Auswanderung des Propheten nach Medina
Es war tiefe Nacht, als sie - der Prophet und Abu Bakr -
eine Höhle im Berge Tawr erreichten. Nicht weit von Mekka
entfernt. In ihr verbargen sie sich. Erst nach drei Tagen
verließen sie sie und setzten ihre Reise nach Medina fort, wo
sic von den Einwohnern willkommen geheißen wurden.
Jene aber, die in der besagten Nacht das Haus des Propheten
umzingelt hatten, fanden, als sie gegen Morgengrauen in es
eindrangen und mit blanken Schwertern das Schlaflager Hadrat
Muhammads (s.) anpirschten, zu ihrem großen Erstaunen
Hadrat Ali (a.) vor. Nicht aber den Gesandten Gottes, um den
es ihnen ging.
Nun, da sie wussten, dass er ihnen entkommen war, machten
sie sich auf die Suche nach ihm. Doch schließlich, nach langen
und vergeblichen Mühen, kehrten sie verdrossen heim.
Inzwischen hatte der Prophet in Medina herzliche Aufnahme
gefunden. Mit offenen Armen war er von der dortigen
Bevölkerung aufgenommen worden, die sich nun um ihn scharte,
um über Gott und den Islam zu hören. Die Stadt gewann recht
schnell ein islamisches Gepräge.
Wir erinnern noch einmal daran, dass der ursprüngliche Name
Medinas “Yatrib” war, dann aber, mit dem Einzug des Gesandten
Gottes, zur “Medinat ur Rassul’, der “Stadt des Propheten”
wurde und seitdem so genannt wird. Medina ist die erste
islamisch verwaltete Stadt.
Anzufügen ist, dass es unter der arabischen Bevölkerung eine
Gruppe gab, die etwa ein Drittel der Gesamteinwohner ausmachte
und sich, wenngleich sie Heuchler, das heißt “munafiq” waren,
als Muslime ausgaben. In opportunistischer Manier...
Der Islam begann zu erblühen. Sein Licht leuchtete über die
Grenzen Medinas hinweg, ins Land hinein. Der erste große
Segen, der sich mit dem Einzug des Propheten in diese Stadt
abzeichnete war, dass sich die beiden großen Stämme “Uws” und
Hazrag’, die lange Jahre in Streit und Fehde miteinander
gelegen hatten, versöhnten und zu Ruhe und Frieden
untereinander fanden. Die Gläubigen Medinas scharten sich um
den Propheten. Nach und nach wandten sich auch die
Beduinenstämme der Umgebung Medinas dem Islam zu, dieweil die
Himmlischen Weisungen, die - eine nach der anderen - Hadrat
Muhammad (s.) hinabgesandt wurden, in der islamischen
Gesellschaft Anwendung fanden. Mit jedem neuen Tag wurden
weitere Unsitten abgebaut und stattdessen Taqwa und
Gerechtigkeit zur Entfaltung gebracht.
Die meisten Muslime Mekkas waren inzwischen ebenfalls nach
Medina geflohen, wo sie von ihren dortigen
Glaubensgeschwistern in Freundschaft aufgenommen wurden.
In den Vororten Medinas als auch in Haybar und Fadak lebten
viele jüdische Sippen, deren Gelehrte - wir sagten es bereits
- der arabischen Bevölkerung Medinas lange zuvor schon den
islamischen Propheten angekündigt hatten. Als sie jedoch nun
von Hadrat Muhammad (s.) zum Islam eingeladen wurden,
lehnten sie ab. Daher kam es zwischen den Muslimen und ihnen -
unter Berücksichtigung besonderer Regelungen - zu
“Nicht-Angriffspakten”.
Der rasche Aufschwung, den Islam und islamische
Gesellschaft zu verzeichnen hatten, versetzte die mekkanischen.
Götzenanbeter Mekkas in arge Besorgnis. Ihre Feindschaft gegen
den Gesandten Gottes und die Muslime nahm von Tag zu Tag
heftigere Ausmaße an. Sie suchten nach Gelegenheiten, um die
islamische Gemeinde auseinander zubringen und drangsalierten
jene Muslime, die noch in Mekka verblieben waren bzw. dort
gewaltsam festgehalten wurden.
Die Muslime Medinas aber, insbesondere die Angehörigen, die
unter dem Joch der Götzendiener in Mekka litten. Sie warteten
auf eine himmlische Weisung, die ihnen erlaubte, dem rohen
Treiben der mekkanischen Gottesleugner ein Ende zu bereiten
und ihre Angehörigen aus deren Tyrannei zu befreien.
“Badr”: Der erste Krieg, der sich zwischen den Muslimen und
den mekkanischen Gottlosen zutrug, fand im Jahre 2 nach der
Hidschra statt. In der Gegend Badr, einem Gelände zwischen Mekka
und Medina. Etwa tausend gut ausgerüstete mekkanische Krieger
traten in diesem Gefecht gegen die Muslime an. Die islamischen
Kämpfer, die zahlenmäßig dem Heer aus Mekka weit unterlegen
und zudem militärisch völlig unausreichend ausgerüstet waren,
wehrten sich erbittert gegen die feindlichen Attacken und
trugen den Sieg davon.
Aus dem Kriege “Badr” gingen die Götzendiener also als
Verlierer hervor. Sie hatten große Verluste hinnehmen müssen
und viele Tote zu beklagen. Enttäuscht kehrten sie nach Mekka
zurück, dieweil etliche ihrer Krieger in muslimische
Kriegsgefangenschaft geraten waren. Es heißt, siebzig ihrer
Männer seien in deren Gefecht “Badr” gefallen, die Hälfte von
diesen durch das Schwert AIis (a.). Weitere siebzig seien
gefangen genommen worden...
“Uhud”: Der Krieg “Uhud” trug sich im Jahre 3 n.d.H. zu. Auch
dieses Mal hatten sich die heidnischen Mekkaner mit einem
Dreitausend-Mann starken Heer (einigen Überlieferungen zufolge
waren es 5000 Krieger) und angeführt von Abu Sufian auf den
Weg nach Medina gemacht, um die Muslime anzugreifen und ihre
Niederlage vom Vorjahr wettzumachen. Außerhalb von Medina, in
der Gegend Uhud, stießen sie auf die islamischen Kämpfer,
deren Zahl nur 700 Mann betrug. Zunächst fochten die Muslime
erfolgreich, und der Sieg schien ihnen sicher zu sein. Doch
nach einigen Stunden änderte sich die Situation, und aufgrund
eines Fehlers, den einige der Muslime begingen, unterlagen sie
dem Feind. Dieser - von allen Seiten kommend - drang und hieb
nun auf sie ein. In diesem Gefecht erlitt das islamische Heer
große Verluste.
Hamzah, ein Onkel des Propheten, fand mit etwa siebzig
Gefährten, die nahezu alle den Ansar angehörten, das Schahadat.
Der Gesandte Gottes trug eine Verletzung an der Stirn davon
und einen Rippenbruch. Jener der Götzenanbeter, der mit seiner
Waffe die Schulter des Propheten getroffen hatte, rief: “Ich
habe Muhammad getötet!” Daraufhin stoben die Muslime
auseinander.
Nur Ali (a.) und einige andere blieben bei dem Gesandten
Gottes und fochten tapfer weiter. AIIe fielen, bis auf Ali (a.),
der nicht von der Seite Hadrat Muhammads (s.) wich und
diesen verteidigte.
Gegen Ende des Tages scharten sich die davongestobenen
islamischen Krieger wieder um den Propheten, bereit zur
Fortsetzung des Gefechts. Das Heer Abu Sufians aber wollte
kein Risiko eingehen und zog sich zurück..., in Richtung
Mekka. Doch noch hatten sie keine größere Strecke hinter sich
gebracht, bereuten sie, das Gefecht nicht zu Ende geführt und
ohne Gefangene und Beute den Rückmarsch angetreten zu haben.
Sie berieten und überlegten, ob es nicht doch vorteilhafter
sei, noch einmal gegen Medina zu marschieren, bevor sie nach
Mekka weiterzogen. Da erreichte sie die Nachricht, dass das
islamische Heer ihnen auf den Fersen sei, um das Gefecht
fortzusetzen. Als sie dieses hörten, verzichteten sie auf ihr
Vorhaben und eilten Mekka entgegen.
Das, was ihnen berichtet worden war, entsprach voll und
ganz der Wahrheit, denn der Gesandte Gottes hatte, auf Geheiß
Gottes hin, erneut ein Heer aus seinen zuvor besiegten
Kämpfern zusammengestellt und unter Führung Ali Ibn Abi Talibs
dem Feind nachgeschickt.
Wenngleich der Krieg ‘Uhud” für die Muslime verlustreich
war, so war er doch auch ein Gewinn für sie, weil sie aus ihm
etwas Wesentliches lernten. Sie hatten mit eigenen Augen
gesehen und am eigenen Leihe erfahren, was geschieht, wenn den
Anordnungen des Propheten zuwidergehandelt wird.
Kurz, diese militärische Begegnung ging mit dem
gegenseitigen Versprechen zu Ende, sich im darauf folgenden
Jahr erneut zu einer kriegerischen Konfrontation treffen zu
wollen.
Der Prophet hielt sich an die Abmachung und fand sich zur
verabredeten Zeit am verabredeten Ort ein. Das Heer der
Götzendiener aber erschien nicht...
Nach dem Gefecht “Uhud” begannen die Muslime, sich ein
starkes Gefüge zu geben, sich zu organisieren und zu
mobilisieren. Und bis auf Mekka und Ta´if erzielten sie in
allen Gegenden der arabischen Halbinsel beachtliche Erfolge.
“Grabenkrieg’: Der “Handaq- oder Grabenkrieg” war der
dritte militärische Kampf der mekkanischen Götzendiener gegen
den Propheten. Und auch ihr letzter. Eine zermürbende und
langwierige Begegnung. Die Mekkaner hatten sich bestens
vorbereitet und sämtliche Kräfte und Möglichkeiten eingesetzt.
Dieser Krieg, der als Krieg “Handaq” oder auch Krieg “Ahzab”
in die Geschichte einging, trug sich wie folgt zu:
Nach dem Geschehen in “Uhud” beschäftigte die Mekkaner -
unter der Regie Abu Sufians - nichts so sehr wie der Gedanke,
dem Propheten aber nun wirklich den letzten und entscheidenden
Schlag zu versetzen und den Islam mit seinem Leuchten ein für
alle Male zum Erlöschen zu bringen. Um dieses Ziel zu
erreichen, provozierten sie die übrigen arabischen Stämme und
Sippen, an ihrer Seite gegen Hadrat Muhammad (s.) und die
Muslime zu Felde zu ziehen. Die Juden, die mit dem Propheten
einen Nicht-Angriffspakt geschlossen hatten, schürten dieses
Vorhaben, brachen ihren Vertrag mit den Muslimen und schlossen
stattdessen ein Kooperationsbündnis mit den götzenanbetenden
Mekkanern. Mit dem Resultat, dass im Jahre 5 n.d.H. ein bis an
die Zahne bewaffnetes Heer, das zusammengesetzt war aus den
Kriegern der Quraisch, verschiedener arabischer Stämme und
jüdischer Gruppen, gegen Medina marschierte.
Der verehrte Prophet, der bereits von dem feindlichen
Vorhaben erfahren hatte, beriet sich mit seinen Gefährten.
Salman Farssi, einer seiner Getreuen, schlug vor, um Medina
herum einen tiefen Graben anzulegen, währenddessen die
islamischen Soldaten in der Stadt selbst in Stellung gehen
sollten.
Als die feindlichen Truppen angerückt waren, stellten sie
erstaunt fest, dass ihnen der Zugang zur Stadt verwehrt war.
Was immer sie auch anstellten, sie gelangten nicht über den
Graben hinweg. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als die
Stadt zu umzingeln und einen “Belagerungskrieg” gegen die
Muslime zu führen. In diesem Krieg, der ziemlich lange wahrte,
fand Amr Ibn Abduwud, einer der berühmtesten Recken und Reiter
der damaligen arabischen Welt, durch das Schwert Ali Ibn Abi
Talibs (a.) den Tod. Letztendlich sahen sich die Angreifer,
die der Wüstenstürme und Iangwährenden Blockade müde geworden
waren - ganz abgesehen davon, dass sich zwischen den jüdischen
und arabischen Einheiten Konflikte angebahnt hatten -
veranlasst, unverrichteter Dinge ihre Truppen wieder
abzuziehen.
Nach diesem Grabenkrieg, der von den Juden geschürt worden
war, kam es zu Konfrontationen mit diesen. Sie hatten ihr
Nicht-Angriffsabkommen mit den Muslimen in listiger Weise
gebrochen und sich mit den Götzenanbetern verbündet. Auf
göttliche Anordnung hin erteilte darum Hadrat Muhammad (s.)
jenen jüdischen Stammen, die an dem Verrat beteiligt gewesen
waren und zum Gebiet Medina gehörten, einen Denkzettel.
Aus allen Auseinandersetzungen, die das islamische Heer
gegen die Juden führte, ging ersteres siegreich hervor. Das
bedeutendste Gefecht war der Haybarer Krieg. Haybar war eine
Hochburg der Juden, fest gebaut, mit mehreren militärisch gut
ausgerüsteten Festungen und vielen Kriegern. In diesem Krieg
war es, dass Ali (a.) Marhab Haybari, einen kühnen jüdischen
Recken, zu Boden zwang, das jüdische Heer schlug, in die
Flucht trieb und anschließend das schwere Festungstor aus
seinen Angeln hob. Mit seinen Truppen drang er nun in die
Festung ein und hisste das Siegesbanner. Mit diesen Kämpfen
gegen die Juden - im Jahre 5 n.d.H. - fand deren intrigantes
Treiben ein Ende.