zeigte mit seiner Hand auf seine Brust - ist viel Wissen. Wenn ich (Leute) hätte, die es tragen könnten. ... ich hatte welche, die es zu schnell annahmen und es nicht bewahrten. (Solch eine Person) benutzt die Religion als Mittel für (den Erfolg) in dieser Welt. Er wird mittels der Beweise Allahs und Seiner Wohltaten versuchen, Seine Freunde und Sein Buch sich untertan zu machen. Oder (es gibt die Sorte von Mensch, der) sich der Weisheit unterwirft, ohne eine Ahnung von seinem eigenem Bedürfnis nach Demut gegenüber Allah zu haben. Bei dem ersten Auftauchen eines Problems bohren sich Zweifel in sein Herz. Weder dieser noch jener war angemessen (in der Einstellung). Sie waren gierig nach Lust und unterwarfen sich dem Diktat der Leidenschaften und waren verliebt in das Anhäufen und Horten von Reichtum, sie beide waren nicht Hüter der Religion. Sie waren beide dem Vieh ähnlich, das wandert (auf der Suche nach Futter). Und so stirbt das Wissen und der, der es trägt. Oh Allah, nein, die Welt wird niemals ohne einen Beweis (hudscha, d.h. Imam) für Dich für deine Geschöpfe sein, sei es nun klar und bekannt oder verborgen aus Furcht heraus. Auf das deine Argumente und Beweise nicht ungültig werden: Wo sind diese (Männer)? (Sie sind diejenigen, die) die Geringsten an Anzahl, aber die Großartigsten in der Bemessung (Allahs) waren, durch sie bewahrt Allah, Der Erhabene, Seine Beweise, bis sie sie in die Herzen derjenigen gelegt haben, die ihnen ähnlich sind. Durch sie ist das Wissen in die Wahrheiten des Glaubens gedrungen, und sie haben den Geist der Gewissheit (yaqin) als etwas gefunden und befreundeten sich damit, was die Unwissenden befremdend fanden. Sie fanden das leicht, was denen, die ein leichtes Leben liebten, schwerfiel. Sie haben diese Welt mit ihren Körpern durchreist, während ihre Seelen immer mit dem allerhöchsten Platz in Verbindung standen. Sie sind die Vertreter (chulafa‘) Allahs auf Seiner Erde und Seine Argumente für Seine Diener“. Dann seufzte er tief und sagte: „Oh, wie ich mich danach sehne, sie zu sehen.“ Dann nahm er seine Hand von meiner und sagte zu mir: „Geh jetzt, wenn du willst.“[3]

Unter seinen Reden, in denen er (die Menschen) zur (Gott-)Erkenntnis drängte und (in denen er) deren vorzügliche Stellung und die Eigenschaften der Gelehrten erklärte sowie darüber (sprach), wie ein Wissensuchender sein sollte, ist diese, die die Gelehrten überlieferten an Berichten über eine Predigt, deren Beginn wir ausgelassen haben, bis zu den Worten: „Preis sei Allah, Der uns aus dem Irrtum geleitet hat, Der uns Einsicht gegeben hat, (um uns) vor Blindheit (zu bewahren), Der uns mit dem Islam begnadet hat, Der das Prophetentum von uns[4] hat entspringen lassen, Der uns zu Edlen gemacht hat, und Der unsere Spitze zu der Spitze der Propheten gemacht hat, Der uns zu der besten Gemeinschaft für die Menschen gemacht hat, die je für die Menschen gekommen ist, wir gebieten das Gute und verwehren das Schlechte, wir dienen Allah und setzen Ihm nichts zur Seite, wir nehmen niemanden außer Ihm zum Beschützer. Wir sind Zeugen Allahs, und der Gesandte war ein Zeuge für uns. Wir ersuchen um Fürbitte, und uns ist (das Recht) zur Fürbitte gegeben worden mit denen, mit denen wir um Seine Fürbitte ersucht haben. Wir machen Bittgebete, und unsere Gebete werden erhört, und Er vergibt denen ihre Sünden, für die wir beten. Allah hat uns gereinigt (von Sünden), und wir haben keinen Beschützer (wali) außer Ihm angerufen.

Oh ihr Menschen, unterstützt euch gegenseitig in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit, und helft euch nicht gegenseitig in Sünde und Feindseligkeit, und fürchtet Allah, wahrlich, Allah ist streng im Strafen.

Ihr Menschen, ich bin der Vetter eures Propheten, und derjenige, der unter euch Allah und Seinem Gesandten am nächsten ist. Daher fragt mich, fragt mich. Es ist so, als ob unter euch das Wissen bereits erschöpft ist. Ein Wissender geht nicht dahin, ohne dass ein Teil seines Wissen mit ihm dahingeht. Die Wissenden unter den Menschen sind wie der Vollmond am Himmel, dessen Licht die anderen Planeten erleuchtet. Ergreift jegliches Wissen, das sich euch zeigt. Ich warne euch davor, es wegen vier Eigenschaften zu verlangen: Damit ihr mit den Gelehrten wetteifert, damit ihr mit den Schwachsinnigen streitet, damit ihr damit in den Sitzungen angeben könnt (ria‘), oder dass ihr die Gesichter der Menschen auf euch lenkt, da ihr Führungspositionen sucht. Die Strafe für (die Sünden) derjeniger, die Wissen haben und für die, die kein Wissen haben, ist nicht gleich. Möge Allah euch Nutzen bringen durch das, was Er uns gelehrt hat. Möge Er (denjenigen, der Wissen hat) es allein um Seinetwillen benutzen lassen, denn Er ist der Allhörende, Der Erhörende.“ [5]

Unter seinen Reden ist eine Beschreibung der Eigenschaften des Wissenden und das gute Verhalten desjenigen, der nach Wissen strebt: Al-Harith al-A´war sagte: Ich hörte den Fürsten der Gläubigen (a.) sagen: „Es ist das Recht des Wissenden (´alim), dass man ihm nicht zuviel Fragen stellt und dass man nicht auf seiner Antwort beharrt, dass er nicht gedrängt wird, wenn er müde ist, und dass er nicht an seiner Kleidung festgehalten wird, wenn er sich erhebt (zum Gehen). Man soll nicht mit dem Finger auf ihn zeigen bei (dem Ausdruck) eines Wunsches, kein Geheimnis von ihm soll verbreitet werden, und niemand darf in seiner Gegenwart üble Nachrede betreiben. Er soll so hoch geehrt werden, wie er den Befehl Allahs bewahrt hat. Der nach Wissen Strebende soll nicht vor ihm sitzen, und er (der Gelehrte) soll nicht zu lange seiner Gesellschaft ausgesetzt werden. Wenn ein Student, der nach Wissen strebt, zu ihm kommt, während er ihn in einer Gruppe vorfindet, dann soll er einen allgemeinen Gruß an alle aussprechen und ihn (den Wissenden) gesondert grüßen. Er soll respektiert werden, sei er nun anwesend oder abwesend. Lasst seine Rechte bekannt werden, denn der Wissende verdient größeren Lohn als der Fastende, als der, der (andere religiöse Aufgaben) übernimmt und als der Kämpfer auf dem Wege Allahs. Wenn ein Wissender stirbt, dann entsteht eine Lücke im Islam, die nur durch einen Nachfolger von ihm gefüllt werden kann und den Studenten. Die Engel bitten um Vergebung für ihn, und die (Bewohner) des Himmels und der Erde beten für ihn.“[6]

[1] ´Ilm

[2] Arabisch: rukn, eigentlich: „Säule“, Anm. d. Übers.

[3] „Al-Gharat“: 1: 147; „Tarich al-Ya’qubi“: 2: 205; „Al-´Aqd al-Farid“: 2: 81; „al-Chisal“: 186 / 257; „Kamal-al-Din“: 290: „Tuhaf al-´Uqul“: 113; „Amali al-Mufid“: 247 / 3; „Amali al-Tusi“: 1: 19; „Tarich Bagdad“: 6: 379; „Manaqib al-Chawarizmi“: 365 / 373; „Tafsir al-kabir lil - Fachr Al-Radhi“: 2: 192.

[4] den Ahl-al-Bait, Anm. d. Übers.

[5] „A´lam al-Din“: 94, und ‚ Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 2: 31 /19.

[6] „Al-Mahasan“: 233 / 185, „al-Chisal“: 504; „A´lam al-Din“: 91, mit Abweichung in den Worten; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 2: 43 / 12.

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