Das ABC des Islam
Das ABC des Islam

von

Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

 

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Der Koran - ein Wunder

Fest steht, dass die arabische Sprache eine reiche ist. Voller Mannigfaltigkeit und Feinheit. Sie vermag die geheimsten Empfindungen und Wünsche des Menschen, sein in seinem tiefsten Inneren wohnendes Sehnen, in erstaunlich präziser und klarer Weise zum Ausdruck zu bringen. Keine andere Sprache ist so aussagestark, beredt, reichhaltig und fein-differenzierend wie sie.

Die Geschichte lässt wissen, dass die Araber der vorislamischen Zeit, die in der Regel ein Beduinenleben führten, in Zelten wohnten, von Kultur und Zivilisation “unberührt” waren, nahezu alter Vorzuge eines kultivierten Lebens entbehrten und keinerlei Kenntnis darüber hatten, dass es so etwas überhaupt gab, dennoch ein erstaunlich hohes sprachliches Niveau besaßen. Ihre Rede war fließend, schön und gewandt..., beispiellos in der gesamten bisherigen Menschheitsgeschichte.

Sich gut und gewandt ausdrücken zu können besaß in der’ arabischen Welt hohen Wert. Eine schöne, fließende Rede fand außerordentliche Würdigung. Und ebenso wie man seinerzeit Götzen in der Ka’ba aufstellte, wurden auch die besten Verse und Gedichte, die Jahr für Jahr ausgewählt und “gekürt” wurden, an den Ka’bawänden aufgehängt.

Wie gesagt, die arabische Sprache war und ist reichhaltig, ausdrucksstark, getragen von einer ausgefeilten, umfangreichen Grammatik sowie einer Vielzahl an Zeichen und wurde schon von den damaligen Arabern beherrscht .

In jenen Tagen, als dem Propheten die Verse des Heiligen Koran hinabgesandt und dann von ihm oder seinen Getreuen rezitiert wurden, wurde die arabische Gesellschaft, insbesondere deren Dichter und Redner, hellhörig. Man lauschte aufmerksam und geradezu verzückt den schönen, fließenden und zu Herzen gehenden koranischen Worten. Die Meister der arabischen Literatur und Dichtkunst vergaßen, was sie bis dahin als gut betrachtet und holten die Gedichte, die sie zuvor an den Kaabawänden angebracht hatten, wieder herunter. Darum, weil die Rede des Koran weitaus schöner war und die ihrige mit der koranischen nicht standhaften konnte...

Kurz, das unsagbar prächtige Wort Gottes entzückte sie zutiefst und verschloss mit seiner Anmut ihre redegewandten Lippen. Getragen von Harmonie, Ausgewogenheit, Klarheit und unbezwingbarer Logik und Vernunft vermochte es - nach und nach - der heidnischen arabischen Gesellschaft “Tawhid”, den Glauben an den Einzigen Gott, nahezubringen.

Doch nicht nur das. Mit seinen inhaltsreichen, unwiderlegbaren Worten machte der Koran die Absurdität der Vielgötterei und Götzenverehrung deutlich und verurteilte sie kategorisch. Er schmähte ihre Götzen und Götter, von denen sie Hilfe und Schutz erflehten und denen sie ihre Opfer darbrachten. Und er, der Koran, gab ihnen nun unmissverständlich die Wirkungslosigkeit und Stupidität ihrer steinernen oder hölzernen, leblosen Figuren, die zu nichts taugten, zu verstehen...

Er rief die rohen Araber, die voller Hochmut und Dunkel waren und deren Leben mehr oder weniger aus Blutvergießen und Wegelagerei bestand, zu Nächstenliebe, Nachsicht und Gerechtigkeit auf. Sie aber wussten in ihrer Selbstherrlichkeit und Torheit zunächst nichts anderes, als nun ihrerseits gegen das Wort des Erhabenen und Einzigen Gottes zu Felde zu ziehen. Sie setzten ihre ganze Kraft dahinein, das Licht der göttlichen Rechtleitung zur Erlöschen zu bringen. Auf welche Weise auch immer. Wollten mit ihm “konkurrieren”. Niemals aber waren sie in diesem ihrem Streben erfolgreich und erreichten nichts als Verdruss und Resignation.

In der ersten Zeit nach der Bi’tat, das heißt der Ernennung Hadrat Muhammads (s.) zum Propheten, suchte “Walid”, ein für seine Redekunst und sein sprachwissenschaftliches Können bekannter Araber, den Gesandten Gottes auf. Hadrat Muhammad (s.) rezitierte einige Verse aus der Sure 32, Sadschdah.

Walid, ein von sich und seinem Können überzeugter Mann, hörte aufmerksam zu, bis der Gesandte Gottes mit jenem Vers begann, in dem es heißt:

(arabisch, nur in der Printversion)

Als er diese Ayah rezitiert hatte, überkam Walid ein schweres Zittern. Er sank bewusstlos in sich zusammen. Die Sitzung wurde abgebrochen und die Anwesenden verstreuten sich...

Nach dieser Vorfall gingen einige der arabischen Gesellschaft zu Walid und jammerten:” Du hast uns vor Muhammad blamiert. Wir haben unser Image verloren.”

“Nein”, entgegnete Walid. “Ihr wisst recht gut, dass ich mich vor niemandem fürchte, auch von niemandem etwas will und mich mit keinerlei Absichten trage. Und ihr wisst, dass ich ein guter Redner und Sprachexperte bin. Das aber, was Muhammad vortrug, ist in keinster Weise mit dem, was wir reden, zu vergleichen. Es waren Worte voller Anmut und Grazie. Betörend schön und zu Herzen gehend. Ihr Versmaß und ihre Harmonie sind unnachahmbar, ganz abgesehen davon, dass sie außerordentlich aussagstark sind. Und wenn ihr unbedingt wollt, dass ich die Worte Muhammads beurteile, so kann ich es auf die Schnelle nicht. Drei Tage lasst mir Zeit, um darüber nachzudenken.”

Als sie nach drei Tagen Walid erneut aufsuchten, sagte er: “Muhammad ist ein Zauberer, ein Magier, der die Herzen in seinen Bann zieht.’

Als die Götzendiener diese Antwort hörten, bezeichneten sie folglich auch den Koran als Zauberei und Trugwerk und vermieden es nunmehr konsequent, seinen Worten zu lauschen. Auch ihren Angehörigen und Dienstkräften untersagten sie es, und bisweilen, wenn Hadrat Muhammad (s.) in der Heiligen Moschee Koranverse rezitierte, erhoben sie ihre Stimmen, sangen laut oder klatschten in die Hände, damit niemand ihn hören konnte. Dennoch..., da sie bereits den Klang der Worte des Heiligen Koran, der ihre Herzen höher schlagen ließ, vernommen hatten, nutzten sie die Stille und Dunkelheit der Nacht und gingen hinter das Haus Hadrat Muhammads (s.), um von dort aus seinen Koranrezitationen zu lauschen. Leise und verstohlen raunten sie sich’ dann zu: Das können niemals die Worte eines Menschen sein...

Der Erhabene Gott weist im 47. Vers der Sure 17,Assra , auf diesen Punkt hin und sagt:

Wir wissen sehr gut, mit welchen Ohren sie deinen Rezitationen (Talawat) zuhören, Und wir wissen sehr gut, dass diese Übeltäter sich anschließend zuraunen: Dieser Muhammad ist ein Magier...

Hin und wieder, wenn der Prophet bei der Ka’ba den Koran rezitierte und mit den Leuten über den Einzigen und Allmächtigen Gott sprach , huschten die Redekünstler der Araber gebückt an ihm vorüber , um nicht von ihm gesehen und erkannt zu werden .

Im 5. Vers der Sure 11 Hud, spricht Gott hierüber:

...sie bückten sich, um vom Gesandten Gottes nicht gesehen zu werden.

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