Nach Wissen Streben
Das Wissen besser ist als Unwissen steht außer Frage. Das,
was den Menschen über das Tier hinaushebt, sind seine
Verstandeskraft und sein Wissen. Das Tier dagegen verfügt -
seiner Schöpfung entsprechend - über konstante Instinkte, die
dafür sorgen, dass es seinen Bedürfnissen gerecht wird. Es
kennt keine “Hoffnung auf Fortschritt” in dem Sinne und kann
sich und anderen nicht neue Tore zu einer “höheren
Entwicklung” eröffnen. Es lebt sozusagen in seinem
“althergebrachten, gleichen Trott”...
Allein dem Menschen ist es aufgrund seiner Geisteskraft
gegeben, täglich zu neuem und erweitertem Wissen zu kommen.
Durch die Erforschung der Gesetze der Natur als auch
metaphysischer Erkenntnisse ist er in der Lage, seinem
materiellen als auch geistigen Leben ständig neue, wertvolle
Impulse zu geben und zu intensiverem Erblühen zu verhelfen.
Mit dem, was er aus der Vergangenheit gelernt und dem Wissen,
das er erworben hat, vermag er den Grundstein zu seiner und
seiner Gesellschaft Zukunft zu legen.
Der Islam ruft - eindringlicher als sämtliche alten und
neuen Gesellschaftsordnungen und mehr als alle anderen
Religionen - dazu auf, Wissen zu erwerben. Um eine gesunde und
blühende Kultur begründen und erreichen zu können, ist es
einem jeden Menschen - ob Frau oder Mann- eine Pflicht, zu
lernen und sich um Wissen zu bemühen. Viele Riwayat sind uns
hierzu von dem Gesandten Gottes als auch unseren Imamen
überliefert worden.
Prophet Muhammad (s.) mahnte:
Nach Wissen zu streben ist einen jeden Mann und jeder Frau
zur Pflicht gesetzt.
In diesem Ahadit ist Voll Wissen ganz allgemein die Rede.
Von einem Wissen, das sämtliche Wissensgebiete miteinschließt.
Beide, Mann und Frau, gleich welchen Alters, haben sich um
Kenntnisse zu bemühen. Der Islam appelliert an alle -
ausnahmslos - hinzuzulernen, zu studieren und bis ins hohe
Alter hinein sein Wissen zu erweitern. Keinesfalls sagt er,
dass Lernen, Studieren und Wissenserwerb einem bestimmten
Geschlecht oder einer besonderen Altersstufe vorbehalten
seien.
Der Gesandte Gottes (s.) mahnte:
Von der Wiege bis zum Grabe bemüht euch, Wissen zu
erwerben.
Für sämtliche gottesdienstlichen Handlungen - wie Gebet,
Fasten, Hag u.a. - gibt es zeitliche Bedingungen. Das heißt,
Voraussetzung dazu ist die notwendige Reife des Betreffenden.
Nur wer religionsrechtlich als “gereift” verstanden wird, ist
zu diesen gottesdienstlichen Aufgaben verpflichtet. Für den,
der diese “Volljährigkeit” noch nicht erreicht hat, besteht
auch keine diesbezügliche Pflicht.
Etliche religiöse Aufgaben fallen beispielsweise in der
Kinderzeit und einige auch im Alter fort. Lernen und Wissen zu
erwerben jedoch betrifft eine Angelegenheit bzw. Aufgabe, von
der der Mensch schon ab jenem Tag, da er geboren wird bis zu
seinem Tod - das heißt in allen Lebensphasen - betroffen ist.
Mit anderen Worten: Sein ganzes Leben lang hat der Muslim
zu lernen und zu studieren. Dazu verpflichtet ihn seine
Religion. Tag für Tag hat er sein Wissen zu vertiefen und zu
erweitern.
In diesem Zusammenhang folgende Worte Prophet Muhammad (s.):
Strebt nach Wissen , und wenn ihr dazu nach China
müsstet...
Und mit einem anderen seiner Worte gibt er uns zu
verstehen:
Wissen und Erkennen sind ein Wert, nachdem der Gläubige zu
streben hat..., und wenn er dazu nach China (bzw. dem
entferntliegendsten Ort) müsste.
Demgemäß ist also der Muslim verpflichtet , ständig
hinzuzulernen und sein Wissen zu erweitern. Selbst wenn er
dazu weite Reisen unternehmen müsste. Kurz er hat sich , auch
wenn es noch so mühselig ist, anzustrengen, um diese
Kostbarkeit -nämlich immer tieferes, umfangreicheres Wissen -
zu erreichen.
Auch dieses Zitat ist von dem Gesandten Gottes:
Ein Muslim hat nach Wissen und Erkenntnis zu streben.
Dorthin, wo er es finden kann, hat er zu gehen und es zu
erwerben. Die einzige Bedingung, die an dieses Gebot geknüpft
ist, lautet:
Das Wissen, dass man erwerben möchte, hat gut und recht und
dem Gesellschaftswohl dienlich zu sein.
Der Islam betont mit Nachdruck, dass sich der Mensch zu
bemühen hat, die Geheimnisse der Welt der Schöpfung zu
erkennen . Das er über die Himmel, die Erde, die Natur, den
Menschen, die Geschichte der Völker, die segensreichen und menschheitsfordernden Wissensgebiete (u.a. Natur- und
Geisteswissenschaften, Mathematik, Philosophie etc.)
nachdenkt. Doch nicht nur das, auch über eine rechte Moral und
theologische bzw. religiöse Themen hat er Bescheid zu wissen,
einschließlich der göttlichen Weisungen. Zudem...,
gewerbliches , handwerkliches , technisches oder
kaufmännisches Können etc. muss er sich aneignen, um seinem
Erdenleben eine wirtschaftliche Basis zu ermöglichen.
Kurz..., Wissen und Kenntnis wird im Islam hohe Bedeutung
beigemessen. Der Prophet legte großen Wert darauf, dass die
Menschen aus Torheit und Ahnungslosigkeit herausfanden. In
diesem Zusammenhang folgende Begebenheit:
Als seinerzeit, im Kriege Badr, etliche aus den Reihen der
Götzendiener in die Hände der Muslime fielen, ordnete der
Prophet an, dass sie auf freien Fuß gesetzt wurden, falls sie
ein hohes Lösegeld zahlten. Lediglich jene unter den
Gefangenen, die des Lesens und Schreibens mächtig waren, waren
von der Zahlung des Lösegeldes befreit, so sie - ein jeder -
zehn Muslimen Lesen und Schreiben beibrachten.
Die erste “Schule für Erwachsene”, in der diese Lesen und
Schreiben lernten..., eine Ehre, die die Muslime für sich
verbuchen können. Ganz abgesehen davon, dass dieses Vorgehen
des Propheten beispiellos in der gesamten
Menschheitsgeschichte ist. Statt des üblichen Lösegeldes bzw.
materiellen Kriegsgewinns wollte der Prophet die Unterrichtung
der Muslime - der Kinder als auch Erwachsenen - in Lesen und
Schreiben. Nie zuvor und nie danach hat ein Herrscher, der
einen Sieg für sich und sein Land verbuchen konnte, einen
solchen “Tausch” - nämlich die Unterweisung seiner Leute in
Lesen und Schreiben statt Lösegeld und Kriegsgewinn -
vorgeschlagen. Jedenfalls wurde niemals über derartiges
berichtet...
Der Prophet suchte persönlich - in Begleitung versierter
Lehrer - die Schulen auf und ließ die Schüler testen, um ihren
Bildungsstand festzustellen. Wer Fortschritte vorweisen
konnte, wurde von ihm besonders gelobt.
Ein Historiker schrieb:
Eine Frau namens “Al Schafa”, die in der vorislamischen
Zeit schon des Lesens und Schreibens mächtig war, lehrte die
Frauen des Gesandten Gottes das Lesen und Schreiben, weshalb
sie von Hadrat Muhammad (s.) gelobt und gewürdigt wurde.