Der Koran - ein Wunder
Fest steht, dass die arabische Sprache eine reiche ist.
Voller Mannigfaltigkeit und Feinheit. Sie vermag die
geheimsten Empfindungen und Wünsche des Menschen, sein in
seinem tiefsten Inneren wohnendes Sehnen, in erstaunlich
präziser und klarer Weise zum Ausdruck zu bringen. Keine
andere Sprache ist so aussagestark, beredt, reichhaltig und
fein-differenzierend wie sie.
Die Geschichte lässt wissen, dass die Araber der
vorislamischen Zeit, die in der Regel ein Beduinenleben
führten, in Zelten wohnten, von Kultur und Zivilisation
“unberührt” waren, nahezu alter Vorzuge eines kultivierten
Lebens entbehrten und keinerlei Kenntnis darüber hatten, dass
es so etwas überhaupt gab, dennoch ein erstaunlich hohes
sprachliches Niveau besaßen. Ihre Rede war fließend, schön und
gewandt..., beispiellos in der gesamten bisherigen
Menschheitsgeschichte.
Sich gut und gewandt ausdrücken zu können besaß in der’
arabischen Welt hohen Wert. Eine schöne, fließende Rede fand
außerordentliche Würdigung. Und ebenso wie man seinerzeit
Götzen in der Ka’ba aufstellte, wurden auch die besten Verse
und Gedichte, die Jahr für Jahr ausgewählt und “gekürt”
wurden, an den Ka’bawänden aufgehängt.
Wie gesagt, die arabische Sprache war und ist reichhaltig,
ausdrucksstark, getragen von einer ausgefeilten, umfangreichen
Grammatik sowie einer Vielzahl an Zeichen und wurde schon von
den damaligen Arabern beherrscht .
In jenen Tagen, als dem Propheten die Verse des Heiligen
Koran hinabgesandt und dann von ihm oder seinen Getreuen
rezitiert wurden, wurde die arabische Gesellschaft,
insbesondere deren Dichter und Redner, hellhörig. Man lauschte
aufmerksam und geradezu verzückt den schönen, fließenden und
zu Herzen gehenden koranischen Worten. Die Meister der
arabischen Literatur und Dichtkunst vergaßen, was sie bis
dahin als gut betrachtet und holten die Gedichte, die sie
zuvor an den Kaabawänden angebracht hatten, wieder herunter.
Darum, weil die Rede des Koran weitaus schöner war und die
ihrige mit der koranischen nicht standhaften konnte...
Kurz, das unsagbar prächtige Wort Gottes entzückte sie
zutiefst und verschloss mit seiner Anmut ihre redegewandten
Lippen. Getragen von Harmonie, Ausgewogenheit, Klarheit und
unbezwingbarer Logik und Vernunft vermochte es - nach und nach
- der heidnischen arabischen Gesellschaft “Tawhid”, den
Glauben an den Einzigen Gott, nahezubringen.
Doch nicht nur das. Mit seinen inhaltsreichen,
unwiderlegbaren Worten machte der Koran die Absurdität der
Vielgötterei und Götzenverehrung deutlich und verurteilte sie
kategorisch. Er schmähte ihre Götzen und Götter, von denen sie
Hilfe und Schutz erflehten und denen sie ihre Opfer
darbrachten. Und er, der Koran, gab ihnen nun
unmissverständlich die Wirkungslosigkeit und Stupidität ihrer
steinernen oder hölzernen, leblosen Figuren, die zu nichts
taugten, zu verstehen...
Er rief die rohen Araber, die voller Hochmut und Dunkel
waren und deren Leben mehr oder weniger aus Blutvergießen und
Wegelagerei bestand, zu Nächstenliebe, Nachsicht und
Gerechtigkeit auf. Sie aber wussten in ihrer Selbstherrlichkeit
und Torheit zunächst nichts anderes, als nun ihrerseits gegen
das Wort des Erhabenen und Einzigen Gottes zu Felde zu ziehen.
Sie setzten ihre ganze Kraft dahinein, das Licht der
göttlichen Rechtleitung zur Erlöschen zu bringen. Auf welche
Weise auch immer. Wollten mit ihm “konkurrieren”. Niemals aber
waren sie in diesem ihrem Streben erfolgreich und erreichten
nichts als Verdruss und Resignation.
In der ersten Zeit nach der Bi’tat, das heißt der Ernennung
Hadrat Muhammads (s.) zum Propheten, suchte “Walid”, ein
für seine Redekunst und sein sprachwissenschaftliches Können
bekannter Araber, den Gesandten Gottes auf. Hadrat Muhammad (s.)
rezitierte einige Verse aus der Sure 32, Sadschdah.
Walid, ein von sich und seinem Können überzeugter Mann,
hörte aufmerksam zu, bis der Gesandte Gottes mit jenem Vers
begann, in dem es heißt:
(arabisch, nur in der Printversion)
Als er diese Ayah rezitiert hatte, überkam Walid ein
schweres Zittern. Er sank bewusstlos in sich zusammen. Die
Sitzung wurde abgebrochen und die Anwesenden verstreuten
sich...
Nach dieser Vorfall gingen einige der arabischen
Gesellschaft zu Walid und jammerten:” Du hast uns vor Muhammad
blamiert. Wir haben unser Image verloren.”
“Nein”, entgegnete Walid. “Ihr wisst recht gut, dass ich mich
vor niemandem fürchte, auch von niemandem etwas will und mich
mit keinerlei Absichten trage. Und ihr wisst, dass ich ein guter
Redner und Sprachexperte bin. Das aber, was Muhammad vortrug,
ist in keinster Weise mit dem, was wir reden, zu vergleichen.
Es waren Worte voller Anmut und Grazie. Betörend schön und zu
Herzen gehend. Ihr Versmaß und ihre Harmonie sind
unnachahmbar, ganz abgesehen davon, dass sie außerordentlich
aussagstark sind. Und wenn ihr unbedingt wollt, dass ich die
Worte Muhammads beurteile, so kann ich es auf die Schnelle
nicht. Drei Tage lasst mir Zeit, um darüber nachzudenken.”
Als sie nach drei Tagen Walid erneut aufsuchten, sagte er:
“Muhammad ist ein Zauberer, ein Magier, der die Herzen in
seinen Bann zieht.’
Als die Götzendiener diese Antwort hörten, bezeichneten sie
folglich auch den Koran als Zauberei und Trugwerk und
vermieden es nunmehr konsequent, seinen Worten zu lauschen.
Auch ihren Angehörigen und Dienstkräften untersagten sie es,
und bisweilen, wenn Hadrat Muhammad (s.) in der Heiligen
Moschee Koranverse rezitierte, erhoben sie ihre Stimmen,
sangen laut oder klatschten in die Hände, damit niemand ihn
hören konnte. Dennoch..., da sie bereits den Klang der Worte
des Heiligen Koran, der ihre Herzen höher schlagen ließ,
vernommen hatten, nutzten sie die Stille und Dunkelheit der
Nacht und gingen hinter das Haus Hadrat Muhammads (s.),
um von dort aus seinen Koranrezitationen zu lauschen. Leise
und verstohlen raunten sie sich’ dann zu: Das können niemals
die Worte eines Menschen sein...
Der Erhabene Gott weist im 47. Vers der Sure 17,Assra , auf
diesen Punkt hin und sagt:
Wir wissen sehr gut, mit welchen Ohren sie deinen
Rezitationen (Talawat) zuhören, Und wir wissen sehr gut, dass
diese Übeltäter sich anschließend zuraunen: Dieser Muhammad
ist ein Magier...
Hin und wieder, wenn der Prophet bei der Ka’ba den Koran
rezitierte und mit den Leuten über den Einzigen und
Allmächtigen Gott sprach , huschten die Redekünstler der
Araber gebückt an ihm vorüber , um nicht von ihm gesehen und
erkannt zu werden .
Im 5. Vers der Sure 11 Hud, spricht Gott hierüber:
...sie bückten sich, um vom Gesandten Gottes nicht gesehen
zu werden.