Das ABC des Islam
Das ABC des Islam

von

Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

 

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Über das Verhalten des Propheten

Das, was der Religion, die der Gesandte Gottes verkündete, zugrunde liegt und was er als Quell zum Glück des Menschen verstand, war das Grundsätzliche, Eigentliche, von dem alles abhängt. Mit anderen Worten: ‘Tawhid”.

Das heißt: Derjenige, der die Welten erschuf und dem allein Anbetung gebührt, ist der Eine, Einzige Gott. Niemand anders außer Ihm - Allah - ist zu huldigen. Nur Er ist anzubeten und zu lobpreisen. Das aber bedeutet, dass es in der menschlichen Gesellschaft - so nach dem Tawhid-Prinzip vorgegangen wird - Diskriminierung nicht geben darf und kann. Alle sind Brüder..., gleichwertig. Niemandem ist bedingungsloser Gehorsam entgegenzubringen ais einzig und allein Gott.

Wie Gott im 63. Vers der Sure 3, Ale-Imran, spricht:

Sprich: O Volk der Schrift! Kommt und lasst uns in einem, das euch und uns gegeben ist , einig sein. Nämlich, dass wir niemanden als nur den Einzigen Gott, den Schöpfer und Erhalter der Welten anbeten und Ihm keine weitere Gottheit beisetzen. Das nicht die einen von uns andere aus unseren Reihen als unumschränkte Herren und Gebieter betrachten und ihnen absolut gehorchen und dienen!

Hadrat Muhammad (s.) wollte den Tawhid-Glauben verbreiten. Das war sein Ziel. Und so lud er mit zu Herzen gehenden Worten und seinem freundlichen Verhalten zum Ein-Gott-Bekennen ein..., anhand überzeugender Argumente. Auch seine Gefährten wies er an, in der gleichen Weise vorzugehen. Diesbezüglich lesen wir im 108. Vers der Sure 12, Yussuf:

Sprich : Ich lade die Menschen zu Gott ein, und zwar so, dass sie meine Botschaft wirklich verstehen und akzeptieren können. Und jene, die mir folgen, gehen ebenso vor.

Hadrat Muhammad (s.a.a.s) betrachtete alle Menschen als gleichwertig und als Brüder. Dementsprechend verhielt er sich und handelte er. Bei der Durchführung der göttlichen Gebote und Regelungen (auch der strafrechtlichen) machte er niemals Unterschiede. Das göttliche Maß und Gesetz galt für alle. Diskriminiert bzw. bevorzugt wurde niemand. Verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen ließ er bei Beurteilungen und Entscheidungen nicht gelten.

Ob jemand arm war oder reich, angesehen oder nicht schwach oder stark, schwarz oder weiß etc. war völlig bedeutungslos, wenn es darum ging, Gerechtigkeit walten zu lassen.

Einem jeden sprach er das zu, was das göttliche Gesetz, das Gesetz der Religion, forderte und erwartete. Er sagte:

Und wenn meine Tochter Fatimah, die mit das Liebste auf Erden ist, sich des Diebstahls schuldig machte, so ließe ich ihr die Hand abschlagen..

Niemand hatte das Recht, seinen Mitmenschen Befehle zu erteilen, über sie zu bestimmen oder ihnen Gewalt anzutun.

Das Gesetz musste eingehalten werden, ansonsten besaß die Bevölkerung volle Freiheit. (Allerdings..., und das durfte wohl einem jeden klar sein, Freiheit einem allgemeinen Gesetz gegenüber - welchem auch immer, nicht nur dem islamischen - kann es nicht geben, da ein Öffentliches Gesetz zu respektieren ist.

Im 158. Vers der Sure 7, A’taf, lesen wir:

Jene aus dein Volk der Schrift’ (AhI-ul-Kitab), die dem “Nabi Ami“ (des Lesens und Schreibens nicht kundigen Propheten) folgen, über den in ihren Buchern - Thora und Evangelium geschrieben steht..., er ist jener Prophet, der sie zu dem aufruft, was ihr reines, gottgebendes Wesen als gut erkennt und der ihnen das verwehrt, was es als nicht gut empfindet. Das, was rein und gut ist, erlaubt er ihnen und das, was schlecht und verderblich ist, untersagt er. Er, der sie von harten, schwierigen Sitten und Regelungen befreit und ihnen die Ketten nimmt, von denen sie gefesselt waren. Wer ihm glaubt und ihn akzeptiert, wer dem Licht, das ihm hinabgesandt ward (Koran) folgt, ist errettet. 0 Prophet, sag den Menschen: Gott hat mich zu euch geschickt . Und das , zu was mich Gott aufgerufen hat , werde ich unter euch praktizieren.

An diese göttliche Weisung, an das Prinzip “Gleichberechtigung in der Gesellschaft bzw. soziale Gerechtigkeit’ hielt sich Hadrat Muhammad (s.) konsequent, weshalb er beispielsweise für sich selbst niemals Privilegien und dergleichen akzeptierte bzw. in Anspruch nahm. Wer ihn nicht kannte, wusste nicht, wer von den Anwesenden einer Versammlung, an der Hadrat Muhammad (s.) teilnahm, der Prophet war. Denn niemals setzte sich der Gesandte Gottes auf einen ‘Ehrenplatz, sondern er saß inmitten der anderen..., schlicht und bescheiden wie die Einfachsten der Gesellschaft.

Er half im Haushalt mit, empfing einen jeden, der zu ihm kam, persönlich und lauschte aufmerksam dessen Worten.

Ging er auf Reisen, so geschah es ohne jeglichen Aufwand, ohne ein besonderes bzw. offizielles Protokoll. Er reiste wie die übrigen auch.

Mit finanziellen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, half er im wesentlichen Bedürftigen aus ihrer Not. Nur einen sehr geringen Teil davon verwendete er in eigener Sache, um die notwendigsten Ausgaben seines privaten Lehens davon zu bestreiten. Doch selbst darauf verzichtete er häufig, um Notleidenden unter die Arme zu greifen. Er sparte sich den Bissen vom Munde ab, um denen zu geben, die hungrig waren..., er hungerte mit den Hungrigen, lebte wie die Ärmsten der Gesellschaft und setzte sich zu ihnen.

Nichts unterließ er, um den Entrechteten zu ihrem Recht zu verhelfen. Dafür setzte er sich ein. Wenn es jedoch um seine persönlichen Angelegenheiten ging, so war er voller Nachsicht und Verzicht.

Erinnern wir uns: Als nach der Eroberung Mekkas die Großen der Quraisch zu ihm kamen, verhielt er sich gütig und verzeihend, obgleich sie ihm vor seiner Auswanderung nach Medina hart zugesetzt, ihm Leben und Wirken schwer gemacht und auch danach mit Intrigen, Angriffen und Komplotts gegen ihn gearbeitet hatten. Kein scharfes Wort sprach er zu ihnen, er verzieh ihnen allen.

Bei Freund und Feind war er bekannt für seine hohe Tugend und edle Gesinnung. Sein gutes, wohlwollendes und feines Verhalten, seine Freundlichkeit, Großherzigkeit, seine Bescheidenheit, Gute, Noblesse und Geduld waren sprichwörtlich und beispiellos.

Einen jeden, dem er begegnete - ob Mann, Frau oder Kind - grüßte er zuerst.

Einer seiner Gefährten bat ihn, sich ihm zu Füßen werfen zu dürfen. Der Prophet sprach: Was sagst du da? Das sind Methoden, derer sich Könige und Fürsten bedienen. Ich aber bin Prophet und Diener Gottes.

Von dem Tage an, da Gott ihn aussandte, um die Menschheit rechtzuleitend und ihr die göttliche Botschaft zu verkünden, bemühte er sich unermüdlich darum, seiner prophetischen Mission gerecht zu werden. In den dreizehn Jahre nach seiner Ernennung zum Propheten, die er in Mekka unter größten Schwierigkeiten und Repressalien, die ihm seitens der Götzendiener widerfuhren, verbrachte, beschäftigte er sich mit nichts anderem als der Verkündigung der Lehre Gottes, des Islam.

Und ebenfalls in den zehn Jahren nach seiner Emigration setzte er sich ohne Unterlass für die Aufklärung über den Einzigen Gott, sein Wort sowie die Durchführung und Verbreitung der islamischen Gesetze ein. Trotz all der Harten, denen er und die Muslime ausgesetzt waren, trotz all der Probleme und Komplikationen, die die Feinde Gottes heraufbeschworen, trotz der Sabotageakte, die aus dem Lager der. Juden und Munafiqan kamen. Ganz abgesehen von den mehr als achtzig militärischen Auseinandersetzungen mit den Feinden, die er und die Muslime zu bewältigen hatten.

Doch nicht nur das. Die Führung der muslimischen Gesellschaft und Verwaltung ihrer Angelegenheiten bzw. des gesamten islamischen Herrschaftsbereiches - der sich inzwischen über die gesamte arabische Halbinsel erstreckte - oblag ihm. Sogar um individuelle Probleme seiner Glaubensgeschwister kümmerte er sich persönlich.

Was seine Couragiertheit und Kühnheit betraf, soviel: Er war so beherzt, dass er sich in einer Zeit und Gesellschaft, in der rohe Gewalt, Unrecht und Torheit das Zepter führten, erhob und trotz aller Widerstände und Drohungen die Religion Gottes verkündete. Unerschrocken und unermüdlich. Rohheiten und Verfolgung vermochten ihn nicht zu hindern bzw. Zaudern und Schwäche in ihm hervorzurufen. Dieses und auch die Tatsache, dass er niemals, in keinem Gefecht, vor dem Feind die Flucht ergriff, dürften genügen, um sich ein Bild von seinem Mut und seiner Tapferkeit machen zu können.

Auch folgendes soll nicht ungesagt bleiben: Hadrat Muhammad (s.) war außerordentlich reinlich und achtete auf ein gepflegtes Aussehen. Hygiene und

Sauberkeit zu wahren, verstand und bezeichnete er als Zeichen wahren Glaubens an Gott. Er sagte:

Reinlichkeit und Reinheit sind Zeichen des Glaubens...

Darüber hinaus, dass er reinlich war, achtete er auf ordentliche, d.h. heile, saubere Kleidung und liebte es, sich mit Wohlgerüchen zu umgeben. Mit anderen Worten:

Reinlich, in sauberer gepflegter Kleidung, wohlduftend als auch sich wohlverhaltend begegnete er den Mitmenschen.

Sein Wohlverhalten und adrettes Äußere behielt er sein ganzes Leben lang bei. Er war bescheiden, dezent und bediente sich - wie gesagt - niemals irgendwelcher Privilegien und “Protokolls”, die seinen hohen gesellschaftlichen Stand und Rang gekennzeichnet hätten.

Während seines gesamten Erdendaseins hat Hadrat Muhammad (s.) niemals jemanden gekränkt oder verunglimpft. Überflüssige bzw. sinnlose Reden führte er nicht, und wenn er lachte, geschah es niemals lauthals und schallend. Er liebte es, nachzudenken und hörte den Worten eines jeden aufmerksam zu..., sei es, dass jemand eine Bitte äußerte, sich beschwerte oder sonst was auf dem Herzen hatte. Nie waren seine Antworten unüberlegt, schroff oder ungeduldig. Niemals unterbrach er die Rede eines anderen und verwehrte niemandem, frei zu sprechen. Irrte sich jemand, so machte er ihn in feiner, niemals verletzender Art darauf aufmerksam.

Hadrat Muhammad (s.) war überaus gütig, freundlich und mitfühlend. Es tat ihm weh, wenn jemand litt, doch..., wenn es galt, Verbrechen und Unrecht. zu ahnden, erlag er seiner “Weichherzigkeit” nicht, sondern ging gerecht und konsequent vor. Und wie bereits erwähnt: Bei der Durchführung des Gesetzes machte er keinerlei Unterschiede zwischen den Betroffenen.

Als einmal jemand der Ansar bestohlen wurde, standen zwei Männer - ein Jude und ein Muslim - unter Verdacht. Viele der Ansar bedrängten den Propheten, den Juden zu verurteilen. Es ging ihnen um das Ansehen der Muslime, insbesondere der Ansar. Abgesehen davon stellte die Feindseligkeit, die die Juden gegen die islamische Ummah hegten, ein offenes Geheimnis dar. Der Prophet aber, der den Muslim für schuldig befand, ging auf das Drängen der Ansar nicht ein, er stellte sich ganz offenkundig auf die Seite des Juden - da dieser unschuldig war - und ließ den Muslim für sein Vergehen bestrafen.

Als Hadrat Muhammad (s.) zu Beginn des Krieges “Badr” die Reihen des muslimischen Heeres abschritt, stieß er auf einen Soldaten, der ein wenig außerhalb seiner Reihe stand. Er drückte ihn mit seinem Stab zurück, damit er in Reih und Glied mit den übrigen Kämpfern zu stehen kam. Der Soldat wand ein: “0 Gesandter Gottes, du hast mir mit deinem Stab wehgetan.

Prophet Muhammad (s.) drückte ihm daraufhin seinen Stab in die Hand, schob sein Gewand zur Seite und sprach: “Vergilt es nun!” Der Mann trat hervor, küsste den Leib des Propheten und sprach: “Ich weiß, dass ich in diesem Gefecht fallen werde. Aber ich wollte dich, bevor ich den Tod finde, berühren. Datum trat ich aus meiner Reihe hervor...” Er focht kühn und kraftvoll gegen den Feind..., bis zum Schahadat.

Prophet Muhammad (s.) unterstützte stets die Schwachen und Unterdrückten. Seine Gefährten wies er an, ihn die Bedürfnisse, Wünsche und Klagen der Schwächeren der Gesellschaft wissen zu lassen, damit ihnen geholfen werden könne. Und er ermahnte sie, dieser seiner Anordnung gewissenhaft nachzukommen.

Es wird überliefert, dass seine letzten Worte eine Ermahnung im Zusammenhang mit Unfreien und den Frauen betrafen, die er der “Ummah” ganz besonders anempfahl. Gottes Friedens- und Segensgruß sei mit ihm und seiner edlen Familie.

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