Imam Hassan und Imam Hussayn (a.)
Diese beiden Imame sind Brüder. Sie sind die Söhne Ali Ibn
Abi Talibs und Fatimah-Zahras (a.). Wie überliefert wird,
war Hadrat Muhammad (s.) diesen beiden Enkelsöhnen, die
er als seine “Söhne” bezeichnete, in herzlicher Liebe zugetan.
Er sprach:
Diese beiden Söhne von mir sind Imam und Führer der
Muslime, ob sie niedersitzen oder aber sich erheben.
Mit diesem “Niedersitzen” und “Sich Erheben” weist er auf
die äußere Form des Imamats dieser beiden Imame hin. Imam
Hussayn (a.) erhob sich zum Aufstand gegen den Feind des
Islam und der Muslime, dieweil Imam Hassan (a.) nur
indirekten Widerstand gegen selbigen leisten konnte.
Auch diese Erklärung ist von Hadrat Muhammad (s.):
Hassan und Hussayn sind die beiden Großen der
Paradiesjugend.
Imam Hassan (a.s.) war - wie sein Vater (gemäß göttlicher
Weisung) bestimmt hatte - mit dem Kalifat beauftragt. Die
Bevölkerung halte ihm den Treueid geschworen, und insgesamt
sechs Monate hatte er das Regierungsamt im islamischen Staat
inne..., mit Ausnahme der Gebiete Damaskus und Ägypten, über
die Muawiah herrschte.
Imam Hassans Regierungs- und Führungsstil war wie der
seines Vaters. Um den Intrigen und Attacken Muawiahs gegen
sein Kalifat ein Ende zu setzen, hatte er begonnen, das Heer
aufzurüsten. Muawiah jedoch, der immer mehr Einfluß in der
Gesellschaft zu gewinnen vermochte, war mit den Kommandeuren
der Armee Imam Hassans (a.) in Kontakt getreten. Diese waren Muawiah so hörig geworden, dass sie bereit standen - falls Muawiah es anordnete - Imam Hassan zu töten oder aber
festzunehmen und auszuliefern. Daher war der Imam genötigt,
sein Vorhaben zu ändern und Muawiahs “Friedensvorschlag” zu
akzeptieren. Muawiah hielt sich jedoch nicht an die von Imam
Hassan gestellten Bedingungen , wenngleich er sich mit ihnen
zuvor einverstanden erklärt hatte.
Nachdem das “Friedensabkommen” getroffen war, kam Muawiah
nach Irak und erklärte den Muslimen:
“Ich habe nicht um der Religion willen gegen euch Krieg
geführt..., nicht, damit ihr beten und fasten, sondern ich
wollte die Herrschaft über euch, und die habe ich nun in
Händen. Alles, was ich Hassan versprochen habe, ist damit
hinfällig geworden.”
Nach diesem “Frieden” lebte Imam Hassan (a.) neuneinhalbe
Jahre unter dem Joch Muawiahs..., unter bedauernswerten
Bedingungen. Selbst in seinem eigenen Hause gab es für ihn
keine Sicherheit mehr. Schließlich wurde er durch seine Frau “Ga´dah”,
die von Muawiah dazu angehalten worden war, vergiftet und fand
das Schahadat.
Gemäß göttlicher Weisung und der testamentarischen
Anweisung lmam Hassans (a.) oblag nun Imam Hussayn (a.)
die rechtmäßige Führung und Rechtleitung der Muslime. Doch die
Situation war noch die gleiche wie zu Lebzeiten Imam Hassans (a.s.).
Muawiah verwehrte auch ihm jegliche Möglichkeit, sein Amt als
Imam ungehindert wahrnehmen zu können.
Nahezu neuneinhalb Jahre später starb Muawiah. Das Kalifat
- nunmehr zu einer “Monarchie” geworden - lag jetzt in Händen
dessen Sohnes Yazid. Im Gegensatz zu seinem listigen Vater war
Yazid ein junger Mann, der aus seiner Ruchlosigkeit, Arroganz
und seiner Liebe für ein sitten- und zügelloses Leben keinen
Hehl machte. Kaum haute er das Zepter ergriffen, befahl er dem
Gouverneur von Medina, Imam Hussayn (a.s.) zum Treueid zu
zwingen.
Andernfalls - das heißt, so der Imam sich weigern würde
-habe er ihn zu töten und dessen abgeschlagenen Kopf nach
Damaskus zu schicken.
Der Gouverneur von Medina unterbreitete dem Imam diese
Drohung Yazids. Imam Hussayn (a.) erbat sich Bedenkzeit. Mit
seinen Angehörigen und einigen Gefährten verließ er in
nächtlicher Stunde die Stadt und reiste nach Mekka. In dieser
geheiligten Stadt suchte er Zuflucht
Einige Zeit hielt er sich nun hier, in Mekka, auf. Er
wusste
- und daran war nicht zu zweifeln - das Yazid in keinster
Weise bereit war, ihn unbehelligt zu lassen. Wenn er ihm den
Treueid nicht schwörte, würde Yazid ihm nach dem Leben
trachten.
Zu gleicher Zeit waren mehre tausend Briefe aus Irak bei
Imam Hussayn (a.) eingetroffen. Die dortige Bevölkerung
hatte in ihren Zeilen den Imam gebeten, der ummawidischen
Tyrannei ein Ende zu setzen und ihm versprochen, ihn darin
unterstützen zu wollen.
Der Imam wusste, dass angesichts der herrschenden Situation
ein offener Widerstand gegen Yazid ohne sichtbaren Erfolg sein
würde. Dennoch..., da er es verabscheute, ihm den Treueid zu
leisten, entschloss er sich, das Getötetwerden in Kauf zu
nehmen und machte sich mit den Seinen und einigen Getreuen auf
den Weg nach Kufa..,
Unterwegs, in der Gegend Kerbela - ca. siebzig Kilometer
von Kufeh entfernt - sahen sie sich dem mächtigen Heer Yazids
gegenüber. Angesichts dessen militärischer Übermacht kehrten
einige der Gefährten, die den Imam begleitet hatten, um. Imam
Hussayn (a.) hatte sie allerdings zuvor schon auf den
tödlichen Ausgang dieser Begegnung mit den Feinden aufmerksam
gemacht...
Bei ihm blieben seine Angehörigen und jene Freunde, die
beherzt und bereit waren, bis zum letzten Atemzug dem Unrecht
die Stirn zu bieten.
Es war den Truppen Yazids ein Ieichtes, Imam Hussayn (a.s.)
und seine kleine Schar zu umzingeln. Selbst der Zugang zu den
Wassern des Euphrat wurde ihnen verwehrt.
Es ging um Leben und Tod. Nur zwei Möglichkeiten gab es für
Imam Hussayn (a.) . Entweder leistete er Yazid den Treueid
oder aber...
Er fügte sich dem Tyrannen nicht. War bereit, den Tod in
Empfang zu nehmen, aber nicht, sich Yazid zu ergeben. Vom
frühen Morgen bis zum Nachmittag leistete er mit seiner
kleinen Schar Widerstand gegen die feindliche Übermacht.
Tapfer und entschlossen. Und sie alle fanden das Schahadad.
Imam Hussayn (a.), seine Söhne, Brüder, seine Neffen,
Vettern und Getreuen. Rund siebzig waren es, die den
Martyrertod erlitten...
Von den Männern, die den Imam begleitet hatten, blieb nur
sein Sohn Sagad (a.), der infolge hohen Fieber nicht am
Gefecht hatte teilnehmen können, am Leben. Die feindlichen
Soldaten nahmen die Habe der kleinen tapferen Schar an sich
und die übrig gebliebenen Angehörigen -Frauen, Kinder und Imam
Sagad (a.) - gefangen. Sie zerrten sie durch die Wüste nach
Kufa, und von Kufeh nach Damaskus. Und mit ihnen die
abgeschlagenen Häupter der Märtyrer...
Während dieser ihrer Gefangenschaft vermochten Imam Sagad (a.s.)
und Zaynab-Kubra (a.) mit ihren Reden vor der Bevölkerung
Kufehs und vom Ibn Ziad, dem Gouverneur der Stadt, als auch
später, in Damaskus, vor Yazid und dessen Leuten die Wahrheit
aufzuzeigen und die Tyrannei und Ruchlosigkeit der Bani
Umayyah ans Tageslicht zu bringen, so das alle davon erfuhren.
Kurz..., dem Widerstand Imam Hussayns (a.) gegen Unrecht
und Gewalt, Unzucht und Skrupellosigkeit endete mit dem Schahadat des Imam und seiner Getreuen. Die Angehörigen -
Frauen, Kinder und Imam Sagad - gerieten in Gefangenschaft und
alles, was sie besaßen, wurde ihnen genommen. Doch die
Botschaft blieb....
Es war eine Widerstandsbewegung, die in der gesamten
Geschichte nicht ihresgleichen hat. Und gewiss ist, dass der
Islam aufgrund dieses heroischen Geschehens seines ‘Leben”
behielt. Denn zweifelsohne....wenn es nicht stattgefunden
hatte, würden die Umawwiden - Bani Umayyah - vom Islam nichts
übrig gelassen haben...