Buhayra, der christliche Einsiedler
Einige Jahre lebte Hadrat Muhammad (s.) bereits bei
seinem Onkel Abu Talib. Eines Tages machte sich diesen mit
einer Handelskarawane auf den Weg nach Damaskus und nahm den
Knaben mit. Als sie Syrien erreicht hatten, legten sie in der
Nähe der Stadt Basra, nicht weit von einer Einsiedelei
entfernt, eine kleine Rast ein. Sie schlugen ihre Zelte auf,
um sich - erschöpft von der weiten Reise - ein wenig
auszuruhen.
Buhayna, so wurde der christliche Einsiedlern genannt, trat
vor seine Einsiedelei und lud die Karawanis zu sich ein. Abu
Talib ließ den Knaben bei seinem Gepäck zurück und betrat mit
den anderen die Einsiedlerei.
Buhayra fragte: Sind alle gekommen?
Abu Talib antwortete: Alle, bis auf einen, der noch sehr
jung ist. Jünger als alle!
Buhayra: Holt auch ihn hierher.
Abu Talib rief den Knaben, der unter einem Olivenbaum
stand, herbei.
Buhayra sah Muhammad (s.) prüfenden Blickes an. Sagte:
Komm her zu mir, ich möchte mit dir reden.
Er zog den Knaben an seine Seite. Auch Abu Talib setzte
sich zu ihnen. Dann sagte Buhayna zu Hadrat Muhammad (s.):
Ich möchte dich etwas fragen, und ich beschwöre dich bei
Lat und Ada , mir zu antworten.
Hadrat Muhammad (s.) erwiderte: Das Widerwärtigste
das es für mich gibt, sind diese beiden Götzen !
Daraufhin Buhayra: Ich beschwöre dich also bei dem Einzigen
Gott, mir ehrlich zu Antworten.
Muhammad Amin : Ich spreche immer die Wahrheit .
Niemals habe ich gelogen. Sei unbesorgt und frage mich.
Buhayra: Was hast du besonders gern und siehst du dir
deswegen besonders häufig an?
Muhammad (s.a.as.): Den Himmel mit seinen Sternen .
Buhayra: Was denkst du?
Muhammad (s.a.a.s.) :schwieg.
Buhayra sah ihn ernst und aufmerksam an. Sein Blick haftete
auf des Knabens Stirn. Dann fragte er : Woran denkst du ,
bevor du einschläfst?
Muhammad (s.a.a.s.): Bevor ich einschlafe, sehe ich zum
Firmament hinauf und betrachte die Sterne. Und wenn ich sie
anschaue ist mir, als wären sie bei mir, als wäre ich üben
ihnen.
Buhayra fragte: Träumst da auch?
Muhammad (s.): Ja. Und das gleiche, das ich im Traume
sehe, sehe ich auch, wenn ich wach bin.
Buhayra: Was träumt dir?
Der Knabe schwieg.
Und auch Buhayra.
Nach einer Weile bat er: Erlaubst du mir, zwischen deine
Schultenblätter zu sehen?
Ohne sich zu rühren antwortete Hadrat Muhammad (s.):
Komm und sieh!
Buhayra erhob sich, trat dicht an den Knaben heran, schob
dessen Gewand ein wenig von den Schultern fort, erblickte
einen schwarzen Punkt und murmelte: Er ist es...
Abu Talib fragte: Wer ist er? Was meinst du?
Buhayra entgegnete: Sag mir, in welchem Verhältnis du zu
diesem Knaben stehst?
Abu Talib, der Muhammad (s.) wie seine eigenen Kinder
liebte, erwiderte: Er ist mein Sohn.
Daraufhin Buhayra: Nein, das kann nicht sein. Der Vater
dieses Knaben muß bereits gestorben sein.
Abu Talib daraufhin: Woher weißt du das? Es stimmt, was du
sagst Er ist der Sohn meines Bruders.
Nun sprach Buhayra: Hör gut zu, was ich dir sage! Dieser
Knabe hat eine strahlende und erstaunliche Zukunft vor sich.
Wenn andere das, was ich gesehen habe, ebenfalls sehen und ihn
erkennen, werden sie ihn töten. Verbirg ihn daher vor dem
Feind und gib gut auf ihn acht!
Abu Talib fragte: Sag, wer er ist?
Buhayra: In seinen Augen sind die Zeichen eines großen
Propheten zu lesen und zwischen seinen Schulterblättern ist
ein deutliches Mal, das dieses bestätigt.