Das ABC des Islam
Das ABC des Islam

von

Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

 

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Idschtihad und Taqlid

All die Dinge, die der Mensch zu seinem Leben benötigt und beschaffen muss, die vielen Bedürfnisse, um deren Beseitigung er sich bemüht, die zahlreichen Erkenntnisse, deren Resultate so gravierenden Einfluss auf unser Wohlergehen nehmen bzw. nehmen können, so sie berücksichtigt werden..., sie sind so vielfältig, dass sie nur schwerlich alle zu nennen sind. Geschweige denn, dass der gewöhnliche Erdenbürger über sie alle zu genauesten Kenntnissen und Fachwissen finden könnte.

Andererseits aber benötigt der Mensch, um richtig handeln und sich richtig entscheiden zu können, Wissen, Kenntnisse und Aufklärung. Das heißt also, dass er entweder selbst über die betreffenden Angelegenheiten ausreichend Bescheid wissen oder aber die Kenntnis anderer, die diesbezüglich versiert und kompetent sind, nutzen muß. Wir gehen zum Beispiel zum Arzt, wenn wir krank sind und lassen uns von ihm heilen. Ohne seine Hilfe (und selbstredend den göttlichen Willen. denn alles liegt in Gottes Hand) vermochten wir nicht in genesen. Wenn wir ein Haus bauen wollen, wenden wir uns an einen Architekten bzw. Bauingenieur. der uns den Bauplan anfertigt und die Bauarbeiten überwacht. Für Fenster und Türen ist der Schreiner zuständig und so fort...

Mit anderen Worten: Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen sind wir in unserem Leben auf das Fachwissen anderer angewiesen. Wer sagt, dass er Wissen und Rat anderer nicht bräuchte und nicht gewiss sei, das zu tun, was andere ihm sagen, da er völlig selbstständig entscheide und denke, redet entweder unüberlegt oder aber ist so von Dunkeln geplagt, dass er jeglichen Sinn für Objektivität verloren hat.

Der Islam, dessen Schariah mit der menschlichen Natur konform geht, hat seinerseits ebenfalls den eben beschriebenen Weg vorgesehen. Er ordnet an, dass sich die Muslime über die göttlichen Gebote und alles, was die Religion sagt, genauestens zu informieren haben..., und zwar anhand des Koran, der Sunna und Belehrungen des Gesandten Gottes (s.) sowie der Erklärungen der Imame (a.) aus seinem Hause.

Es versteht sich von selbst, dass dieses - d.h. zu präzisen Kenntnissen über die Religion und deren Weisungen zu kommen - nicht jedermanns Sache ist. Ein langwieriges Studium und genaue Kenntnisse und Forschungen sind dazu vonnöten und so manches andere mehr. Daher sind insbesondere jene, die sich damit ernsthaft und gewissenhaft befassen aufgerufen, diese Kenntnisse über Gott und Seine Anordnungen in Erfahrung zu bringen und mitzuteilen. Das heißt, diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, durch geeignete wissenschaftliche Studien und Forschungsarbeiten die göttlichen Gebote und Belehrungen selbst zu ergründen bzw. zu “exegieren, haben sich folglich an jene zu wenden, die in diesem Metier bewandert sind und mittels logischer Begründungen und wissenschaftlich-exakter Studien und Nachweise die Verordnungen der Religion und entsprechende Erkenntnisse ausarbeiten. Was diese Geistlichen Gelehrten ihnen sagen, befolgen und praktizieren sie.

Die Gelehrten, welche die göttlichen Weisungen exegieren, sind “Mugtahid. Und das, was sie zu ihrer Arbeit und Leistung befähigt, ist ihr “Idschtihad”, ist ihr hoher Wissensgrad, der einhergeht mit Wissensfleiß. Wer sich an ihren Erkenntnissen orientiert, ist “muqlid”, und sein Sich-Orientieren an dem Mudschtahid wird in der islamischen Terminologie als “Taqlid” bezeichnet.

Auch dieses ist zu wissen, nämlich: “Taqlid” betrifft gottesdienstliche Belange als auch Angelegenheiten der Lebenspraxis. Was jedoch Überzeugung und weltanschauliche Themen - Usul- anbelangt, ist “Taqlid” fehl am Platze. Denn im Zusammenhang mit Glauben, Anschauung und Überzeugung genügt es nicht, sie “blind” zu übernehmen. Das würde dem Charakter des “Glaubens” widersprechen. Es geht nicht an, zu sagen: ‘Gott ist Einer, es gibt nur Einen Einzigen Gott”, nur weil unsere Eltern und Großeltern so sprachen. Oder aber nur deswegen, weil die “anderen Muslime” davon überzeugt sind, zu ‘bezeugen’:

Die Auferstehung ist eine Realität.

Ein jeder ist also verpflichtet, sich über die Gründe für die Rechtmäßigkeit der Glaubenssäulen - “Usul Din” - zu informieren..., auch wenn auf noch so einfache Weise. Das heißt, er muss sie kennen, um sie ‘überzeugt” bezeugen zu können.

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