Das ABC des Islam
Das ABC des Islam

von

Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

 

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Auswanderung des Propheten nach Medina

Es war tiefe Nacht, als sie - der Prophet und Abu Bakr - eine Höhle im Berge Tawr erreichten. Nicht weit von Mekka entfernt. In ihr verbargen sie sich. Erst nach drei Tagen verließen sie sie und setzten ihre Reise nach Medina fort, wo sic von den Einwohnern willkommen geheißen wurden.

Jene aber, die in der besagten Nacht das Haus des Propheten umzingelt hatten, fanden, als sie gegen Morgengrauen in es eindrangen und mit blanken Schwertern das Schlaflager Hadrat Muhammads (s.) anpirschten, zu ihrem großen Erstaunen Hadrat Ali (a.) vor. Nicht aber den Gesandten Gottes, um den es ihnen ging.

Nun, da sie wussten, dass er ihnen entkommen war, machten sie sich auf die Suche nach ihm. Doch schließlich, nach langen und vergeblichen Mühen, kehrten sie verdrossen heim.

Inzwischen hatte der Prophet in Medina herzliche Aufnahme gefunden. Mit offenen Armen war er von der dortigen Bevölkerung aufgenommen worden, die sich nun um ihn scharte, um über Gott und den Islam zu hören. Die Stadt gewann recht schnell ein islamisches Gepräge.

Wir erinnern noch einmal daran, dass der ursprüngliche Name Medinas “Yatrib” war, dann aber, mit dem Einzug des Gesandten Gottes, zur “Medinat ur Rassul’, der “Stadt des Propheten” wurde und seitdem so genannt wird. Medina ist die erste islamisch verwaltete Stadt.

Anzufügen ist, dass es unter der arabischen Bevölkerung eine Gruppe gab, die etwa ein Drittel der Gesamteinwohner ausmachte und sich, wenngleich sie Heuchler, das heißt “munafiq” waren, als Muslime ausgaben. In opportunistischer Manier...

Der Islam begann zu erblühen. Sein Licht leuchtete über die Grenzen Medinas hinweg, ins Land hinein. Der erste große Segen, der sich mit dem Einzug des Propheten in diese Stadt abzeichnete war, dass sich die beiden großen Stämme “Uws” und Hazrag’, die lange Jahre in Streit und Fehde miteinander gelegen hatten, versöhnten und zu Ruhe und Frieden untereinander fanden. Die Gläubigen Medinas scharten sich um den Propheten. Nach und nach wandten sich auch die Beduinenstämme der Umgebung Medinas dem Islam zu, dieweil die Himmlischen Weisungen, die - eine nach der anderen - Hadrat Muhammad (s.) hinabgesandt wurden, in der islamischen Gesellschaft Anwendung fanden. Mit jedem neuen Tag wurden weitere Unsitten abgebaut und stattdessen Taqwa und Gerechtigkeit zur Entfaltung gebracht.

Die meisten Muslime Mekkas waren inzwischen ebenfalls nach Medina geflohen, wo sie von ihren dortigen Glaubensgeschwistern in Freundschaft aufgenommen wurden.

In den Vororten Medinas als auch in Haybar und Fadak lebten viele jüdische Sippen, deren Gelehrte - wir sagten es bereits - der arabischen Bevölkerung Medinas lange zuvor schon den islamischen Propheten angekündigt hatten. Als sie jedoch nun von Hadrat Muhammad (s.) zum Islam eingeladen wurden, lehnten sie ab. Daher kam es zwischen den Muslimen und ihnen - unter Berücksichtigung besonderer Regelungen - zu “Nicht-Angriffspakten”.

Der rasche Aufschwung, den Islam und islamische Gesellschaft zu verzeichnen hatten, versetzte die mekkanischen. Götzenanbeter Mekkas in arge Besorgnis. Ihre Feindschaft gegen den Gesandten Gottes und die Muslime nahm von Tag zu Tag heftigere Ausmaße an. Sie suchten nach Gelegenheiten, um die islamische Gemeinde auseinander zubringen und drangsalierten jene Muslime, die noch in Mekka verblieben waren bzw. dort gewaltsam festgehalten wurden.

Die Muslime Medinas aber, insbesondere die Angehörigen, die unter dem Joch der Götzendiener in Mekka litten. Sie warteten auf eine himmlische Weisung, die ihnen erlaubte, dem rohen Treiben der mekkanischen Gottesleugner ein Ende zu bereiten und ihre Angehörigen aus deren Tyrannei zu befreien.

“Badr”: Der erste Krieg, der sich zwischen den Muslimen und den mekkanischen Gottlosen zutrug, fand im Jahre 2 nach der Hidschra statt. In der Gegend Badr, einem Gelände zwischen Mekka und Medina. Etwa tausend gut ausgerüstete mekkanische Krieger traten in diesem Gefecht gegen die Muslime an. Die islamischen Kämpfer, die zahlenmäßig dem Heer aus Mekka weit unterlegen und zudem militärisch völlig unausreichend ausgerüstet waren, wehrten sich erbittert gegen die feindlichen Attacken und trugen den Sieg davon.

Aus dem Kriege “Badr” gingen die Götzendiener also als Verlierer hervor. Sie hatten große Verluste hinnehmen müssen und viele Tote zu beklagen. Enttäuscht kehrten sie nach Mekka zurück, dieweil etliche ihrer Krieger in muslimische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Es heißt, siebzig ihrer Männer seien in deren Gefecht “Badr” gefallen, die Hälfte von diesen durch das Schwert AIis (a.). Weitere siebzig seien gefangen genommen worden...

“Uhud”: Der Krieg “Uhud” trug sich im Jahre 3 n.d.H. zu. Auch dieses Mal hatten sich die heidnischen Mekkaner mit einem Dreitausend-Mann starken Heer (einigen Überlieferungen zufolge waren es 5000 Krieger) und angeführt von Abu Sufian auf den Weg nach Medina gemacht, um die Muslime anzugreifen und ihre Niederlage vom Vorjahr wettzumachen. Außerhalb von Medina, in der Gegend Uhud, stießen sie auf die islamischen Kämpfer, deren Zahl nur 700 Mann betrug. Zunächst fochten die Muslime erfolgreich, und der Sieg schien ihnen sicher zu sein. Doch nach einigen Stunden änderte sich die Situation, und aufgrund eines Fehlers, den einige der Muslime begingen, unterlagen sie dem Feind. Dieser - von allen Seiten kommend - drang und hieb nun auf sie ein. In diesem Gefecht erlitt das islamische Heer große Verluste.

Hamzah, ein Onkel des Propheten, fand mit etwa siebzig Gefährten, die nahezu alle den Ansar angehörten, das Schahadat. Der Gesandte Gottes trug eine Verletzung an der Stirn davon und einen Rippenbruch. Jener der Götzenanbeter, der mit seiner Waffe die Schulter des Propheten getroffen hatte, rief: “Ich habe Muhammad getötet!” Daraufhin stoben die Muslime auseinander.

Nur Ali (a.) und einige andere blieben bei dem Gesandten Gottes und fochten tapfer weiter. AIIe fielen, bis auf Ali (a.), der nicht von der Seite Hadrat Muhammads (s.) wich und diesen verteidigte.

Gegen Ende des Tages scharten sich die davongestobenen islamischen Krieger wieder um den Propheten, bereit zur Fortsetzung des Gefechts. Das Heer Abu Sufians aber wollte kein Risiko eingehen und zog sich zurück..., in Richtung Mekka. Doch noch hatten sie keine größere Strecke hinter sich gebracht, bereuten sie, das Gefecht nicht zu Ende geführt und ohne Gefangene und Beute den Rückmarsch angetreten zu haben. Sie berieten und überlegten, ob es nicht doch vorteilhafter sei, noch einmal gegen Medina zu marschieren, bevor sie nach Mekka weiterzogen. Da erreichte sie die Nachricht, dass das islamische Heer ihnen auf den Fersen sei, um das Gefecht fortzusetzen. Als sie dieses hörten, verzichteten sie auf ihr Vorhaben und eilten Mekka entgegen.

Das, was ihnen berichtet worden war, entsprach voll und ganz der Wahrheit, denn der Gesandte Gottes hatte, auf Geheiß Gottes hin, erneut ein Heer aus seinen zuvor besiegten Kämpfern zusammengestellt und unter Führung Ali Ibn Abi Talibs dem Feind nachgeschickt.

Wenngleich der Krieg ‘Uhud” für die Muslime verlustreich war, so war er doch auch ein Gewinn für sie, weil sie aus ihm etwas Wesentliches lernten. Sie hatten mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leihe erfahren, was geschieht, wenn den Anordnungen des Propheten zuwidergehandelt wird.

Kurz, diese militärische Begegnung ging mit dem gegenseitigen Versprechen zu Ende, sich im darauf folgenden Jahr erneut zu einer kriegerischen Konfrontation treffen zu wollen.

Der Prophet hielt sich an die Abmachung und fand sich zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort ein. Das Heer der Götzendiener aber erschien nicht...

Nach dem Gefecht “Uhud” begannen die Muslime, sich ein starkes Gefüge zu geben, sich zu organisieren und zu mobilisieren. Und bis auf Mekka und Ta´if erzielten sie in allen Gegenden der arabischen Halbinsel beachtliche Erfolge.

“Grabenkrieg’: Der “Handaq- oder Grabenkrieg” war der dritte militärische Kampf der mekkanischen Götzendiener gegen den Propheten. Und auch ihr letzter. Eine zermürbende und langwierige Begegnung. Die Mekkaner hatten sich bestens vorbereitet und sämtliche Kräfte und Möglichkeiten eingesetzt. Dieser Krieg, der als Krieg “Handaq” oder auch Krieg “Ahzab” in die Geschichte einging, trug sich wie folgt zu:

Nach dem Geschehen in “Uhud” beschäftigte die Mekkaner - unter der Regie Abu Sufians - nichts so sehr wie der Gedanke, dem Propheten aber nun wirklich den letzten und entscheidenden Schlag zu versetzen und den Islam mit seinem Leuchten ein für alle Male zum Erlöschen zu bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, provozierten sie die übrigen arabischen Stämme und Sippen, an ihrer Seite gegen Hadrat Muhammad (s.) und die Muslime zu Felde zu ziehen. Die Juden, die mit dem Propheten einen Nicht-Angriffspakt geschlossen hatten, schürten dieses Vorhaben, brachen ihren Vertrag mit den Muslimen und schlossen stattdessen ein Kooperationsbündnis mit den götzenanbetenden Mekkanern. Mit dem Resultat, dass im Jahre 5 n.d.H. ein bis an die Zahne bewaffnetes Heer, das zusammengesetzt war aus den Kriegern der Quraisch, verschiedener arabischer Stämme und jüdischer Gruppen, gegen Medina marschierte.

Der verehrte Prophet, der bereits von dem feindlichen Vorhaben erfahren hatte, beriet sich mit seinen Gefährten.

Salman Farssi, einer seiner Getreuen, schlug vor, um Medina herum einen tiefen Graben anzulegen, währenddessen die islamischen Soldaten in der Stadt selbst in Stellung gehen sollten.

Als die feindlichen Truppen angerückt waren, stellten sie erstaunt fest, dass ihnen der Zugang zur Stadt verwehrt war. Was immer sie auch anstellten, sie gelangten nicht über den Graben hinweg. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als die Stadt zu umzingeln und einen “Belagerungskrieg” gegen die Muslime zu führen. In diesem Krieg, der ziemlich lange wahrte, fand Amr Ibn Abduwud, einer der berühmtesten Recken und Reiter der damaligen arabischen Welt, durch das Schwert Ali Ibn Abi Talibs (a.) den Tod. Letztendlich sahen sich die Angreifer, die der Wüstenstürme und Iangwährenden Blockade müde geworden waren - ganz abgesehen davon, dass sich zwischen den jüdischen und arabischen Einheiten Konflikte angebahnt hatten - veranlasst, unverrichteter Dinge ihre Truppen wieder abzuziehen.

Nach diesem Grabenkrieg, der von den Juden geschürt worden war, kam es zu Konfrontationen mit diesen. Sie hatten ihr Nicht-Angriffsabkommen mit den Muslimen in listiger Weise gebrochen und sich mit den Götzenanbetern verbündet. Auf göttliche Anordnung hin erteilte darum Hadrat Muhammad (s.) jenen jüdischen Stammen, die an dem Verrat beteiligt gewesen waren und zum Gebiet Medina gehörten, einen Denkzettel.

Aus allen Auseinandersetzungen, die das islamische Heer gegen die Juden führte, ging ersteres siegreich hervor. Das bedeutendste Gefecht war der Haybarer Krieg. Haybar war eine Hochburg der Juden, fest gebaut, mit mehreren militärisch gut ausgerüsteten Festungen und vielen Kriegern. In diesem Krieg war es, dass Ali (a.) Marhab Haybari, einen kühnen jüdischen Recken, zu Boden zwang, das jüdische Heer schlug, in die Flucht trieb und anschließend das schwere Festungstor aus seinen Angeln hob. Mit seinen Truppen drang er nun in die Festung ein und hisste das Siegesbanner. Mit diesen Kämpfen gegen die Juden - im Jahre 5 n.d.H. - fand deren intrigantes Treiben ein Ende.

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