Das ABC des Islam
Das ABC des Islam

von

Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

 

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Nach Wissen Streben

Das Wissen besser ist als Unwissen steht außer Frage. Das, was den Menschen über das Tier hinaushebt, sind seine Verstandeskraft und sein Wissen. Das Tier dagegen verfügt - seiner Schöpfung entsprechend - über konstante Instinkte, die dafür sorgen, dass es seinen Bedürfnissen gerecht wird. Es kennt keine “Hoffnung auf Fortschritt” in dem Sinne und kann sich und anderen nicht neue Tore zu einer “höheren Entwicklung” eröffnen. Es lebt sozusagen in seinem “althergebrachten, gleichen Trott”...

Allein dem Menschen ist es aufgrund seiner Geisteskraft gegeben, täglich zu neuem und erweitertem Wissen zu kommen. Durch die Erforschung der Gesetze der Natur als auch metaphysischer Erkenntnisse ist er in der Lage, seinem materiellen als auch geistigen Leben ständig neue, wertvolle Impulse zu geben und zu intensiverem Erblühen zu verhelfen. Mit dem, was er aus der Vergangenheit gelernt und dem Wissen, das er erworben hat, vermag er den Grundstein zu seiner und seiner Gesellschaft Zukunft zu legen.

Der Islam ruft - eindringlicher als sämtliche alten und neuen Gesellschaftsordnungen und mehr als alle anderen Religionen - dazu auf, Wissen zu erwerben. Um eine gesunde und blühende Kultur begründen und erreichen zu können, ist es einem jeden Menschen - ob Frau oder Mann- eine Pflicht, zu lernen und sich um Wissen zu bemühen. Viele Riwayat sind uns hierzu von dem Gesandten Gottes als auch unseren Imamen überliefert worden.

Prophet Muhammad (s.) mahnte:

Nach Wissen zu streben ist einen jeden Mann und jeder Frau zur Pflicht gesetzt.

In diesem Ahadit ist Voll Wissen ganz allgemein die Rede. Von einem Wissen, das sämtliche Wissensgebiete miteinschließt. Beide, Mann und Frau, gleich welchen Alters, haben sich um Kenntnisse zu bemühen. Der Islam appelliert an alle - ausnahmslos - hinzuzulernen, zu studieren und bis ins hohe Alter hinein sein Wissen zu erweitern. Keinesfalls sagt er, dass Lernen, Studieren und Wissenserwerb einem bestimmten Geschlecht oder einer besonderen Altersstufe vorbehalten seien.

Der Gesandte Gottes (s.) mahnte:

Von der Wiege bis zum Grabe bemüht euch, Wissen zu erwerben.

Für sämtliche gottesdienstlichen Handlungen - wie Gebet, Fasten, Hag u.a. - gibt es zeitliche Bedingungen. Das heißt, Voraussetzung dazu ist die notwendige Reife des Betreffenden. Nur wer religionsrechtlich als “gereift” verstanden wird, ist zu diesen gottesdienstlichen Aufgaben verpflichtet. Für den, der diese “Volljährigkeit” noch nicht erreicht hat, besteht auch keine diesbezügliche Pflicht.

Etliche religiöse Aufgaben fallen beispielsweise in der Kinderzeit und einige auch im Alter fort. Lernen und Wissen zu erwerben jedoch betrifft eine Angelegenheit bzw. Aufgabe, von der der Mensch schon ab jenem Tag, da er geboren wird bis zu seinem Tod - das heißt in allen Lebensphasen - betroffen ist.

Mit anderen Worten: Sein ganzes Leben lang hat der Muslim zu lernen und zu studieren. Dazu verpflichtet ihn seine Religion. Tag für Tag hat er sein Wissen zu vertiefen und zu erweitern.

In diesem Zusammenhang folgende Worte Prophet Muhammad (s.):

Strebt nach Wissen , und wenn ihr dazu nach China müsstet...

Und mit einem anderen seiner Worte gibt er uns zu verstehen:

Wissen und Erkennen sind ein Wert, nachdem der Gläubige zu streben hat..., und wenn er dazu nach China (bzw. dem entferntliegendsten Ort) müsste.

Demgemäß ist also der Muslim verpflichtet , ständig hinzuzulernen und sein Wissen zu erweitern. Selbst wenn er dazu weite Reisen unternehmen müsste. Kurz er hat sich , auch wenn es noch so mühselig ist, anzustrengen, um diese Kostbarkeit -nämlich immer tieferes, umfangreicheres Wissen - zu erreichen.

Auch dieses Zitat ist von dem Gesandten Gottes:

Ein Muslim hat nach Wissen und Erkenntnis zu streben. Dorthin, wo er es finden kann, hat er zu gehen und es zu erwerben. Die einzige Bedingung, die an dieses Gebot geknüpft ist, lautet:

Das Wissen, dass man erwerben möchte, hat gut und recht und dem Gesellschaftswohl dienlich zu sein.

Der Islam betont mit Nachdruck, dass sich der Mensch zu bemühen hat, die Geheimnisse der Welt der Schöpfung zu erkennen . Das er über die Himmel, die Erde, die Natur, den Menschen, die Geschichte der Völker, die segensreichen und menschheitsfordernden Wissensgebiete (u.a. Natur- und Geisteswissenschaften, Mathematik, Philosophie etc.) nachdenkt. Doch nicht nur das, auch über eine rechte Moral und theologische bzw. religiöse Themen hat er Bescheid zu wissen, einschließlich der göttlichen Weisungen. Zudem..., gewerbliches , handwerkliches , technisches oder kaufmännisches Können etc. muss er sich aneignen, um seinem Erdenleben eine wirtschaftliche Basis zu ermöglichen.

Kurz..., Wissen und Kenntnis wird im Islam hohe Bedeutung beigemessen. Der Prophet legte großen Wert darauf, dass die Menschen aus Torheit und Ahnungslosigkeit herausfanden. In diesem Zusammenhang folgende Begebenheit:

Als seinerzeit, im Kriege Badr, etliche aus den Reihen der Götzendiener in die Hände der Muslime fielen, ordnete der Prophet an, dass sie auf freien Fuß gesetzt wurden, falls sie ein hohes Lösegeld zahlten. Lediglich jene unter den Gefangenen, die des Lesens und Schreibens mächtig waren, waren von der Zahlung des Lösegeldes befreit, so sie - ein jeder - zehn Muslimen Lesen und Schreiben beibrachten.

Die erste “Schule für Erwachsene”, in der diese Lesen und Schreiben lernten..., eine Ehre, die die Muslime für sich verbuchen können. Ganz abgesehen davon, dass dieses Vorgehen des Propheten beispiellos in der gesamten Menschheitsgeschichte ist. Statt des üblichen Lösegeldes bzw. materiellen Kriegsgewinns wollte der Prophet die Unterrichtung der Muslime - der Kinder als auch Erwachsenen - in Lesen und Schreiben. Nie zuvor und nie danach hat ein Herrscher, der einen Sieg für sich und sein Land verbuchen konnte, einen solchen “Tausch” - nämlich die Unterweisung seiner Leute in Lesen und Schreiben statt Lösegeld und Kriegsgewinn - vorgeschlagen. Jedenfalls wurde niemals über derartiges berichtet...

Der Prophet suchte persönlich - in Begleitung versierter Lehrer - die Schulen auf und ließ die Schüler testen, um ihren Bildungsstand festzustellen. Wer Fortschritte vorweisen konnte, wurde von ihm besonders gelobt.

Ein Historiker schrieb:

Eine Frau namens “Al Schafa”, die in der vorislamischen Zeit schon des Lesens und Schreibens mächtig war, lehrte die Frauen des Gesandten Gottes das Lesen und Schreiben, weshalb sie von Hadrat Muhammad (s.) gelobt und gewürdigt wurde.

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