Ist “Religion” erforderlich?
Folgende Frage stellt sich hier und zwar: Kann der Mensch
ohne Religion, ohne den Glauben an Gott nicht auch glücklich
sein bzw. werden? Es wird doch wohl möglich sein, dass in einer
Gesellschaft die Rechte und Pflichten eines jeden gemäß einer
guten, aber von Menschenhirn erdachten Gesetzgebung festgelegt
und praktiziert werden. Dass anstelle der göttlichen bzw.
religiösen Weisungen und Bestimmungen ‘weltliche” eingesetzt
und befolgt werden, welche die “himmlischen” überflüssig
machen.
Bei ein wenig Überlegung und Einblick in die islamische
Gebote und Regelungen wird jedoch das Gegenteil einer solchen
Annahme und Vorstellung offenkundig.
Darum, weil das Augenmerk des Islam - der die letzte,
abschließende und vollendete der göttlichen Religionen ist -
nicht allein der Anbetung und Huldigung Gottes gilt, sondern
darüber hinaus sämtlichen Bereichen des individuellen und
gesellschaftlichen menschlichen Lebens, zu dem er optimale
Richtlinien und Orientierungshilfen anbietet. Allgemeine,
universale als auch spezielle, ins Detail gehende. Regelungen,
die in erstaunlicher Weise die Gegebenheiten der Welt und des
Lebens berücksichtigen.
Kurz, die praktizierte islamische Gesetzgebung dient sowohl
dem Wohlergehen des Einzelnen als auch der gesamten
Menschheit. Und jeder, der aufgeklärten und gerechten Geistes
ist, wird diesem Punkt gewiss beipflichten, nämlich:
Die Bestimmungen, die durch den begrenzten Menschenverstand
geboren werden, zeichnen sich keinesfalls durch jene hohe
Qualität aus, die der göttlichen Gesetzgebung innewohnt. Eine
Realität, auf die Gott im Heiligen Koran hinweist. Als
Beispiel einige Koranverse:
lm 17. Vers der Sure 3, Al-lmran, heißt es:
Jene Religion, zu der alle Propheten aufrufen, ist die
Religion der Anbetung Gottes und Ergebung in Seinen Willen.
Die “Gelehrten” aber hegten in ihrer fanatischen Ereiferung
Feindseligkeit und Zwietracht untereinander.
Obwohl sie den rechten Weg vom falschen zu unterscheiden
vermochten, beugten sie sich nicht der Wahrheit. Uneins
untereinander, ging ein jeder einen separaten Weg. Mit dem
Ergebnis, dass es zu verschiedenen Glaubensgemeinschaften auf
Erden kam. Wahrlich, jene, die so handelten, leugneten die
Zeichen Gottes. Und Gott wird sie in Bälde für dieses ihr Tun
bestrafen.
Im 79. Vers der Sure 3, Ale-Imran, lesen wir: Wer eine andere
Religion als den Islam möchte und befolgt..., niemals wird er
vor Gott Anerkennung finden und im Jenseits niemals zu den
Erretteten gehören.
Der 204. Vers der Sure 2, Baqarah, sagt uns:
O Muslime! Gebt euch dem Willen Gottes hin und folget nicht
Satan, der euer offenkundiger Feind ist. Fügt der Religion
nichts hinzu und nehmt ihr nichts!
Und im 93. Vers der Sure 16, NahI, spricht Gott:
O Muslime ! wenn ihr ein Bündnis geschlossen habt, so
bleibt ihm treu ! Und wenn ihr schwört und Gott als Zeugen
eures Schwurs angerufen habt, so brecht ihn nicht, denn Gott
weiß , was ihr tut!
Dieser Koranvers mahnt, dass jede Abmachung und jedes
Bündnis, dass jemand mit Gott oder seinen Mitmenschen
abschließt, getreulich einzuhalten ist.
Dann, im 126. Vers der Sure 16, NahI, lesen wir:
Lade die Menschen zu Gott ein, indem du ihnen die Wahrheit
kundtust und sie aufklärst über das , was ihnen zum Wohle und
was zum Verderben gereicht.
Berate und ermahne sie mit guten Worten. Mit
Andersdenkenden diskutiere in guter Art, damit du in ihnen
Interesse für deine Worte wecken und sie (möglicherweise) von
Gott überzeugen kannst. Denn Gott ist wissender als die,
welche in die Irre gingen und auch wissender als jene, die den
rechten Weg fanden.
Dieser Vers appelliert an die Muslime, im Sinne einer
Festigung und Publizierung der Religion mit einem jeden so zu
sprechen, dass er versteht und akzeptiert. Und wenn mit
Aufklärung ,freundlicher Ermahnung und dergleichen nichts zu
erreichen ist, sollte mittels Diskussion und Debattieren
-etwas, wodurch möglicherweise ebenfalls Erkenntnis und
Zustimmung erreicht werden können - versucht werden, den
Betreffenden auf den Weg Gottes zu führen.
Im 203. Vers der Sure 7, A’raf, heißt es: ...
Dieser Koranvers mahnt, nicht zu reden oder sich mit
anderen Dingen und Gedanken zu beschäftigen, wenn aus dem
Koran rezitiert wird, damit seine Worte und deren Inhalt mit
dem Herzen aufgenommen und das göttliche Erbarmen erreicht
werden können...
Und im 62. Vers der Sure 4, Nissa, lesen wir:
O die ihr glaubt! Folget den Weisungen Gottes, Seines
Gesandten und der Imame, denen zu folgen Gott und der Prophet
euch geboten haben. Und wenn ihr an Gott und den Tag der
Auferstehung glaubt , so Iöst eure Probleme mit Hilfe des
Koran und den Empfehlungen des Propheten. Dieses ist besser
für euch und verhilft euch zu einer erfreulichen Zukunft.
Dieses koranische Wort macht darauf aufmerksam, dass es für
die islamische Gesellschaft kein anderes und geeigneteres
Mittel gibt, als ihre Konflikte und Kontroversen, mittels
Koran und Sunna des Propheten zu lösen. Und beseitigt ein
Muslim mit Hilfe seiner Vernunft eine Schwierigkeit, so
geschieht dieses dennoch in Berücksichtigung des Wortes Gottes
und eingedenk dessen, dass der Koran selbst an Verstand und
Vernunft appelliert und dazu aufruft, von ihnen Gebrauch zu
machen.
Im 153. Vers der Sure 3, Ale-Imran, lässt Gott uns wissen :
Aufgrund Seiner Huld, die Er - Gott - dir schenkt, ist es,
dass du so freundlich und warmherzig bist. Wärest du abweisend
und hart gewesen oder hättest schroff mit ihnen (den Menschen)
gesprochen, würden sie dich gemieden haben. Sei daher
nachsichtig, wenn sie sich nicht recht verhalten und erbitte
Gottes Vergebung für sie. Berate dich mit ihnen in Dingen, die
die Öffentlichkeit betreffen. Und da Gott jene, die Ihm
vertrauen, gern hat und sie unterstützt, sei zuversichtlich
und verlass dich voll und ganz auf Ihn , wenn du eine
Entscheidung getroffen hast.
Gutes, wohlwollendes Verhalten und gemeinsames Beraten
bewirken Freundschaft und Zuneigung füreinander. Der, welcher
die Gesellschaft führt und betreut, sollte dieses beherzigen
und bedenken, dass er Sympathie und Vertrauen der Bevölkerung
besitzen bzw. gewinnen muss, um Einfluss auf sie nehmen zu
können.
Der Allmächtige Gott ruft daher Seinen Gesandten, den
Betreuenden und Führenden der Muslime, auf, letzteren mit Güte
und Nachsicht zu begegnen und sich mit ihnen zu beraten. Doch
da nun mal der gewöhnliche Mensch irren und somit
Fehlentscheidungen treffen kann - nicht aber der Prophet, da
er unfehlbar, “ma´sum” ist - ordnet Gott an:
Nach deiner Beratung mit den Muslimen aber treffe deine
Entscheidung, und zwar selbstständig .Und da niemand dem
Willen Gottes zuwiderhandeln kann, verlass dich ganz auf Ihn
und vertraue Ihm die Angelegenheit an.
Im Zusammenhang mit den Juden und Christen - deren
Himmlische Schrift die Thora bzw. das Evangelium ist, die
ebenfalls gesellschaftliche Weisungen und Bestimmungen
beinhaltet - spricht der Erhabene Gott in der Sure 5 Maidah:
Doch wie sollten sie deinen Schiedsspruch erkennen , die
weil sie doch die Tora in Händen haben , in der Gottes
Entscheidung und Gebot ist, von dem sie sich abwenden ? (Sie
werden sich mit deinem Richterspruch , der dem der
Thora entspricht, nicht zufrieden geben). Darum, weil ihr
Glaube an Gott nicht echt ist. Wir haben ihnen (den Kindern
Israel) die Thora hinabgesandt, welche Rechtleitung und Licht
enthält. Damit die gottergebenen Propheten gemäß diesem Buch
unter den Juden Recht sprechen. Und auch die Wissenden und
Gelehrten unter ihnen (Juden), deren Aufgabe es ist, das Buch
zu schützen, zu bewahren, zu publizieren und ihm gemäß zu
entscheiden. Ihr sollt nicht die Menschen fürchten, sondern
Mich. Und verachtet Meine Zeichen nicht. Diejenigen, die nicht
nach dem entscheiden , was Gott hinabgesandt hat ,sind wahre
Ungläubige...
Und wir entsandten anschließend Jesus. Den Sohn der Maria ,
auf dass er bestätigte, was schon vor ihm in der Tora war. Zur
Rechtleitung und Ermahnung der Gottesfürchtigen. Die Leute des
Evangeliums sollten nach dem vorgehen und entscheiden . was
Gott darin hinabgesandt hat. Diejenigen, die nicht nach dem
vorgehen und entscheiden was Gott hinabgesandt hat, sind wahre
Frevler. Und wir haben dir das Buch mit der Wahrheit
hinabgesandt, damit es das bestätige, was von Gottes Wort vor
diesem da war und darüber Gewissheit gebe. Richte nun zwischen
ihnen nach dem, was Gott dir hinabgesandt hat.
Die Thora als auch das Evangelium, die heute in der Hand
der Juden und Christen sind, bestätigen dieses. Zahlreiche
rechtliche und strafrechtliche Bestimmungen sind in der Thora
enthalten, und ihre Schariah, d.h. ihr Religionsgesetz, wird
seitens des Evangeliums ganz offenbar bestätigt.